Telefongespräch des Comandante
en Jefe Fidel Castro Ruz mit dem Präsidenten der Bolivarianischen Republik Venezuela
Hugo Chávez Frías während der Sendung „Aló, Presidente“ Nr. 269 am 27. Februar 2007, „Jahr 49 der Revolution“
Hugo Chávez: Wer spricht, bitte?
Fidel Castro: Hören Sie
mich?
Hugo Chávez: Ja, ich höre Dich.
Fidel Castro: Erlauchter und lieber Freund, wie geht es Ihnen?
Hugo Chávez: Mein Gott, Fidel ist am Apparat! (Beifall und Rufe: Fidel, Fidel,
Fidel!)
Fidel Castro: Gerade hör
ich deine Sendung Aló, Presidente und die vielen Details, die du in nur ein
paar Minuten angesprochen hast. Deine Argumente zum Wachstum, zum BIP, über
Verminderung der Arbeitslosigkeit und noch viel Interessantes finde ich sehr
gut.
Hugo Chávez: How are you, Fidel?
Fidel Castro: Very well.
(Lachen)
Hugo Chávez: Du kannst Dir nicht vorstellen, wie glücklich wir darüber sind, deine Stimme zu hören
und dass es dir gut geht.
Fidel Castro: Vielen Dank.
Hugo Chávez: Unsere Umarmung für dich zur Begrüßung. Wir sind sehr überrascht, und
zwar angenehm, und so wie fast immer, hatten wir gerade von dir
gesprochen.
Fidel Castro: Ich wusste,
dass ich eines Tages in einem Aló, Presidente landen würde.
Hugo Chávez: Ja, das gibt es jetzt täglich.
Fidel Castro: Nein, nein,
verpflichte mich nicht dazu. Ich muss sehr viel arbeiten (Lachen), vor allem
mir vieles aneignen. Dabei sehe ich, dass auch du die Bücher nicht aus der Hand
legst. Wann schläfst du eigentlich?
Hugo Chávez: Nun ja, so gegen Morgen schlafe ich eine Weile.
Fidel Castro: Eine Weile.
Hugo Chávez: Ja, ich schlafe nur wenig, da ich viel studiere. Das ist Aufgabe eines
jeden Revolutionärs, und wir folgen deinem Beispiel.
Fidel Castro: Ja, ja, du benutzt viel Zeit zum Lesen, und dabei
hast du ein ganz besonders privilegiertes Gedächtnis, für alles, was du einmal
gelesen hast. Was du lediglich mitunter vergisst, sind die Zahlen. (Lachen)
Hugo Chávez: Also, vergessen schon, aber nicht übermäßig.
Fidel Castro: Du hast alles dort im Auge, damit man sich nicht
verliert, denn es fällt bereits schwer, dir nachzukommen.
Hugo Chávez: Weißt du, wie viel Hektar Mais für die Herstellung von einer Million
Barrel Äthanol notwendig sind?
Fidel Castro: Äthanol? Ich
meine, du sprachst kürzlich von 20 Millionen Hektar, in dieser Größenordnung
(Lachen), aber sag´s mir noch einmal genau.
Hugo Chávez: Zwanzig Millionen. Also bist du derjenige mit dem hervorragenden
Gedächtnis.
Fidel Castro: So, so, 20 Millionen.
Natürlich ist die Idee der Erzeugung von Treibstoff aus Lebensmitteln
tragisch, dramatisch. Keiner weiß mit Sicherheit, wie hoch die
Lebensmittelpreise noch steigen werden, wenn Soja zu Treibstoff verarbeitet wird,
wo sie doch so nötig ist für die Produktion von Eiern, Milch, Fleisch; diese
ist eine der vielen Tragödien unserer Zeit.
Ich freue mich sehr,
dass du das Banner zur Rettung unserer Gattung schwingst, denn der Kampf für
die Rettung unserer Gattung ist ein harter, da neue, sehr schwerwiegende
Probleme hinzukommen. Und du bist faktisch ein Prediger, ein großer Prediger,
der zum Verfechter des Lebens unserer Gattung geworden ist. Dafür meinen
Glückwunsch.
