REDE DES COMANDANTE EN JEFE FIDEL CASTRO RUZ, ERSTER SEKRETÄR DES ZENTRALKOMITEES DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI KUBAS UND VORSITZENDER DES STAATSRATS UND DES MINISTERRATS, GEHALTEN ANLÄSSLICH DER GEDENKFEIER DES 47. JAHRESTAGS DES STURMS AUF DIE MONCADA-KASERNE AM 26. JULI 1953 AUF DER PLAZA PROVISIONAL DE LA REVOLUCIÓN IN PINAR DEL RÍO. 5. AUGUST 2000.

Bürger von Pinar del Río,

Landsleute in ganz Kuba,

sehr geehrte Gäste,

im Nachbarimperium stehen Wahlen an. Es ist bereits bekannt, welche die Kandidaten für die Präsidentschaft der Regierung der Vereinigten Staaten, unseres verbissenen, arroganten und hochmütigen Gegners sind. Im harten und langwierigen Kampf für die Rückgabe des entführten Kindes konnten wir alle Anwärter auf dieses begehrte Amt kennenlernen. Es gab nicht einen einzigen, der die Rechte des Kindes und seines Vaters aus grundlegendem Anstand und Rechtsempfinden unterstützt hätte. Um die mageren Stimmen der kubanisch-amerikanischen Annexionsmafia zu fangen, und insbesondere deren reichhaltigen Geldmittel, unterstützten sie die Entführer oder ermunterten den Vater, einen bescheidenen, ehrlichen und unbestechlichen kubanischen Arbeiter, auf zynische Weise zur Fahnenflucht.

In jenem Land, wo es unter bestimmten historischen Umständen Kandidaten mit den tiefen Überzeugungen Lincolns gab, der Weisheit eines Staatsmannes wie Roosevelt in für sein Land und die Welt tatsächlich schwierigen Zeiten, oder der Ethik aufgrund aufrichtiger religiöser Überzeugungen eines Mannes wie Carter - der vielleicht gegenüber der galoppierenden Inflation aufgrund des Abenteuerkriegs in Vietnam und der Energiekrise ein besseres Los verdient hätte – entstanden Persönlichkeiten, die in- und außerhalb der Vereinigten Staaten auf großes Interesse gestoßen sind. Aber vielleicht standen sich in derart komplexen und chaotischen Zeiten, wie sie die Menschheit heute erlebt, niemals zwei so langweilige und fade Kandidaten gegenüber, ohne erprobte historische Erfahrung und solide Kriterien und Prinzipien. wie die, die heute um die Führung der Weltgroßmacht in einer einpoligen und globalisierten Welt streiten. Sie haben nicht einmal die ehrlichen Sorgen um bestimmte soziale Probleme, den intellektuellen Scharfsinn und die Bildung von Clinton, trotz dessen Wankens und Fehler.

Jedweder, der die Präsidentschaft erlangt, wird mit tödlichen Waffen umgehen und das nukleare Arsenal in seinen Händen halten und wird, noch viel mehr als ein Kaiser des antiken Roms, Herr über Krieg und Frieden in der Welt sein.

Wenn in den Vereinigten Staaten einer der Kandidaten die Mehrheit der Delegierten einer der großen Fraktionen des in diesem Land dominierenden politischen Systems für sich gewinnt, wofür sie Hunderte Millionen Dollar zu investieren pflegen, beginnt die Endphase des Wahlkampfes.

Zunächst kommt der Ritus, einen Vizepräsidenten zu finden. Er wird selbstverständlich vom Kandidaten ausgewählt, gemäß rein auf die Wahl bezogener taktischer und zweckmäßiger Gesichtspunkte. Danach kommt die pompöse Zeremonie der Bewerbung auf die Präsidentschaft und nichts weniger als ein angebliches Regierungsprogramm, das keinerlei Wert als Mandat oder ethische und politische Verhaltensregel besitzt. Meistens ist es ein einfacher Abriß von Gemütszuständen, Gruppeninteressen, Kompromissen, Posen und Sätzen zur Versüßung der Ohren der einen oder anderen Wählergruppe inmitten eines wilden Streits, bei dem jeder die Anschuldigungen beschwichtigen will, unangemessen liberal oder konservativ zu sein, deren sich beide Fraktionen gegenseitig bezichtigen. Niemand erwartet Aufrichtigkeit, Verantwortungsbewußtsein für das Land oder die Welt, oder ein Zeichen grundlegenden Wissens, wirklicher politischer Kultur und Bewußtseins für die ernsten Probleme, mit denen die Menschheit konfrontiert ist.

