REFLEXIONEN DES COMANDANTE EN JEFE
ABSICHTLICHE LÜGEN, SONDERBARE TODESFÄLLE UND AGRESSION AUF DIE
WELTWIRTSCHAFT
In einer Reflexion
sprach ich von in den Untergeschossen der Zwillingstürme aufbewahrten
Goldbarren. Dieses Mal ist das Thema recht viel komplexer und schwer zu
glauben. Vor fast vier Jahrzehnten haben in den Vereinigten Staaten ansässige
Wissenschaftler Internet entdeckt, so wie Albert Einstein, der in Deutschland
geboren wurde, zu seiner Zeit die Formel zur Kernkraftmessung entdeckte.
Einstein war ein
großer Wissenschaftler und Humanist. Er widersprach den physikalischen Gesetzen
von Newton, die bis dahin heilig gewesen waren. Jedoch die Äpfel fielen
weiterhin aufgrund des von jenem bestimmten Schwerkraftgesetzes. Es waren zwei
verschiedene Arten, die Natur zu beobachten und zu interpretieren, von der zu
Zeiten Newtons recht wenige Angaben zur Verfügung standen. Ich erinnere mich
daran, was ich vor mehr als 50 Jahren über die berühmte von Einstein
aufgestellte Relativitätstheorie gelesen habe: die Energie ist gleich der Masse
multipliziert mit dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit, die mit C bezeichnet
wird, das heißt E=MC2. Es
waren das Geld der Vereinigten Staaten und die notwendigen Ressourcen
vorhanden, um solch eine kostspielige Forschung durchzuführen. Der politische
Zeitpunkt aufgrund des verbreiteten Hasses, der in der reichsten und
leistungsfähigsten Nation einer durch den Krieg zerstörten Welt wegen der
Ungeheuerlichkeiten des Nazismus entstanden war, verwandelte jene fabelhafte
Energie in Bomben, die auf die wehrlose Bevölkerung von Hiroshima und Nagasaki
abgeworfen wurden, und dort mehrere hunderttausend Tote und eine ähnliche
Anzahl strahlenkranker Menschen verursachten, die im Verlaufe der Folgejahre
verstarben.
Ein klares
Beispiel der Verwendung von Wissenschaft und Technik mit denselben
hegemonischen Zielstellungen wird in einem Artikel des ehemaligen Beamten der
Nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten Gus W. Weiss beschrieben, der
ursprünglich
Gemäß
Aufzeichnungen aus dem Kapitel 17 des Buches Am Rande des Abgrunds: Geschichten des kalten Krieges von Insidern
erzählt, von Thomas C. Reed, ehemaliger Staatssekretär für die Luftkräfte
der Vereinigten Staaten, hat Leonid Brezhnew 1972 zu einer Gruppe hoher
Parteifunktionäre gesagt: „Wir Kommunisten müssen gewisse Zeit weiterhin mit
den Kapitalisten ackern. Wir benötigen ihre Kredite, ihre Landwirtschaft und
ihre Technologie. Aber wir werden große militärische Programme fortsetzen und
Mitte der 80iger Jahre werden wir in der Lage sein, zu einer aggressiven
Außenpolitik zurückzukehren, die darauf ausgelegt ist, Vorteil über den Westen
zu haben.“ Diese Information wurde 1974 von der Abteilung Verteidigung bei
Anhörungen vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses über die Bank und die
Währung bestätigt.
Zu Beginn der 70er
Jahre legte Nixon die Entspannungsidee vor. Henry Kissinger hoffte, dass „der
Handel und die Investitionen nach und nach die Tendenz zur Autarkie des
sowjetischen Systems vermindern könnten“. Er meinte, dass die Entspannung „zur
graduellen Vereinigung der sowjetischen Wirtschaft mit der Weltwirtschaft
einladen und so die gegenseitige Abhängigkeit fördern könnte, was ein Element
zur Stabilisierung der politischen Beziehung hinzufügen würde“.
Reagan neigte
dazu, Kissingers Ideen zur Entspannung zu ignorieren und Präsident Breschnew
beim Wort zu nehmen, aber alle Zweifel verschwanden am 19. Juli 1981, bei einem
Treffen des neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten mit dem Präsidenten von
Frankreich, François Mitterand, auf dem Wirtschaftsgipfel der G-
Das Dossier unter dem Namen Farewell kam im August 1981 bei dem CIA
an. Es ließ klar erkennen, dass die Sowjets schon seit Jahren ihre Forschungs-
und Entwicklungstätigkeiten durchführten. Aufgrund des riesigen
Technologietransfers bei Radaren, Computern, Werkzeugmaschinen und Halbleitern
von den Vereinigten Staaten an die Sowjetunion könnte man sagen, dass das
Pentagon mit sich selbst im Wettrüsten lag.
Das Dossier Farewell identifizierte
ebenfalls hunderte, über den ganzen Westen und Japan verteilte, mit Fällen
beauftragte Offiziere, Agenten auf ihren Posten und weitere
Informationszulieferer. Während der ersten Jahre der Entspannung hatten die Vereinigten
Staaten und die Sowjetunion Arbeitsgruppen für Landwirtschaft, Zivilluftfahrt,
Atomenergie, Ozeanographie, Computer und Umwelt eingerichtet. Zielstellung war
der Bau von „Brücken des Friedens“ zwischen den Supermächten. Die Mitglieder
der Arbeitsgruppen sollten sich gegenseitig in ihren Einrichtungen besuchen.
