Reflexionen des Genossen Fidel
Hat die OAS eine Existenzberechtigung?
Ich habe heute ganz offen über
die gegen die Völker von Lateinamerika begangenen Gräueltaten gesprochen. Die
karibischen Nationen waren noch nicht einmal unabhängig, als die kubanische Revolution
siegte. Genau am 19. April, Abschlusstag des Gipfels von Amerika, werden 48
Jahre seit dem Sieg von Kuba in Girón (Schweinebucht) vergangen sein. Ich war
vorsichtig bezüglich der OAS – und habe kein einziges Wort gesagt, das als eine
Beleidigung der antiquierten Einrichtung ausgelegt werden könnte, obwohl allen
bekannt ist, was für einen großen Widerwillen sie bei uns hervorruft.
Eine recht feindselige Meldung
der britischen Agentur Reuters behauptet Folgendes: „‘Wie eine zunehmende
Gruppe von lateinamerikanischen Regierungen fordert, muss Kuba ganz klar seine
Verpflichtung bezüglich der Demokratie zum Ausdruck bringen, wenn es in die OAS
zurückkehren will’, sagte Insulza in einem Interview an die brasilianische
Tageszeitung O’Globo.“
„Der US-Präsident Barack Obama
ist dabei, die alte Politik der Isolation in Bezug auf die kommunistische Insel
vor dem Gipfel von Amerika an diesem Wochenende zu überprüfen, wo zu erwarten
ist, dass führende lateinamerikanische Persönlichkeiten mit Nachdruck die Aufhebung
des gegen Kuba verhängten US-Embargos fordern werden, dass seit 1962 gilt.“
„Einige Länder haben ebenfalls
vorgesehen, um die Wiedereingliederung von Kuba in die OAS zu bitten, nachdem
das Land
„Insulza wies darauf hin, dass
die ‘Demokratieklausel der OAS als ein Hindernis innerhalb der Forderungen zur
Genehmigung der Wiederaufnahme von Kuba, einem Einparteien-Staat, bestehen
bleibt’.“
„‘Wir müssen in Erfahrung
bringen, ob Kuba daran interessiert ist, in die multilateralen Organisationen
zurückzukehren, oder ob es nur an das Ende des Embargo und das
Wirtschaftswachstum denkt’.“
„‘Dies ist ein Gipfel von
Ländern guten Willens, aber die Gutwilligkeit ist nicht ausreichend, um die
Veränderung hervorzurufen’, fügte er hinzu.“
„‘Die 34 führenden
Persönlichkeiten, die am Gipfel teilnehmen werden, an dem Kuba nicht teilnehmen
kann, sind demokratische Länder’, bedeutete Insulza, ehemaliger chilenischer
Außenminister.“
„‘Die Vollversammlung der OAS
hat beschlossen, dass alle Mitgliedsländer sich den Demokratieprinzipien anschließen
müssen’, erklärte Insulza gegenüber O’Globo, als er zu Kuba befragt wurde.“
„Aber der venezolanische
Präsident Hugo Chávez, ein harter Kritiker von Washington, hat schon
angekündigt, dass er versuchen wird, das Thema Kuba in den Mittelpunkt der
Debatte auf dem Gipfel zu stellen.“
„‘Die Rückkehr von Kuba in die
Organisation hängt nicht nur vom Gipfel von Amerika ab, sondern von der
Vollversammlung der OAS’, sagte Insulza zu O’Globo.”
Die OAS kann auf eine
Geschichte zurückblicken, welche den gesamten Müll von 60 Jahren des Verrats an
den Völkern Lateinamerikas in sich vereint.
Insulza behauptet, dass Kuba
erst von der Einrichtung akzeptiert werden muss, um dort einzutreten. Er weiß,
dass wir den infamen Namen dieser Einrichtung nicht einmal hören möchten. Sie
hat unseren Völkern keinen einzigen Dienst erwiesen; sie ist die Verkörperung
des Verrats. Wenn alle aggressiven Handlungen zusammengezählt werden, bei denen
sie Mittäter war, dann kommen mehrere hundert Menschenleben auf diese Rechnung und
mehrere blutige Jahrzehnte. Ihre Versammlung wird ein Schlachtfeld sein, dass
viele Regierungen in eine peinliche Lage bringen wird. Jedoch kann nicht gesagt
werden, dass Kuba den ersten Stein geworfen hat. Sogar die Annahme, dass wir in
die OAS eintreten möchten, beleidigt uns. Dieser Zug ist lange abgefahren, und
Insulza hat es noch nicht mitbekommen. Irgendwann wird der Tag kommen, wo viele
Länder um Vergebung dafür bitten werden, ihr angehört zu haben.
Evo hat heute Mittag
gesprochen. Er hat noch nicht das letzte Wort bezüglich seiner Teilnahme an der
Versammlung der ALBA-Alternative und dem Gipfel von Amerika oder seine
Abwesenheit bei denselben gesagt. Er hat einen klaren und überzeugenden Sieg
errungen.
Er hat jedoch die Verminderung
der den indigenen Völkern zugesprochenen Parlamentssitze von 14, die er
vorgeschlagen hatte, auf 7 akzeptiert. Der Gegner wird mit Sicherheit jenen
Punkt für seine Intrigen gegen die Bewegung Movimiento
al Sozialismo (MAS) auszubeuten versuchen, und dabei auf den Verschleiß und
die Zermürbung setzen.
Die MAS wird hart kämpfen
müssen, um das biometrische Wählerverzeichnis abzusichern und außerdem eine
Alternative, wenn es der Oligarchie gelingt, die Anfertigung des neuen
Wählerverzeichnisses zu verzögern. Sein Hungerstreik war eine mutige und kühne
Entscheidung und das bolivianische Volk hat viel an Bewusstsein hinzugewonnen.
Jetzt konzentriert sich die
Aufmerksamkeit auf den Gipfel von Amerika. Zu erfahren, was dort gesagt werden
wird, wird ein Privileg bedeuten; es wird ein Test von Intelligenz und Anstand
sein. Wir werden die OAS nicht auf den Knien bitten, in die Niederträchtigkeit
einzutreten.
Fidel Castro Ruz
14. April 2009
16:43 Uhr