Du bist zurzeit voll
mit dem Programm „Moral y Luces“ (Moral und Aufklärung) beschäftigt, um die
Menschen zu erziehen, damit sie begreifen. Und dazu gibt es einen Berg von
Einzelheiten, die ich alltäglich lese und analysiere, ich bin ganz auf dem
Laufenden: Kriegsgefahren, Klimawechsel, Nahrungsmittelverknappung, denn – wie
du angeführt hast – gibt es Milliarden Menschen, die Hunger leiden. Das sind Realitäten.
Zum ersten Mal in
der Geschichte befassen sich die Regierungen damit, Regierungen, die
Möglichkeiten dazu haben, die moralische Autorität dafür besitzen, und du bist
eins dieser seltenen Beispiele.
Kürzlich las ich,
Australien habe sich als erstes Land der Welt mit einer Revolution in der
Energiewirtschaft bezeichnet und dabei soll das Projekt in zwei oder drei
Jahren umgesetzt werden. Das ist einfach zum Lachen, denn ihr habt in zwei
Monaten bereits 34 Millionen Sparlampen eingesetzt und in vier Monaten wird das
erste Teilziel mit dieser so vorteilhaften Lampe erreicht und sie in allen
Heimen zu finden sein. Es gibt also noch jemanden in dieser Richtung; so machen
einige Australien jetzt schon diesen ersten Platz strittig.
Kein einziges Land,
weder in Europa noch andernorts, steht diesem Problem gleichgültig gegenüber.
Entschuldige, dass
ich so weit ausgeholt und dir die Hälfte deiner Sendezeit gestohlen habe.
Hugo Chávez: Nein, von weit ausgeholt kann keine Rede sein. Es ist jetzt 7.49 Uhr.
Wir sprachen von
dir, denn du weißt, heute ist der 27. Februar und hier wurde behauptet, eine
der Ursachen des Caracazo habe darin bestanden, dass du bei deinem damaligen
Besuch 200 Agitatoren hier zurückließt, welche die Prärie anzündeten, wie man
so schön sagt. Heute nun analysierten wir die Ursachen des Aspektes der
Außenverschuldung, die Themen des schwarzen Freitag, der Ausplünderung des
Landes, der Kapitalflucht, der Privatisierungen, der von einer schrecklichen
Rezession begleiteten Inflation, der Arbeitslosigkeit, der Verarmung sogar der
Mittelschichten.
Vor einer Minute
verlasen wir – ich weiß nicht, ob du es hörtest – was Einstein zum Warum des Sozialismus sagt; und
der Wissenschaftler schlussfolgert, dass der Kapitalismus zum Chaos führt.
Im Zusammenhang mit
dem Caracazo warst du, Fidel, bei uns und ich erinnerte mich, wie ich dich in
jenen Tagen hier von Weitem sah, mich dir nähern und dich begrüßen wollte,
obwohl es nicht ging. Denn hier hatten wir bereits Anteil an der revolutionären
Bewegung. Und von hier aus, von Aló, Presidente, - wobei wir dich hören und mit
dir reden können - sagen wir nun der Welt, was für eine große Ehre es war, dass
sich an jenem Tag ein Volk gegen den Neoliberalismus erhob.
Der Caracazo war, du
weißt es, Fidel, international gesehen die erste Reaktion von enormer
Schlagkraft auf den neoliberalen Plan, als die Sowjetunion und die Berliner
Mauer bereits fielen und es hieß, das Ende der Geschichte und des Einheitsdenkens
habe begonnen.
Und nach dem
Caracazo kam der 4. Februar. Du weißt, man muss jene Ereignisse, um sie zu
begreifen, unbedingt im Zusammenhang sehen. Danach der lange Weg, unsere
Revolution, in der Kuba stets präsent ist, war und sein wird, und Kuba mit dir
an der Spitze. So viele Dinge, die wir euch zu verdanken haben, diese
Revolution im Energiebereich wäre ohne Kuba unmöglich gewesen.
