Nach Auswertung der Berichte, Dokumente, Zeugenaussagen und anderer Beweismaterialien, die unwiderlegbar die Schuld des Angeklagten Raúl Ernesto Cruz León in dem Prozeß wegen Terrorismus in der Strafsache 1 von 1999 bewiesen, präsentierte Staatsanwalt Rafael Pino Becker in seinem Schlußvortrag eine überzeugende Verbrechensanzeige, die wir im Folgenden wiedergeben:
Nach den Aussagen der drei Zeugen und dem soliden und unanfechtbaren Bericht von Oberst Rabeiro sowie dem von ihm vorgebrachten Dokumentenbeweis kann nicht der geringste Zweifel daran bestehen, daß Posada Carriles über den Mittelsmann Chávez Abarca die von Raúl Ernesto Cruz León in Havanna verübten terroristischen Attentate befohlen hat.
Als ob das vorher gesagte nicht schon genug wäre, reicht außerdem bereits der Beweis, den niemand in Frage stellen kann: das Geständnis von Posada Carriles selbst.
Im Rahmen seiner Erklärungen gegenüber CBS am 2. August, die mit absoluter Freiheit und Spontanität abgegeben wurden, obwohl er wußte, daß Cruz León verhaftet worden war und dessen Fall einer Untersuchung unterworfen war, führte er den folgenden Dialog, wobei er den Besagten bereits verloren gab:
Posada: Cruz León wurde von einer Person beauftragt, die für mich arbeitet. Ich hatte nie Kontakt mit ihm und er hat seinen Auftrag gegen Bezahlung erfüllt.
Reporterin: Glauben sie nicht, daß diese Aussagen, die sie gerade getroffen haben, ihm die sichere Todesstrafe einbringen werden?
Posada: Das Todesurteil steht sowieso bereits fest. Das hängt nicht davon ab, was ich aussage oder sonstwie erzähle."
Also gut. Wer ist Posada Carriles und wer steht hinter ihm?
Die bekannte US-Tageszeitung The New York Times veröffentlichte in ihren Ausgaben vom 12. und 13. Juli 1998 drei Artikel über die Handlungen, Abenteuer und Beziehungen dieser Person, aus denen ich eine Reihe von Absätzen von höchster Wichtigkeit ausgewählt habe:
Posada führte aus, daß das Legen der Bomben in den Hotels und andere Operationen von Führungsfiguren der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung unterstützt wurden. Deren Gründer und Präsident, Jorge Mas Canosa, der im verganegenen Jahr starb, wurde im Weißen Haus von den Präsidenten Reagan, Bush und Clinton empfangen.
Posada erklärte, daß die Führungsfiguren der Stiftung auf diskreter Weise seine Operationen finanzierten. Mas Canosa kontrolierte höchst persönlich den Geldmittelfluß und die logistische Unterstützung.
Als machtvolle Kraft sowohl bei den Wahlen in Florida als auch auf Landesebene und als anerkannter Spender während der Wahlkampagnen hatte Mas Canosa eine wichtige Rolle dabei, Clinton davon zu überzeugen, damit er seine Denkweise änderte, dem Kuba Castros Sanktionen auferlegte und es isolierte.
'Jorge kontrollierte alles', sagte Posada. 'Wenn ich Geld brauchte, sagte ich: Gib mir 5.000 Dollar, gib mir 10.000, gib mir 15.000, und sie schickten es mir.'
Posada errechnete, daß Mas Canosa ihm im Lauf der Jahre mehr als 200.000 Dollar geschickt habe (.....) das Geld kam mit der Nachricht 'Das ist für die Kirche'.
Es waren Exilkubaner wie Posada, die von der CIA für darauffolgende Attentate gegen das Leben Castros rekrutiert wurden. Nachdem er wegen einer der schändlichsten antikubanischen Attacken, der Explosion einer Bombe in einem kubanischen Zivilflugzeug im Jahr 1976, eingesperrt worden war, floh er später aus einem venezolanischen Gefängnis, um sich der Achse des von Reagan begonnenen antikommunistischen Kreuzzugs des Weißen Hauses in der westlichen Hemisphäre anzuschließen, nämlich den geheimen Aktivitäten des Oberstleutnant Oliver North, um die nicaraguanischen Contras mit Waffen zu versorgen.
Ein Teil dessen, was er über seine Vergangenheit sagte, kann durch kürzlich freigegebene Dokumente der Regierung und durch Interviews mit Ex-Mitgliedern der Nationalstiftung und Regierungsbeamten der Vereinigten Staaten belegt werden.
Die mit der Durchsetzung des Gesetzes beauftragten Behörden der Vereinigten Staaten vertraten während der meisten Zeit ihrer Laufbahn eine Haltung des gnädigen Wegschauens gegenüber Posada, wobei sie zuließen, daß er in Freiheit verblieb und seinen Aktivitäten weiterhin nachgehen konnte.
Die Stiftung der Exilkubaner, die im Jahr 1981 gegründet wurde, hat immer versucht, sich als die verantwortliche Stimme der kubanischen Exilgemeinde zu präsentieren, die sich der Schwächung des Castro-Regimes mittels der Politik und nicht der Gewalt widmete. Dank dieses Ansatzes und millionenschwerer Spenden für die Wahlkampagnen wurde die Stiftung zu einer der effektivsten Lobby-Organisationen in Washington und zum wichtigsten Architekten der US-Kubapolitik.
Jeder Beweis einer Geldvergabe an Demokraten und Republikaner und einer gleichzeitigen Unterstützung von Bombenattentaten könnte die Legalitätsbezeugungen dieser Gruppierung schwächen. Diese Art von Handlung könnte auch das Logan-Gesetz verletzen, das jede Konspiration zum Töten, Entführen, Verkrüppeln und Verletzen von Personen oder das Hervorrufen von Schäden am Eigentum anderer Länder für illegal erklärt.
Die Kommentare von Posada lassen erkennen, daß die öffentliche Behauptung der Stiftung, eine strikt gewaltlose Oppositionspolitik gegen Castro durchzuführen, eine sorgfältig erarbeitete Fiktion war. Als man ihn fragte, ob er als der militärische Flügel des politischen Flügels der Stiftung fungieren würde, ähnlich dem, was die IRA für die Sinn Fein-Partei macht, antwortete er: 'Es scheint so etwas zu sein' und lachte.
In den Interviews und in seiner Autobiographie sagte Posada, daß er finanzielle Unterstützung von Mas Canosa, Feliciano Foyo, dem Schatzmeister der Stiftung, und von Alberto Hernández, dem Nachfolger Mas Canosas als Präsident der Stiftung, erhalten habe.
Als die Bombenanschläge in den kubanischen Hotels im vergangenen Jahr begannen, versicherte die kubanische Regierung, daß die Attacken von aus Miami operierenden Exilkubanern organisiert und bezahlt worden seien, was sie mit dem Video untermauerte, in dem ein Agent zugab, einige der Sabotageakte verübt zu haben.
Trotzdem sagte Posada der The New York Times, daß die US-Behörden keinerlei Anstrengungen unternommen hätten, um ihn über den Fall zu verhören. Er vermutete als Grund dieses fehlenden Engagements seine frühere Beziehung zu den US-amerikanischen Geheimdienstorganen und den mit der Durchsetzung des Gesetzes beauftragten Stellen.
'Wie sie sehen können', sagte er, 'belästigen mich das FBI und die CIA nicht, ich verhalte mich neutral zu ihnen. Immer wenn ich ihnen helfen kann, tue ich es.'
Am Anfang sprach er von den dauerhaften Verbindungen zu der Spionageagentur der Vereinigten Staaten und einer intimen Freundschaft mit mindestens zwei aktiven Beamten des FBI, eingeschlossen - wie er erklärte - eines wichtigen Beamten des Wahingtoner Büros.
G. Robert Blakey, Hauptberater des Spezialkomitees des Repräsentantenhauses in Bezug auf im Jahr 1978 verübte Mordanschläge, erklärte, daß er viele der geheimen FBI-Akten über die kubanischen Anti-Castro-Aktivitäten seit 1978 gelesen und dabei viele Beispiele gefunden habe, bei denen das FBI bei möglichen Gesetzesverletzungen weggeschaut habe.
Er drückte es so aus: 'Als ich einige dieser Dinge laß - ich bin ein ehemaliger Bundesstaatsanwalt - , dachte ich: Warum wird niemand dafür angeklagt?'