Außer der
Identifizierung von Agenten bestand die nützlichste, vom Dossier gelieferte Information in der „Einkaufsliste“ und ihrer
Zielstellungen bezüglich des Technologieerwerbs für die kommenden Jahre. Als
das Dossier Farewell in Washington
ankam, bat Reagan den CIA-Direktor Bill Casey, er solle eine geheime operative
Verwendung des Materials entwerfen.
Die Erzeugung und
Beförderung des Erdöls und Erdgases gehörten zu den sowjetischen Prioritäten.
Eine neue transsibirische Gasfernleitung sollte Erdgas aus den Erdgasvorkommen
von Urengoi in Sibirien über Kasachstan, Russland und Osteuropa bis zu den
Devisenmärkten des Westens führen. Um den Betrieb der Ventile, Kompressoren und
Lagereinrichtungen in einem so riesigen Unternehmen zu automatisieren,
benötigten die Sowjets hoch entwickelte Kontrollsysteme. Sie kauften Computer
der ersten Modelle auf dem offenen Markt, aber als sich die Verantwortlichen
der Gasfernleitung zum Erwerb der notwendigen Software an die Vereinigten
Staaten wendeten, wurden sie abgewiesen. Unerschütterlich suchten die Sowjets
an anderer Stelle. Einer der Versuche, die notwendigen Kodes zu erwerben, wurde
von einem zur Unterwanderung eines kanadischen Software-Zulieferers geschickten
KGB-Einsatzkommando gestartet. Der vom Agenten des Dossier Farewell benachrichtigte
US-Geheimdienst reagierte und manipulierte die Software vor seiner
Absendung.
Sobald die
Computer mit der Software in der Sowjetunion waren und zusammen in Betrieb
waren, funktionierte die Gasfernleitung wunderbar. Aber diese Ruhe war
trügerisch. In der Software, welche die Gasfernleitung in Betrieb hielt, war
ein Trojaner enthalten, ein Begriff, der dazu verwendet wird, um verdeckte
Softwarezeilen im normalen Betriebssystem zu bezeichnen, die dazu führen, dass
das System in der Zukunft außer Kontrolle gerät oder wenn es einen Befehl von
außen erhält.
Um die
Deviseneinkünfte aus dem Westen und die Binnenwirtschaft von Russland zu
beeinträchtigen, war die Software der Gasfernleitung, welche die Pumpen,
Turbinen und Ventile betreiben sollte, so programmiert worden, dass sie nach
einem angemessenen Zeitraum in Unordnung geriet, um die Geschwindigkeiten der
Pumpen und die Regulierung der Ventile zu resetieren – so nennt man das – und
sie so bei solchen Drücken in Betrieb zu halten, die weit über den für die
Dichtungen und Schweißungen der Fernleitung zugelassenen liegen.
„Das Ergebnis
waren die kolossalste, nicht nukleare Explosion und der riesigste Brand, die
jemals aus dem Weltraum beobachtet worden sind. Im Weißen Haus erhielten die
Beamten und Berater von den Infrarot-Satelliten die Warnung über ein
ungewöhnliches Geschehen inmitten einer unbewohnten Stelle des sowjetischen
Hoheitsgebiets. Das NORAD (US-Luftverteidigungskommando) befürchtete, dass dies
auf Raketenabschüsse von einem Ort aus zurückzuführen sei, der nicht als
Raketenstandort bekannt war; vielleicht handelte es sich auch um die Detonation
einer nuklearen Vorrichtung. Die Satelliten hatten keinerlei elektromagnetische
Schwingungen entdeckt, die charakteristisch für nukleare Detonationen sind.
Bevor jene Anzeichen zu einer internationalen Krise werden konnten, kam Gus
Weiss einen der Flure entlang, um seinen Kollegen vom CSN (Nationalen
Sicherheitsrat) zu sagen, dass sie sich nicht besorgen brauchten.“
Die auf dem Dossier Farewell begründete Kampagne der
Gegenmaßnahmen war ein Wirtschaftskrieg. Obwohl es keine Menschenopfer aufgrund
der Explosion der Gasfernleitung gab, gab es einen bedeutenden Schaden an der
sowjetischen Wirtschaft.
Als großes Finale
in den Jahren von 1984 bis 1985 beendeten die Vereinigten Staaten und ihre
NATO-Verbündeten diese Operation, die wirksam der Fähigkeit der UdSSR zur
Nutzbarmachung von Technologien ein Ende setzte, und zwar zu einem Zeitpunkt,
als Moskau sich in einer Zwickmühle zwischen einer fehlerhaften Wirtschaft
einerseits und andererseits einem US-Präsidenten befand, der stur auf der
Vorherrschaft und der Beendung des
kalten Krieges bestand.
In dem schon
zitierten Artikel von Weiss wird behauptet, dass: „der Fall 1985 eine
unerwartete Wendung hatte, als Information über die Akte Farewell in Frankreich
ans Licht gekommen ist. Mitterand kam sogar die Vermutung, dass der sowjetische
Agent von dem CIA montiert worden war, um ihn auf die Probe und vor die
Entscheidung zu stellen, ob das Material den US-Amerikanern übergeben oder bei
den Franzosen belassen würde. Mitterand handelte ausgehend von dieser Idee und
verabschiedete den Leiter des französischen Geheimdienstes, Ives Bonnet.“
Gus W. Weiss war
derjenige, der sich, wie schon gesagt wurde, den unheilvollen Plan zur
Entsendung der fehlerhaften Software in die UdSSR zuschrieb, als die
Vereinigten Staaten sich in Besitz des Dossier
Farewell befanden. Er starb am 25. November 2003 im Alter von 72 Jahren.
