DER DIALOG DER
KULTUREN
EINFÜHRUNG DES
AUTORS
Am vergangenen 3. August veröffentlichte ich unter
dem Titel „Reflexion über harte und offensichtliche Realitäten“ einen Kommentar
zu den Privilegien der Macht und über ihren Einfluss auf die menschlichen Wesen
und zitierte die vom Generaloberst Leonid Ivashov geäußerten Gedankengänge, welcher
Vizepräsident der Akademie für Geopolitische Angelegenheiten ist und Sekretär
im Rat der Verteidigungsminister der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und
Abteilungsleiter für militärische Zusammenarbeit des Verteidigungsministeriums
der Russischen Föderation war. Wie von mir zu jenem Anlass angegeben, ist
Ivashov ein wirklich gut informierter Mann, dessen Standpunkt kennen zu lernen
für unser Volk nützlich wäre.
Die in einer Information der russischen
Nachrichtenagentur Ria Novosti vom vergangenen 24. Juli enthaltene Analyse von
General Ivashov ging von der Anerkennung der durch die Vereinigten Staaten im
Weltmaßstab gegenwärtig ausgeübten wirtschaftlichen, finanziellen, technologischen
und militärischen Diktatur als hauptsächlichem Werkzeug der US-amerikanischen
Politik aus.
Ich werde die Argumentation von General Ivashov hier
nicht wiederholen, die ihn zu der Schlussfolgerung führt, dass es zur
Neutralisierung der Weltherrschaftspläne notwendig ist, alternative Machtpole
aufzubauen und in diesem Sinne möchte ich nur die Aufmerksamkeit auf eine
seiner wichtigsten Behauptungen lenken:
„Dem US-Imperium könnte sich einzig und allein ein
Bündnis der Kulturen entgegenstellen: der russischen, dessen Einflussbereich
die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten einschließt (GUS); der chinesischen, die
der Inder, der islamischen und der lateinamerikanischen Kulturen. Das ist ein
riesiger Raum, in dem wir gerechtere Märkte schaffen könnten, unser eigenes
stabiles Finanzsystem, unser Getriebe der kollektiven Sicherheit und unsere
Philosophie auf der Grundlage der Priorität der intellektuellen Entwicklung des
Menschen gegenüber der modernen westlichen Kultur, die auf die materiellen
Güter setzt und den Erfolg in Villen, Jachten und Restaurants misst. Unsere
Mission ist es, die Welt auf die Gerechtigkeit und die intellektuelle und
geistige Entwicklung umzuorientieren.“
Dieses Konzept des „Bündnisses der Kulturen“ auf der
Grundlage der Vorherrschaft der Ideen, führte dazu, dass ich mich an ein im
März
An der genannten Konferenz, die vom Gründungsrat des
Zentrums für die russische Nationalehre einberufen und vom Kulturministerium
und dem Nationalbund für Schriftsteller und Künstler Kubas (UNEAC) organisiert
wurde, nahmen knapp 300 Wissenschaftler und Intellektuelle, Vertreter sozialer
Organisationen und von Medien, Politiker und religiöse Persönlichkeiten aus 29
Ländern teil, die mit dem Hauptziel zusammengekommen waren, Antworten auf die
zurzeit vorhandenen Theorien über den Zusammenstoß der Kulturen zu geben, die sich
auf den ausschließenden Charakter der neoliberalen Globalisierung gründen,
welche ein einzig zulässiges Modell verficht und dem sich die Förderung des
Dialogs zwischen den Völkern, Kulturen, Konfessionen und Staaten auf der Suche
nach gemeinsamen Antworten auf die Schlüssel-Herausforderungen der
gegenwärtigen Welt entgegensetzt.
Ich wurde eingeladen, die abschließenden Worte auf
diesem Event zu sagen und hielt auf der am 30. März 2005 im Kongresspalast von
Havanna abgehaltenen Schlusssitzung der Konferenz eine Rede, besser gesagt, ich
führte ausgehend von den an diesem Tag durch die Gäste gemachten Aussagen und
gestellten Fragen einen improvisierten Dialog mit ihnen. Bei meinen Worten
behandelte ich Themen, die während der Arbeitssitzungen des Events untersucht
worden waren und andere, die zu den Absichten der Konferenz in Bezug standen.
Aufgrund ihres großen Umfangs wurden jene Aussagen zu
jenem Anlass weder von mir bearbeitet noch der Text der Presse übergeben. Aufgrund
der Darlegung seiner Gesichtspunkte durch General Ivashov und seines Bezugs auf
das Bündnis der Kulturen habe ich jene Rede erneut gelesen, dabei eine Anzahl
Absätze ausgelassen, die keine wesentlichen Inhalte beitrugen und einige
Details zur Struktur und Redaktion überprüft. Als ich sie erneut gelesen habe,
war ich selbst überrascht über die schon erreichten Fortschritte bei vielen
meiner jetzigen Ideen und Gedanken.
Aus diesem Grund habe ich darum gebeten, den Text
jenes Vortrags zu drucken. Das Wichtigste besteht darin, sich daran zu
erinnern, dass diese Rede am 30. März 2005 gehalten wurde, d.h. vor knapp
zweieinhalb Jahren.
Wenn ich vor mehr als 15 Jahren in Rio de Janeiro vom
Menschen als einer durch die Zerstörung der natürlichen Lebensbedingungen sich im
Aussterben befindenden Gattung sprach, so ist diese Gefahr jetzt näher gerückt.
Von Wissenschaft und Technik und der angeborenen Verschwendung des
Neoliberalismus geschaffene, neue, nicht vorgesehene Probleme vervielfachen die
politischen, wirtschaftlichen und militärischen Gefahren. Die hauptsächlichen im
„Dialog der Kulturen“ dargelegten Ideen waren schon im Ansatz vorhanden.
Deshalb habe ich darum gebeten, dass die in Rio de Janeiro gehaltene Rede als
erster Teil dieses Materials veröffentlicht wird.
Fidel Castro Ruz
25. August 2007
REDE DES COMANDANTE EN JEFE AUF
DER KONFERENZ DER VEREINTEN NATIONEN ÜBER UMWELT UND ENTWICKLUNG AM 12. JUNI
(Stenographische Version des Staatsrats)
Geehrter Herr Präsident von Brasilien, Fernando Collor de Mello!
Geehrter Herr Generalsekretär der Vereinten Nationen, Butros Ghali!
Exzellenzen!
Eine bedeutende biologische Gattung ist aufgrund der
schnellen und fortschreitenden Beseitigung ihrer natürlichen Lebensbedingungen
vom Aussterben bedroht: der Mensch.
Wir werden uns jetzt dieses Problems bewusst, wo es
fast zu spät ist, es zu verhindern.
Es muss darauf verwiesen werden, dass
die Konsumgesellschaften die Hauptverantwortlichen für die grauenhafte
Vernichtung der Umwelt sind. Sie entstanden aus den ehemaligen Kolonialmetropolen
und der imperialen Politik, die ihrerseits die Rückständigkeit und die Armut
verursachten, welche heute die immense Mehrheit der Menschheit geißeln. Sie
verbrauchen zwei Drittel des Metalls und drei Viertel der Energie, die auf der
Welt erzeugt werden, obwohl sie nur 20 Prozent der Weltbevölkerung darstellen.
Sie haben die Meere und Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt, die Ozonschicht
geschwächt und Löcher in ihr verursacht, haben die Atmosphäre mit Gasen
angereichert, die die klimatischen Bedingungen beeinträchtigen, was
katastrophale Auswirkungen hat, die wir schon zu spüren beginnen.
Die Wälder verschwinden, die Wüsten
weiten sich aus, Milliarden Tonnen fruchtbarer Erde enden jährlich im Meer.
Zahlreiche Arten sterben aus. Der aus dem Bevölkerungszuwachs resultierende
Druck und die Armut führen zu verzweifelten Anstrengungen, um selbst auf Kosten
der Natur zu überleben. Man kann dafür nicht die Länder der Dritten Welt
beschuldigen, die gestern Kolonien waren und heute durch die ungerechte
Weltwirtschaftsordnung ausgebeutete und ausgeplünderte Nationen sind.
Die Lösung kann nicht sein, die
Entwicklung jener zu verhindern, die sie am meisten brauchen. Wahr ist, dass
alles das, was heute zur Unterentwicklung und zur Armut beiträgt, ein offenkundiges
Attentat auf die Ökologie ist. Zig Millionen Männer, Frauen und Kinder sterben
infolge dessen jährlich in der Dritten Welt, mehr als in jedem der beiden
Weltkriege. Der ungleiche Austausch, der Protektionismus und die
Auslandsverschuldung greifen die Ökologie an und fördern die Zerstörung der
Umwelt.
Wenn man die Menschheit vor dieser
Selbstzerstörung retten will, müssen die Reichtümer und die verfügbaren
Technologien des Planeten besser verteilt werden. Weniger Luxus und weniger
Verschwendung in einigen wenigen Ländern, damit weniger Armut und weniger
Hunger in großen Teilen der Erde herrschen. Schluss mit dem Transfer von Umwelt
zerstörenden Lebensstilen und Konsumgewohnheiten in die Dritte Welt. Das
menschliche Leben muss rationaler werden. Es muss eine gerechte internationale
Wirtschaftsordnung durchgesetzt werden. Alle notwendigen wissenschaftlichen
Forschungen sollen für eine nachhaltige Entwicklung ohne Umweltverschmutzung
eingesetzt werden. Es soll die Umweltschuld bezahlt werden und nicht die
Auslandsschuld. Es soll der Hunger verschwinden und nicht der Mensch.
Jetzt, wo die angebliche Bedrohung
durch den Kommunismus nicht mehr da ist, und keine Vorwände für kalte Kriege,
Wettrüsten und Militärausgaben bleiben, was hindert daran, diese Mittel sofort
dafür einzusetzen, die Entwicklung der Dritten Welt zu fördern und die Gefahr
der ökologischen Zerstörung des Planeten zu bekämpfen?
Schluss mit dem Egoismus, Schluss mit dem
Vorherrschaftsbestreben, Schluss mit der Gefühllosigkeit, der Unverantwortlichkeit
und dem Betrug. Morgen wird es zu spät sein für das, was wir schon lange
gemacht haben müssten.
Danke.
(Ovation)
Schlussrede des Comandante en Jefe auf der
„Weltkonferenz Dialog der Kulturen. Lateinamerika im 21. Jahrhundert: Universalität
und Originalität“, gehalten am 30. März 2005 im Kongresspalast
(Stenographische
Version des Staatsrats)
Liebe Freunde!
Ich spreche
hiermit alle Gäste an, sowohl die aus anderen Ländern, als die aus Kuba.
Ich muss
gestehen, dass mir das Wort „Ausländer“ nicht gefällt, das klingt, als ob ich
„Liebe Fremde“ sagen würde, wenn ich mich an euch wende.
Wahrscheinlich
hat selten jemand die Möglichkeit gehabt – und gleichzeitig die Herausforderung
– sich mit solch einer Gruppe wie der hiesigen zu versammeln. Man muss zuerst
Wahrsager sein, um zu wissen, worüber ich sprechen soll. Ich bin dafür bekannt,
dass ich viel spreche, manchmal zu ausschweifend, was am heutigen Nachmittag
nicht meine Absicht ist, obwohl die Absichten nicht immer mit den Ergebnissen
übereinstimmen (Lachen); aber ich verstehe es, und nicht aufgrund meiner
Teilnahme während der Vorträge – was mir sehr gefallen hätte. Ich hatte das
Glück, eine Zusammenfassung der Veranstaltungen und der verschiedenen Vorträge
zu erhalten.
Als erstes möchte
ich diejenigen beglückwünschen, die die Idee hatten, solch ein Event zu
schaffen und ihm einen Namen zu geben, der seine Synthese darstellt: Dialog der
Kulturen.
Jeder der
nicht einen Einblick in irgendeine der Sitzungen oder euren Aufgabeninhalt bekommen
hätte, hätte denken können, dass es sich um eine Liebhaber-Gruppe zum Austausch
von philosophischen Eindrücken handelt, oder um die Zeit damit zu verbringen,
interessante Überlegungen und Reflexionen auszutauschen.
Ich denke
aufgrund dessen, was ich gelesen habe, dass der Inhalt dieses Dialogs viel
höher greift und viel tiefgehender ist, als man ausgehend vom Titel hätte
denken könnte. Mir scheint, dass ihr wirklich an einem Dialog teilgenommen
habt, ich kann jetzt nicht sagen, ob an einem Dialog zwischen den Kulturen oder
für die Kulturen.
Man müsste
auf Konzepte von Zivilisation bzw. Kultur zurückgreifen und sich fragen: Was
sind die Kulturen? Seitdem ich ein kleiner Junge war und zur Schule ging, was
noch nicht so lange her ist (Lachen),
mir scheint es war erst gestern, hörte ich die ersten Konzepte über die
Welt und die Geschichte und es wurde gesagt, dass diese Welt eine zivilisierte
sei, ja sogar, dass die Europäer in diese Hemisphäre gekommen seien, um uns die
Zivilisation zu bringen.
Es wurde
ebenfalls gesagt, dass man nach Afrika gehen müsse, um die Afrikaner zu
zivilisieren und sie sind dorthin, in die Pazifik marschiert, was damals
Indischer Ozean genannt wurde, um die Inder zu zivilisieren und die Indonesier;
ein bisschen weiter hin kamen sie nach China, um China zu zivilisieren.
Seit langer
Zeit haben wir alle, ich als Kind ebenfalls, über Marco Polo sprechen hören,
über seine Reisen nach China. Und es ist bekannt, dass es seit langem eine
chinesische Zivilisation bzw. Kultur gab, genau so wie es eine indische
Zivilisation gab, ebenfalls eine Zivilisation dort am Euphrat, mehrere
Zivilisationen ebenfalls dort in Mesopotamien und das Kuriose daran ist, dass
alles das vor der griechischen Zivilisation und der römischen Zivilisation
geschah, und vor der europäischen Zivilisation.
Ich war eines
Tages in Afrika zu Besuch, dort in Südafrika, und wurde eingeladen, ein Dorf zu
besuchen, wo es eine Statue eines Jungen gab, der bei einer der Protestaktionen
gegen die Apartheid umgekommen war. Und ich überlegte an jenem Ort, dass in
Europa - als es in Afrika schon eine Zivilisation gab, an einigen Orten Afrikas
– die Barbarenstämme von einem Gebiet zum anderen wanderten.
Wir wissen,
dass zu Zeiten Julius Cäsars, dieser seinen Ruhm durch den Kampf seiner
Legionen gegen die deutschen Barbarenstämme erwarb, und nach der Beherrschung
der Barbarenstämme der Franken kam die Eroberung von Gallien, der Gallische
Krieg, und später sogar des Gebiets, das heute Großbritannien ist, der Inseln.
Er errichtete dort einen Grenzwall, denn scheinbar konnten sie einige der Leute
nicht vollkommen beherrschen. Das selbe
Europa, – und ich bin nicht gegen die Europäer, im Gegenteil, ich bin für den
Frieden zwischen Allen (Lachen), und für die Achtung vor der Würde Aller, wie
sollte ich da die Europäer nicht achten, ich erzähle nur aus der Geschichte,
weil ich nachdachte – dass zu jener Zeit, 15 Jahrhunderte nach der Eroberung
Galliens durch Julius Cäsar, als die Spanier – zum Teil meine Verwandten - nach Mexiko kamen und dort – so meine ich -
eine Zivilisation vorfanden, eine Stadt, die viel größer als jede europäische
Stadt jener Zeit war, die Stadt Mexiko, die Hauptstadt der Azteken,
Tenochtitlán, eine auf dem See erbaute Stadt, eine Meisterwerk der Baukunst und
eine florierende, entwickelte Landwirtschaft.
Die Stadt hatte mehr Einwohner und war größer als Paris; möglicherweise
größer als Madrid, Lissabon und alle jene Orte, und sie wollten die
Zivilisation hinbringen, Mexiko erobern.
Nun gut,
einer der Vorwände, den ich bei einem der Schriftsteller jener Zeit, Bernal
Diaz del Castillo, gelesen habe, war, dass man sie zivilisieren musste, da sie
Menschenopfer darbrachten. Wenn man diejenigen zivilisieren muss, die
Menschenopfer darbringen, dann muss man, glaube ich, noch viele Leute auf
dieser Welt zivilisieren.
Ich meine,
zum Beispiel, dass man diejenigen zivilisieren müsste, die Städte bombardieren,
Millionen Männer, Frauen und Kinder in Angst und Schrecken versetzen und dann
sagen, dass es zivile Opfer gab. Unabhängig von den zivilen Opfern, die es
immer bei allen Bombardierungen gibt, und die Russen wissen das besser als
irgendwer, weil sie die Bombardements auf Leningrad erlebten, die
Überraschungsangriffe erlebten; die Russen werden sich an jenen 21. Juni
erinnern, als die Truppen von Adolf Hitler, die Panzerdivisionen, unter
Verwendung von abertausenden Flugzeugen, hunderten von perfekt bewaffneten
Divisionen, zehntausenden von Panzern und Geschützen überraschend und ohne
Vorwarnung jenen dunklen Winkel der Welt angriffen, der sich Sowjetunion
nannte. Die Divisionen drangen mit aller Geschwindigkeit ein, einige in
Richtung Leningrad, andere direkt in Richtung Moskau und andere nach Süden,
direkt nach Kiew.
Diejenigen
von uns, die wir die Möglichkeit hatten, die großen Heldentaten des russischen
Volkes kennen zu lernen und zu bewundern, wissen, welchem schrecklichen
Schicksalsschlag es plötzlich innerhalb weniger Stunden die Stirn bieten
musste, während die Soldaten Ausgang hatten in jener berühmten Festung von Brest-Litowsk,
die sich trotz der Überraschung so mutig und heldenhaft verteidigte. Und wir
konnten etwas beobachten, das viel über die historischen Werte des russischen
Volkes aussagt: Wenn überall die Mitteilung über feindliche Panzer in der Nachhut das Signal war, die
Hände hoch zu heben und eine weiße Fahne zu schwenken, dann war das bei den
Russen nicht so, sie ergaben sich nicht und schwenkten keine weiße Fahne.
Manchmal
überlegt man, was geschehen wäre, wenn jenes Volk mobilisiert gewesen wäre,
wenn das russische Heer und seine Verbündeten sich in Kampfalarm befunden
hätten. Wir, ein ganz kleines Land, eine kleine Insel hier an der Seite des
mächtigen Nachbarn, wie oft mussten wir nicht nach Gefahren ausspähen und uns
in Kampfalarm versetzen? Denn wir haben uns fest vorgenommen, dass uns niemals
jemand überraschen und uns beim Angriff
unvorbereitet antreffen kann. Ich
werde weder in der Geschichte herumwühlen noch über Verantwortungsverpflichtungen
sprechen; aber die reale Tatsache ist die, dass ich sehr gut weiß, wo der
Zweite Weltkrieg geendet hätte, wenn das Volk und seine Streitkräfte
mobilisiert gewesen wären, nicht in Berlin, sondern in Lissabon. Ich erlaube
mir hier, dies mit voller Verantwortung zu sagen. Ich habe oft darüber
nachgedacht, denn ich habe jene Geschichte gelesen, viele Bücher zur Geschichte
jenes Krieges, sowohl von denen der einen als auch der anderen Seite
geschriebene. Wir wissen alle, dass Abermillionen Männer und Frauen umgekommen
sind. Man sprach von 15, dann von 20, später von 27 Millionen Bürgern jenes
multinationalen sowjetischen Staates. Damals und heute ebenfalls ist Russland
natürlich zum großen Teil ein multinationaler Staat, aber mehrere zehn
Millionen starben und ich bin der Meinung, vor allem infolge des Überraschungseffekts.
Wer weiß, wie
viele Bücher in unserem Land veröffentlicht wurden. Sogar wenn wir großen
Bedrohungen ausgesetzt waren, dann wendeten wir uns an die heldenhafte
Literatur der Russen. Und so wurden hunderttausende von Büchern herausgegeben,
um unserem Volk die Idee einzuflößen, dass ein Volk jeder Schwierigkeit
begegnen kann, wenn es kämpft und Widerstand leistet.
Ich möchte
dazusagen, dass für uns jenes Heldentum der Russen nicht etwas ist, über das
wir gelesen haben, wie zum Beispiel über das Heldentum derjenigen, die dort in
Sagunt und Numantia gegen die römischen Truppen kämpften und bis zum letzten
Mann kämpften, bis zur Ausrottung der Bevölkerung, sondern dass wir einen Teil
der Geschichte gemeinsam erlebt haben, einen schwierigen Teil; ihr hattet ihn
vorher erlebt und wir erlebten ihn danach, ständig von einer Invasion bedroht
und nicht seitens Grand Cayman, das südlich von Kuba liegt, mehrere
Quadratkilometer groß ist und vielleicht 8 000 oder 10 000 Einwohner hat. Uns
bedrohte ein Land, dass 8, 9 oder 10 Millionen Quadratkilometer groß ist, 300
Millionen Einwohner hat und die Macht ist, die vom technischen,
wirtschaftlichen und militärischen Gesichtspunkt aus gesehen in den letzten 60
Jahren vorgeherrscht hat, die US-amerikanische Supermacht. Das ist eine große
Gefahr.
Und wir
ließen uns von den Heldentaten des sowjetischen Volkes inspirieren, das muss
ich hier sagen und brauche mich nicht davor zu fürchten, jenes Wort
auszusprechen; aber wir wissen, dass die Seele jenes Widerstands, der Drehpunkt
jenes Widerstands, das Zentrum jenes Widerstands das russische Volk war, ohne
im Geringsten das Heldentum anderer, an der Seite der Russen kämpfender Völker
herabzusetzen.
Retamar
sprach über die Invasion Russlands durch die napoleonischen Truppen. Napoleon,
der Revolutionär war, Vertreter jener großen Revolution, unbestreitbares
militärisches Genie, aber militärische Veranlagung inmitten einer Revolution.
Ohne die Französische Revolution hätte es dieses Genie, das napoleonische
Militärgenie, nicht gegeben. Dort auf seiner Insel, der Insel Korsika, hätte er
so viele Jahre seines Lebens gelebt, wie die Leute zu jener Zeit üblicherweise
lebten, ohne dass jemand auch nur über Napoleon hätte sprechen hören. Aber es
gab eine große Revolution und inmitten jener großen Revolution, der Kämpfe,
Interventionen, Invasionen, lernte ihn jedermann kennen, und aus dem Volk sind
Führungskräfte hervorgegangen, viele führende Köpfe. Die Führungskräfte gehen
aus dem Volk hervor, und vor allem in den Prozessen der großen Gesellschaftskrisen.
Nicht die
Menschen machen die Geschichte, die Geschichte macht die Menschen bzw. die
Individualitäten oder Persönlichkeiten; die Menschen legen die Geschehnisse auf
die eine oder andere Art und Weise aus, aber sie sind Söhne und Töchter der
Geschichte. Ohne jene historischen Prozesse – hier sehen wir den Botschafter
von Venezuela, unseren Freund Adán (auf Deutsch: Adam), der den Namen des
ersten, diesen Planeten bewohnenden Lebewesens trägt, aber das Land von Bolívar
vertritt – ohne jene historischen Geschehnisse, würde man heutzutage den Namen
von Bolívar nicht kennen.
Die große
Krise, die Besetzung Spaniens durch Napoleon, die Auferlegung eines
franzosischen Königs dort, ein Bruder des großen Kaisers, – ich glaube er war
halb einfältig – war es, die zu einer Rebellion führte, die an erster Stelle
einen Loyalitätsakt darstellte, nicht seitens Bolívar, aber doch seitens jener
Gesellschaft, die zu jenem Zeitpunkt sogar eine durch die reichsten Schichten,
die herrschenden Schichten vertretene Gesellschaft war.
Aber ohne
jene historischen Ereignisse, ohne jene Revolution, oder wenn Bolívar 30 Jahre
eher oder später geboren worden wäre, würde man heute den Namen Bolívars nicht
kennen. Martis Name wäre nicht bekannt, und ebenfalls nicht die Namen vieler
anderer bedeutender historischer Persönlichkeiten, dessen Ruhm, mehr als ihre
Verdienste aus den historischen Ereignissen hervorging. Ich sage das so
bezüglich aller großen Persönlichkeiten: Martí, sein Geburtszeitpunkt; Martí
war Sohn eines spanischen Militärs, Mutter und Vater sind Spanier, er besitzt
seit seiner Geburt eine große Sensibilität und wird in diesem Land zu einem
Krisenzeitpunkt geboren. Schließlich sind die großen historischen Ereignisse
Ergebnis der Krisen.
Ich sage das,
weil, nun gut, die Geschichte – es gibt vielerlei Auslegungen zur Geschichte –
besteht aus eine Reihe von Ereignissen und schreitet von einer zur anderen
Etappe voran. Die Geschichte, von der wir sprachen, die Geschichte jener
Zivilisationen, die vor der griechischen und romanischen entstanden waren,
lehrt uns viele Dinge.
Ich bin der
Meinung, dass die Geschichte der Menschen die Geschichte der Kriege ist. Es ist
die Geschichte der Eroberungen, die Geschichte der Herrschaft der einen Völker
über die anderen, der einen Gruppen über die anderen. Zu einem bestimmten
Zeitpunkt entstanden schon die Imperien, aber das römische war nicht das erste,
es gab Imperien vor dem römischen. In China gab es Imperien. Dort gab es das
berühmte Terrakotta-Heer, das die Chinesen ausgegraben haben. Das, was es
darstellt, ist beeindruckend, sowohl die Fortschritte in der Kunst, in der
Kultur, in der Technik, in der Zivilisation.