Posada gab stolzerfüllt zu, der Autor der Bombenattentate auf die Hotels im vergangenen Jahr gewesen zu sein. Er beschrieb sie als Kriegsakte. Laut seinen Aussagen waren die Bomben auch darauf gerichtet, im Ausland Zweifel hinsichtlich der Stabilität des Regimes zu säen, Kuba von der Existenz von subversiven Elementen in der Armee glauben zu machen und die interne Opposition zu ermutigen.
Posada bezeichnete den Tod eines italienischen Touristen zwar als einzelnen Unfall, erklärte aber auch, daß er ein ruhiges Gewissen habe, worauf er erklärte: 'Ich schlafe wie ein Baby. Es ist traurig, daß jemand zu Tode gekommen ist, aber wir können uns nicht aufhalten lassen. Dieser Italiener saß am falschen Ort zur falschen Zeit.'
'Die Attentate auf die Hotels wurden von El Salvador und Guatemala aus organisiert', sagte Posada.
Posada sagte, daß Mas Canosa sehr gut wisse, daß er hinter den Bombenanschlägen auf die Hotels im vergangenen Jahr stecke, doch die zwei Männer hätten seit langem eine Vereinbarung, die besagte, niemals die Details von irgendeiner Operation zu erwähnen, an der Posada beteiligt sei.
Auf die Frage, wann er zum letzten Mal die Vereinigten Staaten besucht habe, antwortete er mit einem Lächeln und der Gegenfrage: 'Offiziell oder inoffiziell?'. Ein Beamter des State Departement sagte, es sei bekannt, daß Posada im Sommer 1996 Miami besucht habe.
Posada gab an, daß er nicht weniger als vier Pässe unter jeweils unterschiedlichen Namen besitze. Er betrachtet sich als venezolanischen Staatsbürger, hat aber einen salvadorianischen Paß auf den Namen Ramón Medina Rodríguez, den Kriegsnamen, den er während des Iran-Contra-Skandals angenommen hatte.
Er gab auch zähneknirschend zu, einen Paß der USA zu besitzen. Doch er sprach nicht davon, wie er diesen erhalten habe und unter welchem Namen er lief."
In seinem hiesigen Büro in den Bergen von Mittelamerika gab es einen kubanisch-amerikanischen Geschäftsmann namens Antonio Jorge (Tony) Alvarez, der sicher war, die Antwort zu kennen. Im Laufe von fast einem Jahr hatte er mit wachsender Besorgnis gesehen, wie zwei seiner Geschäftspartner, die mit einem misteriösen grauhaarigen Mann mit kubanischem Akzent und zahlreichen Pässen zusammenarbeiteten, Sprengstoff und Zünder kauften und sich immer dann gegenseitig zu einer gut vollendeten Arbeit beglückwünschten, wenn in Kuba eine Bombe explodierte.
Zudem konnte Alvarez mitanhören, wie die Männer davon sprachen, Fidel Castro zu ermorden während einer auf der zu Venezuela gehörenden Isla Margarita stattfindenden Konferenz von Staatschefs. Alarmiert wendete er sich an die guatemaltekischen Sicherheitsbehörden. Als diese nicht antworteten, schrieb er einen Brief, der später in die Hände von venezolanischen Geheimdienstagenten und Beamten des FBI der Vereinigten Staaten gelangte.
Die venezolanischen Behörden reagierten energisch, als sie von der Information erfuhren, und führten Durchsuchungen zum Auffinden von Sprengkörpern auf der Insel durch, wo der Gipfel stattfinden sollte. Doch in den USA erzeugte der Brief eine Reaktion, die Alvarez als erstaunlich gleichgültig bezeichnete. Wenn sich das FBI mit Alvarez getroffen hätte, hätten die Agenten eine sehr eigentümliche Geschichte über die anticastristische Unterwelt hören können und auch etwas über die möglichen Beziehungen zwischen den Verschwörern in Guatemala und den in Union City, New Jersey, lebenden Exilkubanern erfahren, die den Verschwörern laut Alvarez Geld schickten. Diese Behauptung wirft Fragen darüber auf, ob bei den Anschlägen auf die kubanischen Hotels, bei denen ein italienischer Tourist starb und drei Personen verletzt wurden, US-amerikanische Gesetze verletzt wurden.
Aber Alvarez erklärte, daß das FBI ein gekünsteltes Fehlen von Neugier bezüglich der Anschläge an den Tag legte, und daß es bezüglich Posada, der in einem Interview angegeben hatte, die Aktion geleitet zu haben, kein Anzeichen gab, daß das FBI Untersuchungen über ihn einleiten würde.
Posada drückte sein Vertrauen darüber aus, daß das FBI seine Operationen in Guatemala nicht analysieren würde, 'da ich die erste Person sein würde, mit der sie sprechen wollten, und es hat niemand angerufen und zudem hat niemand vom FBI versucht, einen meiner Mitarbeiter zu befragen, denn das hätte ich erfahren', wie er bekundete.
Alvarez hingegen ist über seine Erfahrungen als Informant verärgert und glaubt, daß Posada den US-amerikanischen Behörden schon seit längerem Informationen zukommen lasse. 'Ich glaube, daß alle miteinander verschworen sind: Posada und das FBI', sagte er. 'Ich riskierte mein Leben und mein Geschäft und sie machen nichts.'
Laut Alvarez kam Posada Anfang letzten Jahres in sein Büro und übergab seinen Geschäftspartnern ein großes Bündel von 100-Dollar-Scheinen und diese wiederum kauften Zünder und kleine Taschenrechner mit Stoppuhren des Typs, wie sie bei Bomben verwendet werden können. Das war laut Alvarez schon verdächtig genug, doch die größte Überraschung war für ihn der Moment, als er Sprengkörper in einem Schrank seines Büros fand. Er erinnert sich, daß sie in einer Plastiktüte 23 Rohre mit etwas verstaut hatten, das von der mexikanischen Rüstungsindustrie hergestellt wurde und von dem man annahm, daß es die modernsten Explosivmaterialien der Welt seien.
Im August, während der Kette von Bombenexplosionen in Kuba, fing Tony Alvarez ein Fax ab, das Posada von El Salvador aus unter dem Pseudonym Solo abgeschickt hatte. Die Botschaft lautete: 'Wenn es kein Aufsehen gibt, ist die Arbeit nicht nützlich, denn die US-Zeitungen veröffentlichen nichts, was nicht vorher bestätigt wurde. Ich brauche alle Daten der Diskothek, um es zu bestätigen. Wenn es keine Publicity gibt, wird es kein Geld geben.'
Alvarez sagte, daß ihn das Fax derart alarmiert hätte, daß er einen Brief über diesen schrecklichen Sachverhalt schrieb und ihn dem guatemaltekischen Geheimdienst übergab. Ebenso erinnert sich Alvarez, daß er von Plänen gehört habe, Attentate auf Castro während dessen für Dezember 1996 vorgesehenen Besuch in Guatemala und später während des Besuchs auf der Isla Margarita im November 1997 durchzuführen.
Kurz vor Castros Ankunft inspizierten über 250 venezolanische und kubanische Sicherheitsbeamte das Luxushotel Bonita, wo das Treffen der Staatschefs stattfinden sollte, und die Regierung verwies diejenigen Exilkubaner des Landes, die vor dem kubanischen Führer auf die Insel gereist waren.
Trotzdem wurde kurz vor dem Gipfel eine seltsame Festnahme gemacht: Vier Männer, die in einem Sportboot unterwegs waren, wurden von der Küstenwacht der Vereinigten Staaten festgenommen, als sie Puerto Rico verließen. Kurz darauf erklärte der Führer der Gruppe, Angel Alfonso Alemán aus Union City, daß er in einer Mission unterwegs sei, die das Ziel habe, Castro zu eliminieren, gemäß den Aussagen von Bundesbeamten vor Gericht.
Die US-Polizeibeamten stellten schnell fest, daß das Boot auf den Namen eines Mitglieds des Vorstands der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung eingetragen war. Außerdem gehörte eine der Waffen, die sich an Bord befanden, dem Präsidenten dieser Stiftung, gemäß den Unterlagen der Gerichte. Die Spuren des Gerichtsverfahrens führten auch nach Union City."
Posada sagte: 'Die CIA zeigte uns alles über Sprengkörper, Mordanschläge, Bomben und Sabotageakte.'
Beide Männer verließen die Armee, als es offensichtlich wurde, daß die Vereinigten Staaten keine Absicht einer weiteren Invasion in Kuba hatten. Sie ließen sich in Miami nieder, dem Epizentrum der gegen Castro gerichteten Aktivität. Während Mas Canosa sich in der Geschäftswelt etablierte, knüpfte Posada enge Beziehungen zur CIA, die Miami als Basis für die Operationen gegen Castro benutzte.