Die The Washington Post berichtet seinen Tod erst am 7. Dezember, 12 Tage
danach. Sie teilte mit, dass Weiss aus seinem Wohngebäude „Watergate“ in
Washington „gestürzt“ sei und behauptete ebenfalls, dass ein Gerichtsmediziner
der US-amerikanischen Hauptstadt seinen Tod zum „Selbstmord" erklärt habe.
Die Zeitung seiner Geburtsstadt, die Nashville Tennessean veröffentlichte die
Nachricht eine Woche nach der The Washington Post und wies darauf hin, dass sie
zu jenem Zeitpunkt einzig und allein sagen könnte, dass „die seinen Tod
umgebenden Umstände noch nicht bestätigt werden könnten.“
Bevor er starb,
hinterließ er unveröffentlichte Aufzeichnungen unter dem Titel „Das Dossier der
Verabschiedung: der strategische Betrug und der Wirtschaftskrieg im kalten
Krieg“.
Weiss ist Abgänger
der Vanderbilt University. Er hatte postgraduelle Studien in Harvard und an der
New York University absolviert.
Seine Arbeit für
die Regierung konzentrierte sich auf Angelegenheiten der Nationalen Sicherheit,
Geheimdienstorganisationen und Sorgen bezüglich des Technologietransfers an
kommunistische Länder. Er arbeitete mit dem CIA, mit dem wissenschaftlichen
Verteidigungsrat und dem Komitee für Geheimdienstzeichen des Geheimdienstrates
der USA zusammen.
Er wurde mit dem
Verdienstorden des CIA und dem „Cipher“-Orden des Nationalen Sicherheitsrates
ausgezeichnet.
Die Franzosen
verliehen ihm 1975 die „Ehrenlegion“.
Er hinterließ
keine Überlebende.
Kurz vor seinem
„Selbstmord“ hatte Weiss sich gegen den Krieg im Irak ausgesprochen. Es ist
interessant, die Tatsache zu berücksichtigen, dass 18 Tage vor dem Tod von
Weiss ein weiterer Analytiker der Bush-Regierung, John J. Kokal (58 Jahre),
Selbstmord beging – und zwar am 7. November 2003. Jener sprang von einem Büro
des State Department aus, in dem er arbeitete, in den Tod. Kokal war
Geheimdienstanalytiker für das State Department in Angelegenheiten im
Zusammenhang mit dem Irak.
In schon
veröffentlichten Dokumenten ist festgehalten, dass Michail Gorbatschow vor Wut
raste, als die Verhaftungen und Deportationen von sowjetischen Agenten in
mehreren Ländern begannen, denn ihm war nicht bekannt, dass der Inhalt des Dossier Farewell sich in den Händen der
hauptsächlichen Regierungsoberhäupter der NATO befand. Auf einer Sitzung des
Politbüros am 22. Oktober 1986, die einberufen worden war, um seine Kollegen
über den Gipfel in Reykjavik zu berichten, brachte er hervor, dass die
US-Amerikaner „sehr unhöflich handelten und sich wie Banditen aufführten“.
Obwohl er in der Öffentlichkeit eine gefällige Miene aufsetzte, bezeichnet
Gorbatschow Reagan privat als „einen Lügner“.
In den letzten
Tagen der Sowjetunion musste der Generalsekretär der KPdSU im Blinden tappen.
Gorbatschow hatte keine Ahnung, was in den Hightech-Labors und –Industrien der
Vereinigten Staaten vor sich ging. Ihm war vollkommen unbekannt, dass die
sowjetischen Labors und Industrien engagiert worden waren und bis zu welchem
Grade.
Die Pragmatiker
des Weißen Hauses tappten ebenfalls im Dunklen während dies geschah.
Präsident Reagan
spielte seinen Trumpf aus: die Strategische Verteidigungsinitiative/ Krieg der
Galaxien. Er wusste, dass die Sowjets in dieser Liga nicht mithalten konnten,
denn sie konnten nicht ahnen, dass ihre Elektronik-Industrie von Viren und
Trojanern infiziert war, die dort von der Geheimdienstgemeinschaft der
Vereinigten Staaten eingeführt worden waren.
Die ehemalige
britische Premierministerin hat in ihren Memoiren ausgedrückt, die 1993 unter
dem Titel „Margaret Thatcher, The Downing Street Years“ von einem bedeutenden englischen Verlag veröffentlicht worden
sind, dass Reagans gesamter Plan bezüglich des Krieges der Galaxien und des
Versuchs, die Sowjetunion wirtschaftlich lahm zu legen, der glänzendste Plan
jener Regierung gewesen ist und dass jener endgültig zum Zusammensturz des
Sozialismus in Europa geführt hat.
Im Kapitel XVI
erklärt sie die Teilnahme ihrer Regierung an der Strategischen
Verteidigungsinitiative.
Diese in die
Wirklichkeit umzusetzen, war Thatchers Meinung nach die „wichtigste Entscheidung“
von Reagan, „sie erwies sich als
Schlüssel zum Sieg des Westens im kalten Krieg“. Sie erlegte der sowjetischen
Gesellschaft “größeren wirtschaftlichen Zwang und größere Enthaltsamkeit“ auf,
kurz und gut, „ihre technologischen und finanziellen Auswirkungen für die UdSSR
waren verheerend“.
Unter dem
Untertitel „Neubewertung der Sowjetunion“ beschreibt sie eine Reihe Konzepte,
deren Wesen in wörtlichen, diesem langen Passus entnommenen Absätzen enthalten
ist, der das brutale Komplott festhält.