Jetzt ist gerade die sogenannte Republican Convention beendet worden, ausgerechnet in Philadelphia, Ort in der die berühmte Unabhängigkeitserklärung von 1776 bekanntgegeben wurde. Jene Sklavenbesitzer, die sich gegen den britischen Kolonialismus auflehnten, auch wenn sie das schändliche System der Sklaverei, das noch beinahe ein Jahrhundert andauerte, nicht abschufen - die Rassendiskriminierung ist noch immer tief in der US-amerikanischen Gesellschaft verwurzelt – waren letztendlich Träger vieler der fortschrittlichsten politischen Ideen jener Zeit.

Obwohl der bloße Gedanke, unter dem Bruch wichtiger internationaler Abkommen eine Raketenabwehr zu schaffen, vor kurzem die Weltöffentlichkeit erschütterte, hat die Republican Convention, die gerade in Philadelphia unter der Leitung ihres illustren Kandidaten zusammengetroffen war, als erstes die Absicht angekündigt, den Haushalt der Streitkräfte wesentlich aufzustocken, mit dem Ziel militärische Forschung, die Entwicklung und den Bau einer Raketenabwehr, die die gesamte Nation abdeckt, durchzuführen, mit einem Radarnetz, das feindliche Raketen, die auf dem Weg in Richtung des Territoriums der Vereinigten Staaten sind, aufspüren und mitten im Flug abschießen könnte.

Diejenigen, die so denken, sind nicht in der Lage zu verstehen, dass diese Politik zu totaler internationaler Ablehnung führen würde, einschließlich von Europa, und alle, die sich durch eine Strategie bedroht fühlen, die sie vor den Vereinigten Staaten entwaffnet, wie ein Magnet anziehen würde. Ein neues gefährliches und überteures Wettrüsten würde auf der Stelle losbrechen, und nichts könnte die Verbreitung von Nuklear- und anderer Massenvernichtungswaffen verhindern.

Die Autoren des Projekts wissen genau, dass etwas mehr als die Hälfte der US-Amerikaner, die noch verwirrt sind und über das komplexe Problem nicht ausreichend informiert sind, glauben, dass eine solche Lösung den Sicherheits- und Friedensinteressen des Landes am besten gerecht wird. Der republikanische Kandidat mit dieser extremen Position, dem Gegenteil jedes vernünftigeren und angemesseneren Vorschlags von Seiten seines Gegners, würde den Wählern als der starke, vorsorgliche und harte Mann gezeigt werden, den die Vereinigten Staaten angesichts jeder eingebildeten oder reellen Gefahr brauchen. Dies ist die gute Nachricht, mit der sie die Bewohner des Planeten von Philadelphia aus bescherten.

Was hat das nagelneue Programm besonders für Lateinamerika und die Karibik zu bieten? Es gibt einen vielsagende Satz, : "Das nächste US-amerikanische Jahrhundert muß ganz Lateinamerika mit einschließen.". Diese einfache Zeile bedeutet nichts anderes, als die Verkündung des Besitzanspruchs auf Lateinamerika und die Karibik.

Gleich darauf wird hinzugefügt: "In Abstimmung mit dem Kongreß wird der Präsident mit Schlüsseldemokratien in der Region wie Argentinien, Brasilien, Chile und vor allem Mexiko zusammenarbeiten." Sie verdeutlichen nicht, ob Regierungen der Art Pinochets oder Militärjuntas, wie die, die in Argentinien nach einer Reihe von den vorherigen republikanischen Regierungen geförderten Putschen, Zehntausende Menschen verschwinden ließen, und mit deren brutal repressiven Regimes sie eng kooperierten, auch zu dem US-amerikanischen Jahrhundert zählen, von dem sie reden.