Es waren konfuse Augenblicke von Verschwörungen und Komplotten, einige davon leichtsinnig, andere von schrecklichem Ernst. Der CIA-Sitz in Miami war einer der größten und die CIA-Mitarbeiter bemühten sich darum, gegen Castro eingestellte Kubaner zum Eintritt in ihre Dienste zu bewegen.
Die Hauptfiguren des organisierten Verbrechens in Miami, die während der Regierungszeit von Batista große Profite erzielt hatten, waren bestrebt, die kubanische Opposition zu finanzieren oder die Kubaner für ihre eigenen Ziele zu benutzen. In den Interviews bezog sich Posada nur indirekt auf diese Epoche und gab noch weniger Daten in seiner 1994 geschriebenen Autobiographie preis.
Kürzlich freigegebene Dokumente, die der The New York Times vom Nationalen Sicherheitsarchiv - einer nicht gewinnorientierten Forschungsgruppe mit Sitz in Washington - zur Verfügung gestellt wurden, verdeutlichen, warum die CIA während einem Großteil des besagten Zeitraums die Aktivitäten von Posada steuerte und sich in so unbedeutende Fragen einmischte, ob dieser ein Boot kaufen sollte oder nicht. Diese Dokumente sind Teil der umfangreichen Akten, die vom Ausgewählten Komitee über Morde zusammengetragen wurden, das im Jahr 1978 vom Repräsentantenhaus eingerichtet wurde. Im Laufe ihrer Untersuchung der Ermordung von Präsident Kennedy wurde den Forschern erlaubt, eine große Anzahl von weiterhin unter Verschluß befindlichen Nachrichten und Dokumenten zu lesen und zusammenzufassen, um die Frage zu klären, ob es Verbindungen von zu Castro in Opposition stehenden Kubanern mit dem Mord von 1963 gab oder nicht.
Laut diesen Zusammenfassungen versorgte Posada die CIA und das FBI ununterbrochen mit einer Fülle von wertvollen Informationen über die Aktivitäten der Exilkubaner in Miami. Es war die CIA, die Posada Anweisungen gab, ein Ausbildungszentrum für Guerillaoperationen gegen Castro einzurichten.
Am Ende der 70er Jahre, als er von Forschern des besagten Komitees des Repräsentantenhauses befragt wurde, erklärte Posada, daß er auf den vorgelagerten Inseln vor der Küste Floridas als Agent der CIA ausgebildet worden und sehr bald zum Hauptagenten aufgestiegen sei. Er gab an, daß seine Anti-Castro-Gruppe direkt mit der CIA zusammengearbeitet hätte und daß ihm Waffen, Boote und ein Netz von Fluchtwohnungen zur Verfügung gestanden hätten.
Zur gleichen Zeit vertiefte Posada seine Beziehungen zu Mas Canosa, der in einem der CIA-Dokumente als einer seiner besten Freunde beschrieben wird. Beide übten eine aktive Rolle aus in der Gruppierung RECE (Kubanische Vertretung im Exil) und später in der großen allgemeinen Allianz mit dem Namen CORU (Koordination der Vereinten Revolutionären Organisationen), die gewaltsame Aktionen mit dem Ziel des Sturzes der Castro-Regierung unternahmen.
In einem Dokument wird Posada zitiert, als er erklärt, daß Jorge Mas Canosa von der Gruppe RECE einem Killer 5.000 Dollar gezahlt hätte, um die Kosten einer Zerstörungsoperation in Mexiko zu decken, und daß er selbst Pläne geschmiedet habe, um Magnetminen an einem kubanisch-sowjetischen Schiff im Hafen von Veracruz anzubringen, wofür er über 4600 Gramm C-4-Sprengstoff und Zünder verfügte.
Laut anderen Dokumenten besaß Mas Canosa 57,5 Kilogramm Pentol, das als Fracht getarnt auf den Schiffen angebracht werden sollte, und er hatte den Zerstörungsexperten vorgeschlagen, selbst auf Kosten von RECE nach Spanien und Mexiko zu reisen und Bomben in kommunistischen Einrichtungen dieser Länder zu legen.
Laut Meldungen von Nachrichtenagenturen hatte Posada am 24. Juli in direkter Zusammenarbeit mit Mas Canosa zwei jeweils 4,6 Kilogramm schwere Bomben für die RECE angefertigt. Zu diesem Zeitpunkt informierten die Nachrichtenagenturen auf geheimnisvolle Weise, daß man Posada angewiesen habe, sich von den Aktivitäten zurückzuziehen.
Im Jahr 1967 erfuhr das Leben von Posada eine neue Wende, als er plötzlich Miami verließ und sich dem venezolanischen Geheimdienst anschloß. Dies stellte den Beginn seiner Jahre als operativer Mitarbeiter einer Reihe von lateinamerikanischen Regierungen dar.
Mit Hilfe von Empfehlungen der CIA erlangte er die Stellung eines Operationsleiters der venezolanischen Geheimdienste und er wurde sofort mit der Mission beauftragt, die linksgerichteten Guerrillabewegungen zu vernichten, die Castro in Venezuela unterstützte. `Ich habe sie sehr intensiv verfolgt. Viele, sehr viele Personen sind ums Leben gekommen.'
Posada organisierte auch die Venezuela-Reise eines alten Freundes aus CIA-Zeiten -Orlando Bosch- , um eine Sabotageaktion gegen die Regierung Castros durchzuführen. Bosch war vorher in den Vereinigten Staaten wegen eines Bombenanschlages in einem polnischen Frachtschiff, das in Kuba anlegen sollte, verurteilt worden und befürwortete den gewaltsamen Sturz Castros.
Zu dieser Zeit gerieten die Beziehungen Posadas zu den Behörden der Vereinigten Staaten plötzlich aufgrund eines Geheimdienstberichts in eine Krise, demzufolge Posada in den Schmuggel von kolumbianischem Kokain über Venezuela nach Miami sowie in Dollarfälschungen in Venezuela verwickelt gewesen sein könnte.
Laut dem Bericht - dessen zusammengefaßte Kopie sich im Archiv des Untersuchungsausschusses des Kongresses befindet - entschied sich die CIA dafür, Posada nicht direkt mit den Anschuldigungen zu konfrontieren, um die bereits laufenden Untersuchungen nicht zu gefährden.
'Posada wurde verhört und nur für schuldig befunden, schlechte Freundschaften zu unterhalten' - so der Auszug eines weiteren Berichtes-. `Die Vernehmenden waren von seiner Abstreitung, in den Drogenhandel verwickelt zu sein, überzeugt', schlußfolgerte der Bericht.
"Trotz alledem entschied die CIA-Führung im Februar 1976, ihre Verbindungen zu Posada aufgrund des Umstands zu unterbrechen, der in den Dokumenten auf geheimnisvolle Art und Weise als Besorgnis über `unerledigte Steuerfragen' beschrieben wurde.
In den folgenden Monaten gab Posada Informationen an die CIA weiter. Er machte darauf aufmerksam, daß Bosch und ein weiterer Exilkubaner gegen den Neffen des gestürzten linksgerichteten Präsidenten Chiles konspirierten.
Im Juni desselben Jahres setzte sich Posada erneut mit der CIA in Verbindung und informierte über Pläne des kubanischen Exils zur Sprengung eines Flugzeuges von Cubana de Aviación, das in Panama starten sollte.
Vier Monate später, am 6. Oktober 1976, explodierte kurz nach dem Start auf Barbados ein Flugzeug der Cubana de Aviación in der Luft mit 73 Passagieren an Bord. Unter den Toten befanden sich sehr junge Menschen - die Mitglieder der kubanischen Fechtnationalmannschaft.
Am folgenden Tag tat die CIA das, was man als 'gescheiterte Versuche', sich mit Posada in Verbindung zu setzen, bezeichnete.
Die Explosion veränderte das Schicksal Posadas auf dramatische Weise. Die venezolanischen Ermittler fanden die Bombe im Gepäckraum des Flugzeugs und identifizierten zwei Venezolaner, die das Gepäck nach Havanna abgefertigt hatten, selbst jedoch auf Barbados geblieben waren. Die Männer hatten für Posada gearbeitet, der verhaftet und der Explosion beschuldigt wurde. Auch Bosch, der lange Zeit mit Posada zusammengearbeitet hatte, wurde verhaftet.