„Zu Beginn des
Jahres 1983 müssen die Sowjets begonnen haben mitzubekommen, dass ihr
Manipulations- und Einschüchterungsspiel bald zu Ende gehen würde. Die
europäischen Regierungen waren nicht bereit, in die gestellte Falle einer
‘Atomwaffenfreien Zone’ für Europa zu gehen. Die Vorbereitungen zur Aufstellung
der Marschflugkörper und Pershing-Raketen gingen weiter. Im März kündigte
Präsident Reagan die Pläne der Vereinigten Staaten zu einer Strategischen
Verteidigungsinitiative (SDI) an, dessen technologische und finanzielle Folgen
für die UdSSR verheerend sein würden.“
„[…] mir blieb
nicht der geringste Zweifel über die Richtigkeit dessen, dass er sich dem
widmete, auf dem Programm zu bestehen. Zurückschauend gesehen wird mir jetzt
klar, dass die ursprüngliche Entscheidung von Ronald Reagan über die
Strategische Verteidigungsinitiative die wichtigste seiner Präsidentschaft
war.“
„Bei der
Formulierung unseres Standpunkts bezüglich der Strategischen
Verteidigungsinitiative gab es vier verschiedene Elemente, die ich berücksichtigt
habe. Das erste war die Wissenschaft an sich.
Die Zielstellung
der Vereinigten Staaten bei der Strategischen Verteidigungsinitiative war es,
eine neue, viel wirksamere Verteidigung gegen ballistische Raketen zu
entwickeln.“
„Dieses
Verteidigungskonzept gründete sich auf die Fähigkeit, die lancierten ballistischen Raketen in jeglicher
Flugetappe angreifen zu können, angefangen bei der Startphase, wo die Rakete
und alle ihre Sprengköpfe und Köder zusammen waren, bis zum Punkt des
Wiedereintritts in die Erdatmosphäre auf ihrem Weg zum Abschussziel.“
„Das zweite zu
berücksichtigende Element bestand in den vorhandenen internationalen Abkommen,
welche die Aufstellung von Waffen im Weltraum und von antiballistischen
Raketensystemen begrenzten. Der Vertrag über Begrenzung von antiballistischen
Raketensystemen von 1972, der 1974 mit einem Protokoll abgeändert wurde, erlaubte es den Vereinigten
Staaten und der Sowjetunion ein feststehendes, antiballistisches Raketensystem
mit bis zu einhundert Raketenwerfern aufzustellen, um ihr Silo ballistischer
Interkontinentalraketen zu verteidigen.“
„Die britischen
Außen- und Verteidigungsministerien waren immer bemüht, auf einer so eng als
möglich gesehenen Auslegung zu bestehen, die den US-Amerikanern – meines Erachtens
zutreffender Weise - als der Tod bei der
Geburt der Strategischen Verteidigungsinitiative erschien. Ich habe immer
versucht, von dieser Phraseologie Abstand zu nehmen und habe privat und
öffentlich klar gestellt, dass man nicht sagen könne, dass die Forschung
darüber abgeschlossen sei, ob eine System machbar ist oder nicht, bis es nicht
mit Erfolg geprobt worden wäre. Diesem Jargon, diesem anscheinend technischen
Standpunkt, lag eine Frage des offensichtlichen gesunden Menschenverstandes
zugrunde. Jedoch würde diese zu einer Frage werden, welche die Vereinigten
Staaten und die UdSSR beim Gipfel in Reykjavik entzweite, sodass sie große
Bedeutung erlangte.
Das dritte Element
der Berechnung bestand in der relativen Kraft der beiden Seiten bei der Verteidigung
gegen ballistische Raketen. Nur die Sowjetunion besaß ein antiballistisches
Raketensystem (als GALOSH bekannt), und zwar in der Umgebung von Moskau,
welches sie zu jenem Zeitpunkt gerade perfektionierten. Die US-Amerikaner
hatten niemals ein entsprechendes System aufgestellt.“
„Die Sowjets waren
ebenfalls bei Satellitenabwehrwaffen weiter fortgeschritten. Folglich gab es
ein starkes Argument, dass die Sowjets schon einen unannehmbaren Vorteil auf
diesem gesamten Gebiet erreicht hatten.
Das vierte Element
war das, was die Strategische Verteidigungsinitiative zur Abschreckung
bedeutete. Am Anfang, nach dem Abkommen über Begrenzung der antiballistischen
Raketensysteme, spürte ich recht viel Sympathie für die Philosophie, dass je
ultramoderner und wirksamer die Verteidigung gegenüber Atomraketen sei, so
größer sei der Druck, um sehr kostspielige Fortschritte in der
Nuklearwaffentechnologie zu erreichen zu versuchen. Ich habe immer an eine
Version unter bestimmten Bedingungen der als ‘sichere gegenseitige Zerstörung’
bezeichneten Doktrin geglaubt, MAD nach ihren Anfangsbuchstaben auf Englisch.