Der Satz "und vor allem Mexiko" fällt auf, ein Land, dem sie schon die Hälfte des Territoriums in einem expansionistischen und nicht zu rechtfertigenden Krieg entrissen haben. Die deutliche Absicht ist offensichtlich, zunächst die wirtschaftliche Annexion und die totale politische Unterwerfung dieses Landes zu betreiben, und später dasselbe mit den restlichen Ländern unserer Region zu tun, ihnen ein besonders für die US-amerikanischen Interessen höchst günstiges Freihandelsabkommen aufzuzwingen, dem sich nicht einmal eine kleine Insel in der Karibik entziehen könnte. Selbstverständlich Freizügigkeit für das Kapital und Waren, niemals für Personen! Die Vereinigten Staaten können sich nicht mit Indios, Schwarzen oder Mestizen füllen. Auch nicht mit weißen Lateinamerikanern, weil sie nicht reinen arischen Blutes sind, und keiner kann sich des Verdachts entziehen, Träger verirrter Gene zu sein, die zum Genom einer anderen menschlichen Rasse gehören. Weder der Ku-Klux-Klan noch andere eifrige und wachsende Bewunderer des Hakenkreuzes würden das zulassen.

Wie zu erwarten, war laut den Agenturmeldungen im Löwenprogramm von Philadelphia ein bedeutender Teil des Abschnitts über Lateinamerika Kuba gewidmet: "Unsere wirtschaftlichen und politischen Beziehungen werden sich ändern, wenn das kubanische Regime alle politischen Gefangenen freiläßt, friedlichen Protest legalisiert, die politische Opposition und die Redefreiheit zuläßt und sich zu demokratischen Wahlen verpflichtet." Für die Autoren dieser demagogischen Ausgeburt ist Freiheit und Demokratie das, was in einem hinfälligen und korrupten System praktiziert wird, in dem allein das Geld entscheidet und wählt, und in dem ein Präsidentschaftskandidat dies auf blitzartige Weise als Erbe eines freien Throns wird, erklärbar einzig durch den mächtigen Einfluß seines Vaters und weil er mit Millionenspenden von denen rechnen kann, die sich vom neuen Regenten große Privilegien erhoffen, was viele Lichtjahre von dem entfernt ist, was sich diejenigen erträumten, die jenes Land vor mehr als zwei Jahrhunderten gründeten.

Eine andere Agenturmeldung berichtet: "Das Programm beinhaltet, neben der aktiven Unterstützung für die Feinde der Revolution, die Übertragung von Informationssendungen von den Vereinigten Staaten aus nach dem karibischen Land". Das heißt, sie beabsichtigen, mit dem Dreck, den die subversiven Sender gegen Kuba vom Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten aus ausposaunen, weiterzumachen; die Schmach wird andauern, dass in den offiziellen Sendern der Regierung der Vereinigten Staaten der für unser Volk ruhmvolle und heilige Name José Martís gebraucht wird.

Die Agenturmeldungen weisen wörtlich darauf hin, dass "die Mitglieder der Delegation aus Florida bei einer Pressekonferenz erklärten, die Schlußfassung der Erklärung sei das Ergebnis der Arbeit der Vertreter des Staates mit dem bedeutendsten Stimmenanteil von US-Amerikanern kubanischer Herkunft in den Vereinigten Staaten, der mehrheitlich republikanisch ist."

Bei einer Pressekonferenz kreischte der hysterische Díaz Balart euphorisch: "Diese Sprache ist ohnegleichen. Die Republikanische Partei hat sich noch nie so weitgehend verpflichtet". Sie können die riesige und erdrückende Niederlage nicht vergessen, die die kubanisch-amerikanische Mafia gerade erlitten hat, und von der sie sich nie erholen werden kann.

Ihrerseits hat Ileana Ross, die reißende Wölfin, die Elián in die Flagge der Stars and Stripes hüllte, hocherfreut erklärt, die Republikaner seien "die Partei, die die Demokratie fördert". Lüge! Eine reine und unverschämte Lüge! Es gibt Republikaner, die sogar den Faschismus fördern. Aber es gibt viele Republikaner, die anständige Menschen sind und jene "Demokratie" der extremen Rechten, der Terroristen und Rechtsbrecher, welche die genannte Dame vertritt, und die in der Lage sind, ein unschuldiges, sechsjähriges Kind viele Monate lang zu entführen, zu plagen und politisch auszubeuten, weder teilen noch unterstützen.