Es gab
Imperien in Asien. Das persische Reich war viel früher als das romanische,
sogar noch vor dem berühmten Imperium Alexander des Großen. Alexander
organisiert zu einem bestimmten Zeitpunkt Heere – nun gut, sein Vater
organisierte sie – und begann sehr jung die Invasion auf Kleinasien und alle
jene Länder. Er kämpfte gegen einen persischen Herrscher, ich glaube er
zerstörte Persepolis, man sagt, dass er die griechische Kultur und Zivilisation
hinbrachte. Es ist so merkwürdig zu hören, dass die griechische Kultur die
Zerstörung einer Stadt wie Persepolis inspirieren könne. Es sind noch Überreste
von ihr vorhanden und sie muss ohne Zweifel wunderbar gewesen sein. Die
Zivilisation von Mesopotamien wurde ebenfalls zerstört. Es ist nicht bekannt,
was mit den berühmten hängenden Gärten geschehen ist. Von ihrem ehemaligen
Dasein sind nur einige Anhaltspunkte geblieben. Es gab Invasion auf Invasion.
In Europa fielen immer neue Wellen so genannter Barbarenstämme ein. Die
Barbarenstämme beseitigten nach und nach das römische Reich, besonders als die
römischen Legionen aufhörten, römische zu sein und sich aus Soldaten jener
Barbarenstämme zusammensetzten, welche die Zerstörung des römischen Reichs
vollendeten. Trotzdem wurden natürlich in jedem dieser Zeitabschnitte große
Werte geschaffen, in allen Epochen, angefangen bei dem Zeitalter, das unserem
voranging, den Philosophen, die unserem Zeitalter vorangingen, die griechischen
Philosophen kamen eben gerade vor unserem Zeitalter hervor und es wird
behauptet, dass Aristoteles Lehrer von Alexander dem Großen war. Darüber
erzählen einige von echten Gelehrten geschriebene Geschichten, deren Verfasser
die Gewohnheiten jener Zeit kannten und aufzeigen, wie Aristoteles zum Lehrer
des Sohnes von Philipps von Makedonien wurde.
Das heißt,
jede dieser Epochen schuf Werte, jede dieser Epochen schuf Kultur, die sich
summierte; aber letzten Endes können wir die Mayakultur, die Kenntnisse über
den Weltraum besaß, nicht ignorieren, wenn wir von Zivilisation sprechen, oder
die aztekische Kultur, die Inka-Kultur, bzw. die Präinka-Kulturen.
Ich habe mich
mit hervorragenden Persönlichkeiten wie Heyerdahl unterhalten, dem berühmten Autor des
Kon-Tiki, der Entdeckungsreisender war. Er widmete sich dem Studium der antiken
Zivilisationen. Er hat viel in Peru gearbeitet und erzählte mir, wie viele
Dinge und Designs es dort gab, die man allein aus dem Luftraum in 2 000 bzw.
Wenn ich
diese Redewendung Dialog der Kulturen
höre, kommt mir die Idee einer Wertesumme ins Gedächtnis, das heißt, die Werte
aller Zivilisationen zu summieren, so wie man vom Alphabetisieren spricht, was
bedeutet, den Unwissenden jene Werte einzuflößen, die sie aufgrund fehlender
Lehrer, fehlender Schulen nicht kennen lernen haben können. Wenn man vom
Alphabetisieren spricht, dann denkt man an so etwas, an Wertevermittlung. Aber
wir müssen uns eine Frage stellen: Welche Werte vermitteln wir? Welche Werte?
Ich habe mit
Emotion die Worte gehört, die dazu ausgesprochen wurden, um dem Chauvinismus
Lebewohl zu sagen, dem engen Nationalismus Lebewohl zu sagen, den
verschiedenartigen Formen von Hass Lebewohl zu sagen, der Intoleranz Lebewohl
zu sagen, den Vorurteilen Lebewohl zu sagen und alles das einzubringen, was
alle Kulturen und alle Zivilisationen und alle Religionen an Gutem haben, und
in einer universellen Ethik zu erziehen, die in dieser globalisierten
neoliberalen Welt echt notwendig ist, welche begonnen hat, den Egoismus zu
globalisieren, die Laster zu globalisieren, das Konsumverlangen zu
globalisieren, den Versuch zu globalisieren, sich der Ressourcen der Anderen zu
bemächtigen und die anderen zu
unterjochen.
Es wird
behauptet, dass die Sklaverei aus den primitiven Zeiten stammt und dass die
Menschen, seitdem sie schon eine gewisse Produktivität erreichten und
entdeckten, dass ein Mensch für sich selbst und für andere produzieren kann,
die Gefangenen bewahrten, anstelle sie zu töten. Es wird gesagt, und es kann
viel Wahres daran sein; aber tausende Jahre später war die Sklaverei weiter
vorhanden.
Man sagt,
dass jener Schritt von der römischen Sklaverei zum Feudalismus in jener Mittelalter genannten
Zeit, in der dieser vorherrschte, bis zum genauen Zeitpunkt als man uns hier
entdeckte, einen großen Schritt nach vorn bedeutete. Ich sage, dass man uns
entdeckte, denn obwohl ein Teil des Blutes der Eroberer in meinen Adern fließt,
fühle ich mich doch als Sohn dieses Landes, dieser Insel; aber vor allem fühle
ich mich als Sohn der Menschheit. Wir hatten einen großen Patrioten, einen
großen Philosophen, der einmal gesagt hat, - und es war noch nicht die Epoche
des Internationalismus, er war ein Mensch im Kampf um die Unabhängigkeit seines
Vaterlandes gegen das spanische Kolonialjoch, aber er sagte einen Satz, der es
wert ist, dass man ihn sich für alle kommende
Zeiten einprägt – er sagte: „Vaterland ist Menschheit!“ dieser Mensch
hieß und heißt José Martí und wird immer so heißen. Seht: „Vaterland ist
Menschheit!“ Hier, wo Vertreter aus mehr als 25 Ländern versammelt sind,
Wissenschaftler, Intellektuelle, führende religiöse Persönlichkeiten, um diesen
Dialog der Kulturen zu führen, habt ihr nicht das Gefühl bzw. den Eindruck
gehabt, dass das Vaterland die Menschheit ist?
Ich erkläre
dies, weil ich den Chauvinismus hasse, ich lehne den Chauvinismus ab, so wie
ich viele andere Dinge ablehne, welche der Mensch auf seiner langen Reise durch
seine kurze Geschichte... Niemand weiß, ob der Homo Sapiens schon vor 50 000 oder
100 000 oder mehreren hunderttausend
Jahren geboren wurde. Die Archäologen verbringen ihr Leben damit, Schädel zu
suchen, um festzustellen, zu welchem Zeitpunkt in der Gattungsevolution der
Mensch entstanden ist. Und ich sage es ohne Furcht, obwohl ich weiß, dass viele
hier Gläubige sind, denn das Oberhaupt der Katholischen Kirche selbst hat vor
einigen Jahren erklärt, meiner Meinung nach sehr mutig, dass die
Evolutionstheorie nicht mit der Doktrin der Schöpfung unvereinbar ist. Mir ist
natürlich nicht bekannt, was andere Religionen zu diesem konkreten Punkt
meinen, ich respektiere sie alle und respektiere alle Kriterien; aber ich
zitiere ein Beispiel, wie die Katholische Kirche jene Kenntnisse auslegt. Das
sind neue Dinge, denn die Kirchen selbst haben hinzugelernt und haben versucht,
ausgehend von der Suche nach dem Guten ihre Gesichtspunkte und Konzepte zu
vervollkommnen.
Ich habe in
religiösen Schulen gelernt, ich war kritisch und kann es immer noch sein, sogar
in Bezug auf die Art und Weise, wie ich die Religion gelehrt bekam, in einem
sehr dogmatischen Sinn. Die Menschen werden nicht alle gleich geboren. Jeder
hat seinen Charakter, seine Verhaltensart und –weise. Ich spüre Ablehnung gegen
jene Dinge, die man mir aufzwingen will, die man mich zu glauben zwingt, ohne
dass man mich von dem überzeugt, was ich glauben soll. So reagiert jeder Mensch
auf seine Art und Weise.
Aber ich
sage, dass die Kirchen selbst Anstrengungen unternommen haben. Die Katholische
Kirche hat die begangenen Verbrechen kritisiert, die mit Feuer und Schwert
durchgeführte Eroberung dieser Hemisphäre, hat die Inquisition kritisiert, hat
die Verurteilung von Galileo kritisiert, hat jene schrecklichen Tatsachen, wie
die Scheiterhaufen, mit denen die Ketzer bestraft wurden, kritisiert. Den
ersten Indigenen, der sich in diesem friedlichen Land erhob – und er war nicht
einmal Kubaner, er kam aus Santo Domingo, wo es eine kämpferischere Bevölkerung
gab; er hieß Hatuey – hat man dazu verurteilt, auf dem Scheiterhaufen zu
sterben. Und dort ging ein Priester zu ihm, damit er sich taufen lasse, um in
den Himmel zu kommen und aus der Geschichte ist überliefert, dass er fragte, –
und ich meine, ob es nun wahr ist oder nicht, so ist es doch eine wunderbare
Geschichte, die man uns allen schon ab der Grundschule vermittelte – ob die
Spanier in den Himmel kämen und dass jener rebellische Indigene Folgendes
sagte, als man ihm das bejahte: „Dann ziehe ich es vor zu sterben. Ich will
nicht in jenen Himmel gelangen, wo die Spanier hinkommen.“
Seht, was für
eine Lehre, wie jeder Mensch der Vergangenheit etwas hinterlässt. Jener Rebell,
der mit jenen Worten starb, die wahr sein können oder nicht, aber zumindest hat
er sie eingegeben. Seht, was für ein wunderbares Beispiel der Würde, des
Heldentums.
Und ich habe
darüber gesprochen, dass wir alle die Fehler, die wir begangen haben,
überwinden und die von uns geschaffenen Werte vereinen müssen. So verstehe ich
das, was man einen Dialog der Kulturen nennen könnte und mit dessen Geist ich
hundert Prozent übereinstimme und der mich glücklich macht. Hoffentlich kann
ich eines Tages komplett an so einem Dialog teilnehmen und nicht nur zur
Schlussveranstaltung desselben und nicht nur durch eine Zusammenfassung
erfahren, worüber diskutiert wurde.
Unser
erlauchter Gast, den wir sehr zufrieden empfangen haben, wohl wissend, dass er
nicht Schuld an seiner verspäteten Ankunft ist, wir könnten das einen
Widerspruch von Gesichtspunkten nennen, einen Widerspruch der Zivilisationen,
er sprach über die Zufriedenheit, mit der man dort in Griechenland den baldigen
weiteren Dialog erwartet, an dem alle diejenigen teilnehmen können, die dies
wünschen. Er brachte mir ein kürzliches Geschehnis ins Gedächtnis zurück. Ich
als Sportliebhaber, der ich immer gewesen bin, war begierig, eine Olympiade
mitzuerleben, zu denen ich nie gegangen bin, selbst als ich das gekonnt hätte;
aber ich war der Meinung, dass ich das Recht
zur Teilnahme an einer Olympiade hätte, wenn ich das wolle, und dort in
Griechenland hatten mich viele Leute eingeladen, sogar die von der griechischen
Orthodoxen Kirche, die mir versprachen, mich in ein berühmtes Kloster zu
führen. Und ich habe den Kopf noch voller Ideen und Erinnerungen über die mir
von ihnen erzählten Dinge, die wunderbaren Dinge, die sie mir über die
Geschichte jener Kirche erzählt haben und darüber, was sie getan haben, was sie
geschaffen haben. Ich war sehr daran interessiert, weil mich der Ökumenische Patriarch der griechischen
Orthodoxen Kirche genau an dem Tag besucht hatte, an dem die Kirche jener
Religion eingeweiht wurde, und schon vom Grundstein für die russische Orthodoxe
Kirche gesprochen wurde, die sehr zur Zufriedenheit von uns allen ebenfalls
eine Kathedrale hier haben wird. Genau so, wie es in unserer Stadt eine Moschee
gibt, und auf die selbe Art und Weise, wie alle Kirchen vertreten sind; wir
haben diese Ehre, es gibt uns Genugtuung und ehrt uns, dass sie hier vertreten
sind. Ich glaube, dass unser Land hier ein Beispiel dafür gewesen ist, wie es
nicht nur auf religiösem Gebiet Ökumenismus geben kann, sondern ebenfalls bei
der Achtung der Gefühle der Anderen.
Ich könnte
nicht ökumenisch gegenüber jenen handeln, die den Anderen ihr Recht zu denken
und ihr Recht zu glauben verweigern, denn für uns, die wir so oft als Verletzer
der Menschenrechte angeklagt werden, - und ich werde nur Folgendes sagen - ist
das erste Menschenrecht das Recht zu denken, das Recht zu glauben, das Recht zu
leben, das Recht zu wissen, das Recht, die Würde zu kennen, das Recht, so wie
die anderen menschlichen Wesen behandelt zu werden, das Recht, unabhängig zu
sein, das Recht auf Souveränität als Volk, das Recht auf die Menschenwürde.
Wenn wir von
den Menschenrechten sprechen wollen, dann sind wir wirklich der Meinung, dass
eine Olympiade organisiert werden müsste, dass wir, die Angeklagten, uns mit allen jenen Schwindlern
und Scheinheiligen versammeln müssten,
die es auf der Welt gibt, uns in einem Raum wie diesem hier versammeln müssten,
um zu diskutieren, welches die Menschenrechte sind und welche davon wir verletzt
haben und welche wir jahrzehntelang verteidigt haben, ohne ein einziges Mal
unsere Prinzipien zu verletzen. Ihr, von denen viele Religiöse sind, könntet
letzten Endes daran erinnern und Gott bewahre – ich bin kein Gläubiger im
traditionellen Sinne des Wortes – von der Idee befreien, uns mit irgendeiner
anderen geschichtlichen Individualität zu vergleichen. Ich bin nicht ich; ich
spreche im Namen des Volkes von Kuba, ich vertrete tausende, hunderttausende,
Millionen Menschen, die diese Insel bewohnen. Ich beabsichtige nicht, mich mit
irgendwem zu vergleichen; aber diese Insel wurde mehr verleumdet, als die
ersten Christen, wurde mehr verleumdet, als jene, die im römischen Zirkus von
den Löwen verschlungen wurden, wurde mehr verleumdet, als jene, die in den
Katakomben lebten, weil sie einen Glauben besaßen.
Es gibt
religiöse Glaubensrichtungen und es gibt politische Glaubensrichtungen. Es gibt
religiöse Überzeugungen und politische Überzeugungen im besten Sinne, in dem
man jenes so abgenutzte, so herabgewürdigte Wort Politik verwenden kann. Es
gibt politische Ideen. Ich fasse solche als politische Ideen auf, welche
wirklich dem Leben eines Menschen, der Aufopferung eines Menschen, dem Blut
eines Menschen, dem Tod eines Menschen oder vieler Menschen, eines gesamten
Volkes, falls dies erforderlich wäre, um diese Werte zu verteidigen, würdig
sind. Derjenigen würdig sind, die Werte
verteidigen und wissen, dass es ohne Werte kein Leben gibt. Mehr noch, ohne Werte gibt es keine
Zivilisation; mehr noch, ohne Werte kann diese Menschheit nicht überleben, denn
wenn wir von Zivilisationen sprechen - und wir wissen, dass es viele gegeben
hat, und nicht wenige davon verschwunden sind – könnten wir uns auch fragen,
wie lange diese Zivilisationen dauern werden, wenn wir nicht die notwendigen
Schritte unternehmen, wie ihr es hier zu tun versucht, um das Überleben schon
nicht nur der Zivilisation, sondern der Gattung überhaupt abzusichern. Denn zum
ersten Mal im Verlaufe der kurzen Geschichte, ist das Überleben der Menschheit
in Gefahr. Ich würde dazu einladen, dass jemand darauf antwortet, ob irgendwann
einmal das Überleben der Menschheit sich so in Gefahr befand, wie es heute der
Fall ist.
Früher war es
das römische Imperium, früher waren es die griechische Zivilisation, die
griechisch-römische, zu anderen Zeiten die ägyptische, zu noch anderen Zeiten
die persische, dann jene aus Mesopotamien, die schon genannt wurden. Das heißt,
alle Zivilisationen haben in jener und dieser Hemisphäre gelebt, denn der
Mensch hat überall die Zivilisation hingebracht. Es wurde bewiesen, dass
derselbe Mensch auf dieser Seite des Atlantiks dieselbe geistige Entwicklung
und dieselbe Intelligenz hatte, wie diejenigen, die dort in der Alten Welt
geblieben sind. Und die Geophysiker, die die Erde untersucht haben, wissen,
dass es früher nicht zwei Hemisphären gab, dass es vor 350 Millionen Jahren
eine einzige Erdmasse gab. Diese Hemisphären sind auch Ergebnis der Geschichte
der physikalischen und geologischen Gesetze, die kompakte Masse driftete voneinander
weg, diese Hemisphäre trennte sich von jener Masse, die Antarktis trennte sich
ab, Australien trennte sich ab, alle entfernten sich von dort. Es ist sogar
bekannt, wie der Himalaja entstand, wie die Bewegungen der tektonischen
Schichten Ursprung für das Eine und Andere waren, und vor 350 Millionen Jahren
gab es keine Menschen, vor 300 Millionen auch nicht. Damals begann das Erdöl
sich herauszubilden. Jenes Erdöl, das so wunderbar scheint und es sicherlich
auch ist und welches dieser zivilisierte Mensch dabei ist, in weniger als 200
Jahren zu zerstören.
Ich würde
gern wissen, wieviel Erdöl in 91 Jahren auf der Welt noch übrig sein wird, –
wir sind im Jahr 2005 – denn 1896 wurden auf der Welt 6 Millionen Tonnen Erdöl
pro Jahr verbraucht und in der Gegenwart 82 Millionen Barrel, das heißt, fast
12 Millionen Tonnen Erdöl täglich.
Vor 109
Jahren, ich wiederhole das, verbrauchte dieser Homo Sapiens, dessen Weisheit,
liebe Freunde und Freundinnen, noch zu beweisen ist, vor 109 Jahren verbrauchte
er 6 Millionen Tonnen pro Jahr und gegenwärtig verbraucht er jeden Tag knapp 12
Millionen Tonnen. Und der Verbrauch steigt jedes Jahr um 2 Millionen Barrel pro
Tag und das ist nicht ausreichend und es ist jedes Jahr teurer.
Und ich
erwähne hier nur ein einziges Problem, das der Energie, und man könnte sich
fragen, wie lange diese bequeme Energie, von der unsere zivilisierten Nachbarn,
– ich beziehe mich nicht auf das Volk – jene so zivilisierte Regierung – und
verzeiht, dass ich eine Regierung genannt habe, ich will keine nennen, da ich
niemanden verletzen möchte, nun gut, wie ihr es nennen möchtet – diese so
zivilisierte und humanitäre Politik führt, die sich dem Kyoto-Protokoll
widersetzt, einem einfachen und begrenzten Versuch, die Luftverunreinigung
aufzuhalten. Das ist etwas, das es zurückzuweisen gilt.
Jenes Land
verbraucht 25% der Weltenergie. Gerade jetzt haben wir schon eine Erdölkrise,
sie ist vorhanden und wird weiter bestehen. Die letzte bedeutende war 1975, und
es wird behauptet, dass das Erdöl in der Gegenwart teuer ist. Nein, teuer war
es 1975.
Nicht das wir
Erdölerzeuger wären; es kann schon sein, dass wir das sind, aber hiermit wollen
wir keine Idee verteidigen. Ich sage das, was für die Welt besser ist. Denn
wenn sie schon die Welt verunreinigen, dann muss man sagen, je teurer es ist,
desto größere Hoffnungen kann man hegen, dass es noch einige Jahre mehr dauert,
bis sie uns vergiften, bis sie das Klima verändern und dass es zumindest eine
Hoffnung auf Regen gibt.
Gegenwärtig
herrscht hier die größte Dürre, die es je in der Geschichte dieses Landes
gegeben hat. Neulich hörte ich es donnern und meinte, in einem fremden Land zu
sein; wie während meines ersten Russlandbesuches, als ich den Schnee sah;
urplötzlich sah ich Schnee, den ich noch nie erlebt hatte. Und so versetzte
mich das Donnern vor einigen Wochen in fast das gleiche Erstaunen; dem Donner folgt normalerweise der Regen. So
sah ich ein paar Tropfen, ein paar Wolken und wähnte ich mich im Ausland, denn
in diesem Land regnet es seit Monaten nicht. Also, vor kurzem gab es ein paar
Niederschläge, doch nicht im Landesosten. Dort herrscht einer schreckliche
Trockenheit; für Hunderttausende Heime wird das Wasser auf Lkw´s
antransportiert und für das Vieh – es sind Millionen Tiere – in Tankwagen.
Zurzeit sind wir dabei, zahlreiche Aquädukte für Notfälle anzulegen. Die Rohre
sind aus Kunststoff, aus PVC, um sie schnell herstellen und installieren zu
können, damit sie der Wasserversorgung dienen gerade jetzt, da der
Kraftstoffpreis erhöht ist. Ich sage nicht, dass der Kraftstoff teuer ist, doch
erhöht ist sein Preis schon, und es steigt die Anzahl derer, die um diesen
Kraftstoff konkurrieren.
Man stelle
sich vor, wie viel Lkw´s Wasser transportieren. Und es ist so, wie ich sage:
Warum muss das sein? Man muss es doch nicht auf den Nimmerleinstag (calendas
griegas – griechische Kalenden) aufschieben – immer muss auf die Griechen
zurückgegriffen werden – das Problem steht jetzt an. Eine Trockenperiode wie
diese zwingt uns zu einem Adieu nicht nur der Waffen, wie es Hemingway in
seinem Roman A farewell to arms schildert, denn noch können wir den Waffen
nicht völlig Adieu sagen; es ist ein Adieu an die Idee, von der Zuckerindustrie
bzw. dem Zuckerrohr zu leben. Das Zuckerrohr braucht Wasser. Wir hatten viele
Stauanlagen im Land zur Wassergewinnung angelegt, doch diese sind nun leer mit
einer einzigen Ausnahme einer Anlage in einer entfernten Gegend. Sie hat noch
etwas Wasser und wir haben die Hoffnung noch nicht verloren. Wir hoffen, es
regnet bald.
Ich sehe zum
Beispiel die hohen Niederschläge in Venezuela. Venezuela ist das beste
Beispiel; an einem Ort regnet es mehr als genug und anderenorts nur wenig. Das
Klima ist Änderungen unterlegen. Es ist dies das Wenigste, was man dazu sagen
kann. Es ist eine der Folgen der Umweltverschmutzung. Und daher sagte ich, der
hohe Preis könnte beitragen, dass die Wahnsinnigen etwas normaler werden, dass
sie nicht mehr die natürlichen Ressourcen verschwenden und die natürlichen
Lebensbedingungen unseres Planeten zerstören, damit die Zivilisationen
existieren und kommunizieren können, denn um sich zu verständigen muss man zu
allererst leben können. Wir sollten jenen Philosophen nicht vergessen, der
äußerte: „Ich denke, also bin ich.“ So könnte man ebenfalls sagen: Um zu denken,
muss man existieren; um zu kommunizieren, muss man überleben und um tatsächlich
zu überleben, muss man kämpfen.
Ich
übertreibe nicht und bin der festen Überzeugung, dass ich nicht übertreibe,
wenn ich sage, dass wir kämpfen müssen und zwar sehr hart, wenn wir wollen –
ich sag´ es noch einmal – dass die Zivilisationen überleben und noch etwas mehr
als diese, nämlich dass ihre Trägergattung mit all ihren Fehlern und Mängeln
überlebt. Von diesem Blickwinkel aus habe ich über den Dialog nachgedacht, den
ihr geführt habt, und über euer veranstaltetes Treffen sowie jenes, das im
kommenden Jahr in Griechenland stattfinden wird, bei dem ich, sollte ich
eingeladen werden, leider nicht anwesend sein werde, denn der Besuch der
Olympiade wurde mir ungeachtet sämtlicher Einladungen verboten. Zwar hieß es
nicht, meine Anwesenheit sei untersagt, obwohl ich auf dieser Welt vielen
Verboten ausgesetzt bin: Es ist mir verboten zu leben und, mehr oder weniger
überlebend, bin ich ständig im Ausweichen begriffen; ich muss überleben, denn
immerfort gibt es Leute, die mein Überleben nicht wünschen und alles
Erforderliche dagegen unternehmen. Jetzt lassen sie mir etwas mehr Ruhe, da ich
bereits einige Jahre zähle und sie meinen, die Natur werde sich dem Problem
annehmen. Doch ich weiß, wie ungeduldig sie sind. (Lachen) Diesbezüglich dürft
ihr nicht unbekümmert sein, versteht ihr?