Die Bedrohung von dem, was ich als ‘unannehmbare Zerstörung’ zu nennen
vorziehe, die bei einem gegenseitigen Atomwaffenangriff die Folge sein würde,
war solcherart, dass die Atomwaffen ein wirksames Abschreckungselement nicht
nur gegen den Atomwaffenkrieg, sondern ebenfalls gegen hergebrachte Kriege
darstellte.“
„Bald begann ich
einzusehen, dass die Strategische Verteidigungsinitiative die nukleare
Abschreckung nicht untergraben würde, sondern diese stärken würde. Im
Unterschied zu Präsident Reagan und anderen seiner Regierungsmitglieder habe
ich niemals geglaubt, dass die Strategische Verteidigungsinitiative einen
hundertprozentigen Schutz bieten könne, sondern dass sie ermöglichen würde,
dass genügend Raketen der Vereinigten Staaten einen Erstschlag der Sowjets
überleben würden.“
„Das Thema der
Strategischen Verteidigungsinitiative war dasjenige, welches meine Gespräche
mit Präsident Reagan und den Mitgliedern seiner Regierung beherrschte, als ich
am Samstag, dem 22. Dezember 1984, nach Camp David ging, um die US-Amerikaner
über meine vorangegangenen Gespräche mit Herrn Gorbatschow zu informieren. Dort
hörte ich Präsident Reagan zum ersten Mal über die Strategische Verteidigungsinitiative
sprechen. Er sprach leidenschaftlich davon. Er befand sich an seinem im
höchsten Grade idealistischen Punkt. Er hob hervor, dass die Strategische
Verteidigungsinitiative ein Verteidigungssystem sein würde und dass es nicht
seine Absicht sei, für die Vereinigten Staaten einen einseitigen Vorteil zu
erreichen. Mehr noch, er sagte, dass er für den Fall, dass die Strategische
Verteidigungsinitiative Erfolg hätte, bereit wäre, sie zu internationalisieren,
sodass sie allen Ländern zur Verfügung stünde und dass er dasselbe Herrn
Gromyko gesagt habe. Er bestätigte als sein langfristiges Ziel die vollkommene
Beseitigung der Atomwaffen.
Jene Bemerkungen
machten mich nervös. Mich erfüllte die Idee mit Entsetzen, dass die Vereinigten
Staaten bereit wären, den so hart erkämpften Vorteil auf technologischem Gebiet
über Bord zu werfen, indem sie diese der ganzen Welt zur Verfügung stellten.“
„Was ich zu hören
bekam, als wir jetzt zur Diskussion der realen Möglichkeiten kamen, war
anstelle einer weit gefassten Konzeption beruhigend. Präsident Reagan
simulierte nicht, dass sie noch wüssten, wohin die Forschungen sie führen
könnten. Aber er unterstrich, dass -
außer seinen vorangegangenen Argumenten zugunsten der Strategischen
Verteidigungsinitiative – diese der Sowjetunion einen wirtschaftlichen Druck
auferlegen würde, dem Rhythmus der Vereinigten Staaten zu folgen. Er
argumentierte, dass es keine praktische Grenze dafür gäbe, bis wohin die
sowjetische Regierung ihr Volk auf dem Weg der Enthaltsamkeit mitreißen
könnte.“
„Ich habe jetzt,
während ich mich mit dem Berater für Nationale Sicherheit Bud McFarlane
unterhielt, die vier Punkte aufgeschrieben, die mir im höchsten Grade
entscheidend schienen.
Meine Beamten
haben anschließend die Einzelheiten eingefügt. Der Präsident und ich haben
einen Text vereinbart, wo die Politik dargelegt wurde.
Im Hauptteil meiner Erklärung heißt es:
Ich brachte dem Präsidenten meine feste Überzeugung zum Ausdruck, dass
das Programm der Ermittlungen der Strategischen Verteidigungsinitiative
fortzusetzen ist. Gemäß den zwischen den Vereinigten Staaten und der
Sowjetunion bestehenden Abkommen sind die Ermittlungen selbstverständlich
erlaubt; und selbstverständlich ist uns bekannt, dass die Russen bereits ihr
Ermittlungsprogramm besitzen; und nach Meinung der USA sind sie bereits über
die Ermittlungen hinaus gegangen. Wir kamen in vier Punkten überein: 1. Ziel
der Vereinigten Staaten, des Westens, war nicht das Erreichen einer
Überlegenheit sondern die Wahrung des Gleichgewichts bei Berücksichtigung der
sowjetischen Fortschritte; 2. Angesichts der Verpflichtungen, die sich aus den
Abkommen herleiten, muss die im Zusammenhang mit der Strategischen
Verteidigungsinitiative zu erfolgende Stationierung einen gesonderten
Verhandlungspunkt bilden; 3. Das generelle Ziel besteht nicht im Untergraben,
sondern im Verstärken der Abschreckung; 4. Die Verhandlungen zwischen Ost und
West müssen auf das Erreichen von Sicherheit mit beiderseits reduzierten
Offensivsystemen gerichtet sein. Dieses
wird das Ziel der zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion wieder
aufgenommenen Verhandlungen zur Kontrolle der Rüstungen sein, denen ich
beipflichte und die ich gutheiße.“
Im Nachhinein erfuhr ich, dass der damalige
Staatssekretär George Schultz meinte, ich habe in der Abfassung seitens der
Amerikaner ein zu hohes Zugeständnis zugesichert. Doch das verschaffte uns –
sowohl ihnen als auch uns – eine klare und haltbare Linie und half, die
europäischen NATO-Mitglieder zu beruhigen. Ein sehr produktiver Arbeitstag.“
Weiter vorn schreibt Margaret Thatcher unter dem
Untertitel „Besuch in Washington im Februar 1985“:
„Im Februar 1985 besuchte ich Washington erneut. Die
Rüstungsverhandlungen zwischen den Amerikanern und der Sowjetunion hatte man
bereits wieder aufgenommen, doch die Strategische Verteidigungsinitiative war
ein Diskussionspunkt geblieben. Am Vormittag des 20. Februar, einem Mittwoch,
sollte ich vor dem versammelten Kongress sprechen. Aus London hatte ich als
Geschenk eine Bronzestatue mitgebracht, Winston Churchill darstellend, der vor
vielen Jahren ebenfalls mit einer derartigen Einladung geehrt worden war. An
dieser Rede arbeitete ich besonders hart. Zum Vortragen sollte ein Teleprompter
zum Einsatz kommen. Mir war bekannt, dass der Kongress dem 'Great Communicator‘
bei musterhaften Reden zugehört hatte; ich würde also eine anspruchsvolle
Zuhörerschaft haben. Also beschloss ich, das Vorlesen des Textes so lange zu
üben, bis ich die richtige Betonung und den richtigen Nachdruck traf. Hierzu
muss ich sagen, dass das Ablesen vom Teleprompter eine völlig andere Technik
darstellt als das Benutzen von Aufzeichnungen. Präsident Reagan lieh mir de
facto seinen eigenen Teleprompter; ich brachte ihn an die britische Botschaft,
wo ich einlogiert war.