Ein mit dem Fall vertrauter Offizier a.D. der CIA äußerte bei einem kürzlichen Interview, Bosch und Posada seien die Hauptverdächtigen und fügte hinzu: 'Es gab niemanden anderen.'
Posada gab zu, daß er noch in Venezuela im Gefängnis säße, hätten ihn seine Freunde, hauptsächlich Mas Canosa, nicht herausgeholt. In einer im Zivilprozeß abgegebenen eidesstattlichen Erklärung berichtet Ricardo Mas, Bruder von Jorge Mas und mit diesem zerstritten, wie er nach Panama gereist ist, um das Bargeld abzuholen, das für die Flucht Posadas benutzt wurde.
Von 1972 bis 1985 war Ricardo Mas Fluglotse der seinem Bruder gehörenden Gesellschaft Church and Tower. Er bestätigte, er habe auf dessen Anweisung hin einen Scheck auf einem der Konten der panamaischen Gesellschaft vorgelegt und sei mit dem Bargeld zurückgekehrt. 'Er sagte, daß ich kommen und 50.000 Dollar mitbringen sollte, die man dazu verwenden würde, um Luis Posada Carriles aus dem Gefängnis zu befreien, weil es besser wäre, daß Carriles auf freiem Fuß wäre, denn er könnte die Wahrheit auspacken', sagte Ricardo Mas aus. 'Ich glaube, der Mann war drauf und dran aufzugeben, er mußte aus dem Gefängnis herausgeholt werden.'
Bekleidet mit einer schwarzen Jacke und aufgesetzter Kapuze wie ein Priester, überquerte Posada am frühen Morgen des 18. August 1985 während der Wachablösung den Hof der Haftanstalt. Er hatte eine Bibel bei sich, um noch mehr den Eindruck eines Priesters zu erwecken, einen Beutel mit einigen Lebensmitteln und eine Taschenlampe. Nach 15 Tagen Aufenthalt in Caracas, Venezuela, wurde er auf einem Garnelenfangschiff nach Aruba gebracht, von dort mit einem Privatflugzeug nach Costa Rica und später dann nach El Salvador geflogen.
Posada arbeitete erneut für die Regierung der Vereinigten Staaten, diesmal an einer verdeckten Operation in Verbindung mit der CIA und dem hiesigen Militärattaché; doch gelenkt wurde sie vom Weißen Haus."
Der Ermittlungsrichter erwähnte die umfassende Information, die die Organe der Staatssicherheit einem Reporter eines bedeutenden US-amerikanischen Presseorgans gaben.
Fast zur gleichen Zeit wurden in jenen Tagen interessante Analysen und Kriterien der höchsten Stellen der Regierung Kubas zu den verübten Terroranschlägen einem bedeutenden und einflußreichen Massenmedium der Vereinigten Staaten übermittelt.
Dieser Staatsanwalt konnte sich ein Dokument besorgen, das die übertragene Information enthält, von der ich Passagen und Ideen unterstrichen habe, die zu einem besseren Verständnis des wahren Wesens der Beziehungen von Posada Carriles zur Nationalen Kubanisch-Amerikanischen Stiftung sowie zu den sich ablösenden Administrationen der Vereinigten Staaten der letzten Jahre beitragen.
In Bezug auf die Zeitungsartikel aus The New York Times heißt es in dem Dokument mit den Analysen und den Stellungnahmen der kubanischen Regierung an der Stelle über den vermeintlichen Bruch zwischen Führungskräften der CIA und Posada Carriles im Februar 1976:
Wörtlich wird in der The New York Times behauptet: In den darauffolgenden Monaten hat Posada der CIA freiwillig Informationen zukommen lassen in der Hoffnung für sich und seine Familie ein Visum für die Vereinigten Staaten zu bekommen. Er warnte davor, daß Orlando Bosch und ein anderer Exilkubaner gegen den Neffen des abgesetzten linken Präsidenten von Chile konspirierten.
'Im Juni rief Posada erneut die CIA an wegen möglicher Pläne des Exils, das Flugzeug der Fluglinie Cubana de Aviación in die Luft zu sprengen, das aus Panama kam.'
'Wenn das zutrifft', heißt es ausdrücklich in dem kubanischen Dokument, 'gibt es keinen Zweifel daran, daß die CIA seit Monaten wußte, daß das Flugzeug gesprengt werden würde.'
Noch ein weiterer Zufall: Die CIA bricht den Kontakt mit ihm im Februar 1976 ab; fast gleichzeit hat eine Gruppe von Organisationen, die ihren Sitz in Miami hatten - die Stiftung gab es damals noch nicht - im Juni 1976 in Costa Rica etwas ins Leben gerufen, das sich Kommando Vereinigter Revolutionärer Organsationen (CORU) nannte. Die besagte Gruppe von terroristischen konterrevolutionären Organisationen bestand aus der sogenannten Nationalen Front zur Befreiung Kubas, der Acción Cubana, der Kubanischen Nationalistischen Bewegung, der Brigade 2506 und F-14, deren Mitglieder zum Großteil jahrelang für die CIA gearbeitet hatten und von ihr ausgebildet wurden.
Betrachten wir einmal die Chronologie:
Im Februar bricht die CIA den Kontakt zu Posada ab - angeblich.
Im Juni berichtet Posada der CIA von den möglichen Plänen des Exils, das Flugzeug der Cubana zu sprengen, daß aus Panama kam (tatsächlich war er es, der den Auftrag hatte, das Flugzeug zu sprengen) und im gleichen Monat Juni haben all diese Organisationen in Costa Rica das ins Leben gerufen, was man CORU nennt.
In den Vereinigten Staaten verkünden diese Gruppen offen ihre Verbrechen und kündigen neue vandalistische Aktionen an.
Im August 1976 wurde in einer in Miami herausgegebenen konterrevolutionären Zeitung ein vermeintlicher Kriegsbericht veröffentlicht, indem erläutert wird, wie sie einen Pkw vor der kubanischen Botschaft in Kolumbien in die Luft gesprengt haben und die Büroräume von Air Panama verwüsteten. Am Ende erklären sie wortwörtlich: 'Sehr bald werden wir sich in der Luft befindene Flugzeuge angreifen.' Es werden bereits seltsame Zufälle deutlich, die hier herausgestellt werden müssen: Im Juni wird das CORU geschaffen; im Juni informiert Posada die CIA über mögliche Pläne des Exils, die Cubana-Maschine in die Luft zu sprengen, die aus Panama kam; im August erscheint in Miami ein Kriegsbericht dieser Organisationen, in dem all diese Leute erwähnt werden, darunter auch Bosch, und sie erklären: 'Sehr bald werden wir sich in der Luft befindliche Flugzeuge angreifen.'
Vier Monate nachdem Posada die CIA informiert hatte und knapp zwei Monate nach der öffentlichen Drohung des CORU, wird das Flugzeug, das am 6. Oktober startet, dann in die Luft gesprengt und niemand unternimmt etwas, um die Sabotage an dem Flugzeug aus Barbados zu verhindern.
Warum hegen wir Verdacht? Weil dies viele miteinander verkettete Ereignisse sind, die nicht dem Zufall zugeschrieben werden können."
In Costa Rica aber vereinen sich die fünf bekanntesten und distinguiertesten, die in den USA ins Leben gerufen wurden. Ausnahmslos alle wurden von der CIA aufgebaut, zu der sie offizielle Beziehungen unterhielten.
Was geschieht darüberhinaus sonst noch in diesem Jahr 1976? Nachdem die CIA vermeintlich mit Posada bricht kommt es in Kuba zu einer Terrorwelle:
- 6. April. Zwei Fischerboote, "Ferro-119" und "Ferro-123" werden von zwei Piratenbooten angegriffen, die aus Florida kommen, wodurch der Fischer Bienvenido Mauriz ums Leben kommt und schwere Schäden an den Booten entstehen.
- 22. April. In der kubanischen Botschaft in Portugal verursacht eine Bombe den Tod von zwei Genossen und es gibt zahlreiche Schwerverletzte. Das Gebäude wird vollständig zerstört.
- 5. Juli. Die UNO-Vertretung Kubas ist Ziel eines Sprengstoffanschlags. Es kommt zu nennenswerten Sachschäden.
- 9. Juli. Augenblicke vor der Verladung detoniert auf dem Flughafen von Jamaika eine Bombe in dem Flughafenfahrzeug, in dem das Gepäck des Cubana de Avición-Fluges transportiert wurde, d.h. das am 9. Juli nur durch Zufall keine Cubana-Maschine in der Luft explodierte, die dieses Gepäck aufnehmen sollte.