Eine Meldung aus Philadelphia vom 31. Juli berichtete, das Programm der Republikanischen Partei vertrete, "die Vereinigten Staaten müssen unter der Präsidentschaft von George Bush die Politik gegenüber Kuba durch die aktive Unterstützung der Dissidenten auf der Insel verstärken." Und weiter unten geht es weiter: "Obwohl das Papier grundsätzlich dieselbe Politik beibehält, macht es ihre offene Unterstützung der Gegner Fidel Castros deutlich." Sehr gut, hervorragend! Es wird nicht mehr nötig sein, zu beweisen, was jedermann in unserem Land weiß: das Söldnertum und der verräterische Charakter der kärglichen Grüppchen, die in unserem Vaterland im Sold des Imperiums stehen. Ihre ungeschickten Herren berücksichtigen überhaupt nicht, dass sie nach sieben Monaten unablässigen Kämpfens des kubanischen Volkes gegen die widerlichen Taten der Annexionsmafia und der extremen Rechten der Vereinigten Staaten nun wie Fische in einem Schwimmbad ohne Wasser sind.

"Die Politik gegenüber Kuba muß auf soliden Prinzipien gründen", wird in dem Text behauptet, der Kuba in dem Kapitel mit dem Titel Nachbarschaft in Amerika erwähnt. Man muß schon unverschämt sein, um die Gase, die aus der stinkenden Kloake, die die terroristische und söldnerische Mafia von Miami ist, solide Prinzipien zu nennen.

Zur Krönung des Berges an Unrat, den das republikanische Programm enthält, wird schließlich festgestellt: "Die Republikaner denken, dass sich die Vereinigten Staaten an die im Cuban Adjustment Act von 1966 aufgestellten Prinzipien halten müssen, das die Rechte der kubanischen Flüchtlinge die vor der kommunistischen Tyrannei fliehen, anerkennt." Hervorragend! Man wird den Kubanern zu den Gründen für den Schwur von Baraguá und der Notwendigkeit, unseren Kampf gegen die Höhlenpolitik, die gegen Kuba wiederholt wird, ohne Pause und Erholung weiterzuführen, nicht mehr viel erklären müssen.

Vom Ansehen der imperialen Politik wird nicht einmal Staub übrig bleiben. Wir werden ihre Heuchelei und ihre Lügen eine nach der anderen systematisch anklagen und niederreißen. Es ist offensichtlich, dass sie keine Ahnung davon haben, welch erstklassiges Volk sich in diesen vierzig Jahren Revolution geschmiedet hat.

Unsere Botschaft wird an alle Enden der Welt gelangen und unser Kampf wird Beispiel sein. Die Welt, die immer unregierbarer wird, wird den Kampf fortführen, bis Hegemonismus und Unterjochung der Völker völlig unhaltbar werden.

Wer nun zum Präsidenten des Imperiums gewählt wird, darf nicht verkennen, dass Kuba die totale Aufhebung des mörderischen Cuban Adjustment Act und der kriminellen Gesetze mit den berüchtigten Namen Torricelli und Helms-Burton, der völkermörderischen Blockade und des Wirtschaftskrieges fordert; dass sich seine Autoren, Urheber und Vollstrecker des Verbrechens des Völkermordes schuldig gemacht haben, das in den internationalen von den USA und Kuba unterzeichneten Abkommen definiert und sanktioniert wird; dass in diesem Falle seine Gerichte als das geschädigte Land zuständig sind, über diese Handlungen zu richten.

Sie dürfen nicht vergessen, dass, wenn auch für den moralischen Schaden, der sehr hoch sein kann, keine Ersatzforderungen gestellt wurden, die Regierung der Vereinigten Staaten dem kubanischen Volk bereits mehr als 300 Milliarden Dollar für menschlichen Schaden schuldet, verursacht durch ihre Söldnerinvasion in der Schweinebucht, ihren schmutzigen Krieg und viele andere Verbrechen sowie für die Auswirkungen der Blockade auf die Volkswirtschaft. So bestimmen es rechtskräftige Urteile, absolut gesetzlich gefällt durch Gerichtsverfahren, zu denen sich die Behörden der Vereinigten Staaten aus Hochmut und moralischer Feigheit nicht einmal herabließen, einen Vertreter zu entsenden.