Mein Begleiter Harvey Thomas hatte es zuwege gebracht
und alle Zeitfremdheit übergehend, übte ich nun bis 4.00 Uhr morgens. Ich legte
mich nicht schlafen und begann den neuen Arbeitstag mit meinem gewohnten
schwarzen Kaffee und meinen Vitamintabletten. Danach gab ich ab 6.45 Uhr einige
Fernsehinterviews, begab mich zur Friseuse, und um 10.30 Uhr war ich bereit zur
Abfahrt zum Kapitol bereit. Meine Rede, die ausführlich internationale Fragen
behandelte, benutzte ich für eine starke Unterstützung der Strategischen Verteidigungsinitiative.
Ich fand fabelhafte Akzeptanz.
Im Monat darauf, März 1985, ereignete sich der Tod von
Herrn Tschernenko und großen zeitlichen Abstand trat Herr Gorbatschow die
Nachfolge in der Führung der Sowjetunion an. Wieder einmal war ich bei einer
Beerdigung in Moskau zugegen; dabei war es sogar noch kälter als bei der
Bestattung von Juri Andropow. Herr Gorbatschow hatte sich um eine große Anzahl
ausländischer Würdenträger zu kümmern. Doch an jenem Nachmittag hatte ich mit
ihm im Katherinensaal des Kreml eine fast einstündige Unterredung. Die
Atmosphäre war förmlicher als in Chequers (seit 1921 öffentlicher Landsitz der
britischen Premierminister), und die Präsenz des Herrn Gromyko, schweigsam,
sardonisch, machte sie nicht besser. Doch ich konnte ihnen die Auswirkungen der
Politik erläutern, die ich im Dezember des Vorjahres mit Präsident Reagan in
Camp David abgesprochen hatte. Es war klar, dass für die Sowjets nunmehr die
Strategische Verteidigungsinitiative den Hauptpunkt im Rahmen der Rüstungskontrolle
bildete.
Herr Gorbatschow brachte, wie wir erwartet hatten,
einen neuen Stil in die sowjetische Regierung. Offen sprach er den
entsetzlichen Zustand der sowjetischen Wirtschaft an, obwohl er sich in jener
Etappe nicht so stark auf eine radikale Reform als vielmehr auf Methoden
stützte, wie sie bei Herrn Andropow in seiner Kampagne für eine höhere
Effektivität zu finden sind.
Ein Beispiel dafür waren die drakonischen Maßnahmen,
die Gorbatschow gegen den Alkoholismus traf. Aber während das Jahr verging gab
es kein Zeichen einer Verbesserung der Bedingungen in der Sowjetunion. De
facto, wie unser großer und neuer Botschafter in Moskau Brian Cartledge in einem
seiner ersten Berichten angekündigt hat, war es eine Frage von ‚Babykost morgen
und unterdessen, heute, nichts an Wodka‘. Brian Cartledge war mein
Privatsekretär für Auslandsbeziehungen, als ich zum ersten Mal Premierministerin wurde.
In den Beziehungen zwischen Großbritannien und der
Sowjetunion setzte eine deutliche Kälteperiode ein im Ergebnis der von mir
autorisierten Ausweisungen sowjetischer Funktionäre, die Spionagetätigkeit
betrieben hatten.
Im November kam es zum ersten Treffen von Präsident
Reagan und Herrn Gorbatschow in Genf. Die Ergebnisse waren spärlich – die
Sowjets bestanden darauf, die strategischen Kernwaffen im Zusammenhang zu sehen
mit der Einstellung der Ermittlungen zur Strategischen Verteidigungsinitiative
– doch bald sollte bei beiden Führern eine persönliche Sympathie aufkommen. Es
war eine gewisse Befürchtung laut geworden, der schlaue und junge sowjetische
Amtskollege könne Präsident Reagan an Gewandtheit übertreffen. Doch es kam
nicht dazu, was mich selbst absolut nicht überraschte, denn Ronals Reagan hatte
viel praktische Übung hinter sich in seinen ersten Jahren als Präsident des
Verbandes der Filmschauspieler, als er Verhandlungen der Gewerkschaft auf
realistischer Grundlage führte – und niemand war mehr Realist als Herr
Gorbatschow.
Im Verlaufe des Jahres 1986 bewies Herr Gorbatschow
eine ausgeprägte Subtilität, wie er die öffentliche Meinung des Westens bei
seinen zwar verlockenden, doch nicht akzeptablen Vorschlägen zur
Rüstungskontrolle ausnutzte. Relativ wenig sagten die Sowjets zum Zusammenhang
zwischen der Strategischen Verteidigungsinitiative und der Reduzierung der
Kernwaffen. Doch gab man ihnen keinerlei Grund zu glauben, die Amerikaner seien
bereit, die Ermittlungen in Bezug auf die Strategische Verteidigungsinitiative
einzustellen oder zu stoppen. Ende jenes Jahres wurde ein Treffen von Präsident
Reagan und Herrn Gorbatschow – mit ihren Außenministern – im isländischen
Reykjawik zur Behandlung substanzieller Vorschläge vereinbart.