- 10. Juli. In den Büroräumen der British West Indies auf Barbados, die die Interessen von Cubana de Aviación in diesem Land vertritt, explodiert eine Bombe.
- 23. Juli. Ein Techniker des Nationalen Fischereiinstituts, Artagnán Díaz Díaz, wird bei dem Versuch umgebracht, den kubanischen Konsul in Mérida zu entführen.
- 9. August. Zwei Beamte der kubanischen Botschaft in Argentinien werden entführt, ohne daß man jemals wieder etwas von ihnen gehört hätte.
- 18. August. In den Büroräumen der Cubana de Aviación in Panama explodiert eine Bombe, die erheblichen Schaden verursacht.
- 6. Oktober. Das monströseste aller Verbrechen. Während des Flugs wird ein Flugzeug der Cubana de Aviación mit 73 Menschen an Bord zerstört.
Wieviele Straftaten damals begangen wurden! Da ja die Beziehungen offensichtlich abgebrochen wurden, hat damit die CIA nichts zu tun, d.h. sie als Institution übernimmt dafür nicht die Verantwortung. Was für ein Zufall! Das waren nun also keine Aktivitäten der CIA mehr, sondern das Machwerk von organisierten Gruppen, die sie vereinigt hatte.
Es kam aber nur zu einem rein formellen Abbruch der Beziehungen. D.h. die Terrorpläne und die Anschlagspläne auf Führungspersönlichkeiten unseres Landes waren nicht länger Aktivitäten der CIA als Institution, sondern sie wurden in die Hände dieser Elemente gelegt, die die Verantwortung für ihre Taten übernommen.
Was passierte nach dem Verbrechen von Barbados? Posada Carriles geht ins Gefängnis. Der Skandal war so groß, daß sie ihn dort nicht einfach herausholen konnten. Als sie ihn gefangennehmen ist Carlos Andrés Pérez Präsident in Venezuela, wo das monströse Verbrechen organsiert wurde. Carlos Andrés Pérez fühlt sich verpflichtet zu handeln, was er dann auch tut.
Diesen Mann hätte man nach Kuba bringen können, um ihn vor Gericht zu stellen oder man hätte ihn in Barbados vor Gericht stellen können, weil auf diese Art von Verbrechen die Todesstrafe verhangen werden kann. Man hätte ihn auch in Venezuela verurteilen können. Carlos Andrés legte den Prozeß in die Hände der Militärgerichte. Jahre später, am 18. August 1985, sollte der Mann dann fliehen.
Zu diesem Zeitpunkt gab es die Stiftung bereits, das CORU gibt es nicht mehr, weil 1981 die Stiftung ins Leben gerufen wurde - während der Reagan-Regierung und nach dem Dokument von Santa Fe.
Die Stiftung bringt das Geld zusammen. Posada erzählt in seiner Autobiographie, daß er eine Hypothek aufnahm, um seine Flucht zu finanzieren. Die Wahrheit kommt ans Licht, weil in den Artikeln von The New York Times selbst eine eidesstattliche Erklärung von Ricardo Mas Canosa erwähnt wird, in der es wörtlich heißt:
'Er sagte, daß er auf Weisung von Jorge Mas Canosa einen Scheck auf ein Konto der Gesellschaft aus Panama eingelöst hätte und mit dem Bargeld zurückgekehrt wäre. "Er sagte, daß ich kommen und 50.000 Dollar mitbringen sollte, die man dazu verwenden würde, um Luis Posada Carriles aus dem Gefängnis zu befreien, weil es besser wäre, daß Carriles auf freiem Fuß wäre, denn er könnte die Wahrheit auspacken. Ich glaube, der Mann war drauf und dran aufzugeben, er mußte aus dem Gefängnis herausgeholt werden", wie er hinzufügte.'
Das heißt: 'In einer eidesstattlichen Erklärung aus einem Zivilverfahren, erzählte der mit seinem Bruder Jorge Mas verfeindete Ricardo Mas, wie er nach Panama gereist war, um das Bargeld zu beschaffen, das verwendet wurde, um die Flucht Posadas zu bezahlen.' Damit wird bewiesen, daß die Stiftung das bezahlte. Kein geringerer als Ricardo Mas selbst, der Bruder seines Chefs, hat das gesagt. Das ist von Bedeutung im Hinblick auf alle späteren Dinge.
In dem berühmten Buch des berühmten Kriegers, der niemals an einem Kampf teilgenommen hat, der stattdessen Leute anheuert, die er dann in die Schlacht schickt, erzählt davon, wie er nach El Salvador zu dem Militärstützpunkt von Ilopango kommt: 'Da ist Félix' - damit ist wohl Félix Rodríguez gemeint, der auch ein Agent ist sowie ein alter Terrorist und Organisator von Terroranschlägen, die er auch weiterhin organisiert.
Félix also ist derjenige, der ihn empfängt und nach seiner Schilderung einen Hubschrauber steuert. Anschließend erzählt er, daß 'zwei Tage später, d.h. zwei Tage nach seiner Ankunft in Ilopango, 'habe ich Besuch von Dr. Alberto Hernández bekommen'. Die Verbindung zwischen Posada und der Stiftung wurde nie abgebrochen. Alle diese Leute gehörten dem CORU an, all diese Leute gehörten jenen Organisationen an. Sie holen ihn aus dem Gefängnis und seinem Buch zufolge sind sie die ersten, die ihn zwei Tage nach seiner Ankunft in Ilopango besuchen. Es heißt wörtlich: 'Der erfolgreiche kubanische Arzt und Patriot mit Wohnsitz in Miami, Alberto Hernández, hat mir bei verschiedenen Gelegenheiten seinen Mut und seine Freundschaft bewiesen', etc. (Alberto Hernández ist kein Geringerer als der amtierende Vorstandsvorsitzende und oberster Chef der Stiftung).
Posada drückt später aus: 'Eine Gruppe aus Miami, sehr qualifizierte Leute, zu denen Jorge Mas Canosa, Feliciano Foyo - der Schatzmeister der Stiftung -, Pepe Hernández und andere gehören, haben einen Pool geschaffen, um meine wirtschaftlichen Bedürfnisse zu befriedigen.'
Dieses Buch hat er vermutlich 1994 geschrieben. All die Personen, die darin erwähnt werden, sind die wichtigsten Führungskräfte der Stiftung. Diese Leute sind es, die ihn weiterhin aushalten: Sie gaben ihm 50.000 Dollar, damit er aus dem Gefängnis geholt wurde und sie haben für ihn alle Kosten übernommen. Sie sind die ersten, die ihn in Ilopango von Miami aus besuchen - das hat er selbst berichtet und es nicht widerrufen. Diese Personen sind nun in der Stiftung und sie waren es auch, die die aktuellen terroristischen Anschläge gemeinsam mit Posada Carriles geplant und finanziert haben.
Später fügt er hinzu: 'Einige Tage nach meiner Ankunft werde ich angenehm überrascht: Luis Orlando Rodríguez ist in El Salvador - der zweite Befehlshaber der Militärberatergruppe der US-Streitkräfte.' Dieser Orlando Rodríguez selbst ist es, der 1998 zusammen mit Posada Carriles das Attentat in der Dominikanischen Republik vorbereitet hat. Die Verbindung zwischen Posada Carriles und der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung kann nicht geleugnet werden."
Am schwerwiegendsten ist es, daß diese Operation mit dem gleichen Mann durchgeführt wird, zu dem die CIA im Februar 1976 vermeintlich den Kontakt abgebrochen hat. 1985 wird er neun Jahre nach seiner Inhaftierung befreit. Und dann wird er ohne auch nur einen Tag zu verlieren, nicht einmal ohne sich ausruhen zu können, wie wir bereits sagten, in einer der heikelsten Operationen der USA eingesetzt, an der auch die CIA und sogar das Weiße Haus teilnahmen, das durch Oberstleutnant Oliver North die Operation direkt steuerte. Posada selbst drückt es folgendermaßen aus:
'Im April kommt ein Lear Jet aus Washington, mit dem Oliver North, General Seacord und Dick Gadd anreisen. Zusammen mit ihnen kommen Piloten, Kopiloten und eine Flugbegleiterin.
Sie kommen, um sich mit General Bustillo und mit Bermúdez zu treffen. An dem Treffen nehmen auch Hauptmann López und Félix Rodríguez teil. Dick Gadd besichtigt mit mir zusammen die Lagerräume und die Häuser, in denen die Besatzung untergebracht wird.'
Alle Leute, die innerhalb El Salvadors an dieser Operation mitarbeiten, unterstehen der Kontrolle von Posada.