Heute findet die 7.
Tagung der Gemischten Kommission auf hoher Ebene in Havanna statt, wie du
weißt, und die Ergebnisse vom Voranschreiten des ALBA-Abkommens und der bilateralen
Zusammenarbeit, wie sie mir bis zum Zeitpunkt mitgeteilt wurden, sind
außerordentlich.
Du wirst sicher
wissen, doch möchte ich wiederholen, damit es alle hören, dass ich gestern dem
Minister Rafael Ramírez die Gründung eines Joint Venture Unternehmens mit
Vietnam genehmigt habe und ihn bat, es heute in Havanna vorzutragen. Denn wir
könnten ein Unternehmen Kuba-Vietnam-Venezuela gründen und es hier in Venezuela
oder in Kuba, oder in beiden Ländern einrichten. Es handelt sich um eine Sparlampenfabrik,
um die Revolution dieses Sektors weiter auszudehnen. Sparlampen und andere
Elemente, die zur Vertiefung der Revolution in der Energiewirtschaft gebraucht
werden, Solarzellen, das System für Windenergie. Fidel, ich möchte, dass wir
alle diese Fabriken hier einrichten; wir bringen die Technik hierher.
Was meinst du dazu?
Fidel Castro: Hört sich
wunderbar an.
Vor drei Tagen haben
wir auf Isla de
Euer Vorteil ist,
dass euer Land nicht von Hurrikans heimgesucht wird, wie es bei uns der Fall
ist. Also müssen wir Schutzmaßnahmen diverser Art treffen. Das kann die
Benutzung von Kränen sein, die Entfernung der Windradflügel, also wir müssen
Lösungen finden. Auch eine Sonnenenergieanlage habt ihr in Caracas installiert,
die es sich lohnt, die gut genutzt werden konnte, obwohl die Investition
kostspielig ist. Erfolgt die Fertigung dann im Land, wird alles viel billiger
werden.
Ihr werdet eine Fabrik
von rostfreiem Stahl aufbauen. Der Strombedarf dieser Produktion wird dann
durch die billige, bereits verfügbare Energie, vor allem aber durch die mittels
Einsparung gewonnene gedeckt werden.
Das Territorium
Venezuelas erstreckt sich über fast eine Million Quadratkilometer, wir dagegen
sind eine Nussschale, vom Golfstrom vor die Nase deiner Freunde im Norden
gespült.
Hugo Chávez: Our friends.
Fidel Castro: Du meinst, ich könnte Englisch. Das war einmal.
Hugo Chávez: Hast du es vergessen?
Fidel Castro: Das Trauma,
das sie mir dann zufügten, hat mich vergessen lassen. Daher habe ich nicht so
ein hervorragendes Gedächtnis wie du, deine Fähigkeit der Zusammenfassung, dein
musikalisches Gehör, dein Gedächtnis für Lieder – denn ich kann nicht glauben,
dass du so häufig gefeiert und dadurch dann alle Lieder im Gedächtnis
hast, die du in Aló, Presidente
anstimmst. Also, darum könnte ich dich beneiden.
Hugo Chávez: Nein, ich habe nicht so viel gefeiert wie du, niemals habe ich so
häufig an Feiern teilgenommen wie du, auch nicht so viel gesungen wie du.
Fidel Castro: Nein, mein Lieber, nein! Ich kann mich in etwa an
den Text erinnern, aber du kennst ja alles auswendig, denn ich beobachte dich:
du suchst das Wort, wiederholst und findest das richtige Wort.
Letzten Endes wirst
du zu den großen Schriftstellern dieser Erdhälfte gehören. Und beklage dich
nicht, denn die Schriftsteller gewinnen immer mehr Einfluss.
Hugo Chávez: Ich wollte dich etwas fragen.
Wie findest du die
neueste Meldung, wonach 67% der US-Bürger die Irak-Politik von Bush ablehnen?