In einer
Zeitung las ich: „Castro wurde nicht eingeladen.“ Das stimmt nicht, denn
irgendwer, ein Verleumder, schrieb in einer Zeitung, Castro werde bei den
Olympischen Spielen anwesend sein; dort traten unverzüglich die Sprecher der
Regierung auf den Plan – doch weiß ich nicht, welcher Regierung, denn ich weiß
nicht, welche Partei regiert, noch ist dies für mich von besonderem Interesse,
man verzeihe mir die Respektlosigkeit, doch weiß ich nicht, ob es eine Links-
oder eine Rechtspartei ist. Also gut, ihr werdet besser Bescheid wissen als
ich, denn ich weiß nicht, ob es eine neue Regierung gibt, ob es Wahlen gab, ob
es zu Veränderungen kam. Mir ist es auch gleich, denn, nun ja, ich würde es
schon bedauern, wenn ich, würde ich zu einer dieser Konferenzen eingeladen,
nicht teilnehmen könnte, obwohl man ja vielen Hindernissen aus dem Weg gehen
muss, denn man wird von allen Seiten her gejagt. Für mich gibt es gewisse
Hindernisse. Ich bin gezwungen, zwei Flugzeuge zu benutzen und wie ihr wisst,
bin ich einer der „vermögendsten“ Männer der Welt. Jene US-amerikanische
Zeitschrift hat bei mir noch Rechnungen zu begleichen, sie müssen noch
bezahlen. Nur bin ich in diesen Tagen sehr mit anderen Dingen beschäftigt, doch
sie werden ihre Antwort schon bekommen, denn seit einigen Jährchen tischen sie
dieses Märchen auf, und ich werde mich gezwungen sehen zu reden. Da kann man
nichts machen. Ich werde reden, doch habe ich es nicht sehr eilig. Ich habe
Dinge zu erledigen, die viel wichtiger sind. Gleich morgen gibt es Wichtiges zu
behandeln und will dabei keine Minute einbüßen.
Nun also, wie
ich bereits sagte, solltet ihr wissen, dass ich einer der reichsten Männer der
Welt bin. Dieser Palast hier, in dem ihr zusammenkommt, gehört mir; vergesst
also nicht zu bezahlen. Ob ihr die Reisebüros bezahlen musstet, weiß ich nicht,
doch sollt ihr wissen, dass dieser Palast mir gehört. Mir gehören sämtliche
Forschungseinrichtungen, sämtliche Schulen und Krankenhäuser, die wir
errichten, die Zehntausende von Ärzten und Hunderttausende der von der
Revolution ausgebildeten Hochschulabsolventen. So gesehen bin ich Herr und
Besitzer dieses Landes; sogar die wenigen noch übrig gebliebenen Fische, die
an- und abfliegenden und das Land überfliegenden Vögel gehören mir; es heißt,
sogar dieser Palast sei mein, ein
einziges Geschäft. Also, es ist zum Lachen, nicht wahr? Nur, wer zuletzt lacht,
lacht am besten. (Applaus) Jenem Blättchen werde ich einen Schlag versetzen,
eine derbe Antwort geben und sie werden es noch bereuen. Nein, jetzt will ich
nichts weiter dazu sagen, denn ich will mich nicht ablenken. Doch ich warne
sie. Da ich nun einmal das Vermögen erwähnte. So bin ich also einer der reichsten
Männer der Welt und stehe an sechster Stelle, glaube ich. Ich weiß nicht,
welchen Platz du einnimmst, doch wie es heißt, bist du ein Mensch, der als
ehrenhafter Unternehmer großen Erfolg hatte. Nun, wie steht es mit Bill Gates?
Es heißt, er sei einer der Reichsten, doch meine ich, dass ihm hie und da auf
diese oder jene Art einige Rivalen entstehen; doch ich als Herr all dessen hier
wäre nicht rechtmäßig; ich als Besitzer von Vermögen ist nicht rechtmäßig. Ich
sage dies mit aller Würde, es ist nicht rechtmäßig; ich habe nicht das Recht
reich zu sein.
Mein Vater
besaß, als ich noch Kind war, etwas Geld und es hieß, ich sei reich, reich im
Sinne eines Großgrundbesitzes und bei weitem nicht auf der Stufe eines Bill
Gates. Doch ich habe nicht das Recht reich zu sein. Nun also, hier stehe ich
und rede mit euch über diese Themen. Doch muss ich, wie gesagt, zwei Flugzeuge
benutzen, denn wenn man unten bereits mit Pfeil und Bogen auf das meine wartet
um es herunterzuholen, muss ich manövrieren um sie zu verwirren. Manchmal
landet meine Maschine vor der anderen. Mitunter sagte ich beim Start: „Löscht
sämtliche Lichter“, denn ich kann mir vorstellen, wie ein Mann mit Pfeil und
Bogen aussieht. Wenn ihr mich also nach dorthin einladet, müsst ihr wissen,
dass dies auf Kosten meines Lebens geht, das ich jetzt mehr denn je schätze.
Und wisst ihr, warum? Weil ich in der kurzen Zeit, die mir noch verbleibt, mit
all meiner Kraft und der in vielen Jahren angesammelten Erfahrung das tun will,
was wir jetzt hier tun. Doch ich verlange nicht zu viel, mir reichen zwei oder
drei (Jahre). Aus den nahezu fünfzig Jahren Tätigkeit in diesem Amt werden wir
allen Nutzen ziehen. (Applaus)
Ja, ich will
nicht. Ich will nicht sagen, dass ich zitterte, müsste ich morgen sterben.
Nein, nein, nein, ich fühle mich wohl. Ich habe eine ungeheure Fähigkeit der
Resignation und Geduld; doch spüre ich auch einen starken Enthusiasmus in Bezug
auf all das, was wir im Augenblick tun. Und darüber sowie zu einigen anderen
euch interessierende Themen können wir, wenn ihr wollt und Geduld habt, und vor
8.00 Uhr treffen. Ich will hier nicht über Dinge reden, die mich interessieren.
Ich habe versucht herauszufinden, was euch interessieren könnte; ich habe
versucht, einige eurer Ideen aufzugreifen. Doch meine ich, ihr habt hier Fragen
gestellt und Dinge diskutiert, die von diesen Punkten abweichen. Ich habe etwas
über die Zivilisationen philosophiert und bin nun bei dem Punkt angelangt, über
den ich zu euch spreche.
Mir scheint,
das Bedeutsamste, das ich hier ausdrücken kann, ist meine Überzeugung, dass
unsere Gattung Mensch in Gefahr, in realer Gefahr ist. Wo ihr eine so lange Reise hinter euch und
die Supergeduld aufgebracht habt, auf ein paar Worte von mir zu warten, so kann
ich als das Wichtigste nur sagen, dass ich dieses Gefühl teile und der
Überzeugung bin, dass es nicht auf Fantasien beruht, sondern auf Tatsachen, auf
Berechnungen, auf Mathematik, dass die Menschheit gefährdet ist, dass nicht nur
der Frieden sondern die Gattung Mensch gerettet werden muss und ich glaube, sie
kann gerettet werden. Wäre ich ein Pessimist und meinte, für das Problem gäbe
es keine Lösung, so würde ich nicht darüber sprechen. Doch glaube ich, dass es
eine Lösung gibt, und ich bin es gewohnt, schwierigen Problemen die Stirn zu
bieten. Es ist nicht etwa jemand, der sich Dinge erdacht hat. Ich glaube, es
gibt eine Lösung und das ist das Wichtigste. Doch kann ich noch einige andere
Themen ansprechen.
Was ich
letztendlich sagen wollte ist, dass man ihn nicht reisen ließ, denn er reiste
nach Kuba. Er wurde dort angehalten und brachte seinen guten Willen zum
Ausdruck. Ich nutze die Gelegenheit und ziehe Schlussfolgerungen und rechne an.
Nein, zu den Olympiaden wollte ich nicht gehen. Nicht einmal die Moskauer
Olympiade habe ich besucht. In Barcelona war ich anwesend, denn es fand ein
internationaler Kongress statt, und man brachte uns zur Eröffnungsveranstaltung
der Olympiade nach Barcelona. Worüber ich jedoch Bescheid weiß, ist die Anzahl
der von den kubanischen Sportlern gewonnenen Medaillen und im Sport hat Kuba
die meisten Goldmedaillen pro Kopf, die meisten olympischen Medaillen aller
Art. Es ist selbstverständlich kein Chauvinismus, der mich das sagen lässt,
obwohl wir mitunter Sportchauvinisten sind; ich selber nicht einmal im Sport.
Freilich ist es für mich eine Emotion, wenn es die eigene Mannschaft ist; das
ist logisch. Doch bin ich auch stets in der Lage, die Verdienste und die
Fähigkeit des Gegners anzuerkennen, der bei einer Sportveranstaltung im
ehrlichen Kampf gegen uns gewinnt. Nicht so im Boxen; hier hat man und
Goldmedaillen en gros gestohlen, denn im Boxen
hat die Mafia die Oberhand gehabt. Es gibt Sportarten, die nicht vom
olympischen Geist sondern von der Mafia beherrscht werden.
Ich kann euch
also sagen, dass ich die Olympiaden schätze, auch wenn sie nur für reiche
Länder sind; es müssen die Vereinigten Staaten, Japan, Australien oder andere
Austragungsstätten mit einem hohen Entwicklungsniveau sein. Dass Griechenland
die Durchführungsrechte erhielt, war ein Wunder; es bekam sie, weil sie vor
mehr als 2000 Jahren die Erfinder der Olympiaden waren. Jener Mann, der mit dem
Ergebnis, dem Ausgang der Schlacht gelaufen kam … Welcher der vielen Kriege war
jener? Eine der vielen Schlachten, der Tausenden Schlachten, die es gegeben
hat, wo sich doch der Mensch fast nur dem Bekriegen widmete. (Irgendwer sagt
ihm: „Die Schlacht von Marathon.“) So hieß sie.
Auf der
anderen Seite, an den Thermopylen erzählte ein Bauer dem Mann von den zwei
Millionen Soldaten. Das mit den zwei Millionen ist nichts Reales. Als ich als
Grundschüler diese Geschichte las, meinte ich, sie sei wahr, es seien so viele
Truppen dort vorbeigezogen. Anlässlich einer internationalen Veranstaltung in
der Türkei überquerte ich den Bosporus, wo die Schiffe gelegen haben sollten,
weil das Zwei-Millionen-Heer des Xerxes vorüber zog, erwartet an den
Thermopylen von den Spartanern mit nur 300 Soldaten. Fragt einmal den
Generalstab der Vereinigten Staaten, wie zwei Millionen Mann versorgt werden
können. Man braucht dazu eine ganze Handelsflotte, das gesamte Flugwesen, um
zwei Millionen Mann zu versorgen. Und man braucht noch viel mehr, wenn die
Versorgung Coca Cola, Speiseeis, Erfrischungsgetränke und erstklassige
Verpflegung beinhaltet. Wie jene persischen Soldaten verpflegt wurden, weiß ich
nicht.
Doch es gab
noch eine andere Schlacht der vielen, die die Griechen schlugen, und es kam
damals zu jenem Marathonwettkampf. Und da ihr die Begründer der Olympiaden
wart, und mit Unterstützung aller, auch der unsrigen, denn wir verteidigten das
Recht der Griechen auf ihre Olympiade; wobei Griechenland das einzige Land ist,
das mit einer Olympiade nicht zum Multimillionär wurde, denn ihm fiel vor 2000
Jahren das Los zu, die gute Nachricht einer gewonnenen Schlacht gegen eins der
Imperien jener Zeit zu erhalten. Wie schade! Denn in Girón hätten auch wir
einen Läufer entsenden können, in aller Schnelle die Nachricht nach Oriente zu
bringen, dass die Söldnertruppen in weniger als 72 Stunden niedergeschlagen
wurden; also ebenfalls eine kleine von der Revolution gewonnene Schlacht gegen
Söldnertruppen, gedeckt von einem Flottengeschwader der Vereinigten Staaten. Es
ist immerhin ein kleines Verdienst, doch bislang war es uns nicht eingefallen.
Denn es gab Telefone, Radio und anderes, und niemand brauchte zu laufen, denn
auch hier ging es gegen ein Imperium, ebenso mächtig wie jenes. Es kam zu einer
kleinen Schlacht, der Schlacht von Girón, Marathon/Girón. In einem Land mit so
vielen Poeten wie hier hätte man sogar einen Vers mit mehr oder weniger Reim
darauf machen können.
Nun gut, so
bekamen sie also die Olympiade. Zurzeit streitet man sich bereits um die großen
Investitionen. Man muss Multimillionär sein. Die Chinesen bekamen eine
Olympiade, nachdem sie sehr hart darum gekämpft hatten, und danach wurden sie
zur nahezu bedeutendsten Antriebskraft der Weltwirtschaft. Sie bekamen die
Olympischen Spiele 2008. Ich weiß nicht, wer die Chinesen an Organisation eines
Spektakels, wie es die Olympiade ist, schlagen könnte.
Entschuldigt
meine schlechte Gewohnheit, stets zu sagen, was ich denke, jene Dinge, die für
mich Wahrheiten sind.
Also, ich
habe mich weit gefasst im Thema, um euch meine Einschätzung zu geben; die
Bedeutung, die ich diesem Treffen beimesse, d.h. im Klartext, euch aufzurufen,
weiterhin zu kämpfen wie bisher.
Hier wurden
sehr bedeutsame Themen angesprochen: regionale Themen, internationale Themen,
Themen im Zusammenhang mit dem Frieden. Ich hoffe, die Beiträge werden in Form
einer Schrift veröffentlicht und verbreitet, damit sie nicht nur einer
reduzierten Anzahl von Personen zugängig sind. Die Diskussionen scheinen mir
sehr wertvoll, sehr frei. Es hat ein jeder ohne Scheu seine Meinung in dem
einen oder anderen Sinne vorgebracht; ein jeder hat seine Wahrheiten gesagt;
und ich glaube, es lohnt sich. Auch kann ich euch unsere volle Unterstützung
anbieten, eine unseren Möglichkeiten entsprechende umfassende Zusammenarbeit.
Es ist wie
eine Einschätzung, wobei das Gefühl noch nicht zu Wort gekommen ist. Das Gefühl
kam hier zu Worte mit Retamar, der neben anderen Dingen die Freude der Kubaner
über die Anwesenheit so vieler Vertreter Russlands auf diesem Treffen erwähnte.
Ich erinnerte mich der 30 Jahre lang gemeinsam
gelebten Jahre. Für uns war die russische Zusammenarbeit äußerst wertvoll;
damals war es die sowjetische Zusammenarbeit, denn der Staat war der
sowjetische, heute ist es der russische Staat. Und de facto hat ja der
russische Staat sämtliche grundsätzlichen Verantwortlichkeiten und Befugnisse
des sowjetischen Staates geerbt, seinen Platz in den Vereinten Nationen, seine
Vorrechte als mächtiges Land, das sie heute zu verteidigen haben, denn sie
laufen zweifelsohne Gefahr, einer egoistischen imperialistischen Politik
begegnen zu müssen, einer verantwortungslosen kriegerischen Politik. Wir alle
laufen Gefahr in dieser Richtung, nicht nur die Kubaner, auch die Koreaner, die
Russen, die Chinesen und die übrige Welt. Es darf keiner denken, für die
Europäer bestünden keine Gefahren, zumal wenn der wirtschaftliche und kommerzielle
Wettbewerb, die Konkurrenz im Kampf um die Sicherstellung der Rohstoffe, der
Energie und natürlichen Ressourcen zwischen jenen, die alles haben wollen, von
Mal zu Mal härter wird. Ich spreche nicht vom US-amerikanischen Volk, für das
wir eine ehrliche Bewunderung empfinden, wobei diese keine nur diplomatische
Äußerung sein soll.
Nie haben wir
Hass geschürt; nie haben wir auch nur irgendeine Art von Chauvinismus oder
Fanatismus bzw. Fundamentalismus gefördert. Jene dort sind die Fundamentalisten
des Krieges und der Gewalt.
Als ich hier
von jenem ersten Juni sprach, an dem sie die Sowjetunion mit einem
Überraschungs- und Präventivschlag angriffen, vermeinte ich, diese Worte erst
neulich in einer Militärakademie der Vereinigten Staaten vernommen zu haben, als
nämlich der führende Mann jenes anderen mächtigen Landes den Offizieren sagte,
sie haben sich bereit zu halten, um im Überraschungs- und Präventivschlag einen
jeglichen dunklen Winkel der Welt zu überfallen, und gleich darauf sprach er
von bis zu 60 und mehr Ländern; und wir, die wir ihn hörten, wissen, dass wir
gemäß seiner Denkart, dem Fundamentalismus, der Technologie, der Anschauung und
der Unkenntnis – ja, das Wort Unkenntnis muss genannt werden – einer der
dunkelsten Winkel der Erde sind. Unkenntnis bedeutet, absolut nichts zu wissen
von dem, was in der Welt vorgeht, von den Problemen der Welt, ihren Realitäten.
Ich wiederhole, die Unkenntnis, die ich meine, ist das absolute Nichtwissen.
Und schlimm steht es um die Welt, wenn die mächtigste Supermacht, die es je
gegeben hat und die in der Lage ist, zehn- oder zwanzigmal unseren Planeten zu
zerstören, von Personen gelenkt wird, die von nichts eine Ahnung haben. Das
könnte zu einem verfrühten Herztod führen, wenn unser Herz nicht so stark,
unser Bewusstsein nicht so gefestigt wäre.
Ich hatte
gesagt, dass die Menschheit gerettet werden muss; und dabei bin ich der
Meinung, dass allein das Bewusstsein die Waffe ist, mit der die Menschheit
gerettet werden kann.
Ich spreche
einen Gedanken aus, dem ich treu bin. Ich sprach vom Menschen, von der langen
und ebenso kurzen Geschichte unserer Gattung, die noch vor 200 Jahren eine
Milliarde zählte, die mehrere Zehntausend Jahre für diese eine Milliarde
gebraucht hatte und die 130 Jahre später bereits zwei Milliarden betrug, in nur
30 Jahren auf drei Milliarden anstieg und in nur zehn Jahren von fünf auf sechs
Milliarden wuchs. Das dürfen wir nicht vergessen. Augenblicklich übersteigt die
Anzahl der Weltbevölkerung 6,5
Milliarden. Wer die auf der Welt herrschende Armut kennt, die Rückständigkeit,
die Krankheiten, den Mangel an Wohnraum, an Hygiene, an Gesundheitsfürsorge in
Ländern – so in Afrika – in denen die Lebenserwartung nur 36 Jahre beträgt und
nach weiteren zehn Jahren könnten es nur 30 sein, ist bestürzt. Ich spreche von
dieser Menschheit, die vor nie dagewesenen Problemen steht.
Ich sprach
über Kriege. Wie schon vor vielen anderen Freunden, sage ich es auch hier.
Unsere Gattung hat sich von niederen zu höheren Formen entwickelt; sie hat den
Menschen geschaffen und der Mensch ist in der Tat ein Wunder, das würdig ist,
zu überleben.
Ich habe
großes Vertrauen in den Menschen, in die Fähigkeiten des Menschen.
Warum ist für
uns bis heute die Bildung und Erziehung von so grundsätzlicher Bedeutung? Weil
der Mensch bei seiner Geburt voller Instinkte ist. Die Bildung und Erziehung
ist der Prozess, bei dem diesem voller Instinkte geborenen Wesen Werte
vermittelt werden. Erzieht man ihn nicht, lässt man ihn allein in einem
Brutkasten, einer Maschine, die ihn versorgt und ernährt, wird man am Ende
sehen, was an Bildung und Erziehung vorhanden ist, ob er dem entkommen kann,
was die Imagination der US-amerikanischen Filmschaffenden kreierte: dem Tarzan,
dem Affenmenschen, jener Gestalt aus den Filmen unserer Kinderjahre, von dem
man nicht weiß, wie er irgendwo in Afrika zur Welt kam. Das war unsere Bildung,
mit Tarzan, dem Menschen mit Intellekt, umgeben von Stämmen, die ihr
Kochgeschirr bereit hielten, um sich gegenseitig aufzufressen.
Ja, das war
die Ideologie, die man uns als Kinder und Heranwachsende einbleute, wonach die
Afrikaner Kannibalen seien, die sich gegenseitig verzehrten. Ja, Filme dieser
Art sahen wir zur Genüge. Wir alle müssten Rassisten und Superreaktionäre sein,
denn jene waren die Filme, die wir sahen, versteht ihr?
Ja, uns
wurden letale Dosen an Barbarei, letale Dosen an Unbildung, letale Dosen an
Lügen verabreicht; jedoch hat all das die Ideen in unserem Land nicht
vernichten können.
Doch wie
schon gesagt: Bildung und Erziehung ist das Vermitteln von positiven Werten,
die der Mensch geschaffen hat. Es sind jene Werte, von denen ich sagte, dass
wir damit zusammenrücken müssen. So wurde für uns also die Kreation und das
Summieren von Werten zu einem Hauptanliegen.
Was wird nun
die Oberhand behalten, die Lüge oder der Aussaat von Werten? Wird der Mensch in
der Lage sein zu bewirken, dass sich die Werte, die echten Werte oder die Lügen
behaupten. Müssen wir etwa Herren der großen Fernsehanstalten sein? Ist das
etwa unerlässlich? Nein, lasst uns Herren des Wissens sein, auch wenn wir nur
eine Minderheit darstellten; lasst uns Herren der Information sein; setzen wir
uns doch durch eben diese technischen Mittel miteinander in Verbindung, denn
den Lügenanstalten gegenüber gibt es jene Ketten, die aus den PC´s bestehen
können, mit denen man mit jemandem in Australien, den Vereinigten Staaten oder
sonst wo auf der Welt kommunizieren und Ideen austauschen kann.
So meine ich,
dass der Mensch auch die Technologie geschaffen hat, mit der erreicht werden
kann, dass sich die Wahrheiten durchsetzen.
Wir zum
Beispiel haben das Fernsehen benutzt. In unserem Land gab es bis noch vor
kurzem zwei Sender; jetzt haben wir bereits vier, und 62 % der Sendezeit in
Kuba ist Bildungszwecken gewidmet, d.h. es sind Bildungs-, Erziehungs- und
Informationssendungen und dienen auch zur Verbreitung einer gesunden Kultur. Es
können Unterhaltungsprogramme sein, doch versuchen wir stets, die Kultur zur
Aussaat von Werten zu benutzen. So ist es uns ein Anliegen, dass ein guter
Film, wo auch immer auf der Welt er produziert wurde, bekannt wird, dass seine
Werte und seine Autoren bekannt werden.
Über das
Fernsehen alphabetisieren wir bereits nicht mehr, es ist nicht mehr nötig. Über
das Fernsehen lehren wir höheres Wissen, Hochschulkenntnisse, Fremdsprachen;
dazu benutzen wir diese Medien. Rundfunk und Fernsehen könnten, gut eingesetzt,
dem Analphabetentum weltweit ein Ende setzen.
Warum gibt es
immer noch 800 Millionen Analphabeten und Milliarden Halbanalphabeten. Wo es
doch Rundfunk und Fernsehen gibt, warum dann diese Milliarden Analphabeten und
Halbanalphabeten? Diese Frage sollten wir uns stellen. Die Mittel zur
Beseitigung des Analphabetentums in einigen wenigen Jahren sind vorhanden.
Es ist nicht
nötig, dass die UNESCO ein halbes Jahrhundert lang von der Beseitigung des
Analphabetentums redet. Wozu auch? Wo dieses doch nachgewiesenermaßen sogar per
Rundfunk beseitigt werden kann.
Kuba hatte in
Haiti ein Programm der Alphabetisierung per Radio, das nach der letzten
Invasion zum Erlahmen kam. Dafür sind derzeit etwa 500 kubanische Ärzte in
jenem Land im Einsatz, in das alle Welt einzufallen, jedoch keinen Arzt zu
entsenden weiß. Nie hat Kuba auch nur einen Soldaten nach Haiti geschickt, doch
sind seit Jahren Hunderte Ärzte dort. Außerdem gibt es bereits Hunderte junge
haitianische Ärzte, die in Kuba ausgebildet wurden und mit unseren Ärzten
zusammenarbeiten.
Vor der letzten von mir
genannten Invasion durch UN-Truppen, angekurbelt durch die Vereinigten Staaten,
waren es bereits Hunderttausende Haitianer, die ihre Muttersprache über
Rundfunk erlernten. Jetzt wurde dieses Programm abgesetzt, doch die Ärzte, den
Gefahren trotzend, sind weiterhin dort. Über Rundfunk lernen sie Kreol, die
dortige Sprache.
Hier bei uns
haben mehr als eine Million Kubaner über das Fernsehen Englisch gelernt. Auch
für die Sprachen Französisch, Portugiesisch und andere gab es Kurse. Wir haben
diese und noch andere Programme im Fernsehen und nutzen diese Medien
erschöpfend.
Doch geht es
nicht nur um das schulische Alphabetisieren, auch das politische
Alphabetisieren muss vervollkommnet und umgesetzt werden.
Ihr redet vom
Dialog der Zivilisationen. Wie wollt ihr erreichen, dass man euch versteht? Ich
frage mich, ob die Analphabeten eure Botschaft begreifen; und wo auf der Welt
werden euch die Millionen Analphabeten verstehen, die es in der Dritten Welt
gibt, dazu die Millionen Analphabeten und Halbanalphabeten der Industrieländer.
In den Vereinigten Staaten gibt es beispielsweise eine große Anzahl von
Analphabeten und eine große Anzahl von funktionellen Analphabeten. Das ist eine
Realität, Industrieländer mit funktionellem, ja sogar totalem Analphabetentum,
und in den Vereinigten Staaten liegt dieses höher als in Europa.
Wie sollen
also eurer Meinung nach die schulischen und politischen Analphabeten die
Botschaft verstehen? Meint ihr etwa, dass diese Leute, die täglich die
Geschichten von den Massenmedien vorgesetzt bekommen, die Botschaft verstehen
werden? Doch es muss erreicht werden, dass sie ankommt.
Doch wird die
Botschaft nicht schlechtweg ankommen, weil ihr sie ausarbeitet und übermittelt.
Hier nun komme ich auf die Krisen zurück. Die Krisen werden bewirken, dass die
Botschaft übermittelt und verstanden wird.
Niemand
meine, dieses Brodeln in Lateinamerika, wovon hier einige Lateinamerikaner
sprachen; der Botschafter Venezuelas sprach davon, Villegas sprach davon – ich
sehe ihn nicht, doch weit weg ist er nicht.