Fakt war, wir konnten die Ermittlungen zu neuen
Waffenarten nicht mehr aufhalten. Wir mussten als erste in ihren Besitz kommen.
Die Wissenschaft ist unmöglich aufzuhalten; auch durch Ignorieren lässt sie
sich nicht aufhalten.
Zurückblickend kann man sagen, der Gipfel in Reykjavik
an jenem Wochenende des 11. und 12. Oktober 1986 hatte eine völlig andere
Bedeutung als jene, die ihm die meisten der damaligen Kommentatoren
zuschreiben. Man hatte den Amerikanern eine Falle gestellt. Während des Gipfels
kam es zu immer größeren sowjetischen Zugeständnissen. Sie kamen erstmals
überein, die britischen und französischen Abschreckungselemente von den
Verhandlungen über sie nuklearen Mittelstreckenkräfte auszuschließen und dass
die Reduzierungen bei den strategischen Kernwaffen einer jeden Seite den
gleichen Bestand gewährleisten – es soll sich also nicht um eine nur
prozentuale Reduzierung handeln, die den Sowjets einen deutlichen Vorteil
gebracht hätte. Auch kam es zu bedeutsamen Zugeständnissen bei der Anzahl der
nuklearen Mittelstreckenkräfte. Als der Gipfel seinem Ende zuging, schlug
Präsident Reagan eine Übereinkunft vor, wonach das gesamte Arsenal an
strategischen Kernwaffen - Bomber, Marschflugkörper, Langstreckenraketen –
binnen fünf Jahren auf die Hälfte zu reduzieren ist und die gewaltigsten dieser
Waffen, die strategischen Abwehrraketen, in einem Zeitraum von zehn Jahren zu
eliminieren sind. Herr Gorbatschow war noch ambitiöser: Er wollte, dass nach
Ablauf von zehn Jahren sämtliche strategischen Kernwaffen vernichtet werden.
Doch dann wurde zum Abschluss des Treffens urplötzlich
die Falle gespannt. Präsident Reagan hatte zugestimmt, dass für den Zeitraum
von zehn Jahren beide Seiten vereinbaren, nicht vom Abkommen zur Begrenzung der
Raketenabwehrsysteme zurückzutreten, wobei abkommenskompatible Entwicklungen
und Tests zulässig sind.
Aber Reagan erlitt einen sonderbaren Gedächtnisverlust
zur Frage des Auslösers für den brutalen militärischen Wettlauf, welcher der
UdSSR auferlegt wurde und der einen außerordentlichen Wirtschaftsaufwand zur
folge hatte. Sein mit viel Publicity unterstütztes Tagebuch erwähnt mit keinem
Wort das Dossier Farewell.
In seinen täglichen Aufzeichnungen, neulich
veröffentlicht. Äußert Ronald Reagan über seinen Aufenthalt in Montebello,
Kanada, am Sonntag den 19. Juli 1981:
Sonntag, am 19. Juli 1981
Das Hotel ist ein wunderschöner Bau, ausschließlich
aus Baumstämmen. Das größte Blockhaus der Welt.
Ich hatte ein Gespräch unter vier Augen mit Kanzler
Schmidt (Chef der deutschen Regierung). Er war echt deprimiert und
pessimistisch in Bezug auf die Welt.
Danach traf ich mich mit Präsident Mitterand,
erläuterte ihm unser Wirtschaftsprogramm und auch, dass wir nichts mit den
hohen Zinssätzen zu tun haben.
An jenem Abend speisten wir Acht allein. Die sieben
Staatschefs und der Präsident der Europäischen Gemeinschaft (Thorn). Es wurde
zu einem echt ungezwungenen Gespräch über Fragen der Wirtschaft, im
Wesentlichen auf Anraten der Premierministerin Thatcher.
Das Endergebnis der großen Verschwörung und das
wahnsinnige und aufwendige Wettrüsten, als die Sowjetunion in Fragen Wirtschaft
tödlich verletzt war, beschreibt der erste Präsident der Bush-Dynastie, George
H. W. Bush, der am Zweiten Weltkrieg teilgenommen hatte, in der Einführung des
Buches von Thomas C. Reed.
Er schrieb wörtlich:
Der kalte Krieg war ein Kampf zugunsten der
leibhaftigen Seele der Menschheit. Es war ein Kampf zugunsten einer
Lebensweise, geprägt von der Freiheit auf der einen und der Repression auf der
anderen Seite. Ich glaube, wir haben bereits vergessen, wie lange der Kampf
anhielt und wir hart er war und wie nahe wir zuweilen einem Kernwaffendesaster
waren. Dass es nicht dazu kam, zeugt von den ehrenhaften Männern und Frauen
beider Seiten, die die Ruhe bewahrten und das – ihrer Meinung nach – Richtige
für Krisenzeiten taten.
Dieser Konflikt zwischen den Supermächten, die den
Zweiten Weltkrieg überlebt hatten, setzte ein, als ich aus dem Krieg
heimkehrte. Im Jahr 1948 schloss ich die Universität Yale ab. In jenem Jahr
versuchten die Sowjets, den Zugang zu Westberlin zu sperren.