Auch dürfen sie sich keinen Illusionen zur Haltung Kubas hingeben, sollten die Vereinigten Staaten irgendwann normale Beziehungen zu unserem Land aufnehmen, so wie sie sie heute zu anderen sozialistischen Ländern wie China und Vietnam unterhalten. Wir werden zu keinem gegen die Völker begangenen Verbrechen, keiner Aggression oder Ungerechtigkeit schweigen. Unsere Schlacht der Ideen wird nicht aufhören, solange es das imperialistische, hegemonische und unipolare System gibt, das für die Menschheit zur Geißel und für das Überleben der Gattung Mensch zu einer tödlichen Bedrohung geworden ist.

Es wächst die Anzahl der Millionen US-Bürger, die sich der Schrecken der Wirtschafts- und politischen Ordnung bewußt werden, die der Welt aufgebürdet wurde. Sie, die bis heute nach ihrem Gutdünken mit dem Schicksal der Menschen umgingen, können schon nicht mehr in Seattle oder Washington zu den schmutzigen Politiken der WTO oder des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank tagen, denn Tausende und Zehntausende von US-Bürgern versammeln sich in steigender Anzahl um die Tagungsgebäuden. Sie werden brutal verdrängt unter Einsatz von Methoden des Hasses und der Gewalt, die an die Repressionen der Überfalltruppen Hitlers oder der brutalen Polizei Pinochets erinnern.

Die Kubanische Revolution vertraut nicht nur auf die moralische Integrität und die patriotische und revolutionäre Kultur seines Volkes sowie auf den Selbsterhaltungstrieb der Gattung Mensch, deren Überleben bedroht ist. Sie glaubt auch an den traditionellen Idealismus des US-amerikanischen Volkes, das nur durch plumpe Täuschung zu ungerechten Kriegen und beschämenden Aggressionen geführt werden kann. Sind Demagogie und Lüge einmal aus der Welt geschafft, dann wird die Welt in den Bürgern der Vereinigten Staaten ausgezeichntete Verbündeten haben, wie es nach jenem abscheulichen Krieg der Fall war, der zwei Millionen Vietnamesen und mehr als 50 000 jungen US-Amerikanern das Leben gekostet hat; oder wie es dieses Volk eben erst mit seiner edlen Unterstützung für einen kubanischen Jungen und seine Angehörigen bewies, die Opfer eines brutalen Verbrechens durch eine Bande von Übeltätern geworden waren, die sich der Gastfreundlichkeit jenes Landes bedient hatten und am Ende, von Haß und Frustration fortgerissen, das Banner der Vereinigten Staaten in den Schmutz zerrten und anzündeten. Nie ist es im revolutionären Kuba zu so einer Tat gekommen, trotz der Blockade und Verbrechen, die die Regierungen jenes Landes gegen unser Volk begingen.

Der Wandel in der Kuba-Politik der Regierung der Vereinigten Staaten hat ein einseitiger zu sein, denn die Blockade und der Wirtschaftskrieg gegen Kuba durch jene, die dieses Land regieren, erfolgen auf einseitige Weise.

Mitbürger!

Pinar del Río war bis zum Sieg der Revolution die ärmste Provinz Kubas. Ihr Grund und Boden war im Besitz von Großgrundbesitzern. In keiner anderen Provinz zahlten die Teil- und Vollpächter eine so hohe Pacht für die Bodennutzung. Viele mußten mindestens 30 Prozent ihrer Ernte abgeben. Die Provinz war als das Aschenbrödel Kubas bekannt. Wie ich schon einmal erzählte, sagte Jahre nach dem revolutionären Sieg ein Medizinstudent zu mir: "Sie ist schon nicht mehr das Aschenbrödel; jetzt ist sie die Prinzessin."

Aus 16 schlecht funktionierenden ärztlichen Einrichtungen, die sich mit etwa hundert Privatpraxen die medizinische Betreuung teilten, wurden 125 Betreuungszentren.

Aus einer Anzahl von 248 Ärzten, 25 Zahnärzten und 50 KrankenpflegerInnen und Hilfspersonal wurden 3 473 ÄrztInnen, 569 ZahnärztInnen und 5 702 KrankenpflegerInnen und Hilfspersonal, die der gesamten Bevölkerung kostenfrei zur Verfügung stehen.