Vladimir Villegas:
Hier bin ich
Comandante: Weil du
nämlich im Fernsehen anders aussiehst als hier.
Vladimir Villegas:
Jünger
Comandante: Das
denkst du dir, jung bin ich. (Lachen). Auch ich denke, jünger zu sein, doch du
bist es in der Tat und ich beglückwünsche dich dazu. Du hast noch viel Zeit vor
dir. Ich kann dich nur bitten, nutze sie gut.
Doch glaubt
nicht, zu diesem Brodeln sei es zufällig gekommen. Es ist das Kind der Krise in
dem Land der meisten Ressourcen Lateinamerikas, in dem Land der möglicherweise
weltweit größten Kraftstoffreserven; dem Land, aus dem 300 Milliarden Dollar
abflossen, deren Wert das 10- bis 15fache des heutigen betrug. Stellt man die
Berechnungen ab 1959 an, als jene heuchlerische als demokratisch und
progressistisch maskierte Oligarchie die Regierung antrat, so sind bis zum
Zeitpunkt 40 Jahre vergangen und das abgeflossene Kapital entspricht einer
realen Kaufkraft von mehr als zwei Billionen Dollar. Das ist der aus nur einem
Land gezogene Wert. Summiert, wenn ihr wollt mit Fantasie, denn das ist die
einzige Form, wie summiert werden kann. Nicht einmal die Computer könnten
präzise Zahlenangaben liefern, denn der Nullen sind es so viele, dass der
Einzelne sie wegzulassen pflegt, wenn er im Kopf multipliziert.
Wieviel Geld
werden sie wohl aus Brasilien gezogen haben? Wieviel wird es aus Mexiko gewesen
sein? Wieviel aus Argentinien? Aus Kolumbien, aus Peru, aus allen anderen
lateinamerikanischen Ländern? Man muss es berechnen. Mitarbeiter unserer
Zentralbank stellen Berechnungen an und versuchen, das Geheimnis zu lüften. Sie
recherchieren peinlichst genau in den überaus großen Zahlen in Billionenhöhe,
um zu sehen, in welchem Umfang die Abwertung des Sucre in Ecuador oder des
mexikanischen Peso in dieser oder jener Zeit oder des Bolivar zu anderen
Zeitpunkten verlief, wobei auch bekannt ist, dass den Venezolanern die Hinterlassenschaft
eines abgewerteten Bolivar und der abgewerteten brasilianischen Währung zuteil
wurde, was soweit ging, dass ein Dollar einem Gegenwert von 1 plus mehr als
fünf Nullen rechterseits entsprach.
Es ist
unglaublich, und die Dritte Welt kennt dieses Phänomen. Es ist der simpelste
Mechanismus, mit dem sie das Geld abfließen lassen, denn die Währung keines
einzigen Landes der Dritten Welt ist in Sicherheit.
So sind sie
auch mit Russland verfahren. Das Geld, ob ehrlich oder unredlich erworben,
ziehen sie aus dem Land, denn es ist schon nicht mehr das Gold, das als Schatz
vergraben wird. Es sind Scheine, und dieses Papiergeld erfährt Tag für Tag
seine Abwertung. Und wenn man es absichern will, dann wechselt man es gegen
Devisen ein. Das wird es gewesen sein, was ich getan habe, um mein berühmtes
persönliches Vermögen zu bewahren, das mir lächerlicherweise nachgeredet wird.
Ja, ein Einwechseln gegen konvertierbare Devisen und Deponieren bei einer Bank.
Doch nein, ich weiß recht wohl, wo das meinige aufbewahrt ist. Ich habe es auf
den Mars geschickt, es liegt auf dem Mars. Dort kann es der CIA finden, wenn er
will. Ich werde euch ein Geheimnis verraten, und zwar kann ich mich nicht mehr
genau erinnern, wo ich es eigentlich hingelegt habe oder ob ich es zwischen
Mars und Mond aufgeteilt habe, damit es dort sicher liegt und ich dann in
meiner vierten, fünften oder zehnten Reinkarnation ein kleines Flugzeug mieten
und es holen kann.
So, wir
sprachen über Währung und über Geld. Also, sie lassen das ehrlich verdiente und
das unredlich erworbene Geld abfließen; und sie sind dazu gezwungen, denn es
gibt eine Weltwirtschaftsordnung, deren Gendarm eine Institution namens
Internationaler Währungsfonds ist. Dieser zwingt die Staaten, ihre Reserven auf
ausländischen Banken zu deponieren, wenn jemand mit den Scheinen kommt und
sagt: „Ich nehme die Reserven mit“. Wir dem nicht Folge geleistet, dann wird
dasjenige Land bestraft und erhält keinen Cent. Das waren ihre Methoden, als
sie noch supermächtig waren. Glücklicherweise sind sie von Mal zu Mal weniger
mächtig. Sichtbar wird die zunehmende Schwäche des Systems in Bezug auf das
Vermeiden von Rezessionen sowie die zunehmende Schwäche der das System
stützenden Finanzmechanismen. Diese Ordnung kann sich nur auf einem Sockel mit
Kernwaffen, ferngesteuerten Raketen, unsichtbaren Bombenwerfern halten; mit
Waffen, die aus
Und so wird
die Natur ihres Gleichgewichts beraubt und die Nationen ihrer natürlichen
Ressourcen, an erster Stelle der Energieressourcen. Und aufrechterhalten werden
kann diese Ordnung einzig und allein mit Hilfe der Waffen. Doch deren
Zweckdienlichkeit wird von Mal zu Mal mehr eingeschränkt angesichts des
Erstarkens des Bewusstseins und dank dieser außergewöhnlichen Eigenschaft des
Menschen, denken und nachdenken sowie sich an die konkreten Bedingungen jeder
spezifischen Epoche der Geschichte anpassen zu können.
Was habt also
ihr Russen getan, als die Nazis in das Land einfielen und ihre Panzerkolonnen
in das Landesinnere vordrangen. Also die Russen haben nicht aufgegeben; sie
haben gekämpft und versucht, sich zu ihrer Armee durchzuschlagen oder sie haben
in den Wäldern gekämpft. Also ich sage es noch einmal: Es gab „kein Ergeben“.
Sie haben sich angepasst, zogen nach Sibirien und nahmen die Drehbänke mit. Ich
weiß von Waffenfabriken in Sibirien, die kein Dach hatten und trotzdem bei
Schneefall die Waffenproduktion aufnahmen, als die Industriegebiete des Landes
besetzt und zerstört waren.
Ihr musstet
euch zurückziehen. Es war notwendig, und sie zogen sich zurück, bis man einen
Wendepunkt gefunden hatte. Und alle Welt weiß, was danach kam. Ich habe viel
über diese historischen Ereignisse nachgedacht. Wir waren wohl in Gefahr, doch
nie hat man uns mit unvorhergesehenen Angriffen überraschen können. Wir sind
immer vorbereitet, zu Lande und darunter.
Und ich kann
euch versichern, dass dieses Land von keinem besetzt werden kann. Hoffentlich
kommt es nie dazu, dieses beweisen zu müssen, denn wir wissen, was auf dem
Spiel steht. Doch ich sage euch, diese Stadt ist unmöglich zu besetzen. Es ist
eine Stadt von Hunderttausenden Kämpfern, die sie zu verteidigen wissen. Unter
ihnen gibt es keinen Analphabeten. Der Unkundigste hat hier den Abschluss der
9. Klasse. Jeder versteht, einen Mörser, eine Kanone oder ähnliche Waffe zu
bedienen.
Ich frage
mich nach den irakischen Soldaten, die in Fallujah durchhielten und tagelang
den Panzern und supermodernen Waffen der Invasoren standhielten. Welche
Bildungsstufe hatten sie wohl erreicht? Ich weiß nur, dass sie wochenlang dort
gekämpft haben und danach besetzte die US-Armee wie es aussieht Orte, an denen
sie weder bleiben noch sich entfernen konnten. Sie konnten nicht bleiben, denn
man brauchte sie andernorts, und sie konnten sich nicht entfernen, denn der
Gegner kehrte zurück.
Und in der
Tat ist es so; der Mensch passt sich an, der Mensch kann durchhalten. Nie
hatten die Imperialisten gegen eine Nation vorzugehen unter Bedingungen, wie
sie sie heute in einem Zusammenstoß mit Kuba vorfänden. Auch Waffen haben wir
genügend und werden uns weiterhin bewaffnen. Es gibt so viele, dass ich fast meine,
in den letzten Jahren sei die Insel einen halben Inch gesunken angesichts der
Anzahl Panzer, Kanonen und anderen in unsere Heimat gelangten Waffen.
Der Aggressor
weiß, dass ihn hier ein Volk erwartet, das bereit ist zu kämpfen und die Heimat
zu verteidigen. Das ist etwas viel Mächtigeres als eine Kernwaffe, als 1000
C-Waffen. Wozu Kernwaffen? Uns als kleines Land ist diese Dummheit nie in den
Kopf gekommen. Es würde bedeuten, uns zugrunde zu richten, um über eine Waffe
zu verfügen, die lediglich dem Selbstmord dienen würde, denn wie sollte sie
transportiert werden? Das Spielchen, das dem Imperialismus dienlich ist, werden
wir nicht mitspielen.
Da ihr interessiert seid,
einiges über Kuba zu erfahren, informiere ich euch nun.
Zu unserer
Verteidigung brauchen wir jene Massenvernichtungswaffen nicht. Was wir
modernisiert haben, sind die Taktiken, die Rolle des Menschen, des einzelnen
Kämpfers und der Kämpfer in Zusammenwirkung; welche Form, welche Taktiken und
Waffen sind es, die das Mächtigste, das ein Gegner haben kann, unwirksam
machen.
Ich kann euch
nur sagen, dass unser Land das erzielt hat, was man als militärische
Unverletzlichkeit bezeichnen könnte und im Augenblick hat es sich, neben seiner Stärkung, die
wirtschaftliche Unverletzlichkeit zur Aufgabe gemacht; zwei Begriffe. Das
Erreichen der militärischen Unverletzlichkeit war einfacher als es die
wirtschaftliche Unverletzlichkeit ist.
Die
Menschheit kann gerettet werden, denn das Imperium steckt in einer tiefen
Krise. Ohne Krise gibt es keine Veränderungen. Ohne Krise kommt es nicht zur
Bewusstseinsbildung. Ein Krisentag bringt mehr Bewusstsein hervor als zehn Jahr
ohne Krise.
Nehmt einmal
Venezuela her; jenes Land, aus dem sie, wie ich sagte, Milliarden Dollar
gesaugt haben, aus diesem so reichen Land. Es ist dasjenige, wo der Unterschied
zwischen Arm und Reich größer ist. 17 Millionen seiner Bürger leben in
Armenvierteln, in marginalen Vierteln. Wenn man das nicht weiß, kann man sich
den revolutionären bolivarianischen Prozess nicht erklären. Weder der
Botschafter noch der Journalist werden ihn gut erklären können und sicher
erklären sie gut, es ist die angehäufte Ungerechtigkeit. Ohne diese ist der
Sieg der Linken in Brasilien, der Sieg Lulas, unerklärlich. Ich weiß, dass ihr
darüber gesprochen habt. Es gab Vorträge und Meinungen. Hier hat es andere
Treffen gegeben, auf denen ebenfalls diskutiert wurde. Wir haben unsere Meinung
zum Ausdruck gebracht, Präsident Chávez die seine, und wir sind im Hinblick auf
den brasilianischen Prozess keine Pessimisten.
Heute sprach
ein europäischer Regierungschef, der Chef der Regierung Spaniens, vor der
Venezolanischen Nationalversammlung, denn gestern trafen sich in Guyana der
Präsident Venezuelas, Hugo Chávez, der Präsident Brasiliens, Lula Da Silva, der
Präsident Kolumbiens und der spanische Regierungschef.
Die
Anwesenheit des Präsidenten Kolumbiens war sehr gut, denn es gibt sie, die den
Krieg zwischen Kolumbien und Venezuela schüren wollen und viele sind wir uns
mehr als bewusst, dass ein Krieg das letzte ist, was diese Erdhälfte gebrauchen
kann, das letzte, was die beiden Völker dieser beiden Länder gebrauchen
könnten. Und wir wissen, dass es sie gibt, die diese Konflikte schüren wollen,
doch beide Regierungen bemühten sich und überwanden den strittigen Punkt. Und
gestern waren sie vor der Öffentlichkeit versammelt bei einem öffentlichen
Gespräch. Auch der Vertreter Spaniens war anwesend, und der Präsident des
nördlichen Nachbarlandes glaube ich gab eine Erklärung ab… Denn schon vordem
war er ärgerlich geworden und es war zu Äußerungen gekommen wie „Was hat
Zapatero in Venezuela zu tun?“ Fast hätte es wie im spanischen Sprichwort
geheißen „Schuster, geh´ zu deinem Leisten“ (zapatero – Schuster), denn man
sagte zu ihm: Was tun Sie dort in Venezuela, wo es doch dort keinerlei
Demokratie gibt, wo sie doch dort gegen die Redefreiheit und gegen alles sind?
Heute ging ich zu Fuß und wollte mich beeilen, doch ich kehrte um und
vernahm aus einem Lautsprecher die Rede von Zapatero im venezolanischen
Parlament. Sie hatte meine Aufmerksamkeit erregt und sie schien mir eine gute
Rede zu sein. Das ist meine Meinung dazu.
Ich
werde sie noch einmal lesen, denn ein kleines Stück konnte ich nicht hören. Er
hielt eine Rede des Friedens, eine mutige Rede.
Jetzt wird er
nahezu als Kriegstreiber angeklagt, denn er hat Venezuela einige Streifenboote
verkauft zur Bewachung der Küsten gegen Schmuggel und Drogenhandel. Nein, nein,
Venezuela sollte ihrer Meinung nach nicht einmal Boote, Streifenboote und
Ausrüstung besitzen.
Natürlich hat
Venezuela das Recht, sich zu verteidigen, oder bitten etwa jene des Nordens
jemanden um Erlaubnis, wenn sie eine Superkernwaffe oder eine Bombe herstellen
wollen, die
Ach so,
Venezuela, von ihnen bedroht – und dabei beziehe ich mich auf jene Regierung –
darf nicht ein einziges Gewehrchen kaufen. Sie kaufen doch weder Kernwaffen,
noch Panzerkreuzer, noch Flugzeugträger. Venezuela kauft etwas so Einfaches wie
es Gewehre nun einmal sind.
Nun sagen
sie, der Gewehre seien es viele (100 000). In der Tat sind es äußerst wenige,
um ein Land wie jenes zu verteidigen, das 26 Millionen Einwohner hat, ein
großes Land ist, ein patriotisches Land, ein Land mit Traditionen. Was
Venezuela meines Erachtens braucht, sind Millionen Gewehre.
In Russland
haben sie Hubschrauber gekauft. Was bei Überschwemmungen, einem Zyklon, einem
Erdbeben am nötigsten ist, sind Hubschrauber.
Außerdem können sie zur Überwachung der
In Venezuela
ist das Wasser viel teurer als Benzin – und ich sage das nicht, damit ihr als
Touristen dorthin reist; wer will kann reisen. Ein Liter Wasser kann einen Dollar
kosten, und ein Liter Benzin kostet neun
Cents. Und ein Dollar entspricht gemäß den letzten Kursangaben 2150 Bolivar,
glaube ich; und für nur wenige Bolivar füllen sie Ihren Tank mit Benzin. Wer
nun als Tourist dorthin reisen will, soll es tun. Zwischen uns und den
Venezolanern gibt es auf dem Gebiet Tourismus keinerlei Rivalitäten.
Viele Leute
kaufen Benzin billig ein und bringen es auf die kolumbianische Seite, wo sie es
teuer verkaufen. Dieser Phänomene gibt es bei ihnen eine ganze Reihe.
Der Feind
sagt: „Venezuela ist eine Gefahr für Lateinamerika, ihr müsst euch in der OAS
zusammentun, um diesem bolivarianischen Prozess Zügel anzulegen, diesen
Verrückten, die eine Gefahr für die Hemisphäre darstellen.“ So sind die Dinge
gegen dieses Land, aus dem sie 300 Milliarden Dollar mitgenommen haben.
Niemals hat
sich auch nur einer von ihnen dafür interessiert, in Erfahrung zu bringen, wie
viele Menschen in Venezuela an Krankheiten verstarben, welche Lebenserwartungen
es gab, welche Kindersterblichkeit, wie viele blind wurden.
Wisst ihr,
wie viele Venezolaner gemäß den in Gesprächen zwischen beiden Regierungen
getroffenen Vereinbarungen dieses Jahr einer Augenoperation unterzogen werden?
Hunderttausend.
Wir verfügen
über 24 Augenkliniken mit den modernsten
Geräten, 600 Chirurgen, die alle Augenkrankheiten behandeln: grüner Star,
diabetische Retinopathie und viele andere, die bei nicht rechtzeitiger Diagnose
zur Erblindung führen. Ich spreche von einem reichen Land wie Venezuela. Für
diejenigen, die Geld hatten, war es kein Problem, sie gingen in die Vereinigten
Staaten, nach Europa. Wir sprechen von den einfachen Leuten von Barrio Adentro,
die nicht die Mittel hatten, in ein entwickeltes Land zu fahren, um eine
Augenoperation dieser Art vornehmen zu lassen.
Nun gut, ich
kann euch sagen, dass konservativen Schätzungen zufolge jedes Jahr 4 Millionen
Lateinamerikaner eine ärztliche Behandlung dieser Art benötigen werden und dass
sie erblinden, wenn sie diese nicht bekommen. Vier von den 550 Millionen
Lateinamerikanern und Bewohnern der Karibik blind! Ich spreche nicht von den
Bomben über Bagdad, die Frauen und Kinder töten und tausendjährige Museen
zerstören, unersetzliche, unersetzbare Werte zerstören. Ich spreche von Bomben
die traumatisieren, weil gesagt wird: „Nein, es sind keine Zivilpersonen
umgekommen.“ Und die Millionen Kinder, Frauen, Greise und Personen, welche im
Morgengrauen und zu jeder Zeit das Donnern der Bombardements, die Explosionen
gehört haben, werden nicht viele von
ihnen für den Rest ihres Lebens traumatisiert bleiben? Oder ist es so, dass das
Gehirn, das geistige Gleichgewicht keine Bedeutung hat? Oder die geistige
Gesundheit, die Nerven nicht wichtig sind? Sind etwa die Gelassenheit der
Menschen, die Vernunft der Menschen, die geistige Gesundheit der Menschen nicht
in der Menschenrechtscharta enthalten? Wer gibt ihnen Unterhalt, wer ernährt
sie? Sie sind nicht Teil der physischen Verluste, aber sie gehören zu den
Verlusten, und zwar solcherart Verlusten, die beinahe mehr Schaden anrichten,
weil die Menschen für ihr gesamtes Leben untauglich, krank und ohne ärztliche
Behandlung bleiben.
Vor einem
Augenblick habe ich mit blinden Menschen aus Lateinamerika gesprochen, welche
die vorhandene Weltordnung für immer zur Blindheit geführt hat, und ich spreche
von 4 Millionen. Welches war unser
Ausgangspunkt? Kuba. In Kuba müssen jedes Jahr ungefähr 30 000 Menschen an
grauem Star operiert werden. Natürlich wird das nicht angesammelt, der Mensch
wird nicht total blind, da die Krankheit erst auf einem Auge und dann im
anderen auftauchen kann; aber es müssen 30 000 operiert werden, und an
diabetischer Retinopathie, einer schrecklichen Krankheit. Und die
Zuckerkrankheit ist eine Geißel, in unserem Land sterben die Diabetiker nicht
einfach so, da sie diagnostiziert und behandelt werden. Es wird geschätzt, dass
ungefähr 50 000 dieser Krankheitsgefahr
unterliegen und auf diabetische Retinopathie untersucht und behandelt
werden müssen.
Gestern
sprach ich zufällig mit einem Genossen und er erzählte mir Folgendes: „Meine
Frau war sehr zufrieden und glücklich, sie war im Krankenhaus gewesen." –
sie hatte ein Check-up vornehmen lassen – „Sie ging zur Untersuchung, da sie
grünen Star vermutete.“ „Und was hat man ihr gesagt, hat man sie untersucht?“ Er
antwortete: „Sie ist nicht krank, aber wenn sie Gefahr laufen würde, dann wäre
die Anwendung von einem bestimmten Laserstrahl ausreichend und das würde ihr
Sicherheit für den Rest ihres Lebens geben, dass sie nie an Glaukom erkranken
wird.“ So sagte er, mit diesen Worten. Hierin besteht die Bedeutung der
Diagnose, wenn man nicht rechtzeitig die Diagnose stellt, kann es dann zu spät
sein. Es kann ein mit dem Lebensalter in Verbindung stehender Fleck sein, ein
Schatten der zunimmt und der mit Laserstrahlen behandelt wird.
Unser Land
wird Ende dieses Jahres genügend Kapazitäten haben, um in 24 Kliniken
mindestens 5 000 oder 6 000 Patienten pro Tag zu operieren. Diese Zentren
verfügen schon über ihre vollständigen Ausrüstungen, die zu den modernsten
gehören. Wir befinden uns noch in der Trainings-Phase des Personals. Wenn ein
belagertes Land wie Kuba solch eine Dienstleistung bieten kann, warum tun das
denn andere Länder nicht? Das ist die Frage, die man sich stellen muss. Denn
Millionen Menschen werden blind und wer behandelt sie. Derjenige, der in Kuba
blind wird, wird zumindest von der Sozialversicherung betreut. Und das ist
eines der Themen, das ich heute Abend um 21.00 Uhr mit dem Staatsrat, dem Ministerrat und der Leitung
unserer Partei, der Regierung unseres Landes, den Massenorganisationen und den
Kommissionen der Nationalversammlung diskutieren werde, das von Morgen. Wir
werden die Angelegenheit der niedrigen Renten angehen und die niedrigsten für 1
800 000 Personen erhöhen.
Vor wenigen
Tagen haben wir unsere Währung aufgewertet und den Dollar in unserem Land
abgewertet. Ja, wegen der riesigen Privilegien, die er geniest. Wenn ihr wollt,
fasse ich es euch in einem einzigen Beispiel zusammen.
Ihr wisst,
dass der Strom unabdingbar ist, der, der hier ausgefallen ist. Und ein
Kilowatt, das sind 1 000 Watt – ich hoffe, ihr wisst das alle, fast alle wissen
das, weil sie ihn bezahlen müssen – die Erzeugung von einem Kilowatt kostet
heutzutage mindestens 10 Centavo; der Kraftstoff zur Erzeugung von einem Kilowatt
kostet 9. Nun gut, kraft der Währungsabwertung, kraft jenes Phänomen, konnte
man mit einem Dollar bis vor kurzem 27 Peso kaufen und als wir vor drei Wochen
unseren Peso um 7 % aufgewertet haben, verminderte sich das 1 zu 25. Das alles
geschah vor zwei Wochen, das haben wir mit dem Peso gemacht.
Vor einer
Woche, Morgen wird es eine Woche her sein, haben wir den konvertierbaren Peso
aufgewertet, und da der konvertierbare Peso einen Wechselkurs von … hat, wurde
der kubanische Peso erneut um 8% aufgewertet; er wurde 15% aufgewertet. Nun
gut, mit jenem aufgewerteten Peso werden wir morgen die Renten für die
Altersrentner erhöhen, die weniger als 300 Peso erhalten, nach Kategorien:
denjenigen, die weniger erhalten, eine größere Erhöhung; es sind Generationen
von Berufstätigen, welche die Strenge der Blockade erlitten haben und Opfer
bringen mussten. Ah! Das Arbeitsentgelt wurde erhöht, aber die Renten blieben
gleich, es waren keine Mittel vorhanden. Die niedrigsten Löhne werden wir
ebenfalls überprüfen.
So habe ich
gesagt, dass derjenige, der blind wird, nicht ohne Hilfe bleibt; auch nicht
derjenige, der einen Unfall erlitten hat, der Invalide wird oder mit einer
Behinderung zur Welt kam, oder sie später erworben hat. Denn manchmal wird
jemand mit bestimmten Veranlagungen geboren und dann bildet sich eine
Behinderung heraus, manchmal eine Vollbehinderung, alle erhalten Hilfe. Nun
gut, sie werden diese nicht nur weiter bekommen, sondern jedes Mal mehr
erhalten.
Morgen wird
es eine allgemeine Rentenerhöhung von mehr als 80% der Renten geben, ab Morgen,
mit einer aufgewerteten Währung und einer Währung, die weiter aufgewertet
werden wird, das ist schon etwas, nicht wahr?
Anderenorts
bleiben die Menschen blind. Und welcher Staat hilft ihnen? Welche Organisation?
Einzig und allein die Wohlfahrtsorganisationen der Kirchen. Wie viele Blinde
gibt es auf den Straßen? Wie viele blinde Kinder oder Invaliden, die
Windschutzscheiben putzen, die betteln?
Wir fordern
diejenigen heraus, die sehen wollen, ob es in unserem Land Kinder gibt, die
nicht eingeschult sind, die auf der Straße anstelle in der Schule sind und um
Almosen betteln. Wir sind arm gewesen und es gab schwierigere Zeiten. Ja, es
gab einige verantwortungslose Eltern, die sie schickten, Touristen anzubetteln.
Diese Möglichkeiten werden immer geringer sein, denn wir haben alles
mathematisch berechnet, Ware, Preis, Kosten, internationale Kosten, Einkommen,
Renten, Bedürfnisse des Menschen.
Deshalb habe
ich euch gesagt, dass unsere Revolution schon einen Erfahrungsschatz
angesammelt und die notwendigen Voraussetzungen geschaffen hat, um das zu tun,
was wir jetzt tun.
