Reflexionen des Genossen Fidel

 

Gesten, die beeindrucken

 

 

Ich gestehe, dass ich oft über die dramatische Lebensgeschichte von John F. Kennedy nachgedacht habe. Ich habe jene Zeit kennen gelernt,  als er der größte und gefährlichste Gegner der Revolution war. Es war etwas, was er nicht vorausberechnet hatte.  Er sah sich selbst als den Vertreter einer neuen Generation von US-Amerikanern, die sich mit der alten und schmutzigen Politik von Männern jener Art wie Nixon konfrontiert sahen, und er hatte ihn mit verschwenderischem politischen Talent besiegt.

Für ihn bürgte sein Werdegang als Kämpfer im Pazifik und sein guter Schreibstil.

Er war von seinen Vorgängern in das Abenteuer der Schweinebucht involviert worden, weil er zu vertrauensselig war, und nicht die berufliche Erfahrung und Fähigkeit jener bezweifelte. Sein Scheitern war bitter und unerwartet, kaum drei Monate nach seinem Amtsantritt. Obwohl er nahe daran war, die Insel direkt mit den mächtigen und hoch entwickelten Waffen seines Landes anzugreifen, tat er in jenem Augenblick nicht das, was Nixon getan hätte: die Jagdbomber verwenden und die Marineinfanteristen landen. Es wären Ströme von Blut in unserem Vaterland geflossen, wo etliche hunderttausend Kämpfer zu sterben bereit waren. Er beherrschte sich und warf eine nicht leicht zu vergessende lapidare Aussage hin: „Der Sieg hat viele Väter, die Niederlage ist ein Waisenkind.“

Sein Leben war weiterhin dramatisch, wie ein Schatten, der ihn die ganze Zeit begleitete. Der verletzte Stolz war stärker und er sah sich erneut von der Idee mitgerissen, uns zu überfallen. Das führte zur Raketenkrise und zu den schwerwiegendsten Risiken eines Atomkriegsausbruchs, welche die Welt bis jetzt kennen gelernt hat. Er ging dank der Fehler seines hauptsächlichen Gegners aus jener Prüfung wie eine Autorität hervor. Er wollte ernsthaft mit Kuba Gespräche führen und beschloss es so. Er schickte Jean Daniel mit dem Auftrag, sich mit mir zu unterhalten und dann nach Washington zurückzukehren. Dieser erfüllte seine Mission in jenem Augenblick, als die Nachricht über die Ermordung von Präsident Kennedy kam. Sein Tod und die seltsame Art und Weise, wie er programmiert und durchgeführt wurde, waren wirklich traurig.  

Später lernte ich nahe Verwandte von ihm kennen, die Kuba besuchten. Ich habe weder die unangenehm zugespitzten Seiten seiner Politik gegen unser Land erwähnt noch irgendeine Anspielung auf die Versuche zu meiner Ermordung gemacht. Ich lernte seinen eigenen Sohn schon als Erwachsenen kennen, dieser war noch sehr klein, als sein Vater Präsident der Vereinigten Staaten war. Wir haben einen Meinungsaustausch wie Freunde geführt. Er starb ebenfalls in einem traurigen und tragischen Unfall. Kennedys Bruder Robert wurde auch ermordet, was die Dramatik vervielfachte, die jene Familie begleitete.

Nach so vielen Jahren erreichte uns die Information über eine Geste, die beeindruckt.

In diesen Tagen, in denen in den hohen Kreisen der Länder dieses Kontinents so viel über die lange und ungerechte Blockade gegen Kuba gesprochen wurde, lese ich in La Jornada von Mexiko eine Nachricht: „Ende 1963 versuchte der damals als Generalstaatsanwalt fungierende Robert F. Kennedy, das Reiseverbot nach Kuba außer Kraft zu setzen, und heute hat seine Tochter Kathleen Kennedy Townsend gesagt, dass Präsident Obama das berücksichtigen und Gesetzesinitiativen unterstützen sollte, um allen US-Amerikanern den freien Zugang zur Insel zu erlauben.

In offiziellen Dokumenten, die vom Forschungszentrum National Security Archive verlautbart wurden, ist registriert, dass am 12. Dezember 1963, kaum einen Monat nach der Ermordung von John F. Kennedy, der Generalstaatsanwalt  Robert F. Kennedy dem Staatssekretär Dean Rusk ein Kommuniqué zuschickte, in dem er dazu drängte, die Regelungen, welche die Reisen von US-Amerikanern nach Kuba verboten, zurückzunehmen...

Robert Kennedy argumentierte, dass das Verbot die Freiheiten der US-Amerikaner verletzte. Gemäß dem Dokument hat er behauptet, dass die jetzigen Einschränkungen inkonsistent mit den traditionellen Freiheiten der US-Amerikaner sind.  

…Jene Haltung ging innerhalb der Regierung von Lyndon B. Johnson nicht als siegreiches Argument hervor, und das State Department war der Meinung, dass die Aufhebung der Beschränkungen als ein Lockern der Politik gegenüber Kuba empfunden werden könnte und dass diese Teil einer gemeinsamen Bemühung der Vereinigten Staaten und anderer amerikanischen Republiken zur Isolierung von Kuba seien.

In einem Meinungsartikel von Kathleen Kennedy, der heute in der Washington Post veröffentlicht wird, bringt die Tochter von Robert ihren Wunsch zum Ausdruck, dass die Haltung ihres Vaters von der Regierung von Barack Obama eingenommen werde, und dass dies die Position sei, die vom Generalstaatsanwalt Eric H. Holder, Jr. gefördert werde, während die Obama-Regierung  ihren nächsten Schritt in Bezug auf Kuba bedenkt, der darüber hinausgehen sollte, nur den kubanisch-amerikanischen Bürgern freies Reisen auf die Insel zu genehmigen, und die Rechte aller US-Amerikaner in Angriff nehmen sollte, von denen die Mehrheit nicht die Freiheit dorthin zu reisen besitzt.

Kathleen Kennedy schreibt, so wie Obama beim Gipfel am vergangenen Wochenende lernte, haben die führenden lateinamerikanischen Persönlichkeiten eine koordinierte Botschaft über Kuba angenommen: dies ist der richtige Augenblick, die Beziehungen zu Havanna zu normalisieren... Durch die weiter fortgesetzten Versuche zur Isolierung von Kuba, hat Washington im Grunde genommen nur erreicht, so sagte man Obama, sich selbst zu isolieren.

So schließt sich die Nichte jenes Präsidenten, der versuchte, unser Land zu überfallen, die revolutionäre kubanische Regierung zu stürzen und die Blockade aufzuzwingen, jetzt dem immer umfangreicheren Chor an, der dafür ist, jene vor einem halben Jahrhundert aufgestellten Politikrichtlinien zurückzunehmen.“

Ein würdiger Artikel von Kathleen Kennedy!

 

 

            Fidel Castro Ruz

24. April 2009

13:17 Uhr