Wie ist es möglich, daß sie 1976 den Kontakt zu einem Mann abgebrochen haben - unter den bereits erwähnten Bedingungen und in Anbetracht all dieser Ereignisse -, den sie dann unmittelbar - sofort -, kaum, das er aus dem Gefängnis heraus war, einen so heiklen Auftrag geben? So verhält man sich nur Personen gegenüber, die höchstes Vertrauen genießen.
Ihn hat dort wohl jeder gekannt. Es ist absolut unmöglich, daß die Hauptverantwortlichen dieser Operation aus den USA ihn nicht kannten, einschließlich Präsident Reagan.
Posada Carriles selbst sagt: 'Ausgereifte Ver- und Entschlüsselungsgeräte für Telefongespräche des Typs KL-3, die Oliver North geliefert hat, erlauben es uns, auf sicherem Wege Nachrichten nach Washington und an Joe in Costa Rica zu schicken.
Oberst James Steel, der Leiter der US-Militärgruppe in El Salvador, besitzt so ein Gerät. Joe übermittelt uns die Stellung der Landtruppen und wird uns anschließend darüber informieren, ob die Lieferung erfolgreich durchgeführt worden ist.'
Die Geschichte jenes Februars 1976 kann man unmöglich glauben. Man kann unmöglich ignorieren, daß die Stiftung diesen Mann aus dem Gefängnis holt, daß die Stiftung ihn besucht, und daß alle diese Männer, die dort waren, und die von ihm erwähnt werden, dieselben sind, die jetzt dieser Institution vorstehen.
All diese Angriffe, der ganze Plan der Stiftung hat sich hauptsächlich gegen den Tourismus gerichtet, weil man von der Idee ausgeht, daß sich der Fremdenverkehr rasch entwickelt und zu einer wichtigen Einnahmequelle für die Wirtschaft des Landes wird. Ihre Terroraktionen in Kuba haben sich hauptsächlich gegen dieses Ziel gerichtet, von dem ausgehend sie die Entscheidung treffen, einen großangelegten Terrorplan zu verwirklichen.
Die Stiftung handelte in der Regel mittels zahlreicher Gruppen.
Publicity war genau das, was sie erreichen wollten. Sie verzweifelten, weil es kein Aufsehen gab. Deswegen sagt Herr Posada auch in einer der Nachrichten, die er seinen Partnern schickt, daß es kein Geld gibt, wenn es keine Publicity gibt. Es lag sehr in ihrem Interesse, daß ihre Terroraktionen soviel Aufsehen wie möglich erregten, um Panik zu verbreiten.
'Ich habe da zwei Leute, die ich losgeschickt habe und die offensichtlich gefaßt wurden, was sie nicht veröffentlicht haben - wie seltsam!', sagt Posada Carriles, 'wie seltsam!'
Wir haben einen Mann, der mit all den Sprengsätzen gefaßt wurde, die Posada Carriles am 10. Juni schickt - drei Tage nachdem in der Zeitung El Nuevo Herald seine Terrorgeschichte erscheint. Dieser Artikel wies bestimmte Merkmale auf und fand gewisse Worte des Lobes, weswegen er sich übermäßig stolz fühlte.
Diese Leute hätten unmöglich das machen können, was sie taten, wenn die CIA und das FBI sie nicht gekannt hätte.
Der Plan der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung wird von Posada perfekt in The New York Times beschrieben. Den Kern dieses Plans beschreibt er folgendermaßen: 'Wir wollten nur eine große Unruhe stiften, damit die Touristen dort nicht mehr hinreisen. Wir wollen keine weiteren Investitionen aus dem Ausland.'
Sie dachten, daß der Zusammenbruch der Revolution eine Frage von Tagen, Wochen oder höchstens Monaten sein würde. Aber bereits 1992 merken sie, daß sie nicht zusammenbricht, daß das Land durchhält, daß das Volk sich darauf vorbereitet, große Schwierigkeiten zu bewältigen. Sie wollen verzweifelt die Investitionen treffen, ebenso wie den Tourismus, der einen schwindelerregenden Zuwachs erfährt.
'Die Bomben waren auch dazu bestimmt', wie Posada sagte, 'im Ausland Zweifel hinsichtlich der Stabilität des Regimes zu säen, Kuba von der Existenz von subversiven Elementen in der Armee glauben zu machen und die interne Opposition zu ermutigen.'
Als dann die berühmte Bombenwelle - der terroristische Plan, der von der Stiftung organisiert und finanziert wurde - in den Monaten Juli und August 1997 großes Aufsehen erregt und gemäß ihren Plänen die Ereignisse durch sämtliche Presseagenturen veröffentlicht werden, gibt der Vorstand der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung - ein Beweis mehr ihrer Komplizenschaft - unverzüglich eine öffentliche Erklärung ab, die in lächerlich anmaßender und zynischer Sprache - hochpolitisch und mit tiefem Patriotismus, die Bomben in den Hotels als tatsächlichen Akt der Rebellion des Volkes und der Armee und der Sicherheitsorgane darstellt. Das war ihre These. Als aber der erste Bombenleger entdeckt wird, konnten sie sie nicht länger aufrechterhalten. In Wahrheit nämlich, was sie am besten wissen, kam keine einzige Bombe von hier - alle kamen sie von drüben. Ausnahmslos.
Die Erklärung lautete folgendermaßen:
'Die Kubanisch-Amerikanische Nationalstiftung unterstützt ohne Umschweife und bedenkenlos jegliche Anklage, Auseinandersetzung oder Akt der Rebellion in Kuba, die auf die Vertreibung von Fidel Castro von der Macht und daher auf die Erlangung von Frieden und Wohlstand unseres Volkes zielt.
Unabhängig davon, wer die Urheber sind und wer letztlich die Verantwortung dafür trägt, sprechen die Zwischenfälle der internen Rebellion, die sich in den letzten Wochen in Hotels auf der Insel zugetragen haben, klar von der Verbitterung eines Volkes, das sich nicht mit dem Schicksal von Versklavung und Armut abfindet, in das es von dem Castro-Regime getrieben wurde.'
Das heißt, nach dem Terrorismus, nach dem Verbrechen nun die Lüge, die sich vollkommen angleicht an das, was Posada gesagt und nicht widerlegt hat."
Anhand dieses Dokuments, dessen wesentliche Teile ich unterstrichen habe, kann man sehen, daß die durch das Torricelli- und das Helms-Burton-Gesetz mitten in der Spezialperiode verschärfte Blockade auf der einen Seite, und auf der anderen Seite die grausamen terroristischen Angriffe auf den Tourismus - beides in der Absicht, die Wirtschaft Kubas zu ruinieren - Bestandteil ein und derselben Politik sind und von den gleichen Prinzipien und der gleichen Führung ausgehen.
Neben den aufklärenden Analysen und abgegebenen Standpunkten der kubanischen Regierung, die zeigen, daß die Beziehungen zwischen Posada Carriles, der CIA und der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung nie abgebrochen wurden, gibt es weitere sehr aufschlußreiche und beachtenswerte Faktoren, um sich ein Urteil zu bilden.
Am Freitag, den 12. September 1997, knapp eine Woche nach der Verhaftung von Raúl Ernesto Cruz León in Havanna, veröffentlichte die Zeitung El Nuevo Herald in Miami - der Freundschaft zu Kuba absolut nicht verdächtig, ganz im Gegenteil, und sehr aufschlußreich aufgrund des Standortes ihrer Herausgabe - einen Artikel unter dem Titel ATTENTATE IM ZUSAMMENHANG MIT VETERANEN DER SCHWEINEBUCHT. In diesem Artikel heißt es, die Verhaftung von Cruz León "sei eine nachträgliche Bestätigung der seit geraumer Zeit zirkulierenden Berichte gewesen, wonach die Bomben das Werk eines erfahrenen Mannes der CIA und der Schweinebucht, Luis Posada Carriles, mit Spitznamen "Bambi", sein konnten, von dem es in letzter Zeit hieß, er lebe in El Salvador".
Und weiter heißt es:
Freunde äußerten, Posada habe vergangenes oder Anfang dieses Jahr seinen Wohnsitz nach El Salvador verlegt, nachdem er das benachbarte Honduras verlassen mußte, wo er beschuldigt wurde, im Jahr 1995 im Zuge einer von den Militärs unterstützten Kampagne 41 Bombenanschläge verübt zu haben, um den Präsidenten Carlos Roberto Reina einzuschüchtern und ihn zur Aufgabe seiner Absichten bezüglich der Reduzierung der Streitkräfte zu bewegen."