Wie du weißt, bereiten wir einen Willkommensgruß für Bush in Südamerika vor.
Fidel Castro: Aha, man
wird ihn willkommen heißen.
Ja, ich habe davon
gehört, ich glaube es wird etwas von Massenorganisationen geben, alles im
Rahmen eines sehr friedlichen Geistes und sehr respektvoll.
Doch ich wette, dass
du zwei neue Meldungen von heute noch nicht kennst.
Hugo Chávez: Nun sag doch, leite die Neuigkeit zu Aló, Presidente.
Fidel Castro: Zum Beispiel kam es heute an der Shanghaier Börse
zu einem Kursrückgang um 9% und die New Yorker Börse, die man ja als Königin
aller bezeichnen könnte, verzeichnete einen 4%-Rückgang, einen der stärksten in
den letzten Jahren. Und das bestätigt unsere Vermutungen eigentlich nur noch.
Hugo Chávez: Also diese Mitteilungen sind mir nicht …
Fidel Castro: Heute büßten
sie dort 800 Milliarden Dollar ein und dabei ist diese die Superbörse, die jetzt
einen höheren Rückgang verzeichnete als während der Krise in Südostasien.
So weiß ich nun
nicht, was die Regierenden der USA– also den, der sie motu proprio regiert - mehr aufregen wird, die Meldung der
Geschehnisse dort oder seine Reise nach Südamerika. Was meinst du?
Hugo Chávez: Die Meldungen über die Rückgänge an den Börsen von Shanghai und New
York hatte ich nicht.
Du weist sicher
bereits, denn du weißt ja alles, dass der Währungsfonds in einer Krise steckt
und gestern und heute sagte ich, dass sie vielleicht sogar eine Anleihe bei
Banco del Sur aufnehmen müssen. Der Währungsfonds kann die Gehälter nicht
bezahlen; sie sind dabei, die Goldbarren zu verkaufen.
Fidel Castro: Ja, sie verkaufen Gold, das zurzeit das Einzige
ist, was Wert besitzt. Papier sollten sie verkaufen, die Scheine, mit denen die
Vereinigten Staaten bezahlen. In der heutigen Zeit Gold zu verkaufen, ist der blanke
Wahnsinn. Nun gut, Banco del Sur ist eine seriöse Bank, will eine seriöse Bank
werden.
Hugo Chávez: Es wird eine seriöse Bank werden.
Fidel Castro: Der
Internationale Währungsfonds war es nie und probiert nun die Krise aus. Sieh
mal, das geschieht zwei oder drei Tage vor dem Rückgang an den Börsen.
Hugo Chávez: Es ist die gleiche Krise – du weißt es wohl – die
Krise der Weltwirtschaft. Die Länder für sich haben jedes ihr eigenes Modell:
wir haben den Sozialismus gewählt, dort in Kuba, hier in Venezuela, mit seinen
jeweiligen Besonderheiten; und im internationalen Rahmen das ALBA-Abkommen,
dessen Umsetzungstempo wir erhöhen; Fidel, du weißt es genau, wir erhöhen das
Tempo.
Alle Welt fragt nach
dir. Wir waren in Martinique, Dominica und San Vicente. Die Ministerpräsidenten
lassen dich grüßen: Roosevelt Skerrit, unser Freund, und der Ministerpräsident
von San Vicente und Granadinen; wir haben uns die Flugplatzerweiterung
angesehen. Dort sprach ich mit kubanischen
Arbeitern und den Venezolanern, dem Ingenieurkorps der venezolanischen Armee.
In Dominica weihten wir das erste Treibstoffdepot ein und in San Vicente, mit
Ralph Gonsalves, die Gasabfüllanlage.
Alle fragen mich
nach dir und ich sage ihnen, was ich weiß: von deiner Genesung, deiner neuen
Sierra Maestra, dieser großen Schlacht, die du geliefert hast und weiter
lieferst, bei der wir dich Tag um Tag begleiten und Gott bitten, er möge, wie
du sagtest „Chávez und seinen Freunden helfen“, so möge er dir zur vollständigen
Genesung verhelfen. Wir alle, und Fidel du weißt, wir sind Millionen auf der
Welt, die wir dich bald gesund unter uns haben wollen. Und ich bin sicher, dass
es so sein wird.