Unsere
Lebensmittel sind immer rationiert gewesen und das wird nicht ewig so sein,
aber es war unumgänglich. Wir haben einen Krieg erlebt, der 46 Jahre gedauert
hat, in denen wir uns von den Angriffen des Imperiums verteidigen mussten. Wir
mussten Krisen begegnen, sehr schwierigen Zeitabschnitten und wir sind immer
noch Gewehre bei Fuß.
Ohne Zweifel,
dass nach dieser extremen Situation und den durch die Blockade verursachten
Krisen uns dies nicht dazu geführt hat, das US-amerikanische Volk zu
ignorieren. Das US-amerikanische Volk selbst wird reagieren, denn in jenem Volk
gibt es ebenfalls Millionen gebildeter Menschen, intelligenter Menschen, die
Nachrichten über Internet bekommen, die unter dem Eindruck eines so
dramatischen Ereignisses wie der Zerstörung der Zwillingstürme von New York
getäuscht werden können, in einem Gemütszustand jener Art; aber man kann nicht
– wie Lincoln sagte – das gesamte Volk die ganze Zeit täuschen.
Im Fall der
Vereinigten Staaten könnten wir sagen: das gesamte Volk jeden Tag. Sie konnten
alle eine gewisse Zeit täuschen; aber sie werden sich dessen bewusst werden.
Die Fehler selbst führen sie zu den Krisen, aus denen das US-amerikanische
Volk Bewusstsein erlangen wird.
Jenes Volk
sorgt sich um die Umwelt, es möchte nicht, dass Alaska zerstört wird, dass vom
Kyoto-Abkommen zurückgetreten wird, dass die Nationalparks zerstört und dem
Bergbau oder der Erdölförderung unterworfen werden.
Es gibt
Werte, die das US-amerikanische Volk schätzt, darunter die Gesundheit und den
Frieden, wie alle Völker.
Jedoch bis zu
welchem Punkt hat das US-amerikanische Volk das Recht auf eine objektive
Information gehabt? Ist das nicht eine sehr brutale Verletzung der
Menschenrechte, einer ganzen Nation eine objektive Information zu verbieten?
Gerade jetzt
will die Regierung der Vereinigten Staaten kraft eines Gesetzes im Kongress die
geringe Öffnung zerstören, die gegenüber Kuba erfolgte, als die
Lebensmittelverkäufe genehmigt wurden. Die meisten Senatoren und Abgeordneten
wendeten sich dagegen und baten um Aufhebung der Blockade. Und jenes Gesetz,
dass breitere Zielstellungen anstrebte, wurde sabotiert, ihm wurden eine Menge
Zusätze hinzugefügt, eine Verfahrensweise, die sie, wann sie nur wollen,
anwenden – sie legen einen bindenden Zusatz zu einem grundlegenden Gesetz vor,
das nicht hinausgeschoben werden kann und bei dem alle Abgeordneten sich zum
Abstimmen gezwungen sehen; aber die Mehrheit ist schon gegen jenes Gesetz und
die Landwirte erheben Einspruch dagegen. Sie denken sich immer etwas aus, sie
wollten, dass im Voraus gezahlt werden sollte. Ich hatte es so verstanden, dass
die Barzahlung ohne eine Sekunde Verspätung ein großes Verdienst wäre, und
nein, das ist kein Verdienst: Es muss im Voraus gezahlt werden, das forderten
sie von uns. Wozu? Um die Fonds mit einem Embargo zu belegen und den
Lebensmittelverkauf zunichte zu machen.
Natürlich
haben wir alle schon ein bisschen etwas gelernt und wissen, was für einen
Schaden das verursacht, wir haben es bemessen und ausgerechnet. Woher kommt die
Ware, wie hoch sind die Transportkosten, wieviel kostet ... usw. usf. Wir sind
wirklich immun gegen das geworden, was sie erfinden können. Und es ist so, dass
alles, was sie erfinden, daneben geht. So ist es, ich übertreibe nicht.
Jetzt sind
sie dabei, in Erfahrung zu bringen, welche Mittel Kuba zur Verfügung stehen.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wir sparen gelernt haben, wie wir gelernt
haben, die Fonds gut auszunutzen, den Großteil jener Ressourcen, das Einsparen
von Dingen. Es gab zu viele Leute, die entschieden, in was die Devisen
investiert werden sollten und natürlich neue Ressourcen, es gibt neue
Ressourcen. Aber in erster Linie ist es Erspartes und das kann schon niemand
mehr aufhalten. Das könnte höchstens ein Krieg zu unserer Zerstörung aufhalten.
Wir haben
Vorteile in der neuen Situation der Hemisphäre, die Beziehungen zu den Ländern
der Hemisphäre. Wir wissen sehr gut, wie viel ein Pfund schwarze oder braune
Bohnen, Mais kostet; wie sie an der Börse notiert wurden; wie hoch die
Transportkosten sind. Wenn wir eine Ausgabe für irgend so etwas machen, dann
wissen wir, was wir zu tun haben. Und wir haben Ausgaben gemacht, aber davon
will ich nicht sprechen.
Wir haben
Maßnahmen getroffen. Ich kann euch sagen, dass wir zum Beispiel 50% der
Trockenmilch Uruguays erwerben, – und das soll schon bald ankommen, die Hälfte
der Trockenmilchproduktion – einer Regierung, zu der wir gerade Beziehungen aufgenommen
haben, eine fortschrittliche Regierung, eine gerechte Regierung, eine wirklich
demokratische Regierung, wo es so schwer ist Demokrat des Systems zu sein, denn
sie sprechen von Demokratie, indem sie sich auf das System beziehen. Es ist
fast unmöglich innerhalb jenes Systems Demokrat zu sein, nur durch Wunder, und
wenn die Kandidaten von allen Massenmedien bombardiert werden – er weiß das,
Vladimir weiß das. Du heißt doch Vladimir, nicht wahr? Das bringt mir einen
historischen Namen in Erinnerung, der, glaube ich, den Russen gut bekannt ist,
daher hast du ihn genommen, sicherlich. Es gibt viele Russen, die den Namen
Vladimir tragen. Aber er weiß es – sie bombardieren und bombardieren und
schaffen so Reflexe. Es ist eine Sache, Meinungen zu übermitteln, und es ist
etwas anderes, Reflexe zu schaffen. Der Mechanismus, mittels dessen Millionen
Menschen weiter getäuscht werden, besteht darin, Reflexe zu schaffen.
Es gab einen
herausragenden Russen, Pawlow, der die Reflexe untersucht hat. Er wusste, wie
man einen Bären zum Tanzen und wie man die Affen beinahe zum Sprechen bringen
konnte, und zwar über Reflexe. Und über Reflexe werden die Massen beeinflusst,
über die modernen Techniken der kommerziellen Werbung, indem mittels der
Techniken der kommerziellen Werbung politische Ideen vermittelt werden, Reflexe
geschaffen werden.
Wenn ihr
Bewusstsein schaffen wollt, dann müsst ihr gegen die Reflexe ankämpfen, und
unser Land hat gelernt, gegen die Reflexe anzukämpfen. Denn als die Revolution
siegte, besaßen viele Bürger Kubas Reflexe, die man ihnen über die Werbung
geschaffen hatte. Sodass diese Kämpfe also keine einfachen Kämpfe sind, und so
wie sie weiterhin über den Präsidenten Chávez behaupten, dass er kein Demokrat
ist, wie sie sagen, dass wir keine Demokraten sind. Wir sind entzückt, das wird
uns nicht den Schlaf rauben. Wir wissen, was wir sind, wir wissen mehr als
genug, was wir sind, wie wir fühlen, was wir während des gesamten Lebens getan
haben und welche Prinzipien unser Verhalten beherrscht haben. Was ist die
Politikmacherei? Das sind die Wahlplakate, der Stimmenkauf. Jedermann weiß,
dass man mindestens 300 Millionen haben muss, um Präsident der Vereinigten
Staaten zu werden. Um ein Amt zu bekommen, wird das in Geld gemessen und
diejenigen, die nicht 200 Millionen zusammenbringen können, treten schon mitten
in der Wahlkampagne zurück. Und diesen Schund nennen sie Demokratie. In unserem
Land geben zumindest mehr als 95% der Menschen ihre Stimme ab, und es gibt
weder kommerzielle Werbung, noch Wahlplakate, die die Straßen verunzieren, was
gegen die Geisteshygiene und die Landschaft verstößt: „Stimmen Sie für Herrn
Soundso, er ist ein Heiliger, er kommt an jenen Ort im Himmel. Er hat nie einen
Cent gestohlen und wird dies auch nie tun“ – und so weiter in demselben Stil –
„ er hat alle Tugenden der Welt.“ Es ist ein Wunder, dass er nicht in das
Verzeichnis von Heiligennamen der Kirche aufgenommen wurde. Auf diese Weise
sind es alle auf der Welt erfundenen Lügen, die als Werbemethoden bei der
Entfaltung dieser angeblichen Demokratie angewendet werden. Ich will nicht
darüber diskutieren, möchte aber sagen, dass ich sehr gut weiß, wie viel Lüge
hinter all dem versteckt liegt. Aber inmitten von all dem hat Präsident Chávez
das Plebiszit mit übergroßer Mehrheit gewonnen, mit gewaltiger Mehrheit, und
die Medien sagen, dass es nicht demokratisch ist.
Ich habe
stundenlang Fernsehsendungen beobachtet, als Freund und als Bruder der
Venezolaner, sogar als Beobachter der Methoden und Verfahrensweisen der dem
Frieden und Fortschritt der Völker feindlichen Kräfte und ich habe gesehen, wie
sie vorgehen, es ist unwahrscheinlich und die Zeit, die verschwendet wird.
In unserem
Land gibt es keine kommerzielle Werbung, nein. Deshalb trägt alles das, was das
Fernsehen erzeugt, keinen Deut zum BIP bei. Die Bildungseinrichtungen, das
Gesundheitswesen in Kuba und die Freizeitgestaltung sind fast Null im BIP, da
sie gratis sind, sie werden nicht verbucht. Auf diese Art und Weise kann eine
Tonne Zement mehr kosten als ein Leben. Jemand kann ein Leben retten, weil es
vielleicht ein Arzt geschafft hat, dass das Herz erneut zu schlagen begann und
dass man rechtzeitig in ein Krankenhaus kam. Das kostet weniger als eine Tonne
Zement, weil das nicht zum BIP beigetragen hat.
Man muss
sogar die Werte analysieren, mit denen die Literatur, die Kunst, der Reichtum,
die Lebensqualität gemessen werden. Die Lebensqualität erscheint in keinem BIP,
ein Mensch kann in ein Irrenhaus kommen, ein Mensch kann 10 Jahre weniger
leben, weil man ihm eingeflößt hat zu rauchen und er drei Schachteln pro Tag
geraucht hat und dann an Krebs oder an einem Infarkt gestorben ist. Nein, man
hat ihm nicht beigebracht, welche Hygiene man einhalten muss, wenn man will,
dass man länger lebt. Jedermann weiß, was notwendig ist, um ein paar Jahre
länger zu leben, was man essen soll, welche Übungen man machen soll.
Da ich das
heikle Thema angesprochen habe und da wir die Ersten sind, die alles Gesagte
verletzen, diejenigen auf der Erde, die es am meisten verletzen, will ich das
hier erklären, wie ich über die Blinden gesprochen habe und es euch erläutert
habe. Ich weiß, ihr wollt Dinge über die Hemisphäre wissen, ich weiß, dass ihr
gefragt habt, welches ihre Zukunft ist, ich weiß, dass ihr mit voller Klarheit
gesehen habt, dass diese Hemisphäre die Zukunft ist.
Sie ist nicht
die Zukunft, aber sie ist dazu berufen, eine sehr wichtige Rolle in einer
friedlichen Welt, in einer Welt des Dialogs, in einer zivilisierten Welt zu
spielen. Hier ist das Potential vorhanden und das wissen Viele, die Europäer
wissen es, warum sonst wäre Zapatero dort auf der Sitzung gewesen? Wozu hätte
er in der Versammlung eine konstruktive Rede gehalten? Außerdem, wozu hätte ein
Kommissär von Europa Kuba besucht, dieses so teuflische Land? Und sie sind gekommen
und wir haben sie empfangen und uns mit ihnen unterhalten und ich habe ihnen
gesagt: Wir haben vor keiner Diskussion Angst. Wovor wir uns auf der Welt am
wenigsten fürchten, sind Diskussionen.
Wir haben keine Angst zu diskutieren, zu sprechen, denn wir haben
wirklich ein großes Arsenal an Argumenten, an Tatsachen, an Geschichte, nicht
an Märchen, nicht an Versprechungen, sondern an Verwirklichungen, an
durchgeführten Dingen, was wir nicht viel verbreiten, was uns nicht so wichtig
erscheint. Wozu soll es uns wichtig sein zu verbreiten, was wir tun?
Ich habe an
20 Versammlungen teilgenommen und nicht gesprochen, aber konkret hier habe ich
ihnen erläutert, wie die Dinge in dieser Hemisphäre sind, über die sie wissen
wollen, und sie haben über jenes Thema diskutiert. Ich meine, sie tun gut
daran, denn wenn Europa hier sein will und sie wissen, dass diese Hemisphäre
entscheidend ist, diese Hemisphäre, aus der man sie heraus haben will, und die
Chinesen wissen es mit ihrer tausendjährigen Weisheit, mit ihrer Erfahrung.
Vor nicht
langer Zeit war der Präsident von China hier und er war an anderen Ort in
Lateinamerika, und hat Brasilien besucht, und hat Argentinien besucht, und der
Vizepräsident hat Venezuela und die Karibik besucht. So, sage ich, werden die Russen
etwa in dieser Hemisphäre fehlen? Ihr habt sehr konkret hier dargelegt, dass
Russland nicht in dieser Hemisphäre fehlen soll. In dieser für die Zukunft
entscheidenden Hemisphäre, die der Imperialismus auf alle Ewigkeit
kontrollieren will, was sie jedes Mal weniger können, das versichere ich euch.
Das werden sie immer weniger können, denn mit
dem Eroberungs- und Ausplünderungsgeist gewinnt man nicht die Herzen der
Völker dieser Hemisphäre. In diese Hemisphäre muss man zum Geben und Nehmen
kommen, oder wenn man so will, um zu geben und zu nehmen. Ich meine, dass man
in dieser Hemisphäre, und ich stelle nicht im Geringsten die Hemisphäre dar,
aber ich habe das Recht zu meinen, dass man heutzutage nur zum Austausch, nur
zum Zusammenschließen kommen kann, nur dazu, zu helfen und geholfen zu
bekommen; Hilfe zu leisten und Hilfe zu empfangen, miteinander zu teilen und
sich zusammenzuschließen, und nicht nur auf der Suche nach materiellen und
wirtschaftlichen Gewinnen, sondern ebenfalls auf der Suche nach Frieden, auf
der Suche nach Kräften, welche der Vernunft und dem Frieden auf der Welt zur
Vorherrschaft verhelfen, auf der Suche nach Kräften, die helfen, die
Zivilisation zu retten, von der ihr sprecht. Das weiß ich sehr gut, und aus den
Zusammenfassungen weiß ich, dass manche von euch dieses Problem aufgeworfen
haben. Ja, und ich sehe keinen anderen Weg.
Ich weiß,
dass in Europa vor kurzem der Präsident von Russland und der Präsident von
Frankreich mit dem Kanzler von Deutschland und einem weiteren Präsidenten, an
den ich mich jetzt nicht erinnern kann, zusammengetroffen sind, und dass
diejenigen, die an der Spitze des Landes im Norden stehen, nicht sehr glücklich
waren.
Aber seht,
beobachtet: Dort in Paris treffen sich vier Präsidenten; - ein Wunder, dass der
chinesische nicht dort war, bei jeglichem Treffen ist der chinesische Präsident
dabei – es treffen sich dort in Venezuela, im Vaterland von Bolívar, der
Präsident von Argentinien, der Präsident von Kolumbien, der Präsident von
Venezuela und der Präsident von Spanien, seht, wie die Geister, die Tendenzen
sich verständigen; die Gedanken reisen und fliegen und sind das Einzige, das
schneller als das Licht reist, schneller als der Strom. Die Gedanken fliegen
und sie sind Ideen, jeder beobachtet, was allerorts geschieht. Dort, werden
Konflikte geschaffen, Uneinigkeit geschaffen, Kriege gefördert, denn zu einem
Zeitpunkt, wo ein Land wie China sich mit dieser Kraft erhebt, ist es für den
Imperialismus das Ideale, dort Kriege, Sezessionen und Konflikte zu fördern,
welche die außerordentliche Entwicklung jenes Landes unterbrechen.
Jedermann
weiß, dass die wirtschaftlichen Konkurrenzkämpfe zu den Kriegen geführt haben,
zu jenen enormen kommerziellen Defizits und jenen riesigen Haushaltsdefizits,
besonders aufgrund des Wettrüstens ohne Steuern. Kriege ohne Steuern und die
Verschwendung können ebenfalls in Versuchung führen, Konflikte zu fördern, die
jene Länder aus dem Rennen werfen, die großes Entwicklungspotential aufweisen.
Ich frage
mich, ob es in jenem kolossalen US-amerikanischen Imperium führende Köpfe gibt,
- ich meine dort unter den Fundamentalisten – Politiker, welche die Entwicklung
von Russland wünschen. Das frage ich mich. Ob sie möchten, dass Russland
gedeiht, dass die russische Wirtschaft gedeiht, dass der russische Rubel Wert
hat, dass die russischen Erzeugnisse Markt haben, dass der russische
Kraftstoff, das Erdgas und –öl Wert haben, oder das Holz aus Sibirien oder das
Nickel aus Norilsk, bzw. andere Dinge, von denen uns bekannt ist, dass die Russen
sie erzeugen.
Wir wissen,
wo Qualität vorhanden war, und wo nicht, so wie wir auch im Westen wissen, was
taugt und was nicht. Das wissen wir sehr gut. Wir kennen den Wert und die
Möglichkeiten, die jedes der Länder hat. Das können wir nicht ignorieren, wir
können uns den Luxus nicht gönnen, dies zu ignorieren.
Ich frage
mich: Welcher Raum bleibt, wenn schon alles erobert ist, wenn schon alles
besetzt ist, wenn Irak schon überfallen wurde, Iran bedroht wird, weil es
Atomwaffen haben könnte? Und es gibt wirklich Länder, welche Verbündete der
Vereinigten Staaten sind, die hunderte Atomwaffen besitzen und trotzdem hat man
das erlaubt, die Wahrheit ist, dass niemand das diskutiert. Wir wissen es alle,
ihr wisst, worauf ich mich beziehe. Ich will keine Länder nennen, ich habe
gegen kein Land etwas, aber ich habe eine Verpflichtung gegenüber der Wahrheit
und wir wissen, wie die Dinge sind, das Trichter-Gesetz, der große Durchmesser
für den einen, der enge für andere. So ist die Welt und ihr wisst, dass diese Welt
in eine Sackgasse ohne Ausweg führt, das ist so, das kann niemand verneinen.
Aber diese
Realität weckt auch Bewusstsein bei Vielen.
Diese
Erdölkrise weckt Bewusstsein. Dort hat derjenige, der im Norden an der Spitze
steht, neulich gesagt: alle Energiearten suchen. Die Atomenergie hat seit dem
Unfall von Chernobil auf der Welt berechtigte Befürchtungen hervorgerufen. Und
schon jetzt ist es in den Vereinigten Staaten nicht leicht, Atomkraftwerke in
Serie herzustellen. Nun gut, also zurück zur Kohle. Es ist nicht leicht, zur
Kohle mit ihren umweltverschmutzenden Auswirkungen zurückzukehren.
Der
Wasserstoff wird in Betracht gezogen, der Präsident der Vereinigten Staaten
sprach vom Wasserstoff. Was er noch nicht gesagt hat, ist, ob er den
Wasserstoff den Gasen, den fossilen Energiequellen oder dem Wasser entnehmen
wird. Denn wenn er ihn aus dem Wasser gewinnen wird, dann werden wir ihm
sicherlich alle Glückwünsche schicken, selbst ich schicke ihm einen herzlichen
Glückwunsch, wenn er die Energie aus dem Wasser gewinnt und wäre bereit, ihn
für den Nobelpreis vorzuschlagen und die Leute um ihre Unterschrift zu bitten
und würde eine Unterschriftsliste beginnen, um ihn sogar zu kanonisieren, wenn
er die glückliche Idee hätte, die Probleme zu lösen, indem er den Wasserstoff,
mit dem er die Autos in Betrieb bringen wird, aus dem Wasser gewinnt.
Ich weiß es
sehr gut, denn hier hatten wir drei oder vier fanatische Kameraden, die
Wasserstoff aus dem Wasser gewinnen wollten. Sie haben so um die 30 Jahre daran
gearbeitet. Ich erinnere mich daran, dass ich sie sogar besucht habe. Ich weiß,
dass es einmal eine Explosion gegeben hat, denn sie haben wirklich ein bisschen
Wasserstoff gewonnen und was sie erreichten, war eine Explosion, aber ich weiß
seit langem nichts mehr von ihnen.
Ich weiß,
dass man auf der ganzen Welt Autos erzeugt, die mit Wasserstoff als Brennstoff
fahren; in Japan, in Europa, in den Vereinigten Staaten, was nicht gesagt
wurde, woraus der Wasserstoff gewonnen wird. Denn wenn er aus dem Erdöl
gewonnen wird, nun gut, genau wie alle diese Stoffe, diese Flasche, dieser
Verschluss; dieses Telefon wird, glaube ich, auch aus Erdöl hergestellt, weder
aus Stahl noch aus Eisen. Alles kommt vom Erdöl, es gibt nichts, was nicht vom
Erdöl stammt, ich glaube sogar wir stammen vom Erdöl (Lachen), das ist die
Realität.
Es gibt eine
Frage: Was wird geschehen, wenn es zu Ende geht? Und jedermann weiß, dass es zu
Ende geht, niemand ignoriert das. Man muss kompletter, absoluter Analphabet
sein, oder vollkommen unverantwortlich, um zu glauben, dass das Erdöl bei
diesem Verbrauchsrhythmus weitere 100 Jahre dauern wird.
Ja, es gibt
modernere Techniken, man findet es schneller und je schneller man es auf dem
Meeresboden findet, je schneller wird es verschwendet, desto schneller wird es
vergeudet. Der Kampf muss der um sparsamere Autos sein.
Eines der von
jener Regierung vorgenommenen Dinge war, einige Maßnahmen aufzuheben, die einen
immer geringeren Kraftstoffverbrauch der Autos forderten. Was nun? Erobern wir
die Welt mit Kanonen, bedrohen wir sie mit allen Waffen, allen Geschwadern,
allen Flugzeugträgern, allen Marschflugkörpern und allen Atomwaffen, damit sie
gehörig ist, diszipliniert ist, Rohstoffe erzeugt, Erdöl erzeugt, um weiter 25
% der Weltenergie verbrauchen zu können?
Wir
unternehmen einige Anstrengungen auf dem Gebiet Energie und Energiesparen, die
interessant sein können. Wir dringen bis zu den Einzelheiten in das Wesen der
Probleme vor. Wir werden der Welt einen bescheidenen Beitrag leisten, indem wir
vielleicht 50% unseres Elektroenergieverbrauchs einfach einsparen, womit wir
einige hunderte Millionen Dollar für Energieausgaben einsparen, von denen ein
Teil jenen Programmen zukommen wird, von denen ich euch erzählte und ein Teil
ist für im hohen Grade nützliche Investitionen, ich würde sagen in hohem Grade
rentable Investitionen. Und dies geschieht ausgehend von den Kenntnissen,
ausgehend von einem Rohstoff, der Bildung und Kenntnisse heißt; ausgehend von einem hochwertigen Rohstoff,
der Humankapital heißt. Wir haben hauptsächlich Humankapital und wir werden ja
sehen.
Wie wir zu
unseren Mitbürgern sagen: Perfekt? Nein, wir wären die letzten zu behaupten,
dass wir zufrieden sind, aber wir haben mit der Zeit gelernt, aus den Irrtümern
gelernt und eine Erfahrung gewonnen. Das ist ein Privileg, nicht einmal ein
Verdienst.
In meinem
persönlichen Fall ist es so, dass die Tatsache, dass ich eine gewisse Anzahl
Jahre gelebt habe, keinen Verdienst darstellt, es ist ein Zufall, besonders da
es so viele Attentate gegeben hat, um mich vorzeitig kampfunfähig zu machen.
Wenn die Natur mir eine gewisse Lebensfähigkeit gegeben hatte, warum sollte sie
mir genommen werden? Nun gut, ich habe gelebt, ich habe etwas gelernt. Nicht
nur ich, es gibt ein ganzes Kontingent Leute, die gelernt haben, es gibt ein
Volk, das während 46 Jahren gelernt hat, ein Volk, das sich seiner Qualitäten
bewusst ist, sich seiner Schwächen bewusst ist und seiner Mängel. Wir sind uns
sehr unserer Mängel bewusst und stehen ihnen kritisch gegenüber, und zwar sehr
kritisch, ich hätte keine Hemmung, euch hier alle Fehler zu sagen, die wir
begangen haben.
Wir leben
nicht auf der Grundlage, Fehler zu verbergen, wir leben auf der Grundlage,
Wahrheiten zu sagen, wir leben auf der Grundlage, ehrlich zu sein, wir leben
auf der Grundlage, unaufhörlich zu berichtigen, wir leben auf der Grundlage,
unser Gewissen über unsere Verhaltensweise zu befragen und uns nie auf den
Lorbeeren auszuruhen, und deshalb kann jetzt der Eindruck eines Phönix
entstehen, der aus seiner Asche aufersteht. Ja, das ist der Eindruck, den man
in vielen Teilen der Welt haben wird, den eines kleinen Phönix, einer Schwalbe,
die aus ihrer Asche aufersteht. Das ist
Kuba, welches fliegt, sich hoch in die Lüfte erhebt, wenn ich es mit wenigen
Worten definieren soll.