"Eine Reihe von Bomben, die diesen Sommer in Kuba hochgingen, waren das Werk eines Rings von Autodieben und salvadorianischen Tätern bewaffneter Raubüberfälle, gelenkt und finanziert durch Exilkubaner in El Salvador und Miami.
Und Luis Posada Carriles, ein in den Sechzigern stehender Veteran des heimlichen Krieges der Exilkubaner gegen Fidel Castro und Sprengstoffexperte, war das Hauptverbindungsglied zwischen El Salvador und den Exilkubanern im südlichen Florida, die 15.000 Dollar für die Operation gesammelt hatten."
Im vergangenen Herbst konspirierte er, um chemische Sprengstoffe von Guatemala nach Kuba zu bringen, die in Windeln, Shampooflaschen und den Schuhen von Guatemalteken, die sich als Touristen ausgaben, versteckt waren. 1993 plante er, ein kubanisches Frachtschiff in Honduras zu sprengen und ein Jahr darauf in diesem Land einen geheimen Stützpunkt einzurichten, von dem aus die Exilkubaner Angriffe gegen die Insel starten konnten.
Das bekannteste Komplott steht im Zusammenhang mit den Bomben, die einige von Posada angeheuerte Söldner nach Kuba brachten. Er hatte sie - hierin verwickelten Personen gemäß - angewiesen, die Bomben in touristischen Einrichtungen wie Hotels und Restaurants explodieren zu lassen. Als die kubanische Polizei im September letzten Jahres einen der Salvadorianer, Raúl Ernesto Cruz León, verhaftete, versuchten - Berichten zweier äußerst sachkundiger Personen zufolge - Posada und zwei weitere Verschwörer in Guatemala, noch mehr Sprengstoff nach Havanna zu bringen.
Eine Person, die den Plan kannte, schrieb danach einen eingehenden Bericht darüber und sandte ihn an die der CIA entsprechenden Organisation in Guatemala, die sogenannte Agencia Presidencial de Análisis Estratégico mit dem Hinweis, er wolle 'eine barbarische Aktion' verhindern. Der Herald verschaffte sich eine Kopie des Berichts und sprach lange mit dem Autor. Dieser wollte, ebenso wie die meisten der interviewten Quellen, aus Furcht vor Strafverfahren oder Repressalien anonym bleiben.
Die Mitarbeiter des guatemaltekischen Geheimdienstes wollten nicht mit dem Herald sprechen; doch ein Diplomat sagte, die Agencia habe einige der Behauptungen des Berichts geprüft und sie für 'glaubwürdig' befunden sowie die Regierung der Vereinigten Staaten in Kenntnis gesetzt. Das Federal Bureau of Investigation (FBI), bei dem bekannterweise eine Kopie des Berichts vorliegt, wollte keinerlei Kommentare dazu abgeben.
Das wahrscheinlich größte Rätsel um Posada besteht in der Frage, wovon er eigentlich lebt und wie er es schafft, seine Verschwörungen zu finanzieren. Eine in Mittelamerika kursierende Version besagt, er stehe unter dem Schutz der CIA. Dieses Gerücht kam auf in Anbetracht seiner Rolle als Koordinator im Vorhaben des Oberstleutnants Oliver North Ende der achtziger Jahre unter der Bezeichnung `Iran-Contras'. Seine Aufgabe bestand darin, von El Salvador aus die von der CIA beschirmten nicaraguanischen Rebellen zu beliefern.
Daß Posada drei Tage nach der Veröffentlichung dieses Artikels einen anderen seiner terroristischen Söldner, Otto René Rodríguez Llerena, mit der Aufgabe der Ausführung weiterer Aktionen nach Havanna entsendet, ist in der Tat bemerkenswert und vermittelt eine Vorstellung, wie dieses Individuum denkt.
Am 9. August 1998 veröffentlichte die Zeitung El Nuevo Herald unter dem Titel KOMPLOTT ZUR ERMORDUNG VON CASTRO IN DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK folgende Information:
Das Attentat sollte in den Tagen vom 20. bis 25. August verübt werden, als das kubanische Staatsoberhaupt an einem Gipfeltreffen der Regierenden der karibischen Nationen in Santo Domingo teilnehmen sollte.
'Der Plan bestand darin, ihn zu töten, auf irgendeine Weise, so wie es uns möglich war; mit Sprengkörpern auf der Straße, Granaten in die Beratung werfend, auf der Straße abgegebene Schüsse', äußerte ein in der Verschwörung verwickelter Exilkubaner.
Posada beschrieb den dominikanischen Plan als die beste Gelegenheit, die es bis zu jenem Zeitpunkt gegeben habe, denn der örtliche Sicherheitsdienst sei höchstwahrscheinlich lückenhaft, und aus dem benachbarten Haiti könnten, den Emigranten zufolge, mit Leichtigkeit Waffen und Sprengstoffe eingeführt werden.
Doch Posadas Plan wurde den Behörden der Vereinigten Staaten mitgeteilt. Letzten Monat beobachteten Mitarbeiter des Federal Bureau of Investigation (FBI) eine Gruppe von Schiffen - Eigentum von Enrique Bassas, den drei Exilkubaner als einen der Aktivisten identifizierten, die sich mit Posada in Guatemala zur Besprechung des Mordplanes trafen.
Erfahrene Polizisten deuteten diese Beobachtung als Zeichen an Bassas, von jeglicher Konspiration Abstand zu nehmen. Das ist im südlichen Florida eine allgemein übliche Praxis, die als das "Ausschelten" oder "Absagen" einer Operation bekannt sein soll."
Fast am Ende meiner Schlußanträge und zum vollen Beweis dessen, was ich die ganze Zeit über vorgetragen habe, ist es unerläßlich, Informationen, die bereits von allen anerkannt worden sind, weiterhin zu verwenden - vor allem die, die ich anschließend darlegen werde, weil sie unwiderleglich den terroristischen Charakter, die Simulation und die Lügen, durch die sich die Verfahrensweise der Stiftung kennzeichnet, beweißen. In diesem Fall wurde die Stiftung bei einer von ihr direkt organisierten Aktion auf frischer Tat ertappt, für die sie noch keine Rechtfertigung oder Erklärung finden konnten und die gleichzeitig die US-Administration in eine schwierige Lage versetzt.
Unter dem Titel "KOMPLOTT GEGEN CASTRO ENTLARVT EINE MACHTVOLLE EXILGRUPPE", hat die Tageszeitung The New York Times am 5. Mai 1998 folgenden Text veröffentlicht:
Die einzigen Fischereigeräte auf dem Boot aber waren noch in ihren Plastikhüllen und die Männer sagten, sie hätten die 900 Seemeilen von Miami aus an einem einzigen Tag zurückgelegt, was sie mit so einem Boot unmöglich schaffen konnten.
Sie hatten sich verdächtig gemacht. Das Küstenwachschiff begleitete das Boot bis zur Küste. Dort wurde es durchsucht und man hat ein Geheimfach unter einem kleinen Teppich an Deck gefunden.
Darinn befand sich ein Waffenarsenal, darunter auch Nachtvisiere und zwei Gewehre großer Reichweite für Scharfschützen.
Ein Untersuchungsbeamter vom US-Zoll, der das Schiff durchsuchte und später vor dem Gericht die Ereignisse bezeugte, zittierte Angel Alfonso Alemán folgendermaßen: 'Diese Waffen gehören mir, die anderen wissen nichts darüber, ich habe sie selber dort hingebracht. Das sind Waffen, um Fidel Castro zu ermorden'.
Der Zwischenfall entfesselte eine großangelegte Bundesermittlung, die laut Regierungsbeamten die Behörden auf die Spur zu einer der machtvollsten Intrigenorganisationen der Vereinigten Staaten geführt hat - der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung.
Die Gruppe, die über eine Million Dollar sowohl für die Republikaner als auch für die Demokraten gesammelt hatte, hat sich in der Öffentlichkeit für Gewaltverzicht bei der Förderung einer Wende in Kuba ausgesprochen und seit Ronald Reagan enge Beziehungen zu jedem Präsidenten gepflegt.
Im Rahmen einer Sammelaktion von Geldern in Miami letztes Jahr, kam es zu einem privaten Gespräch zwischen Präsident Clinton und zwei Vertretern der Stiftung. Kurz davor hatten FBI-Untersuchungsbeamten begonnen, eine vermeintliche Beteiligung der Gruppe an einem Komplott zur Ermordung von Herrn Castro zu prüfen.