Vor drei Tagen war
Daniel Ortega hier, wir unterhielten uns mehrere Stunden. Kommende Woche gibt
es eine Tagung der Gemischten Kommission in Managua.
Kirchner kam, wie du
weißt, in das Gebiet des Orinoco, und er hat mich eingeladen. Ich nutze die
Gelegenheit deines Anrufs, um dies bekannt zu geben. Wir hatten es noch nicht
veröffentlicht. Nächste Woche werden wir uns in Buenos Aires treffen und die
bilateralen Beziehungen Argentinien-Caracas weiter ausbauen. Und dann ein
Treffen in Bolivien – wir besuchen Evo die folgende Woche. Von der
strategischen Allianz, der Achse Caracas-Buenos Aires, über Brasilia, die Achse
mit
In Quito langte das
erste Schiff an, du wirst es wissen. Ich nutze nur deinen Anruf, um all diese
Dinge aufzufrischen, wie wir vorankommen.
Und du, Fidel, das
Beispiel an Durchhaltevermögen und jetzt an Offensive. Ich will die Gelegenheit
deines überraschenden Anrufs, der uns so sehr motiviert und erfreut, nicht
versäumen, um unseren Völkern immer wieder den Wert des revolutionären Kuba,
deinen Wert und dein Bewusstsein ins Gedächtnis zu rufen.
Wir erinnerten uns
an deinen Besuch 1959, als das so genannte Demokratiemodell einsetzte, das
durchschlagend scheiterte. Und jenes Scheitern führte zum Caracazo, und vom
Caracazo zum 4. Februar, und vom 4. Februar zum heutigen Tag, zu all dem, was
sich heute hier ereignet. Dabei sind du und Kuba mit eurem Beispiel an Würde,
an Kampf, an Mut und eurer unendlichen Solidarität stets unser Vorbild gewesen
und werden es auch bleiben.
Fidel Castro: Hugo, ich
wollte dir noch sagen, dass ich mit dem Leiter deiner Delegation ein Gespräch
geführt habe, gerade als Meldungen von dort kamen, worüber ich sehr erfreut
bin. Er ist gerade bei mir und vielleicht ergeben sich später noch Gespräche
mit einigen anderen Mitgliedern der Delegation.
Sie arbeiten hier
sehr, sehr viel, mit großer Begeisterung und nutzen die wenige Zeit, die uns
verbleibt. Der Faktor Zeit darf nicht außer Acht gelassen werden und meines
Erachtens bleibt uns nicht viel, und sie sind sich dessen offensichtlich mehr
als bewusst.
Ich danke dir sehr
für alle übermittelten Grüße, dass du mich nicht vergisst, und vor allem will
ich dir die Mikrofone überlassen, denn sonst verführen sie mich wieder, genau
wie dich. Konkurrieren könnte ich nicht mit dir, doch ein bisschen wetteifern
schon.
Auch bedanke ich
mich für die Grüße der Venezolaner, jenes heldenhaften, geliebten Volkes, das
dir deine große heutige Verantwortung übertragen hat. Die Geschichte wurde neu
geschrieben; doch vor 200 Jahren war alles noch ganz anders. Die Welt hat sich
äußerst verändert, vor allem in den letzten 60 Jahren, und über diese Zeit
sollte man sehr viel nachdenken. Ich tue dies ausführlich und fühle mich wohl
dabei, denn ich halte es für sehr wichtig. Ich freue mich auch darüber, wie
deine Leute arbeiten - ich hatte dir bereits etwas dazu gesagt – mit welcher
Begeisterung und Ernsthaftigkeit. Allen danke ich für ihren Beweis an
Herzlichkeit und Ermutigung, jetzt, da ich mich mit dieser Aufgabe befasse.