Mir scheint,
ich habe wirklich mehr als genug gesprochen und ihr stimmt mit mir überein, ich
weiß, dass ihr mit mir übereinstimmt. Es ist zumindest wahr. Ihr werdet nicht
sagen, dass ich nicht ehrlich wahr, dass ich Angst gehabt hätte, klar und offen
zu sprechen und mit Respekt Wahrheiten auszusprechen. Ich habe wie ein Bruder
gesprochen, ich habe wie ein Mensch gesprochen, der das Leben schätzt.
Ich besitze in meinem Innern auch starke Gefühle.
Ich habe meine Gefühle nicht sprechen lassen. Ich habe versucht, dass der
Verstand spricht, weil unser Dichter das gesagt hat, als er von der Literatur
sprach. Als er von der Literatur sprach und davon sprach, was er dort las,
erinnerte ich mich an das Gefängnis auf der Insel Isla de Pinos, jetzt Jugendinsel,
als ich in Einzelhaft war. Ich habe ebenfalls die Bücher von Tolstoi gelesen
und habe die Bücher von Dostojewski gelesen, ich habe sie alle gelesen. Ich
schien ein Masochist, wie ich in einem Gefängnis jenes Buch von Dostojewski
las, wo der Mann sich mit demselben Stein von hier nach dort und von dort nach
hierher bewegte und Der Idiot, Schuld und Sühne (Verbrechen und Strafe),
Aufzeichnungen aus einem Totenhaus, alle. Und die Bücher von Tolstoi. Was für
eine ausgezeichnete russische Literatur.
Nun gut, ich
muss die Wahrheit sagen, ich war schon Marxist-Leninist, als ich den
bewaffneten Kampf begonnen habe. Ich war es, bin es und werde es sein, darüber
darf sich niemand wundern, weil ich kein Dogmatiker bin, ich analysiere die
Verdienste, die Personen in der Geschichte haben können, werde niemals von
meinen Ideen abtrünnig und bin in der Lage, kritisch zu sein. Aber ich habe
weder etwas an Marx, noch an Lenin zu kritisieren, das sage ich euch ehrlich –
ich könnte andere Kritiken machen – auch mache ich keine Kritik an Engels. Er
war der Erste, der mir gezeigt hat, dass sogar die Sterne verlöschen werden,
wenn die Energie versiegt, und es gibt seit langem erloschene Sterne, während
andere sich von dem angeblichen Ort des Urknalls entfernen.
Lenin war
noch nicht geboren, als Marx das Kommunistische Manifest veröffentlichte.
Die heutige
Welt ist ganz anders, als jene Marx und Lenin bekannte; niemand konnte sie
kennen, niemand konnte sich die Kommunikation in wenigen Sekunden vorstellen.
Ihr habt die Globalisierung behandelt, ihr habt gesehen, wo ein System
hinführte, in dem die Produktivkräfte sich entwickeln. Ihr habt gesehen, dass
die Entwicklung jener Produktivkräfte solche Niveaus erreichen würde, dass auf
der Welt neue Situationen geschaffen würden, große Veränderungen. Wir haben
eine Globalisierung erreicht, jene unter solchen Bedingungen geschaffene
Globalisierung, die von niemandem vorausgesehen wurde. Die Widersprüche und der
Konkurrenzkampf wurden mittels Kriegen gelöst. Heute kann kein Krieg auch nur
irgendein Problem lösen. Die Kriege verbieten sich von selbst, da es in einem
modernen Krieg weder Sieger noch besiegte geben wird. Ihr Russen, ihr wisst
das, als Supermacht, die ihr ward, groß und mächtig, und als Macht die ihr
heute seid.
Wir waren
Zeuge jenes Moments, als es ein gewisses Gleichgewicht gab. Zuerst hatten sie
die Atomwaffe, dann gab es ein Gleichgewicht, und jedes Mal haben beide Seiten
mehr Waffen erzeugt. Schließlich bestand der Unterschied schon darin, dass die
eine Seite die andere fünfzehn Mal zerstören konnte und die andere jene zehn
Mal, die Sache bestand darin, wie oft eine die andere zerstören konnte. Ihr
Russen habt aufgehört, eine Supermacht zu sein, und doch wissen Alle, dass
jeder den anderen fünfmal zerstören kann.
Als reale
Macht, vom technisch-militärischen Standpunkt aus gesehen, hat der russische
Staat viermal zuviel Macht, denn eine einzige würde ausreichen, um den Anderen
zu zerstören und es kann sein, dass bei jener noch mehr überflüssig ist, alles
umsonst. Und eines Tages wird das US-amerikanische Volk das verstehen, es wird
das verstehen, die Hoffnung besteht.
Ich kann euch
sagen, dass ich mich beim Anblick dieser Versammlung glücklich fühle und wenn
ich euch so sprechen höre, wie ihr hier gesprochen habt. Das macht mich
glücklich, es erfreut mich, denn in jenem so verdienstvollen,
geschichtsträchtigen Land und mit so viel Heldentum sehe ich ein Potential, um
zum Weltfrieden, zur Zivilisation beizutragen und die Gattung zu bewahren. Wir
sind nicht überflüssig und noch weniger sind es diejenigen, die so viel zum
Erhalt der Gattung tun können, wie Russland, wie China, wie Europa, wie
Lateinamerika. Alle zusammen können wir etwas tun, wobei Einige mehr als andere
tun können, zum Beispiel Venezuela, zum Beispiel Brasilien, ich sehe, dass sie
viel tun können.
Ich habe
gesehen, was Argentinien gerade gemacht hat, wie das Land eine
Außenschuld-Frage angegangen ist. Ich habe mich heute gewundert, genau als ich
anrufen wollte, ich glaube es war der Vorsitzende im Ministerrang der
Zentralbank, der mir heute sagte, dass Bush bei heutigen Erklärungen sehr
lobende Worte für Argentinien fand.
Ich werde ihn
erneut fragen, ich glaube es wirklich noch nicht, aber er lobte Kirchner, um
Chávez anzugreifen, um das Treffen von Gestern anzugreifen, das ihm überhaupt
nicht behagt hat. Natürlich werden sie Kirchner nicht mit Schmeicheleien oder
Ähnlichem neutralisieren, Kirchner hat ihm einen, sagen wir, Jab versetzt, mehr
noch als einen Jab, einen harten Schlag. Er hat den Währungsfond nicht k.o.
geschlagen, ihn aber durch die Art und Weise, wie er die Auslandsschuld
angegangen ist, halb zum Taumeln gebracht. Es ist das erste Mal, dass ein Land
jene entschlossene Stellung einnimmt, wie es Argentinien getan hat.
Der
Internationale Währungsfond wird noch einige Zeit bestehen bleiben, ich glaube,
nicht mehr lange. Und wenn ich nicht mehr lange sage, dann meine ich, dass er
keine zwei Jahrzehnte mehr bestehen bleiben wird. Ich sage sogar, dass ich
bezweifle, dass jener Fond ein Jahrzehnt überlebt, da die Rechnungen nicht
aufgehen. Ich stelle Berechnungen an, addiere, subtrahiere, multipliziere,
dividiere und es geht nicht auf, er übersteht die Krise nicht. Es ist schon
nicht mehr eine Krise, sondern eine Summe von Krisen: die Summe der Krisen, die
Summe von Problemen erlauben es nicht, dass diese Ordnung auch nur zwei weitere
Jahrzehnte dauert. Sie haben immer etwas erfunden: diese oder jene Formel, die
keynessche Methodik, d.h. Geldausschüttungen, die Verhinderung der Krise durch
Druck von Banknoten, die Erhöhung der Liquidität, usw.
Ich schulde
euch nur noch eins – ich habe schnell gesprochen – ich bin bereit, jede Frage
zu beantworten, die ihr mir stellt, jegliche, was euch einfällt, und nicht nur
eine, auch zwei, drei, in Abhängigkeit von der Zeit, die er mir zur Verfügung
stellt.
Ich bin
sieben Minuten zu spät gekommen. Es ist schon lange her, dass ich kaum eine
Minute zu spät kam, Aber ich unterhielt mich mit dem Landwirtschaftsminister
von Kanada, wir sprachen über die Landwirtschaft, über Preise der Produkte,
welchen Preis der Weizen, der Mais, die Bohnen, die Linsen, die Erbsen, die
Kühe haben, viele Angaben, wie es um die Produktion bestellt ist, alles.
Ich sprach zu
ihm über die Dinge, die wir in diesem Jahr, im
Schließlich
bitte ich euch um Verzeihung für meine Verspätung von sieben Minuten aufgrund
des Gesprächs mit dem Landwirtschaftsminister und einer Gruppe kanadischer
Landwirte.
Sie mussten
gehen, da sie eine Versammlung hatten und ich wollte hierher kommen. Ich hatte
erfahren, dass sie um 16:00 Uhr abreisen sollten, um die Uhrzeit, die ich für
diese Versammlung mit euch vorgesehen hatte. Ich kam ein paar Minuten zu spät
und weiß, dass meine Genossen einverstanden damit sind, dass ich es euch
erkläre und einige Fragen beantworte. Ich kam ein paar Minuten zu spät.
Keine Sorge,
im Anschluss werdet ihr euer Abendessen
bekommen, Alle. (Lachen)
Nun gut, ich
beantworte Fragen jeder Art, die ihr mir stellen möchtet, über jedes Thema.
(Lachen)
Bitte, die
Dominikanerin. Man hat mir gesagt, dass sie eine große Schriftstellerin ist.
Luisa Zheresada Vicioso: Ich würde gern von Ihnen hören, an welcher Stelle in
diesem Dialog der Kulturen Sie die Karibik sehen.
Sie wissen,
dass wir als Region die außerordentlichsten Theoretiker hervorgebracht haben,
nicht nur für uns, sondern für die Welt, zum Beispiel Frantz Fanon, beginnend
bei seiner Rolle in Afrika und zum Wohl der Unterdrückten der Welt.
Comandante: Was, meinst du, dass ich nicht Karibikeinwohner bin und nicht als
solcher fühle?
Luisa Zheresada Vicioso: Ich weiß das.
Comandante: Weißt du nicht, dass ich, als bei euch Trujillo
herrschte, Jurastudent im zweiten Studienjahr und Präsident des Komitees Pro
Democracia Dominicana war, als in jenem Jahr 1947 eine Expedition organisiert
wurde, um das dominikanische Volk von Trujillo zu befreien und an jener
Expedition teilnahm? Ich war der einzige Teilnehmer des Komitees und trotzdem
diejenigen, die dort waren, meine Feinde waren, bin ich mitgegangen.
Ich weiß
nicht, ob du es weißt, aber ich blieb bis zum Ende, viele sind desertiert. Zu
einem bestimmten Zeitpunkt gab es ein Problem und man hielt das Schiff, in dem
ich reiste, dort in der Nähe der Küsten von Haiti fest. Ich war nicht der Chef,
ich war Leutnant eines Trupps, da ich gewisse Kenntnisse hatte und Abenteuer
liebte, das streite ich nicht ab. Wenn man mich Abenteurer nennen will, dann
nehme ich diesen Titel im Bereich der Geographie, der Exkursionen oder
irgendeiner anderen Sache mit Ehren an, aber nicht in der Politik. In der
Politik würde ich die Bezeichnung kühn akzeptieren, und derjenige, der es nicht
ist, soll gar nicht erst in jenem Beruf
beginnen, besser, er überlässt es anderen, versteht ihr? (Lachen)
Aber ich bin
vor Abschluss meines zweiten Studienjahres dorthin gegangen. Ich bin auf jener
kleinen Insel 21 Jahre alt geworden, auf der die Expedition unter Führung einer
Reihe schwachsinniger und selbstgefälliger Leute, Kubaner, organisiert wurde,
welche den Dominikanern halfen und beabsichtigten, alles tun zu wollen.
Dort lernte
ich Juan Bosch kennen und habe ihn seit damals in seiner intellektuellen Größe
und seinen Gefühlen erkannt. Dort lernte ich Pichirilo kennen, der in der Jacht
Granma mit uns kam, er war der Schiffskapitän der Aurora, in der ich reiste.
Jemand beging Verrat, er fuhr in einem schnelleren Schiff, es waren vier
Schiffe, sie hatten zwei Landungsboote, und dort, aus der Nipe-Bucht wurde ein
Befehl vom anderen Schiff empfangen, der besagte, dass wir in der Nähe von Moa,
am Paso de los Vientos, auf es warten sollten. Dort war eine riesige Fregatte.
Niemals schienen mir Geschützrohre einer Fregatte so lang wie jene, denn sie
haben sie gezeigt und in Angriffsstellung gebracht und gesagt: „Zurück!“, und
den Expeditionsleitern blieb nichts anderes übrig.
In jenem
Schiff kam zusammen mit mir Pichirilo, wie ich schon sagte, ein Dominikaner. So
entschlossen und so mutig! Er war Jahre danach unser Steuermann in der Granma.
Wir wurden zu Brüdern, denn an jenem Tag habe ich gegen die Expedition, gegen
die Kompanie, in der ich einen Trupp leitete, rebelliert und gesagt: „Ich bin
dagegen, in den Hafen zurückzukehren, die Situation in Kuba ist so, dass man
euch alle gefangen nehmen wird und ich akzeptiere das nicht“.
Ich
befürwortete, die Waffen zu retten und sie in die gebirgige Region zu bringen
und sammelte die Waffen und hatte sogar eine Menge Leute, die mir dabei half,
darunter der Schiffskapitän. Bei jenem Anlass wurde ich zu seinem Freund, er
wurde zu meinem Komplizen in jener komplizierten Situation, als ich mich gegen
die kubanischen und dominikanischen Chefs auflehnte. Rebellion, ich habe es wie
Hugo Chávez gemacht. Ich habe mich aufgelehnt, weil ich mich weigerte, in einen
Hafen zurückzukehren, in dem wir die Waffen verlieren und alle gefangen
genommen werden würden. Am Anfang habe ich sogar geglaubt, dass die Fregatte,
die uns den Weg verstellte, eine dominikanische wäre. Bald habe ich
festgestellt, dass sie kubanisch war.
Ich beharrte
auf der Beihilfe von Pichirilo. Ich konnte jenes Manöver nicht machen, da die
Fregatte uns nah folgte. Wir warteten auf die Nacht. Mit Hilfe des Kapitäns
wurde die Schiffsgeschwindigkeit auf weniger als die Hälfte gedrosselt. Das
half nichts, es war Sommer und es wurde später dunkel. Ich blieb aufständisch,
bis ich das Schiff in einem Schlauchboot verließ und mit drei weiteren. wir
waren die einzigen vier von über eintausend, die nicht verhaftet wurden. Der
Kapitän übermittelte an die Fregatte, dass er die Einfahrt nicht kenne und
Angst habe aufzulaufen. Ich war Abenteurer, das gebe ich zu. Jedermann glaubte,
dass ich von den Haien verschlungen worden wäre und eines Tages überraschte ich
alle und erwachte vom Tode. Ich bin mehrmals auferwacht, mehr als einmal.
Sodass ich
also die Sache gut kenne und sie unterstütze und ich bin ein Karibikeinwohner.
Du kennst schon unsere Beziehungen zu den dominikanischen revolutionären und zu
Caamaño hier, wohin er nach seinem heldenhaften Widerstand reiste. Nach unserem
revolutionären Sieg sind Dutzende kubanische Revolutionäre in der Nähe des
Gebirgsmassivs gelandet und haben gegen Trujillo gekämpft.
Das heißt,
ich war immer aktives Mitglied der karibischen Sache. Ich bin ein
Karibikeinwohner und stolz auf unsere Beziehungen zur Karibik.
Ich hege
große Sympathie für die englisch sprechende Karibik.
Glaub nicht,
dass ich Fanatiker der Lateinamerikaner bin. Ich bin ein Kritiker, so, wie ich
mir selbst kritisch gegenüberstehe und es gegenüber den Kubanern sein kann.
Und die
Karibikeinwohner waren es, die geholfen haben, die Blockade von Lateinamerika
zu brechen, als alle bis auf Mexiko die Beziehungen zu uns abbrachen. Sie, die
noch nicht einmal unabhängig waren, als die Revolution siegte, waren
diejenigen, welche zu jener Zeit die Bewegung gemeinsam mit Torrijos und auch
einem Venezolaner förderten - dieser Venezolaner spielte eine bestimmte Rolle
in verschiedenen Zeitabschnitten seines Lebens und zu jener Zeit war es nicht
die schlechteste - aber es gab eine Tendenz und sie haben sie unterstützt.
Die Karibikeinwohner
waren die besten Freunde, die wir in dieser Hemisphäre gehabt haben, nicht die
Lateinamerikaner; es waren die Karibikeinwohner und wir haben sehr enge
Beziehungen zu ihnen und sie sind alle berechtigt, ohne Einschränkungen an
unseren Universitäten zu studieren, sie bekommen alle Stipendienplätze, die sie
möchten und gratis.
Es gibt hier
eine Lateinamerikanische Medizinschule mit 10 000 Studenten aus Lateinamerika
und der Karibik.
Vielleicht
hätte ich sagen sollen, dass das Vorhandensein des revolutionären
venezolanischen Prozesses und die Wirtschaftsvereinbarungen mit China
bedeutende Faktoren gewesen sind; die Vereinbarungen mit Venezuela auf der
Grundlage des ALBA, den wir am 14. Dezember unterzeichneten, 10 Jahre nachdem
Chávez zum ersten Mal gekommen ist. Wir haben dies in einem für beide Seiten in
hohem Grade nützlichen Abkommen unterzeichnet. Wir sind halb integriert. Das
Gefühl, die Idee, der Wille zur Integration sind dieselben.
Ich war
Kommunist, utopischer Kommunist! - bevor ich Marxist wurde. Wo habe ich das
gelernt? Vom Leben, aufgrund des Nachdenkens. Ich bin zu dieser Überzeugung
durch das Studieren der Wirtschaft gelangt.
Ich wurde auf
einem Großgrundbesitz geboren und bin dort aufgewachsen. Mein Vater war
Besitzer jenes Großgrundbesitzes von
Ich habe in
religiösen Schulen gelernt. Sodass ich nicht in einer proletarischen Wiege
geboren wurde. Mehr noch, wenn ich nicht Sohn des Großgrundbesitzers gewesen
wäre, hätte ich nicht studieren können, und wenn ich nicht hätte studieren
können, dann hätte ich keine einzige Idee haben können, dann hätte ich keine
Sache verteidigen können.
Ich habe es
jenem Umstand zu verdanken, dass ich etwas lernen konnte und kein politischer
Analphabet bin. Den politischen Analphabetismus habe ich mir selbst genommen,
denn ich war in den Ideen alphabetisiert. Nun gut, nicht allzu sehr, denn ich
war Sohn und nicht Enkel eines Großgrundbesitzers. Ich bin nicht dazu gekommen,
das bürgerliche Leben in einem Aristokratenviertel zu leben, wo man aus mir den
größten je in diesem Land vorhandenen Reaktionär gemacht hätte, denn in der
einen oder anderen Richtung wäre ich nicht auf halbem Wege stehen geblieben.
Nun gut, aus
Temperamentgründen gibt es Leute, die nicht auf halbem Wege stehen bleiben, sie
sind zu enthusiastisch, in der einen oder anderen Richtung und so musste ich
hier ein bisschen aus meiner Autobiografie erzählen, um zu beweisen, dass ich
Karibikeinwohner gewesen bin. Aber ich bin ebenfalls Lateinamerikaner, ich bin
Afrikaner, ich bin Russe, ich bin Chinese, ich bin Japaner, ich bin Vietnamese.
Und Vietnam wusste, dass es auf uns zählen konnte, als es sich mitten in seinem
Krieg befand. Sie wussten, dass sie auf unsere Kräfte zählen konnten. Und die
Südafrikaner wissen, dass sie auf unser Blut zählen konnten und sie haben
darauf gezählt, als es dort sieben Atomwaffen gab. Sodass ich nicht viele
Argumente anführen müsste, um zu beweisen, dass unser Herz weder ein
chauvinistisches Herz ist, noch die Menschen der Karibik ausschließen wird, auf
keinen Fall, ihr werdet einen großen Platz dort einnehmen.
Wenn ihr
seriöse Regierungen sucht, dann haltet Ausschau nach den karibischen
Regierungen, die bis vor wenigen Jahren englische Kolonien waren. Sie sind als
Regierungen die seriösesten, als treue Menschen. Sie gehören zu denen, welche
den geringsten Analphabetismus
aufwiesen. Sie haben weniger Analphabetismus als diejenigen, die wir uns von
Spanien befreiten, – oder ihr, die ihr euch von Spanien befreit habt. Wir haben
dazu ein Jahrhundert gebraucht, wir waren ein Sklavenstaat – es gibt weniger
Analphabeten in der Karibik als in Lateinamerika; bessere ärztliche Dienstleistungen, bessere
Gesundheitsniveaus als in Lateinamerika, abgesehen von Haiti, denn Haiti ist
das erste Land, das sich erhoben hat, das Land, das jedermann interveniert hat.
Keine jener Mächte ist in der Lage, dem Land einen Arzt zu schicken.
Es gibt
welche, die sich Ärzte ohne Grenzen nennen. Sehr gut, ich beglückwünsche sie,
verleiht ihnen Orden, gebt ihnen den Nobelpreis, aber es sind eben nur ein paar
Leute. Das Problem ist, dass ganz Europa zusammen nicht die Ärzte schicken
kann, die Kuba in Haiti hat. Verzeiht mir, dass ich das sagen muss, aber es ist
wahr, sie haben keine 500 Ärzte. Ganz Europa und die Vereinigten Staaten
zusammen haben nicht so viele Ärzte in Afrika wie wir. Ganz Europa und die
Vereinigten Staaten zusammen haben nicht so viele Ärzte in Zentralamerika wie
wir, und die Leistung ist gratis. Das ist nicht dieselbe Situation wie die von
Venezuela, Land, mit dem wir schon ein Abkommen über Handelsaustausch von
Gütern und Dienstleistungen unterzeichnet haben.
Ich weiß hier
darüber Bescheid, wo alle Gewinne hingehen. Man will uns wegen der
durchgeführten Zentralisierung kritisieren. Wenn wir nicht zentralisieren,
können wir die Dinge nicht machen, die wir jetzt tun. Das ist wie im Krieg, die
Entscheidungen im Krieg sind Entscheidungen, die der Generalstab schnell
treffen muss, wo man nicht allzu viel beratschlagen kann.
Wir
diskutieren hier. Niemand kann dieses Land verpfänden.
Wer hat die
Auslandsschuld in Lateinamerika gemacht? Die Wirtschaftsminister, nicht einmal
das Parlament. Mit dem Volk wurden jene kolossalen Schulden niemals diskutiert,
welche die Regierungen machten. Der Wirtschaftsminister entschied, ob das Land
sich auf 40 Milliarden verschuldete oder nicht. Zur Rentenerhöhung habe ich den
ganzen Staat versammelt. Ich habe Befugnisse, weil die Verfassung mir größere
Befugnisse als einem Wirtschaftsminister in Lateinamerika verleiht, ich bin
Vorsitzender des Staats- und Ministerrats, von der Nationalversammlung gewählt.
Ich kann den Staatsrat einberufen. Zu ihm gehören die Vorsitzenden der höchsten
Verwaltungsorgane der Poder Popular jeder Provinz, Vertreter der
Massenorganisationen, der Vorsitzende der Bank und alle Vorsitzenden der
hauptsächlichen Banken, die staatlich und nicht privat sind und als alle dort
waren, bat ich sie: „Macht ein Gutachten. Können wir das machen, oder nicht?“
Denn das sind bedachte, berechnete, gut berechnete Dinge und dort entscheiden
wir, was wir tun. Als erster Sekretär der Partei habe ich die hauptsächlichen
Parteikader geladen.
In dem so
demokratischen Lateinamerika haben die Wirtschaftsminister die Auslandschulden
entschieden und jene imperiale Regierung hat nicht behauptet, dass es
antidemokratische Länder wären, nichts dergleichen haben sie gesagt.
Diejenigen, welche die Auslandsschuld machten, waren superdemokratisch. Im Jahr
1985 haben wir die Schlacht gegen dieselbe geschlagen, wegen 350 Milliarden.
Jetzt schulden sie 750 Milliarden. Seht, wie viel Demokratie in dieser
Hemisphäre herrschte.
Und in
Zentralamerika und anderen Ländern? Was geschieht in Costa Rica, jener Wiege,
jenem Gipfel der demokratischen Denkweise? In Kuba haben wir jetzt 70 000 Ärzte
und mehr als 50 000 Fachleute. Wir kämpfen mit aller Kraft gegen die Abwerbung
von qualifizierten Arbeitskräften und in Costa Rica haben sie mehr als
achthundert Ärzte kubanischer Herkunft, die sie in den vergangenen Jahren Kuba
geraubt haben.
Eines Tages
hat mir das ein Präsident von Costa Rica - von den vielen, die in jenem Land ohne
Ruhm einer auf den anderen folgen - bei einer internationalen Versammlung
erzählt: „Wir haben dort 800 kubanische Ärzte.“ Ich sagte zu ihm: „Ah, so, so,
Sie haben 800 Ärzte“, aber haben keinen einzigen Cent für die 800 Ärzte
bezahlt, die wir ausgebildet haben.
