Reflexionen
des Genossen Fidel
OBAMA WAR
NICHT ZU EINEM ZYNISCHEN HANDELN GEZWUNGEN
Im letzten Abschnitt einer vor zwei Monaten, d. h. am 9. Oktober 2009,
geschriebenen Reflexion unter dem Titel “Dem Dollar läuten die Glocken” habe
ich mich auf die Problematik des Klimawechsels bezogen, zu dem der
imperialistische Kapitalismus die Menschheit geführt hat.
„‘Die USA’ - so
ließ ich in Bezug auf den Kohlenstoffausstoß verlauten - ‘unternehmen keine
wirklichen Anstrengungen. Sie
akzeptieren nur 4% Reduzierung im Vergleich zu
Ich fügte unmittelbar hinzu: „Am
heutigen Vormittag, Freitag, den 9. 10., erwachte die Welt mit der Nachricht,
dass „dem guten Obama“, dem Rätselhaften, wie ihn der bolivarianische Präsident
Hugo Chávez in der UNO genannt hat, der Friedens-Nobel-Preis verliehen wurde.
Nicht immer teile ich die Standpunkte dieser Institution, aber ich sehe mich
veranlasst anzuerkennen, dass dies meines Erachtens in diesem Augenblick eine
positive Entscheidung war. Sie gleicht den Schlag aus, den Obama in Kopenhagen
erlitt, als Rio de Janeiro und nicht Chicago zum Sitz der Olympiade 2016
gewählt wurde, was zornige Angriffe seiner Gegner der extremen Rechten
hervorrief.“
„Viele werden der Meinung
sein, dass er noch nicht das Recht errungen hat, eine solche Auszeichnung zu
erhalten. Wir wollen in dieser
Entscheidung weniger die Auszeichnung
für den US-Präsidenten sehen, sondern betrachten sie als eine
Kritik an der von nicht wenigen
Präsidenten dieses Landes ausgeübten Völkermordpolitik, die die Welt an den
Scheideweg geführt haben, an dem sie sich heute befindet: als eine Mahnung zum
Frieden und zur Suche nach Lösungen, die zum Überleben der Menschheit führen.“
Es lag auf der Hand, dass ich aufmerksam den designierten schwarzhäutigen
Präsidenten eines rassistischen, sich in einer tiefen Wirtschaftskrise
befindenden Landes beobachtete, und zwar ohne ihn aufgrund einiger Erklärungen
seiner Kampagne und seines Stands als Yankee-Regierungschef vorschnell zu
beurteilen.
Knapp einen Monat
später schrieb ich in einer anderen, „Eine Science Fiction Story” betitelten
Reflexion Folgendes:
„Das US-amerikanische Volk ist Opfer und nicht der Schuldige eines
unhaltbaren Systems, schlimmer noch: eines schon mit dem Leben der Menschheit
unvereinbaren Systems.“
„Jener intelligente und rebellische Obama, der in seiner Kindheit und
Jugendzeit die Demütigung und den Rassismus erlitten hat, begreift das, aber
der im Sinne des Systems erzogene und ihm und den Methoden, die ihn an die
Präsidentschaft der Vereinigten Staaten brachten, verpflichtete Obama, kann der
Versuchung nicht widerstehen, Druck auszuüben, zu drohen und sogar die anderen
zu betrügen.“
Ich setzte unmittelbar hinzu: „Er ist besessen in seiner Arbeit.
Möglicherweise kein anderer Präsident der Vereinigten Staaten würde in der Lage
sein, sich für so ein intensives Programm zu engagieren, wie er es in den
kommenden acht Tagen zu verwirklichen beabsichtigt.“
Wie verfolgt werden kann, analysiere
ich in jener Reflexion die Kompliziertheit und die Widersprüche seiner langen
Rundreise durch den asiatischen Südosten und stelle die Frage:
„Was gedenkt unser erlauchter Freund auf seiner
intensiven Reise zu behandeln?“ Seine Berater hatten verlauten lassen, dass er
mit China, Russland, Japan, Südkorea usw., usw. usf. über alles sprechen werde.
Es ist schon offensichtlich, dass Obama das Terrain für
seine Rede vom 1. Dezember
Der Hauptanführer jener Organisation, welcher der
Terrorakt vom 11. September zugeschrieben wird, war von der Central Intelligence
Agency rekrutiert und ausgebildet worden, um gegen die sowjetischen Truppen zu
kämpfen und war nicht einmal Afghane.
Die
Meinungen von Kuba in Verurteilung jener Tat und andere zusätzliche Maßnahmen
sind an jenem selben Tag verkündet worden. Wir haben ebenfalls darauf
aufmerksam gemacht, dass der Krieg nicht den
angebrachten Weg darstellt, um gegen den Terrorismus zu kämpfen.