Aus 60,5 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten wurden 6,5 Todesfälle, die die Kennziffer der Vereinigten Staaten unterschreiten.

Aus 53 Jahren Lebenserwartung wurden 76,5 Jahre.

Aus 30 Prozent Analphabeten im Alter von über zehn Jahren wurden faktisch null Prozent.

Aus der zweiten Klasse Bildungsdurchschnitt wurde der Abschluß der neunten Klasse.

Aus 1 710 Lehrern und Dozenten wurden 18 816.

Aus fünf oder sechs Millionen Bildungsetat wurden 113 Millionen.

Aus 33 weiblichen Hochschulabsolventen wurden 22 940.

Aus 541 Berufskadern mit Hochschulabschluß wurden 46 500.

Aus 25 Kultureinrichtungen wurden 171.

Aus 42 Sportanlagen wurden 604.

Die Beschäftigungslosigkeit schrumpfte von 30 auf 4 Prozent.

Ich habe mich auf nur einige wenige Angaben zu sozialen Aspekten beschränkt, die für das Leben des Menschen sehr wesentlich sind: Gesundheit, Bildung, Kultur, Sport, Beschäftigung.

Die Universitätsfakultäten der Provinz, ihre wissenschaftlichen Einrichtungen, in denen mehr als 200 Personen Doktor- und Mastertitel besitzen, ihre Krankenhäuser, Einrichtungen für Erholung, Sport und Altenheime und die soziale Sicherheit ihrer Bürger haben der einstigen Aschenbrödelprovinz Kubas ein anderes menschliches Antlitz gegeben. Das gleiche ist überall im Land geschehen, von Punta de Maisí bis zum San Antonio-Kap. Keine Bevölkerung der Welt hat in so kurzer Zeit so große Fortschritte erzielt, und das in einem Umfeld ständiger Aggressionen, der Blockade und des Wirtschaftskrieges, denen wir ausgesetzt sind.

Keinen politischen Mord, keine extralegale Hinrichtung, nicht einen einzigen Vermißten, nicht einen einzigen gefolterten Menschen – alles Tatsachen, die vielerorts einschließlich der Vereinigten Staaten geschehen – hat es im Verlaufe der 41 Jahre je in Kuba gegeben. Das wissen alle unsere Mitbürger, sogar die Kinder der Vorschulerziehung.

Fast die Hälfte der Mitglieder unseres Parlaments sind Abgeordnete aus den Wahlkreisen, die ohne jegliches Intervenieren der Partei von den Bürgern vorgeschlagen und gewählt wurden. Sämtliche Mitglieder dieses obersten Staatsorgans werden von den Munizipalversammlungen aufgestellt, wobei in jedem Munizipium die jeweiligen Abgeordneten der Wahlkreise vertreten sind. Alle Mitglieder unseres Parlaments, das seinerseits die Exekutive und die Justizgewalt unseres Landes wählt, müssen ausnahmslos mit mehr als 50 Prozent der Stimmen derer gewählt werden, die von ihrem Wahlrecht in geheimer und direkter Wahl Gebrauch machen. Nicht ein einziges Gewehr bewacht unsere Wahllokale. Unsere Pioniere sind es, die die Urnen mit der gleichen Effizienz behüten, mit der sie auf die Interessenvertretung der Vereinigten Staaten bei den offenen Tribünen und den großen kämpferischen Märschen nahe ihres Gebäudekomplexes achtgaben, ohne dass jemals auch nur eine Glasscheibe zerbrochen wäre.

Nun bezeichnet jedoch der Imperialismus all das, was ich erwähnt habe, Verletzung der Menschenrechte. Deshalb wird das Land, das eine solche großartige Leistung für den Menschen vollbracht hat, blockiert, angefeindet und auf tausend unterschiedliche Arten angegriffen. Weil wir so hohe Errungenschaften erzielt haben, sind wir heute das einzige Land der Welt, das dieser wilden Hetze durch die Regierung der Vereinigten Staaten, der einzigen, reichsten und mächtigsten Supermacht der Welt, ausgesetzt ist.

Wie irrig sind doch die Illusionen derer, die eben noch die Fortsetzung der schamlosen und verbrecherischen Politik proklamierten, die ich zu Beginn meiner Rede beschrieb.