Die
Vereinigten Staaten wollten ein kleines Schaufenster vor den Türen von Kuba
aufbauen, um zu zeigen, dass man durch „Demokratie“ das machen könne, was Kuba so
„antidemokratisch“ machte, das heißt, Leben von Kindern retten, Leben von
Müttern retten und alle jene Dinge; ein Schaufensterchen, und Costa Rica hat
800 kubanische Ärzte, welche bezahlte medizinische Dienste leisten.
Das ist sehr
wichtig, wenn wir diskutieren, warum wir die 300 Kilowatt bezahlen müssen, die
man mit einem Dollar kaufen konnte. Und 300 Kilowatt werden mit einem Dollar
bezahlt, wo es dem Land 25 Dollar in Devisenwährung kostet, um sie zu erzeugen.
Seht, was für
ein Missbrauch des Dollars, der nach Kuba geschickt wurde. Wenn jemand einen
alten Kühlschrank hatte und jener keinen Thermostat mehr besaß, dann kostet das
dem kubanischen Staat monatlich sieben Dollar. Eine unserer Sparmaßnahmen ist,
dass alle Kühlschränke ohne Thermostat verschwinden werden. Nicht weil wir sie
wegnehmen und zum Schrott bringen, sondern weil wir Thermostaten einbauen
werden und ebenfalls die Dichtungen, damit die Kälte nicht entweicht, da wir
festgestellt haben, dass die Kühlschränke zwischen 7 und 8 Millionen Kilowatt
pro Tag verbrauchen. Wer weiß, wie viel Kilowatt wir auf diese Art und Weise einsparen
werden und das bei 10 Millionen an Investition für Thermostate. Das ist etwas,
was wir nicht wussten und in dem Maße entdeckt haben, wie der Kraftstoffpreis
zu steigen begann und somit die Erzeugung von einem Kilowatt immer teurer wird.
Was geschieht
schließlich mit dem Strom?
Vielleicht
haben manche mehr Thermostaten als wir, weil sie nicht die Blockade erlebt
haben wie wir Kubaner. Die Blockade, die sie erleben ist eine andere,
schrecklichere, eine Blockade, die Analphabeten erzeugt, eine Blockade, die
Unterernährte, Hungrige, Kindersterblichkeit, Müttersterblichkeit, Verminderung
der Lebenserwartung erzeugt, jene Demokratie, die man ihnen dorthin gebracht
hat. Jene Blockade ist schlimmer als die Wirtschaftsblockade, denn jene
Blockade gibt es hier schon lange nicht mehr und deshalb können wir sogar den Dollar abwerten. Seht, wie
wunderbar! Und sie können nicht protestieren, denn, was können sie von uns
fordern? Wer kann von uns verlangen, dass wir 25 Dollar für jene Anzahl
Kilowatt Strom bezahlen müssen, die man mit einem Dollar kauft, den sie von
dort schicken? Und wer schickt sie? Tagelöhner, Analphabeten? Nein, sie haben
keine Analphabeten aus Kuba bekommen. Die Emigration aus Kuba, die sie
aufgenommen haben, bestand aus Akademikern, Fachkräften mit mittlerer höherer
Reife und vielen ehemaligen Großgrundbesitzern und Angehörigen der Bourgeoisie,
die Geschäfte zu machen verstanden.
Die
Emigration mit dem größten Einkommen in den Vereinigten Staaten ist die
kubanische, ein viel größeres als das der dominikanischen, der haitianischen
und der jedes anderen lateinamerikanischen Landes.
Ah, nun gut,
wir haben eine eigene Währung. Wir haben den Dollar aus dem Umlauf genommen und
ihn durch den konvertierbaren Peso ersetzt. Jetzt gehen wir zur Aufwertung
unseres Peso über, und zur Aufwertung unseres konvertierbaren Pesos, beider
Währungen. Ein Schritt in einer Richtung, ein anderer in einer anderen. Sodass
der Dollar jetzt gegenüber unserem konvertierbaren Peso abgewertet wurde, und
gut und schön, sie haben keine Argumente.
Was bedeutet
jetzt diese Abwertung? Vorher kaufte man 27 Peso für einen Dollar und jetzt
kauft man nur 25. Das ist eine Maßnahme, die wir so oft anwenden können, wie es
notwendig wäre.
Was für einen
Schlag können wir dem armen Dollar versetzen. Dort in den Vereinigen Staaten
wird das Kilowatt Strom zu 12 und bis zu 15 Cent bezahlt. Hier zahlt man
weniger als einen Cent eines Dollars. Wie kauft man den Strom? Nun gut, mit
einem Cent, derjenige, der wirklich weniger als 300 verbraucht, zurzeit kauft
man mit einem Cent 3 Kilowatt.
Was für ein
Verbrechen wir gegen den Dollar begangen haben! Was für eine schreckliche
Beschwerde! Was für einen vandalischen Akt wir begangen haben, dass wir sie
gebeten haben, dass sie mit einem Dollar mehr bezahlen! Wir haben ihn fast
nicht angerührt, ihn gerade einmal mit dem Blütenblatt einer Rose gestreift.
Nun gut, wir können ihn mit dem Blütenblatt einer Rose streifen, aber auch mit
einer Feile. Wenn wir das wollen, können wir das tun, mit ihnen die Dollar
streicheln oder sie feilen.
Was für ein
wunderbares Ding, nicht dem Währungsfond anzugehören! Was für ein wunderbares
Ding, nicht bei dieser Einrichtung in einer so wechselhaften Welt um
Unterstützung bitten zu müssen!
In vier
Jahren ist der 50. Jahrestag des Sieges der Revolution. Es sind schon 50 Jahre
seit dem Beginn unseres bewaffneten Kampfes am 26. Juli 1953 vergangen. Das
sind mehr als 50 Jahre Kampf, mehr als 50 Jahre Erfahrung.
Im Namen
dessen spreche ich, und nur im Namen dessen erlaube ich mir, zu euch zu
sprechen. Und ich spreche nicht immer so. Ich spreche so, weil wir sehr
wichtige Dinge definieren.
Für mich ist
jede Art Sozialismus mit ein und derselben Zielstellung und auf verschiedenen
Realisierungs-Wegen denkbar, auch mit einem andersartigen Stil, einem Stil, der
aus einem anderen Ursprung, anderen historischen Umständen und den konkreten
Tatsachen jedes Landes hervorgegangenen ist. Wir erbauen diesen hier. Ich habe
euch schon erläutert, wie wir es getan haben. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt, wo
wir alle Vorteile von dem bekommen können, was wir geschaffen haben. Jetzt
beginnen wir, die Früchte zu ernten. Jetzt, wo es einzig und allein von unserem
Bewusstsein, unserem Humankapital, unserer Erfahrung und unserem Willen
abhängt, alle Fehler zu berichtigen, die wir in großen Mengen begangen haben,
taktische und einige große, aber keine strategischen. Wir haben wirklich
versucht, um jeden Preis strategische Fehler zu vermeiden, die von sich aus
irreversibel sind.
Ich möchte,
dass ihr wisst, dass einige der Dinge uns infolge von Theorien und Büchern
passiert sind, die zu anderen Zeiten und an anderen Orten geschrieben worden
waren.
Das Einzige,
was ich als Rechtsanwalt zu meiner Entlastung sagen kann – falls ich mich
irgendwann einmal verteidigen müsste – ist, dass ich immer antidogmatisch
gewesen bin. Ich war immer gegen Dogmas, Schemen, Büchlein, die über eine
bestimmt Sache handeln. Noch mehr, ich meine – und Osvaldo weiß das gut – ich
meine, dass die Wirtschaft, wie auch die Politik keine Wissenschaften sind,
sondern Künste. Die Künstler können nicht sagen, dass sie eine Wissenschaft
beherrschen, sie benötigen die Wissenschaft, sie brauchen alle Berechnungen.
Wenn man nicht subtrahiert, addiert, multipliziert und die Quadratwurzel zieht,
dann kann man nichts summieren. Aber der Poet mischt Wörter, Ideen, Bilder und
Stile. Der Schriftsteller tut dasselbe. Der Politiker mischt Dinge, mischt
Faktoren. Der Wirtschaftswissenschaftler mischt ebenfalls Elemente,
Volkswirtschaften und Ersparnisse. Das Monopol gab es immer, der freie Handel
war fast nie existent, das sind allein Theorien, denen alle Industrienationen
sich widersetzten.
Jetzt, wo sie
die Welt beherrschen, sagen sie den anderen, die sich noch entwickeln müssen:
freier Handel, keine Zölle, kein Dies und kein Das.
Eins ist sehr
klar: Für mich ist die Wirtschaft eine Kunst und eine Wissenschaft, und die
Politik ist eine Kunst und keine Wissenschaft. Stützt euch auf die Politik,
stützt euch auf die Wissenschaft und stützt euch auf andere Elemente.
Ich habe das
beste Konzept von der Wirtschaft und ebenfalls von der Politik - ich sehe sie
beide als eine Kunst.
Möchte jemand
etwas sagen? Pass auf, führe den Vorsitz.
Gebt all
denjenigen das Wort, die reden möchten.
Ich antworte
allen Journalisten, die es möchten.
Bischof Feofán: Compañero Castro…
Comandante: Wird mir niemand übersetzen? Ich höre nur Russisch. (Lachen)
Bischof Feofán: Compañero Fidel Castro! Erlauben Sie mir, Ihnen
zuallererst meinen Dank dafür auszusprechen, dass es hier eine russisch-
orthodoxe Kirche geben wird.
Leider
veraltern die Fabriken, sie verlieren sogar ihre Bedeutung, selbst wenn sie auf
der Grundlage der Brüderschaft errichtet wurden. Jedoch eine Kirche hat mehr
Wert, je älter sie ist. Und die Kirche, welche ihr uns für die russische
Orthodoxie zu bauen helft, wird nach einem Jahrhundert treuer Zeuge unserer
guten Beziehungen sein.
Aber mich
interessiert eine andere Angelegenheit: Ich bin Bischof einer Region im
Nordkaukasus und bin selbst Überbringer einer Tragödie der Terroristen, als sie
eine Schule überfielen. Nach 20 Minuten erschien ich in jener Schule und war
bis zum Ende dort. Es war etwas Schreckliches.
Ich würde
gern Ihre Meinung hören, da die Terroristen oft behaupten, dass sie ja
Rettungsmissionen machen; aber was ich gesehen habe, war schrecklich. Ich
möchte gern Ihre Meinung hierüber wissen. Danke.
Comandante: Im Innersten meiner Gefühle und Überzeugungen lehne
ich den Tod von unschuldigen Menschen ab.
Ich erinnere
mich an die Kämpfe während des Krieges im Sierra-Maestra-Gebirge. Es gab Kämpfe
und manchmal kam jemand, der uns die gesamte Information übermittelte –
Kameraden von uns, die Familienangehörige ganz in der Nähe des Zielobjekts
hatten. Wir griffen von der Armee besetzte Orte an und nahmen nicht wenige von
ihnen ein. Manche Kämpfe waren hart und ich erinnere mich an keine einzige tote
Zivilperson. Seht, wie es selbst im Krieg und wenn man kämpfen muss, weil eine
Kaserne in einem Ort ist und man sie angreifen muss – obwohl es besser ist, die
Truppen zum Herauskommen zu zwingen, da sie in Bewegung schwächer sind, als
wenn sie sich in ihren Stellungen befinden – möglich ist, den Tod von
Unschuldigen zu verhindern. Ich erinnere mich an keine einzige tote Zivilperson
in irgendeinem der Kämpfe während der 25 Monate Krieg, die wir ausgefochten
haben.
Ich hatte
eine Kolonne, aus der alle anderen hervorgegangen sind und die Leute haben das
Kämpfen im Kampf gelernt. Sie sind auf keine Akademie gegangen, die gab es
damals nicht.
Das, was ich
Ihnen sage, sind keine Worte, die ich hier gesagt habe. Dahinter steht eine
Geschichte, die diese Worte belegt.
Nein, ich
kann nicht mit dem Ziel, die Blockade zu zerstören, ein Kind töten. Bewusst
hingehen und ein Kind töten, das kann ich nicht tun. Man besitzt eine
Ethik und Prinzipien. Man kann sein
eigenes Leben opfern, wann man will, aber man kann nicht das Leben eines
Unschuldigen opfern. So denke ich und so habe ich es immer gesagt. Und unser
Land war in internationalistischen Missionen: – nicht nur eine einzige, so
einige – als die südafrikanischen Rassisten Angola überfielen; oder als jenes
Land vom Norden her von den Streitkräften von Mobuto angegriffen wurde – jener
hatte wirklich Geld und reichlich Geld, ohne dass irgendjemand weiß, wo es
aufbewahrt ist, noch in welche Bank es gebracht wurde, verstehen Sie? – und
nicht nur dort. Wir haben an mehr als einem Ort Missionen erfüllt. Fragen Sie
überall auf der Welt, ob ein Kriegsgefangener standrechtlich erschossen worden
ist, dort wo unsere Truppen gewesen sind und wo Kameraden von uns gefallen
sind! Denn das war eine Doktrin und die haben wir nicht nur hier geachtet, denn
unsere Armee hat nie einen Kriegsgefangenen standrechtlich erschossen. Darauf
sind wir stolz. Wir geben Ihnen alles, was wir haben und was man uns leiht,
sagen wir mal, wenn jemand beweisen kann, dass wir bei unserem Krieg gegen die
Apartheid und andere Verbündete des Imperialismus in Afrika einen einzigen
Gefangenen standrechtlich erschossen haben. Oftmals zogen es die
Apartheid-Soldaten vor, als Gefangene in unsere Hände zu fallen, weil sie so
das Leben gesichert hatten. Ich sage nichts weiter. (Beifall)
Bischof Feofán: Dank, Comandante
Castro. Das war es, was ich von
Ihnen hören wollte.
Natalia Chopin: Ich heiße Natalia Chopin und bin Journalistin von
ECO aus Moskau.
Eine sehr
kurze und einfache Frage.
Sagen Sie mir
bitte, ob sie in der unmittelbaren Zukunft beabsichtigen, die Russische
Föderation zu besuchen? Danke.
Comandante: …wie kann ich planen, die Russische Föderation zu besuchen. Wenn du
mich über meine Gefühle, meinen Willen befragst, dann kann ich ja sagen, sowohl
im Sommer als im Winter, bei Schnee oder ohne Schnee, egal wer an der Spitze
des Landes steht, und mehr noch jetzt, wo die Beziehungen zwischen Kuba und
Russland sich verbessern. Jetzt habe ich mehr Grund, da gerade eine
ausgezeichnete Sitzung des Zusammenarbeits-Ausschusses zwischen Russland und
Kuba stattgefunden hat, mit sehr guten Ergebnissen, in einem Augenblick des
Aufschwungs in den Beziehungen zwischen den beiden Völkern, und wo diese als
Grundlage eine riesige Zuneigung haben, die Zuneigung, die der Dichter
ausgedrückt hat. Sie haben die Zuneigung als Grundlage, die ich ausdrücken
wollte, als ich mich an eine Begebenheit dort am Baikalsee erinnerte, als einmal
inmitten des Schnees ein paar kräftige, raue Fischer dort in Sibirien einen
Fisch grillten. In unseren Beziehungen gab es noch gewisse Schwierigkeiten,
bestimmte Auseinandersetzungen aufgrund der unserer Meinung nach unkorrekten
Art und Weise, – etwas aus der
Vergangenheit - wie die Oktoberkrise
gelöst worden war, und als wir jene Männer sprechen sahen, da konnte ich das
russische Volk kennen lernen. Und ich kann über es sagen, dass es das
friedliebendste Volk ist und es ist das friedliebendste, weil es dasjenige ist,
das den Krieg am meisten kenne gelernt hat.
Kein Volk hat
so viel gelitten und wurde so sehr zerstört, wie das russische im Zweiten
Weltkrieg. Jenes Volk hat den Krieg und die Tragödie des Krieges wirklich
kennen gelernt. Deshalb liebte es mehr als irgendjemand den Frieden. Aber ich
kann auch von jenem russischen Volk sagen, dass es das selbstloseste Volk war.
Jener Mann, der den Krieg kennen gelernt hatte, war bereit, alles zu geben und
erneut zu kämpfen. Jener Sibirier wusste, dass ich Bürger einer kleinen Insel
hier am Ende der Welt war. Wie er sich mit mir unterhielt und mir seine Gefühle
ausdrückte! Denn jenes war ein Volk, dass weil es den Krieg mehr als irgendwer
kannte und den Krieg mehr als irgendwer hasste, den Edelmut besaß, bereit zu
sein, für andere zu sterben.
Davon haben
auch wir Kubaner gelernt. Wir sind nicht nur für unser eigenes Vaterland
gestorben und für unseren Grund und Boden, nicht wenige Kubaner sind gefallen,
während sie kämpften oder internationalistische Missionen leisteten.
Man läuft
Gefahr im Krieg, im Frieden und unter allen Umständen.
Mich hat
wirklich sehr verwundert, was ich, wie ich euch erzählte, mit 21 Jahren gemacht
habe. Ich könnte euch sagen, dass nicht viel Zeit vergangen war, und da war ich
in Bogota, als zu dem Zeitpunkt, als dort die OAS versammelt war, ein
hervorragender Studentenführer ermordet wurde und ich eine ganze Stadt
aufbegehren sah. Ich nahm dort gemeinsam mit dem Volk und mit den Studenten
teil, ich erlangte auch ein Gewehr, das ich in einer Polizeistation in Besitz
nahm, ich bewaffnete mich. Ich glaube, mir war es gelungen, sieben
Gewehrkugeln, eine Mütze, die ein Käppi schien, und solch ein Paar Schuhe zu
haben, die nicht für Kämpfe geeignet sind. Und in jener Stadt war ich bis zum
letzten Tag, bis man mich hinauswarf, bis eine Verhandlung stattfand und ein
Frieden kam und man dort alle für dumm verkaufte. Das ist schriftlich
festgehalten, das ist nicht meine Erfindung.
Ich hatte in
einer Nacht Zweifel, so gegen 2.00 oder 3.00 früh. Wir befanden uns in einer
Polizeistation, das Polizeipräsidium war erzürnt dort, weil die Gewalt
ausbrach, die Ausplünderung und alles dies. Die Armee selbst war unschlüssig.
Zu jenem Zeitpunkt war Gaitán ein sehr beliebter Führer, er verteidigte einen Leutnant
vor einer Verleumdung oder so, jedermann hörte auf ihn. Aber jene Ausplünderung
führte mit Gewalt zur Ordnung und ich befand mich auf der Seite der
Aufständischen, nicht wahr, auf der Seite der Studenten, des Volkes.
Das Volk hat
das alles zerstört, weil es geplündert hat. Sein kulturelles Niveau und seine
Ausbildung gaben nicht mehr her. Die Menschen schienen Ameisen, wie sie so
Klaviere schleppten und Kühlschränke, die um die zwei Kubikmeter groß waren.
Ich habe das alles gesehen. Jene in der
aufständischen Polizeistation stationierten Männer waren dort verloren. Ich
bekam das mit, und zwar aufgrund unserer Geschichte und überhaupt. Denn ich
hatte überlegt, ich hatte trotz meiner Jugend über viele jene Dinge
nachgedacht. Und ich war dort in jener verlorenen Garnison. Es fuhr ein Panzer
vorbei und sie gaben ein paar Schüsse auf ihn ab.
Ich habe dort
gesehen, wie sie einen Polizisten misshandelt haben, es empörte mich. Es war
ein „Godo“ (abwertend für Spanier), wie sie es nannten, reaktionär, aber ich
empörte mich darüber, weil sie ihn dort misshandelt haben. Ich befand mich an
einem Fenster in einem der Schlafräume, weil das die mir zugewiesene Stellung
war, Ich spürte Widerwillen. Sie misshandelten ihn, sie beleidigten ihn und
haben ihm so einige Dinge gesagt. Ich habe so zwei- oder dreimal mit unserem
Befehlshaber gesprochen und zu ihm gesagt: „Sehen Sie, diese Truppe steht auf
verlorenem Posten.“
Wer die
Bücher über die französische Revolution gelesen hat und weiß, wie die
Zusammenrottungen waren, der hätte gewusst, dass eine Truppe, die nicht in
Bewegung ist, verloren ist. Jegliche Truppe unter jenen Umständen muss die
Initiative ergreifen. So geschah es in der Französischen Revolution, wir alle
haben Bücher von fast allen Autoren gelesen… Jeder, der sich an einem
bestimmten Ort verbarrikadierte, war verloren. Ich habe zu ihm gesagt: „Bringen
Sie diese Truppe auf die Straße, greifen Sie an.“ Ich versuchte, ihn zu
überzeugen, er begriff es nicht. Nun gut, aber ich war dort, und zu einem
bestimmten Augenblick erinnerte ich mich an meine Familie, sogar an meine
Verlobte erinnerte ich mich. Was meint ihr? Ich erinnerte mich an alles. So
hatte ich einen Augenblick Zweifel, niemand wusste es, ich würde dort anonym
sterben. Und ich musste mich selbst überzeugen, warum ich weiter dort blieb.
Und ich erklärte mir sofort, warum ich dort blieb, und beantwortete mir selbst
die Frage: Dieses Volk ist genau so, wie die anderen, wie meines. Seine Sache
ist gerecht, die Ungerechtigkeiten sind wie jene von dort. Und ich wusste, dass
ich Recht hatte. Ich fand nur die Art und Weise, wie die Truppe eingesetzt
wurde, nicht richtig. Ich sagte: soll ich mich opfern, oder nicht? Und welchen
Entschluss habe ich getroffen? Zu bleiben, mich gemeinsam mit den Leuten dort
zu opfern. Ich hatte das Glück, dass sie nicht angegriffen haben, und jene
fuhren in Panzern.
Am nächsten
Tag sagte ich zu ihm: „Geben Sie mir eine Patrouille“. Alle Anhöhen waren
unbesetzt. Da brauchte nur eine Truppe zu kommen, um jenen Punkt einzunehmen,
die Anhöhen einzunehmen. Ich sagte zu ihm: „Geben Sie mir eine Patrouille“. Und
man gab mir eine Patrouille und ich ging, jene Anhöhen dort zu verteidigen.
Die dort
erlebte Erfahrung war schrecklich, an jenem Tag sah ich die Stadt in Flammen
aufgehen. Und gegen Abend bin ich zurückgegangen. Ich habe das nicht als
Vorwand genutzt, um mein Leben zu retten, ich bin in jene Kaserne
zurückgegangen, weil man mir gesagt hatte, dass die Station angegriffen wurde.
Zum Glück waren die Aufständischen dabei, ein Gebäude dort in der Nähe
anzugreifen. So habe ich durch Zufall überlebt. Ich bin dort geblieben und am
anderen Tag hat man mir nicht einmal einen kleinen Säbel zum Andenken mitnehmen
lassen. Sie hatten schon Frieden geschlossen, jedermann applaudierte: „Der Kubaner!“
Jedermann sprach mit dem Kubaner, denn es erregte die Aufmerksamkeit aller,
dass ein kubanischer Student dort geblieben war.
Ich war zur
Vorbereitung eines Kongresses dort und habe teilgenommen und hatte an jenem Tag
meine Zweifel. Das, was ich euch erzähle, habe ich nie vorher erzählt. Es war
eine Gewissensfrage, ich blieb und beschloss, mich für ein Volk zu opfern, das
nicht das meinige war und bei einer Operation, die verloren war, bei einer
Truppe, die besiegt war und ich blieb dort, weil es eine Gewissensfrage war.
Ich sagte,
dass dies kurz nach dem anderen Ereignis war, weil es zu jenem Zeitpunkt war,
als ich vom zweiten ins dritte Studienjahr überwechseln sollte. Ich hatte schon
viele Ideen, war Antiimperialist und Antikolonialist, war für die dominikanische
Demokratie, für die Unabhängigkeit von Puerto Rico, für die Rückgabe des Kanals
von Panama an die Panamaer, der Malvinen (Falklandinseln) an Argentinien, für
die Aufhebung der europäischen Kolonien. In Lateinamerika waren das die Dinge,
die Vorrang hatten. Nun gut, es ging noch nicht um den Sozialismus.
Zu jenem
Zeitpunkt, von dem ich spreche, hatte ich Marx noch nicht gelesen. Ich habe
euch schon zwei Episoden erzählt. Aber seht, wie ich damals dachte, ich sprach
schon wirklich aus, was ich dachte und es ist keine Antwort. Ich kann jegliche
Frage von euch beantworten, deshalb bin ich sicher, dass ich sie beantworten
kann, weil ich versucht habe, konsequent in meinen Ideen zu sein, standhaft zu
bleiben. Und standhaft zu bleiben, das würde ich jedem jungen Menschen raten.
Und wie bei allen jungen Menschen war sicher auch eine Dosis Eitelkeit dabei,
sicherlich… Ich wies alles Mögliche auf und kleinbürgerliche Eitelkeiten
ebenfalls, Stolz, und andere Lappalien dieser Art. Aber meine Werteskala habe
ich nie aufgegeben und das Leben hat mir sogar gezeigt, anspruchsloser zu sein,
bescheidener. Ich meine, dass ich jetzt bescheidener bin als damals, als ich
als junger Mann begann. Ein junger Mensch ist sehr kritisch gegenüber allen
anderen. Er glaubt, dass er alles weiß und hat recht viel Grund dazu, aber
nicht allen Grund. Und natürlich
erinnere ich mich immer daran, wie ich selber war.