Die Bewegung
der Taliban - was Religionsschüler bedeutet – entwickelte sich aus jenen
afghanischen Kräften, die gegen die UdSSR kämpften und keine Feinde der
Vereinigten Staaten waren. Eine ehrliche Analyse würde zu den tatsächlichen Geschichtstatsachen
führen, die diesen Krieg hervorgebracht haben.
Heute
sind es nicht die sowjetischen Soldaten, sondern die Truppen der Vereinigten
Staaten und der NATO, die mit Feuer und Schwert
jenes Land besetzt halten. Die Politik, die dem US-amerikanischen Volk
von der neuen Regierung geboten wird, ist dieselbe, wie die von Bush, der die
Invasion des Irak angeordnet hat, das absolut nichts mit dem Angriff auf die
Zwillingstürme zutun hatte.
Der
Präsident der Vereinigten Staaten sagt kein einziges Wort über die
hunderttausenden von Menschen, einschließlich unschuldige Kinder und Greise,
die im Irak und in Afghanistan umgekommen sind und über die Millionen Iraker
und Afghanen, die an den Kriegsfolgen leiden und überhaupt keine Verantwortung
bezüglich der in New York geschehenen Ereignisse haben. Der abschließende Satz
seiner Rede: „Gott segne die Vereinigten Staaten!“, schien anstelle eines Wunsches
ein Befehl an den Himmel zu sein.
Warum
hat Obama den Friedensnobelpreis angenommen, als er schon beschlossen hatte,
den Krieg in Afghanistan bis zum Äußersten zu führen? Er war nicht zu einer
zynischen Handlung gezwungen.
Er hat
dann verkündet, dass er den Preis am
Jetzt
ist in Oslo eine weitere theatralische Rede zu erwarten, eine neue Sammlung von
Aussprüchen, welche das reale Vorhandensein einer imperialen Supermacht mit
hunderten, über die ganze Welt verteilten Militärstützpunkten, zweihundert
Jahre militärischer Invasionen in unserer Hemisphäre und über ein Jahrhundert
völkermörderischer Aktionen in solchen Ländern wir Vietnam, Laos und anderen in
Asien, Afrika, im Mittleren Osten, auf dem Balkan und an jeglichem anderen Ort
der Welt verbergen.
Das
Problem von Obama und seiner reichsten Verbündeten besteht jetzt darin, dass
der Planet, den sie mit eisernem Griff beherrschen, ihnen zwischen den Fingern
zerrinnt.
Das
von Bush begangene Verbrechen gegen die Menschheit ist gut bekannt, das
zustande kam durch das Ignorieren des Kyoto-Protokolls und das Unterlassen
während zehn Jahren derjenigen Handlungen, die schon viel eher hätten ausgeführt
werden müssen. Obama ist kein Ignorant. Er kennt die alle bedrohende
schwerwiegende Gefahr so wie Gore sie kannte, aber er zögert und zeigt sich
schwach gegenüber der verantwortungslosen und blinden Oligarchie jenes Landes. Er
handelt nicht wie ein Lincoln beim Lösen des Problems der Sklaverei und dem
Erhalt der nationalen Integrität im Jahr 1861, oder wie ein Roosevelt gegenüber
der Wirtschaftskrise und dem Faschismus. Am Dienstag hat er schüchtern einen
Kiesel in die aufgewühlten Gewässer der Weltöffentlichkeit geworfen: Lisa
Jackson, die Leiterin der EPA (Environmental Protection Agency) erklärte,
welche Bedrohungen die globale Erderwärmung für das Gesundheitswesen und das
Wohlbefinden der US-Bevölkerung bedeutet, was es Obama ermöglicht, Maßnahmen
ohne Zustimmung des Kongresses zu treffen.
Keiner
der Kriege der Menschheitsgeschichte stellt eine größere Gefahr dar.
Die
reichsten Nationen werden versuchen, die Hauptlast zur Rettung der menschlichen
Gattung auf die Ärmsten abzuwälzen. Die größten Opfer müssen von den Reichsten
gefordert werden, eine maximale Rationalität bei der Nutzung der Ressourcen und
eine maximale Gerechtigkeit für die menschliche Gattung.
Möglicherweise
wird in Kopenhagen im Höchstfall ein Zeitminimum bewirkt werden können, um einen
verbindlichen Vertrag zu erreichen, der wirklich der Suche nach Lösungen dient.
Wenn das erreicht wird, dann würde der Gipfel zumindest einen bescheidenen
Fortschritt bedeuten.
Wir
werden sehen, was geschieht!
Fidel Castro Ruz
9. Dezember 2009
12:34 Uhr