REDE DES
COMANDANTE EN JEFE AUF DER KONFERENZ DER VEREINTEN NATIONEN ÜBER UMWELT UND
ENTWICKLUNG AM 12. JUNI
(Stenographische Version des
Staatsrats)
Geehrter Herr Präsident von Brasilien, Fernando
Collor de Mello!
Geehrter Herr Generalsekretär der Vereinten
Nationen, Butros Ghali!
Exzellenzen!
Eine bedeutende biologische
Gattung ist aufgrund der schnellen und fortschreitenden Beseitigung ihrer
natürlichen Lebensbedingungen vom Aussterben bedroht: der Mensch.
Wir werden uns jetzt dieses
Problems bewusst, wo es fast zu spät ist, es zu verhindern.
Es muss darauf
verwiesen werden, dass die Konsumgesellschaften die Hauptverantwortlichen für
die grauenhafte Vernichtung der Umwelt sind. Sie entstanden aus den ehemaligen
Kolonialmetropolen und der imperialen Politik, die ihrerseits die
Rückständigkeit und die Armut verursachten, welche heute die immense Mehrheit
der Menschheit geißeln. Sie verbrauchen zwei Drittel des Metalls und drei
Viertel der Energie, die auf der Welt erzeugt werden, obwohl sie nur 20 Prozent
der Weltbevölkerung darstellen. Sie haben die Meere und Flüsse vergiftet, die
Luft verschmutzt, die Ozonschicht geschwächt und Löcher in ihr verursacht,
haben die Atmosphäre mit Gasen angereichert, die die klimatischen Bedingungen
beeinträchtigen, was katastrophale Auswirkungen hat, die wir schon zu spüren
beginnen.
Die Wälder
verschwinden, die Wüsten weiten sich aus, Milliarden Tonnen fruchtbarer Erde
enden jährlich im Meer. Zahlreiche Arten sterben aus. Der aus dem Bevölkerungszuwachs
resultierende Druck und die Armut führen zu verzweifelten Anstrengungen, um
selbst auf Kosten der Natur zu überleben. Man kann dafür nicht die Länder der
Dritten Welt beschuldigen, die gestern Kolonien waren und heute durch die
ungerechte Weltwirtschaftsordnung ausgebeutete und ausgeplünderte Nationen
sind.
Die Lösung kann
nicht sein, die Entwicklung jener zu verhindern, die sie am meisten brauchen.
Wahr ist, dass alles das, was heute zur Unterentwicklung und zur Armut
beiträgt, ein offenkundiges Attentat auf die Ökologie ist. Zig Millionen
Männer, Frauen und Kinder sterben infolge dessen jährlich in der Dritten Welt,
mehr als in jedem der beiden Weltkriege. Der ungleiche Austausch, der
Protektionismus und die Auslandsverschuldung greifen die Ökologie an und
fördern die Zerstörung der Umwelt.
Wenn man die
Menschheit vor dieser Selbstzerstörung retten will, müssen die Reichtümer und
die verfügbaren Technologien des Planeten besser verteilt werden. Weniger Luxus
und weniger Verschwendung in einigen wenigen Ländern, damit weniger Armut und
weniger Hunger in großen Teilen der Erde herrschen. Schluss mit dem Transfer
von Umwelt zerstörenden Lebensstilen und Konsumgewohnheiten in die Dritte Welt.
Das menschliche Leben muss rationaler werden. Es muss eine gerechte
internationale Wirtschaftsordnung durchgesetzt werden. Alle notwendigen
wissenschaftlichen Forschungen sollen für eine nachhaltige Entwicklung ohne
Umweltverschmutzung eingesetzt werden. Es soll die Umweltschuld bezahlt werden
und nicht die Auslandsschuld. Es soll der Hunger verschwinden und nicht der
Mensch.
Jetzt, wo die
angebliche Bedrohung durch den Kommunismus nicht mehr da ist, und keine
Vorwände für kalte Kriege, Wettrüsten und Militärausgaben bleiben, was hindert
daran, diese Mittel sofort dafür einzusetzen, die Entwicklung der Dritten Welt
zu fördern und die Gefahr der ökologischen Zerstörung des Planeten zu
bekämpfen?
Schluss mit dem Egoismus, Schluss mit dem
Vorherrschaftsbestreben, Schluss mit der Gefühllosigkeit, der Unverantwortlichkeit
und dem Betrug. Morgen wird es zu spät sein für das, was wir schon lange
gemacht haben müssten.
Danke.
(Ovation)