Das Leben ist
bis zum letzten Augenblick ein fortschreitender Kampf. Ich gedenke bis zum
letzten Augenblick gegen mich selbst zu kämpfen, bis ich sterbe, genau bis zur
letzten Sekunde, denn ich analysiere immer noch meine Handlungen. Ich
analysiere mich und wenn ich einen Fehler begehe, selbst wenn er gering ist,
ein Detail ist, dann berichtige ich ihn. Wer weiß, vielleicht denke ich
anschließend darüber nach, was ich hier gesagt habe. Ich hoffe nicht, denn es
war ein Treuebeweis euch gegenüber, weil ich diese Versammlung schätze. Ich
werde hier keine Rede halten, ich hatte keine Zeit, weil ich mit allen diesen
Dingen beschäftigt bin. Ich hatte wenig Information. Ich hatte nur eine
minimale. Ich habe fast nicht Mittag gegessen, um andere Dinge zu lesen und zu
sehen. Ich sah den Minister fast im Vorbeigehen, und bin schnell hierher
gekommen, weil ihr hier auf mich gewartet habt. Morgen habe ich einen
wichtigen Fernsehauftritt um 18 Uhr und
eigentlich befinde ich mich noch in Rehabilitation von einem Unfall, den ich am
20. Oktober vergangenen Jahres erlitten habe.
Sodass ich
deshalb zu euch sage, dass ich vielleicht dann überlege: Was habe ich mit den
Russen gesprochen? Aber ich bin sicher, dass ich nicht bereuen werde, worüber
ich mit euch gesprochen habe, denn ich habe als Bruder gesprochen, ich habe mit
Zuneigung gesprochen, ich habe mit dem Gefühl gesprochen. So sind also unsere
Gefühle für euch. Denn es ist so, wie ich dir sagte, ich habe Menschen wie jene
kennen gelernt, ich habe Förster kennen
gelernt. Ich habe Russen kennen gelernt, die echte Patrioten und Revolutionäre
sind, wie jene es waren, die ich immer als Kämpfer gesehen habe, diejenigen,
die in Stalingrad, in Leningrad, in Kerch gekämpft haben, überall, in Smolensk,
diejenigen, die sich nicht ergaben, die den Widerstand fortsetzten, die
kämpften. Ja, jene, die dorthin gingen, um gegen die Japaner zu kämpfen, als
die Vereinigten Staaten ohne jemandem etwas zu sagen die berühmt berüchtigte
Atombombe abwarfen, ein Terrorakt.
Wenn ich die
Verluste der Alliierten berechne, dann muss ich sagen, dass die Russen und alle
anderen an der Seite von Russland kämpfenden sowjetischen Völker mehr Leben
opferten als alle anderen, die an diesem Krieg teilgenommen haben, das ist die
reine Wahrheit. Ich bin auf einigen Friedhöfen gewesen und ich bin auf dem von
Leningrad gewesen und kenne die Geschichte und die 1 000 Tage der Belagerung.
Ich habe ein dickes Buch gelesen, in dem an alle die Opfer erinnert wird, die
die Leningrader durchmachten, ähnlich, wie das russische Volk allerorts. Sodass
meine Gefühle eine solide Grundlage haben. Ich weiß, wie die Russen sind und
bewundere sie.
Wie ich schon
sagte, laufen unsere Beziehungen zum russischen Staat und zur russischen
Regierung sehr gut und das freut mich. Denn wir müssen uns alle zusammentun,
Dialog der Verteidiger der Zivilisation. Das wollte ich sagen.
Alfonso Bauer: Meine Frage ist folgende: In Guatemala wird
behauptet, dass sie in der Stadt Jalapa gelebt haben und ich gehöre zu denen,
die behaupten, dass das nicht stimmt, obwohl es für mein Vaterland eine Ehre
gewesen wäre, wenn Sie zu jener Zeit in
Guatemala gewesen wären.
Comandante: Wenn ich nur hätte dort sein können. Das hätte mir wirklich gefallen.
Wie viel Verschwundene gibt es? Nun gut, ich weiß, dass es nach der
US-Intervention gegen die guatemaltekische Revolution mehr als 100 000 Tote
gegeben hat und mehr als 100 000 Verschwundene.
Das wäre uns
passiert, wenn sie in Girón (Schweinebucht) gesiegt hätten.
Wie viel
Leben hat die Söldnerexpedition in Guatemala gekostet, welche die
Arbenz-Regierung gestürzt hat?
Alfonso Bauer: So um die 200 000.
Comandante: Genau, 100 000 Tote und 100 000 Verschwundene. Aus
welchem Grund gibt es denn dann aber so viele Proteste wegen ein paar
gefangenen Söldnern? Ah, aber hier gibt es Häftlinge, hier gibt es keine
Verschwundenen, hier gibt es keine Ermordeten. Oh ja, die eine große, eine
olympische Medaille und den Segen des Imperiums verdienen sind diejenigen, die
in jenen Ländern töten, wo die Analphabeten und Halbanalphabeten 30%, 40% oder
viel mehr betragen können, wo die Säuglingssterblichkeit äußerst hoch ist,
alles dieses Unheil, von dem ich sprach. Das ist „Demokratie“, meine
Herrschaften, und das, was wir tun, ist ein Mistding, eine „systematische und
permanente Verletzung der Menschenrechte“.
Ich glaube,
wenn wir nicht in der Lage gewesen wären, harte Maßnahmen anzuwenden, dann
hätten wir denen in die Hände gearbeitet, die unsere Revolution zerstören
wollten und die unser Volk zerstören wollten.
Wenden wir
die Todesstrafe gern an? Nein, es ist uns zuwider. Nicht nur das wir es nicht
mögen, es ist uns zuwider. Aber wenn es darum ging, uns vor dem mächtigsten
Imperium der Geschichte zu verteidigen, dann haben wir sie angewandt. An keinem
anderen Ort wurden so viele Menschen hingerichtet, wie in Texas, und es wurden Unschuldige
hingerichtet und es wurden Kinder hingerichtet, Leute, die als Kind ein Delikt
verübt haben. So etwas ist hier nie geschehen. Sie haben geistesgestörte
hingerichtet. So etwas ist hier nie geschehen.
So frage ich
mich schließlich: Warum stellt man jenen Herrn, der Präsident der Vereinigten
Staaten ist, nicht vor die
Menschenrechtskommission in Genf? Oh, nein, aber Kuba ist jedes Jahr dran. Um
die Wahrheit zu sagen, möchte ich nicht mit Verachtung sprechen, aber wir
spüren Verachtung gegenüber all jener Scheinheiligkeit. Ich kann weiter nichts
hierzu sagen als: Verachtung. Denn wir brauchen niemanden, der über uns Gericht
hält, weil wir selbst die Ersten sind, die über uns urteilen müssen.
Russischer Delegierter: Zuerst einmal vielen Dank für ihre hervorragende
Rede. Und seien Sie bitte so nett uns zu sagen, welche für Sie seit Beginn
ihres revolutionären Kampfes die schwerste Etappe war.
Comandante: Dies ist jetzt die schwierigste für mich, diese hier, in der ich hier
diese, Ihre Frage beantworten soll.
(Lachen und Beifall)
Wir haben
noch Zeit. Wenn ihr noch durchhaltet, ich kann noch durchhalten.
Michael Chernow: Sehr geehrter Compañero Fidel Castro, vielen Dank
für Ihren Vortrag. Ich heiße Michael Chernow, bin russischer Journalist,
sowjetischer, von der Zeitschrift Expert. Ich bin nicht zum ersten Mal in Kuba.
Ich mag Ihr Land sehr, mir sagt die kubanische Erfahrung, die ich hier sehen
konnte, sehr zu und meine Frage ist folgende: Ich bin der Meinung, dass wir
viel von Kuba lernen können. Sagen sie uns bitte: Wie können sie uns helfen?
Comandante: Zweiter, sehr schwieriger Augenblick. (Lachen) Ich kann euch bei nichts
helfen, im Gegenteil, ihr seid es, die uns helfen können. Ich spreche hier ganz
offen zu euch, wir tauschen Eindrücke aus. Ich kann dir und deinem Volk soviel
helfen, wie ihr uns helfen könnt, indem ihr diese Dinge tut, helft ihr euch
selbst und helft ihr uns.
Was uns verbleibt, ist die Verpflichtung euch
gegenüber, die ihr Vertrauen in uns gelegt habt, die ihr uns für würdig
erachtet habt, diese Versammlung hier durchzuführen, diesen Austausch, und uns
dazu eingeladen habt.
Ich kann
weder denken, dass ich euch helfe, noch dass es eine Art und Weise gibt, dass
ich euch helfen kann. Ich meine, dass ihr uns helft und dass ihr der Welt
helft.
Dies ist mein
Amt. Hier sind viele Religiöse anwesend, sie wissen, welche ihre Pflicht ist,
welches ihr Amt ist. Es sind Ärzte und Fachleute anwesend und jeder weiß,
welches seine Aufgabe ist. Und auch ich weiß, dass dies meine Aufgabe ist.
Das Einzige,
was ich wirklich tun kann, ist einen Austausch führen. Das ist alles, was ich
dazu sagen kann: uns gegenseitig helfen, das ist es, was wir tun können.
(Beifall)
Jeder, der
fragen möchte, von der Presse oder Delegationsmitglieder, kann hier jede Frage
stellen.
Russischer Delegierter: Sehr geehrter Herr Fidel Castro! Wir würden gern
Ihre Meinung darüber hören, wenn das möglich ist, wie lange die Besetzung des
Irak noch dauern wird.
Vor fünf
Minuten haben Sie gesagt, dass Sie manchmal Fehler begehen. Könnten Sie uns
sagen, welche Fehler sie als Regierungsoberhaupt von Kuba begangen haben?
Comandante: Diese Versammlung hier und mich eurem Verhör zu unterziehen (Lachen)
Das ist einer von vielen.
Ihre Frage
ist, wie lange die Besetzung von Irak noch anhalten wird. Die Besetzung von
Irak? Ich glaube, die Frage ist nicht richtig. Man ist in Irak einmarschiert,
aber man hat es nicht besetzt.
Du kannst
fragen, wann sie gehen werden. Das ist es, was ich meine. (Beifall)
Möchtest du
die Frage klarer stellen? Meinst du, dass es besetzt ist? Sie haben schon keine
Regierung mehr dort, sie haben kein Parlament mehr. Warum gehen sie nicht? Wann
sie gehen werden, das ist es, was du wissen möchtest?
Wann sie
wirklich gehen werden? Sie werden sich zurückziehen, wenn sie gehen können,
wenn sie sich zurückziehen können. Es ist so, dass sie jetzt so dastehen, wie
der, der gekommen ist: sie können nicht gehen, aber sie können auch nicht
bleiben. Sie sind im Hin und Her: sobald die Chiiten, sobald die Sunniten,
sobald es eine Regierung gibt… Sie werden gehen, wenn sie gehen können, denn
die Invasoren gehen nicht, wann sie wollen, sondern wann sie es können. Sie
wissen, zu welchem Augenblick sie überfallen können, aber sie wissen nicht,
wann sie sich zurückziehen können.
In Vietnam
wussten sie, wann sie einmarschiert waren, aber dann hat es sie harte Arbeit
gekostete, viel Zeit und 50 000 Menschenleben. Die Quote an Menschenleben,
welche ihnen die US-amerikanische Gesellschaft damals zugestanden hat, betrug
50 000. Ich frage mich, ob die US-amerikanische Gesellschaft den Invasoren
heute ebenfalls eine Quote von 50 000 Menschenleben zugesteht. Vielleicht
werden 5 000 Menschenleben schon das Höchstmaß an Toleranz sein und jedes Mal
wird die Quote für auf Lügen und Betrug gegründete Abenteuer geringer sein.
Das Problem
ist, dass sie den Rückzug benötigen, es aber nicht tun können. Jetzt Überprüfen
sie, was sie tun können, wie sie es anstellen können, um sich zurückziehen zu
können.
Sodass die
Frage die ist: Wann werden sie sich zurückziehen können? Das wird schließlich
vom US-amerikanischen Volk abhängen und von der Wirtschaftskrise und dem
Haushaltsdefizit von knapp 500 Milliarden und einem Handelsbilanzdefizit von
weiteren 500 Milliarden, insgesamt eine
Billion. Wie viele weitere Jahre nacheinander können sie jenes Defizit von
einer Billion noch aushalten und wie werden sie dies überwinden? Meint ihr,
dass sie die Kultur beseitigen werden? Sie nutzen religiöse Widersprüche aus,
nationale Widersprüche, eine schwierige Situation: Kurden im Norden, Sunniten
im zentralen Teil, Chiiten im Süden, Orthodoxe Christen an anderer Stelle; ein
Iran, das sie zerstören wollen bzw. das sie überfallen wollen und dessen
Ressourcen sie sich bemächtigen möchten. Das ist kein Iran, das von den Chiiten
aus dem Süden von Irak verachtet wird, die zu einem bestimmten Zeitpunkt
unterdrückt wurden.
Das ist eine
bekannte Geschichte. Wir wissen recht viel darüber. Denn als jener Krieg
zwischen Irak und Iran begann, waren wir Vorsitzender der Bewegung der
Paktfreien Staaten und bekamen die Aufgabe, den Frieden zwischen beiden Staaten
zu suchen. Wir wissen alles, was dort geschah.
Irak war ein
Land, das Beziehungen zu vielen Ländern
hatte. Es investierte das Geld aus dem Erdöl sehr gut, bis jener unglückliche
Krieg mit dem Iran begann.
Mehr möchte
ich nicht hierzu sagen. Ich habe eine sehr klare Meinung über alles das. Es war
ein einflussreiches Land, das anschließend schwerwiegende Fehler beging.
Wir waren
ebenfalls gegen die Besetzung von Kuwait und haben das in den Vereinten
Nationen verurteilt. Aber wir haben große Anstrengungen unternommen, selbst
versucht, die Regierung davon zu überzeugen, dass sie sich zurückziehen sollte.
Wir haben ihnen klargemacht, dass der Mut darin bestand, sich zurückzuziehen
und jenen Fehler zu korrigieren, der es den Vereinigten Staaten ermöglichte,
eine große arabisch-muslimisch-europäisch-NATO-Vereinigte Staaten-Koalition zu
schaffen. Wir haben sogar so zu ihnen gesagt: „Korrigiert!“
In Russland
gibt es in den Archiven Kopien jener Dokumente und in den Vereinigten Staaten
natürlich ebenfalls, denn zu einem bestimmten Zeitpunkt hat es Russland damals
den Vereinigten Staaten mitgeteilt. Im State Department und dort, an beiden
Orten, ist das vorhanden, was ich geschrieben habe und was ich hier sage. Aber
ich veröffentliche es nicht von mir aus, die Argumente, die Überlegungen, die
ich anstellte, um sie zu beeinflussen, da wir Verpflichtungen mit der
internationalen Bewegung hatten.
Wir hatten
Beziehungen zum Irak, sogar ärztliche Dienste, es gab ein Kontingent
kubanischer Ärzte, die dort arbeiteten.
Sodass einige
der Dinge, die jener tragischen Seite vorangingen, vorher schon geschehen waren
und die Folgen waren vorausgesehen worden. Das kann durch Dokumente bewiesen
werden.
Das hat
ebenso wie die Zerstörung der Zwillingstürme der unangebrachten,
anachronischen, kriegstreiberischen Politik des Imperiums Aufschwung gegeben.
Ich erinnere
mich daran, dass ich mich beim Treffen der Blockfreien in Malaysia mit dem
Vizepräsidenten von Irak unterhalten habe. Zu jenem Zeitpunkt waren die
Beziehungen zur irakischen Regierung nicht sehr gut, da wir niemals mit der
Besetzung von Kuwait einverstanden waren. Und so waren sie nicht sehr erfreut
über die Tatsache, dass es ein interparlamentarisches Treffen gab und dass ich
mich mit der Delegation von Kuwait und ebenfalls mit der irakischen getroffen
habe. Sie sprachen viel über die große Anzahl Kinder, die starben und ich sagte
ihnen: „Warum tun wir nicht etwas, um den Tod jener Kinder zu verhindern? Sagen
Sie uns, wie viel Ärzte gebraucht werden. Man kann ein Programm entwickeln,
damit sie nicht sterben.“ Es stimmt, dass die Kinder starben.
Hier haben
wir Sonderperiode, Blockade und viele andere Dinge gehabt, aber die Kinder sind
nicht gestorben. Zuerst sterben die Eltern, bevor sie die Kinder sterben
lassen.
So
argumentierte ich schließlich Folgendes: „Es ist nicht zu rechtfertigen.“ Und
fragte sie: „Warum schließen Sie nicht ein für alle Mal Frieden mit Kuwait?“
Ich sagte zu den auf diesem Treffen anwesenden Vertretern des Irak: „Suchen sie
den Frieden!“
Es gab sogar
viele Leute, arabische Länder, von denen, die sich im Krieg befunden haben, die
wollten, dass sie einlenkten und wollten
den Frieden suchen und sie hielten jene unnachgiebige Position aufrecht. Ich
sagte in Malaysia zum Vizepräsidenten: „Die Regierung der Vereinigten Staaten
will den Krieg gegen euch führen, es ist offensichtlich, dass sie den Krieg
machen werden, sie können es nicht verbergen. Gebt ihnen nicht den geringsten
Vorwand, helft ihnen nicht, den Krieg vom Zaun zu brechen.“ Ich sagte ihnen:
„Schaut, fangt jetzt nicht an zu überlegen, ob jene Raketen
Dort gibt es
viele, die nachdenken. Die Frage ist nicht die, drück hier ab, oder drück einen
Knopf und fertig. Um einen Knopf zu drücken, muss es so um die 200 oder 300,
oder wer weiß wie viele Leute geben, die entschlossen sind, einen Knopf zu
drücken. Die Militärs wissen es, sie verstehen ihr Fach, sie kennen den Preis
an Menschenleben, an Prestige. Sie sind vollkommen in Misskredit geraten.
Selbst mich haben die Ereignisse überrascht.
Seht, wie
naiv wir sind. Ich kenne sie und weiß, wer sie sind und dass sie keinerlei
Skrupel kennen, aber ich hätte mir nicht die Regierung der Vereinigten Staaten
beim Foltern von Gefangenen vorstellen können. Mir schien, dass sie zumindest
das nicht tun würden, dass sie nicht so dumm sein würden, das zu tun. Diese
sadistischen Verfahrensweisen der körperlichen Folter, der moralischen Folter,
umsonst. Es ist beschämend, stößt ab, und es geschah nicht nur an einem
einzigen Ort.
Ich hätte mir
nicht vorstellen können, dass eines Tages der Marinestützpunkt Guantánamo, ein
mit Gewalt besetztes kubanisches Gebiet, zu einem Folterzentrum werden würde.
Und was für sadistische Foltermethoden. Ich hatte es mir nicht vorgestellt. Ich
glaubte es wirklich nicht… Ich glaubte, dass jene unzivilisierte Zivilisation,
jene Regierung, die Atombomben abwerfen konnte, alles bombardieren konnte,
nicht die Dummheit begehen würde, Menschenwesen zu foltern, egal wer es wäre.
Oder haben wir nicht auch mit Kriminellen zu tun gehabt, die Kameraden von uns
ermordet haben? Egal wer sie waren, wir haben sie nie angerührt. Wir könnten
demjenigen das ganze Geld des Landes geben – viel ist es nicht, aber etwas hat
es, wisst ihr? – der beweist, dass hier auch nur einer der bösartigsten
Häftlinge misshandelt worden ist, auch wenn er Autor der schlimmsten
Verbrechen, der größten Terrorakte gegen unser Land gewesen wäre.
Wir haben
Gefangene gehabt, und die von Girón, und Söldner die uns überfallen haben,
diejenigen, die gekommen und gelandet sind nachdem vorher bombardiert worden
war, die Frauen und Kinder ermordet haben. Dort, nach jenem blutigen Kampf, bei
dem 68 Stunden ununterbrochen gekämpft wurde. Sie bekamen keine Ruhepause,
weder bei Tag noch bei Nacht, weil das US-Geschwader mit der Marineinfanterie
schon dort darauf wartete, zu landen. Und das erzählt euch nicht jemand, der es
gehört hat, das erzählt euch jemand, der
unter anderem dort war, da das ein Leben lang meine Gewohnheit gewesen ist. Ich
war nie in einem Unterstand oder ähnlichem Ort, das ist nicht meine Gewohnheit,
das ist nicht meine Mentalität, das ist nicht meine Art. Ich war dort an jenem Tag im Morgengrauen,
als die US-Marine eine Landung im Norden der Provinz Pinar del Rio simulierte,
in der Nähe der Hauptstadt. Wir sagten: „Aber ein Landungsversuch? „Ja, ein
Landungsversuch.“ „Der Landungsversuch bei Cabañas wurde bestätigt“, genau so,
wie man es mir vor knapp 24 Stunden gesagt hatte, als man mich weckte: Landung
bei Playa Larga, dort ist ein Trupp auf den Feind gestoßen.
Anschließend,
als sie Fallschirmspringer absetzten, war ich vollkommen überzeugt, dass dies
die Hauptrichtung war. Wir waren dort, man hatte uns einen Panzerangriff
abgewehrt. Wir waren dabei, einen weiteren von der anderen Seite her
vorzubereiten. Wir würden in ihrer Nachhut erscheinen, in Playa Larga und in
Girón, an beiden Stellen. Dort wartete ich auf ein Bataillon Panzer. Dort war
unsere Artillerie und schoss kräftig. Es kann sein, dass wir vor dem
Morgengrauen in Girón angekommen wären. Da machten die Yankees ein Manöver – es
gab noch nicht einmal die jetzige Autobahn; unsere Verkehrswege waren sehr
schlecht. Wir waren als Bataillone organisiert, nicht als Armee oder
Heereskorps oder Divisionen, nicht einmal als Brigaden. Als wir Guerillakrieger
waren, hatten wir nicht einmal Bataillone, weder Panzerbataillone, noch Artilleriebataillone
noch Luftabwehrbataillone, noch Batterien von 130er-Geschützen oder Batterien
von 122er-Granatwerfern. Es war auf der Ebene von Batterien, aber in den Bergen
hatten wir nichts dergleichen.
Also genau
gegenüber des US-Geschwaders. Dort gab es weder einen einzigen standrechtlich
Erschossenen, noch Schläge mit dem Gewehrkolben. Was zeigte das? Dass die Ideen
zum Bewusstsein geworden waren, dass die Ethik Bewusstsein war. Und jene
Soldaten, die entrüstet waren, haben niemanden misshandelt. Das US-Geschwader
in drei Meilen Entfernung, nicht in 12. Als wir in Girón einfuhren, da waren
sie dort mit ihren abgeschalteten Lichtern. Flugzeugträger, Marineinfanterie
auf Schiffen, die darauf warteten, eine Regierung einzusetzen.
Das ist es,
was ich dir sagen möchte: ich kenne jene Leute. Ich hätte nie gedacht, dass sie
in der Lage wären, Gefangene zu foltern, weder in Guantánamo, noch in Abu
Ghraib. Ich hatte sie für etwas klüger eingeschätzt, ausreichend bei Verstand,
um so etwas nicht zu tun und ich habe dir gesagt, warum. Sie können es nicht
mit dem Hass und der Entrüstung rechtfertigen und deshalb erwähnte ich dir
gegenüber, dass wir oft Terroristen gefangen gehabt haben, Söldner, Verräter
und niemals haben wir sie misshandelt und sie haben es getan.
Deshalb sage
ich dir schließlich, dass sie sich zu jenem Augenblick zurückziehen werden, in
dem sie können, zu dem Zeitpunkt, wo die moralischen und politischen Kosten am
geringsten sind; aber niemand weiß es. Vielleicht entscheidet das
US-amerikanische Volk eines Tages, dass diese sich aus jenem Land zurückziehen
müssen, unabhängig davon, wer die Vereinigten Staaten regiert.
Nun gut, das
sind schon Dinge, die geschehen können, sie sind nicht abzuschätzen.
Erteile das
Wort jemand anderem.
Beende diese
Sitzung nicht, du wirst unpopulär werden. (Beifall)
Schnell zwei
oder drei weitere.
Ich werde
versuchen, mich knapp zu fassen. Ich muss versuchen, euch die Dinge zu
erklären.
Vladimir I. Yakunin: …Ich glaube wir haben alle Arbeitsschutzgesetze bzw.
-regeln verletzt.
Ich bitte die
Konferenzteilnehmer, die Hände herunter zu nehmen. Es gibt einen sehr guten Refrain, der besagt:
„Man muss wissen, wann man sich zurückziehen muss.“
Ich glaube,
wir müssen dem Vorsitzenden des Staats- und Ministerrats für die uns gewidmete
Zeit danken. Wir müssen ihm danken. (Beifall)
Comandante: Es kann sein, dass wir uns dort wieder sehen, aber weder habt ihr mich
zum Treffen eingeladen, noch weiß ich, ob man mir ein Visum erteilen wird.
(Lachen) Wann ist das Treffen, in welchem Monat?
Vladimir I. Yakunin: Vom 3. bis 7. Oktober.
Comandante: Dieses Jahr?
Vladimir I. Yakunin: Jawohl.
Comandante: Wo wird es stattfinden?
Vladimir I. Yakunin: In Rodas, in Griechenland.
Comandante: Werden Gäste geladen?
Vladimir I. Yakunin: Ja, natürlich.
Comandante: Welches sind die Voraussetzungen, um …?
Vladimir I. Yakunin: Ihre Anwesenheit und nichts weiter.
Comandante: Ich kann mich hier nicht verpflichten, denn ich weiß nicht, ob ich
gerade sehr beschäftigt sein werde und ich will nicht, dass mein Versprechen…
Vladimir I. Yakunin: Vielleicht möchten Sie es überdenken.
Comandante: Ich werde es überdenken, ja ich werde es in Betracht ziehen, sicher.
(Beifall)
Vielen Dank
für eure Geduld.
Es lebe der Frieden!
Es lebe der
Dialog zwischen den Kulturen! (Beifall)