Von hier aus, von dieser Provinz aus, wo der Bronzetitan in Mantua seine kolossale Heldentat der bei den Mangos von Baraguá begonnenen Invasion zu Ende führte, erteilen wir ihnen unsere Antwort: Ihr Dummköpfe! Begreift ihr denn nicht, dass Kuba uneinnehmbar ist, dass seine Revolution nicht vernichtet werden kann, dass sich sein Volk niemals ergeben noch beugen wird? Werdet ihr nicht gewahr, dass die Wurzeln unseres Patriotismus und unseres Internationalismus so tief in unseren Köpfen und unseren Herzen sitzen wie die beeindruckenden Mogotefelsen aus Feuergestein von Pinar del Río auf dem vulkanischen Grund dieses Teiles unserer Insel, die sich Kuba nennt und die sich heute rühmen kann, fast 42 Jahre Blockade und Aggression durch das mächtigste Land, das es je gegeben hat, unbesiegt überstanden zu haben?

Für uns spricht die Stärke unseres Prestiges und unseres Beispiels, die unzerstörbare Stahl der unanfechtbaren Gerechtigkeit unserer Sache, das unlöschbare Feuer unserer Wahrheit und unserer Moral, der doppelte und uneinnehmbare Schützengraben aus Steinen und Ideen, den wir errichtet haben.

Deshalb, Herr Busch, sollten Sie Oberhaupt des Imperiums werden – denn Republik kann es schon nicht mehr genannt werden – so rate ich Ihnen als aufrichtiger Gegner, denken Sie zurück; lassen Sie die Euphorie und Hitzigkeit Ihrer Konvention beiseite und riskieren Sie nicht, der zehnte Präsident zu werden, dessen Amtszeit einmal abläuft, indem er mit steriler und überflüssiger Bitterkeit einer Revolution in Kuba zusehen mußte, die sich weder beugt, noch aufgibt, noch vernichtet werden kann.

Ich weiß recht gut, was Sie unüberlegterweise zu Ihren engen und schwatzhaften kleinen Freunden der kubanisch-amerikanischen Mafia äußerten, nämlich dass Sie das Kuba-Problem sehr leicht in Griff bekommen können, wobei Sie klaren Bezug nehmen auf die Methoden der unheilvollen Zeit, als bei Mordplänen gegen die Führungspersönlichkeiten unseres Landes die CIA direkt mit herangezogen wurde. Da ich diese so enge Auffassung zur Rolle des Einzelnen in der Geschichte nicht teile, ermahne ich Sie, nicht zu vergessen, dass für jeden der revolutionären Führer, den Sie auf diesem Wege zu beseitigen beschließen, es in Kuba Millionen Männer und Frauen gibt, die seinen Platz einzunehmen fähig sind. Sie alle zusammen sind viel mehr als Sie beseitigen könnten und als Ihre riesige politische, ökonomische und militärische Macht besiegen könnte.

Bürger Pinar del Ríos, die ihr der verdienten Ehre würdig seid, Veranstaltungsort der Gedenkfeierlichkeiten zum 47. Jahrestag des 26. Juli zu sein:

Angesichts des zynischen Programms von Philadelphia laßt uns unseren Schwur von Baraguá ein weiteres Mal erneuern:

Schluß mit dem Cuban Adjustment Act!

Schluß mit dem Helms-Burton-Gesetz!

Schluß mit dem Torricelli-Gesetz!

Schluß mit den in viele Gesetze des US-Kongresses hineingeschmuggelten Veränderungen zur Vergrößerung der Leiden unseres Volkes!

Schluß mit der gesamten Blockade und dem verbrecherischen Wirtschaftskrieg gegen Kuba!

Schluß mit den Drohungen, den Subversionskampagnen, den Plänen zur Destabilisierung!

Und zu gegebener Zeit – denn es ist im Augenblick kein vorrangiges Ziel, aber doch ein äußerst gerechtfertigtes und unabdingbares Recht unseres Volkes – ist das illegal besetzte Gebiet in Guantánamo an Kuba zurückzugeben!

All das hat vollkommen bedingungslos zu erfolgen!

Bürger Pinar del Ríos, herzlichen Glückwunsch!

Mitbürger ganz Kubas, Vaterland oder Tod!

Wir werden siegen!