Ich kann dir nicht
versprechen, dich bald zu besuchen und auf einer deiner Reisen zu begleiten; doch
ich mache Fortschritte, ich fühle mich stärker, mit mehr Kraft und mehr Zeit
zum Lesen. Mit einem Wort, ich bin wieder Student.
Hugo Chávez: Moral y luces.
Fidel Castro: Moral y luces! Das geht mir nicht mehr aus dem Kopf, denn
ich erlebe zum ersten Mal, dass jemand versucht, diese moralische Schlacht
durch die Eroberung des Innenlebens, des Herzens und des Geistes der Menschen
zu gewinnen. Ich weiß nicht, ob dir noch viel Zeit bleibt, aber du wolltest
vermutlich mit Ramirez sprechen. Sag mir, was ich tun soll.
Hugo Chávez: Nein, mit Ramirez kann ich morgen sprechen. Wir hören dich und wir
sind sehr glücklich darüber; sehr glücklich, dich zu hören und von deiner
gesundheitlichen Besserung zu erfahren. Trage weiter zu deiner Genesung bei und
vergiss den „Tsunami“ nicht.
Fidel Castro: Nein.
Hugo Chávez: Gute Genesung.
Fidel Castro: Ich vergaß
noch etwas, und zwar ist dir alle Welt dankbar, von mir etwas zu erfahren, denn
ich rede und hülle mich in Schweigen, totales Schweigen; ich kann doch nicht
jeden Tag reden, mir das Reden sowie das Laster des täglichen Erhalts von Meldungen zur
Gewohnheit werden lassen. Alle Welt bitte ich um Geduld, ich bin zufrieden,
denn ich sehe, dass alle beruhigt sind. Im Land geht es voran und das ist das
Wesentliche. Auch bitte ich um Ruhe für mich, um meinen neuen Aufgaben
nachgehen zu können.
Hugo Chávez: Ja, Fidel, ich bin zu einer Art Boten oder Quelle geworden, besser gesagt, du hast mich dazu gemacht. Wer
wissen will, wie es Fidel geht, nun der kommt hierher, ruft mich an, spricht
mit mir; und ich sage stets die Wahrheit über deine Genesung, deine
Beispielhaftigkeit, deine Beharrlichkeit.
Du hast gesagt, dass
du mich nicht so bald bei einer Reise begleiten kannst, das ist auch nicht
nötig, denn bei uns bist du stets präsent. Und ich habe vor, bald wieder nach
Havanna zu reisen und unsere Gespräche fortzusetzen, gemeinsam zu arbeiten und
der Zeit Zeit abzugewinnen. Du hast es so gesagt und es ist für uns alle gut,
darüber nachzudenken.
Von hier grüßen dich
der Vizepräsident, die Kommission des Poder Popular, des Poder Comunal – wir
werden gleich nach der Sendung hier eine Besprechung durchführen – alle unsere
Leute, Teresita, Elena, das Team von Venezolana de Television, von Radio
Nacional de Venezuela und die Abermillionen, die uns hören.
Weißt du welche
Einschaltquote die erste Stunde des Programms hat? Vierzig Prozent! Du weißt,
das sind für Aló, Presidente stratosphärische Höhen ihrer Einschaltquote.
Lass uns Zeit gewinnen,
Fidel, und wir gewinnen die Schlacht für das Leben.
Fidel Castro: Sehr gut.
Hugo Chávez: Ich danke dir für deinen historischen Anruf.
Fidel Castro: Tausend Dank euch allen.
Hugo Chávez: Einen Applaus für Fidel. (Applaus) Ein ordentlicher Applaus, mein
Bruder; eine Umarmung Kamerad, Genosse und,
ohne mich irgendwie zu genieren, nenne ich dich vor aller Welt Vater.
Hasta
la victoria siempre!
Fidel Castro: Hasta la victoria siempre!
Hugo Chávez: Venceremos!
Fidel Castro: Venceremos!
Hugo Chávez: Bravo! (Applaus und ”Bravo”-Rufe
)
27. Februar 2007