Jene Blockade führte zur Gründung der NATO, es folgte
der erste sowjetische Atombombentest, und dann wurde es blutig mit der Invasion
in Südkorea. Es folgten vier Jahrzehnte nuklearer Anfeindungen, Kriege, in
denen eine jede Supermacht den Gegner ihrer gegnerischen Seite unterstützte,
und Entbehrungen wirtschaftlicher Art.
Ich hatte das Privileg, Präsident der Vereinigten
Staaten zu sein, als all das seinem Ende zuging.
Im Herbst 1989 begannen sich die Satellitenstaaten zu
befreien, und es kam zu größtenteils friedlich verlaufenden Revolutionen in
Polen, Ungarn, der Tschechoslowakei und Rumänien. Als die Berliner Mauer fiel,
wussten wir, dass das Ende nahe war.
Noch zwei Jahre sollten vergehen, bis dem Imperium
Lenins und Stalins ein Ende bereitet wurde. Ich erhielt die gute Nachricht in
zwei Telefonaten. Das erste erreichte mich am 8. Dezember 1991. Aus einer
Jagdhütte unweit von Brest in Weißrussland rief mich Boris Jeltsin an. Unlängst
war er zum Präsidenten der Republik Russland gewählt worden und hatte mit dem
Präsidenten der Ukraine, Leonid Krawtschuk, und dem Präsidenten Weißrusslands,
Stanislaw Schuschtschewik Gespräche geführt.
‚Heute hat sich etwas Bedeutsames in unserem Land
ereignet‘, sagte Jeltsin. ‚Und ich wollte es Ihnen mitteilen, bevor Sie es aus
der Presse erfahren.‘ Und dann machte er mir die Mitteilung: Die Präsidenten Russlands,
Weißrusslands und der Ukraine haben beschlossen, die Sowjetunion aufzulösen.
Zwei Wochen später bestätigte ein zweiter Anruf, dass
die Sowjetunion verschwinden würde. Michail Gorbatschow rief mich am
Weihnachtsmorgen
Aus einem Artikel der The New York Times geht hervor, dass bei dieser Operation fast alle in Reichweite der CIA
befindlichen Waffen zum Einsatz kamen – psychologischer Krieg, Sabotage,
Wirtschaftskrieg, strategischer Betrug, Aufklärung, kybernetischer Krieg – all
dies in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Sicherheitsrat, dem Pentagon und dem
FBI. Das starke sowjetische Spionageteam wurde zerstört, die Wirtschaft geschädigt und der Staat jenes
Landes destabilisiert. Es war ein voller Erfolg. Wäre es in umgekehrter
Richtung verlaufen (die Sowjets gegen die US-Amerikaner), hätte es den Anschein
eines terroristischen Aktes haben können.
Dieses Thema ist auch Gegenstand eines anderen erst
neulich veröffentlichten Buches. Es trägt den Titel Legacy of Ashes. Auf der
Umschlagklappe des Buches steht, dass der Autor Tim Weiner Reporter der The New York Times
ist , der zwanzig Jahre lang
über die US-amerikanischen Nachrichtendienste geschrieben hat und für seine
Arbeit über die Geheimprogramme der Nationalen Sicherheit den Pullitzer-Preis
erhielt. Er war in Afghanistan und anderen Ländern, um die verdeckten
Operationen der CIA aus erster Hand zu ermitteln. Jenes ist sein drittes Buch.
“Legacy of
Ashes beruht auf mehr als 50 000 Dokumenten, die vor allem aus CIA-Archiven
selbst stammen, und hunderten Interviews von Veteranen der genannten Agentur, einschließlich
von zehn Direktoren. Es zeigt uns ein Panorama des CIA seit seiner Gründung
nach dem Zweiten Weltkrieg, von den Schlachten des kalten Krieges und bis zum
Krieg gegen den Terrorismus, der am 11. September 2001 begonnen wurde.“
Der im Juni
Rosa Miriam
veröffentlichte zwei kurze Meinungsartikel, jeder von ihnen von knapp fünf
Seiten. Wenn sie das will, kann sie ein dickes Buch schreiben. Ich kann mich
gut an sie erinnern, seitdem sie mich damals als sehr junge Journalistin
ungeduldig fragte, - es war zu keinem anderen Zeitpunkt als einer
Pressekonferenz vor mehr als 15 Jahren - ob ich der Meinung sei, dass wir die
Sonderperiode überstehen könnten, die mit dem Verschwinden des sozialistischen
Lagers auf uns hereinstürzte.
Die UdSSR ist mit
Knall und Fall zusammengebrochen. Seitdem haben bei uns mehrere hunderttausend
junge Menschen ihre Hochschulausbildung absolviert. Was für eine andere
ideologische Waffe bleibt uns denn, als ein höheres Bewusstseinsniveau! Wir
hatten sie, als wir ein Volk waren, dessen Mehrheit aus Analphabeten und
Halbanalphabeten bestand. Wenn man wissen will, was echte Bestien sind, dann
braucht man nur im Menschen die Instinkte überwiegen zu lassen. Darüber kann
man viel reden.
In der Gegenwart
ist die Welt von einer verheerenden Wirtschaftskrise bedroht. Die Regierung der
Vereinigten Staaten verwendet alle nur denkbaren wirtschaftlichen Ressourcen
dafür, ein Recht zu verteidigen, das die Souveränität aller anderen Länder
verletzt, und zwar das folgende: weiter mit Banknoten aus Papier die Rohstoffe,
die Energie, die Hightech-Industrien, die ertragreichsten Ländereien und die
modernsten Immobilien unseres Planeten zu kaufen.
Fidel Castro Ruz
18. September 2007
18.37 Uhr