Die Seekoordinaten an Bord des Schiffes waren Richtung Insel Margarita bestimmt worden, unweit der Küste Venezuelas, wo Herr Castro und weitere lateinamerikanische Staatsmänner Anfang November ein Gipfeltreffen abhalten sollten.
Eines der zwei Sturmgewehre vom Typ Barret mit dem Kaliber 50, die an Bord erbeutet wurden, war - laut einem Bericht des FBI - auf den Namen des Vorsitzenden der Stiftung, Francisco (Pepe) Hernández, registriert. Der 46 Fuß lange seerprobte Kreuzer, hat laut den Akten des Bundesstaates Florida einer Gesellschaft gehört, deren Eigentümer José Antonio Llama, Mitglied des Exekutivbüros der Stiftung, war. Das Boot ist aus Coral Gable, Florida, von einem privaten Kai eines weiteren Stiftungsmitglieds ausgelaufen, dessen Handelspartner Schatzmeister der Gruppe ist.
José Antonio Pagán, Vertreter von Herrn Llama, hat anerkannt, daß sein Kunde Besitzer der Gesellschaft sei, die ihrerseits Eigentümerin der La Esperanza sei.
Ricardo Pesquera, Anwalt von Herrn Alfonso, warnte bei einem Interview davor, daß wenn das Justizamt seinen Klienten vor Gericht stellen würde, 'werden wir energisch gegen die Regierung vorgehen und ihre Heuchelei angreifen'. 'Dreißig Jahre lang versuchten sie Castro zu töten und nun behaupten sie, daß andere nicht dasselbe tun können, was sie selbst bis jetzt gemacht haben', klagte er. Dabei hielt er in der Hand einen Stapel von der CIA freigegebenen Akten über die Regierungsanstrengungen zum Sturz des kubanischen Führers.
Zu den Gegenständen, die die Zoll- und Küstenschutzbeamten am Bord des Schiffes La Esperanza gefunden haben, zählen sieben Munitionskisten, Militärkleidung, sechs tragbare Rundfunkgeräte, ein Satellitentelefon, Ferngläser und Visiere für Nachtaktionen sowie zwei Sturmgewehre, die jeweils ca. 7.000 Dollar kosten und eine Reichweite von mehr als einer Meile haben.
Herr Alfonso, der bei seiner Festnahme auf dem Schiff versicherte, die Waffen seien für die Ermordung Fidel Castros bestimmt, behauptete auch, er hätte das Weiße Haus vier Mal besucht: einmal während der Regierungszeit Reagans, einmal während der Präsidentenschaft von Bush und zwei Mal während der Clintonregierung.
Stolz zeigte er ein Bild mit Herrn Clinton, sowie weitere Bilder mit dem demokratischen Senator in New Jersey, Robert G. Torricelli, mit Herrn Mas Canosa und Félix Rodríguez, dem CIA-Agenten, der Che Guevara gefangen genommen hat und später in die Iran-Contra-Affäre verwickelt war. Das Bild mit dem Präsidenten wurde vor einem Jahr aufgenommen, als im Weißen Haus ein Akt zur Unterzeichnung des Helms-Burtons-Gesetzentwurfs stattfand, der das US-Embargo gegen Kuba ausweitete."
Diese Organisation, die in den Vereinigten Staaten gesetzlich unter der Nummer 501/C/3 eingetragen ist, wird im Register als eine gemeinnützige und soziale Bildungsorganisation geführt, deren Funktion es ist, Forschung zu betreiben, Veröffentlichungen zu schreiben, Aufklärung zu leisten und humanitären Aufgaben nachzugehen. Was ist das aber in Wirklichkeit für eine Organisation?
Eine blutbefleckte Terroristenmafia, deren großes Vermögen sehr zweifelhaften Ursprungs durch Betrügereien, Unterschlagungen, Privilegien und Regierungsunterstützungen zusammengetrieben wurde. Sie hat Unmengen Geld geliefert und kostspielige politische Kampagnen finanziert; sie hat Bürgermeister, Kongreßabgeordnete und sogar Senatoren zur Wahl verholfen; sie hat Mittel für beide Parteien zur Verfügung gestellt, sie hat Lobbyarbeit durchgeführt und völkermörderische Gesetze gegen das kubanische Volk gefördert. Sie veranlaßte die Zustimmung zu juristischen Machwerken - sogennannte Gesetze - von Torricelli, Helms und Burton sowie zahlreicher Gesetzesänderungen mit dem Ziel, unser Volk an Krankheiten und Hunger sterben zu lassen.
Mit ihrer anexionistischen Gesinnung und im Dienste einer ausländischen Macht gruppierte und unterstützte sie die schlimmsten der aus den finsteren CIA-Schulen kommenden Terroristen, die neben den Aktionen dieser Einrichtung, Tausende von Opfern auf dem Gewissen haben. Sie hat Attentatspläne gegen kubanische Führungspersönlichkeiten organisiert und finanziert sowie Verbrechen gegen Arbeiter und Touristen durchdacht und vollbracht, um die Wirtschaft des Landes zu ruinieren. Auf diese Weise hat die Organisation zum Wirtschaftskrieg der Vereinigten Staaten gegen Kuba beigetragen. Sie rief schwere Zwischenfälle hervor und hat nie aufgehört, jegliche Aggressions- und Militärinterventionspläne zu unterstützen, die man sich gegen Kuba überhaupt nur ausdenken kann. Diese Vereinigung ist bereit, unser Vaterland den Vereinigten Staaten auszuliefern, sei es auch nur als Asche unseres Volkes. Dies sind ihre sozialen, aufklärerischen, humanitären und gemeinnützigen Ziele.
Vergangenen Freitag, den 5. März 1999, heißt es in der Zeitung El Nuevo Herald unter dem Titel DIE STIFTUNG KOMMT MIT CLINTON ZUSAMMEN wortwörtlich:
Während des Gesprächs, an dem Torricelli, der Präsident der Stiftung Alberto Hernández, der stellvertretende Präsident Jorge Mas Santos und Remberto Pérez, Leiter der Stiftung in New Jersey, teilgenommen haben, wurden Präsident Clinton die Ziele erläutert, die sie für vital halten, um einen friedlichen Übergang zur Demokratie auf der Insel zu schaffen.
`Als erstes habe ich Clinton gesagt, daß er die richtige Entscheidung getroffen hätte, indem er die Zweiparteienkommission nicht unterstützte', wie Mas versicherte. 'Wir brauchen die Unterstützung der Clinton-Administration, um uns an die Freiheit Kubas anzunähern.'"
Und wie sind derweil unsere Lage aus?
Die kubanischen Sicherheitsorgane empfangen eine Expertendelegation, die Abgesandte wichtiger US-Behörden sind. Dieser Delegation werden alle nötigen Informationen zur Verfügung gestellt, von denen einige sehr vertraulich sind wie etwa Materialien, Dokumente, Zeugenaussagen und Beweismaterial. Sie versprechen in zwei Wochen zurückzukommen. Es sind 8 Monate und 22 Tage vergangen, ohne daß die vereinbarten Kontakte zustande gekommen sind.
Funktionäre des Innenministeriums empfangen zwischen dem 13. und dem 24. August 1998 die Vertretung eines wichtigen und angesehenen Presseorgans der Vereinigten Staaten und bieten ihr fast alle zur Verfügung stehenden Informationen an. Sie haben Zugang zu den verhafteten Terroristen und zu Schlüsselzeugen. Sie stellen soviele Nachforschungen an wie sie wollen, veröffentlichen aber nichts Brauchbares.
Sorgfältige Analysen, Argumente und Erwägungen von hohen kubanischen Behörden werden einem wichtigen und einflußreichen Massenmedium der Vereinigten Staaten überreicht und die vollständige, transparente und aufrichtige Wahrheit wird weder der internationalen Öffentlichkeit, noch dem Volke der Vereinigten Staaten bekanntgegeben.
Vor knapp acht Tage trifft sich in New Jersey der Präsident der Nation mit den Leitern der Kubanisch-Amerikanischen Nationalstiftung, um Geldmittel für Torricelli zu sammeln, als ob dies die heiligste Einrichtung der Vereinigten Staaten sei.
Zurückgeblieben sind unzählige Verbrechen.
Muß man noch mehr sagen?
Meinerseits habe ich meine eigenen Schlußfolgerungen gezogen und deshalb, Genossen Gerichtsmitglieder, bestätige ich die Anklage der Staatsanwaltschaft und beantrage die Todesstrafe für den Angeklagten Raúl Ernesto Cruz León.