Reflexionen des Genossen Fidel
DAS IMPERIUM VON INNEN
(ZWEITER TEIL)
In der gestrigen Reflexion erschien ein Schlüsselabsatz des Buches von
Woodward: „Ein wichtiges Geheimnis, das niemals in den Medien oder sonst
irgendwo berichtet worden war, bestand in der Existenz einer verdeckten Armee
von 3.000 Mann in Afghanistan, deren Zielstellung es war, die Talibans zu töten
bzw. zu ergreifen, und gelegentlich in die Stammesgebiete vorzudringen, um sie
zu befrieden und Unterstützung zu erlangen.” Diese von der
CIA gebildete und manipulierte Armee
wurde als „Special Force" ausgebildet, trainiert und organisiert
und auf der Grundlage sozialer, antireligiösen und
antipatriotischen Voraussetzungen und von Stammesmerkmalen zusammengesetzt;
ihre Mission ist die Verfolgung und Ermordung der Taliban-Partisanen und
anderer Afghanen, die als extreme Moslems gelten. Sie haben
absolut nichts zu tun mit Al
Qaeda oder Bin Laden; ein Saudi, der von
der CIA rekrutiert und bezahlt worden ist, um gegen die Sowjets zu kämpfen als
ihre Truppen Afghanistan besetzten. Als
der Vizepräsident Biden anfangs 2009 nach Kabul fuhr, antwortet David McKiernan, Oberbefehlshaber der US-Truppen in Afghanistan auf seine Frage
nach Al Qaeda: „er habe in den zwei Jahren nicht einen einzigen Araber in der
Gegend gesehen.“ Trotz der relativ
kurzen und vorübergehenden Bedeutung,
die seitens der wichtigsten internationalen Medien dem Buch „Obama´s wars”
verliehen worden ist, haben sie diese
enthüllende Nachricht doch
nicht gebracht.
Die Regierung der Vereinigten
Staaten stand vor einem unlösbaren Problem. Bei einer der letzten Versammlungen
des Nationalen Sicherheitsrates während der Bush-Regierung wurde ein Bericht
gebilligt, wo Folgendes versichert wurde: „die USA würden sich in Afghanistan
nicht länger halten können, solange drei große Probleme nicht gelöst werden:
die Regierbarkeit vervollkommnen, die Korruption verringern und die Beseitigung der Sanktuarien der Talibans …”
Man könnte hinzufügen, dass das
Problem viel ersnter ist, wenn man die eingegangenen politischen und militärischen Verpflichtungen
der USA mit Pakistan berücksichtigt;
ein Land, das über Atomwaffen
verfügt und dessen Stabilität inmitten seines angespannten Gleichgewichts
ethnischen Charakters von dem abenteuerlichen Bush-Krieg in Afghanistan
beeinträchtigt worden war. Hunderte von Kilometern Gebirgsgrenze teilen
Pakistan und Afghanistan, ein Gebiet mit Bevölkerungsgruppen der gleichen
Herkunft, und jetzt werden diese durch unbemannte Flugzeuge angegriffen und
massakriert. Die NATO-Truppen, deren Moral von Tag zu Tag geringer wird, werden diesen Krieg nicht gewinnen können.
Ohne große Mengen an Treibstoff, Lebensmitteln und Munition kann keine Armee vorwärts kommen. Der eigene Kampf
der Afghanen und Pakistaner, auf der einen oder anderen Seite der Grenze, hat
den schwachen Punkt der hochmodernisierten Truppen Europas und der USA bloß gestellt. Die langen Versorgungsrouten werden zu Friedhöfen der für diese Tätigkeit
bestimmten großen LKWs und Tankfahrzeuge.
Die unbemannten Flugzeuge, die
modernsten Kommunikationsmittel, die hochmodernen konventionellen,
funkeletronischen Waffen und sogar die
Atomwaffen sind überflüssig.
Jedoch ist das Problem viel schlimmer als
diese Zeilen ausdrücken.
Wir wollen jedoch die Zusammenfassung des spektakulären Buches von Woodward
fortsetzen.
„KAPITEL 8
Jack Keane
Keane hat ihr vorgeschlagen, McKiernan durch Generalleutnant Lloyd Austin
III zu ersetzen, der zweite US-Oberbefehlshaber im Irak; und hat auch
McChrystal vorgeschlagen, wobei er hinzufügte, dass dieser ohne Zweifel der
beste Kandidat sei.
McChrystal hatte gute antiterroristische Kampagnen im Irak organisiert, aber
die taktischen Erfolge wurden nicht zu strategischen Siegen. Deshalb war der
Kampf gegen die Aufständischen so wichtig.
KAPITEL 9
Während der Anhörung zur Bestätigung von Leon Panetta als CIA-Direktor vor
dem Geheimdienstausschuss des Senats hat dieser behauptet, dass die Agentur die
vermutlichen Terroristen nicht mehr in ein anderes Land zum Foltern schicken würde,
da es gemäß den Dienstanweisungen des neuen Präsidenten verboten ist. Er
erklärte, dass er vermute, dass die CIA Personen in andere Länder schickt,
damit sie dort mit solchen Techniken verhört werden, die gegen ‚unsere Normen
verstoßen’.
Während der Fernsehübertragung hat Hayden ihn beobachtet und sich verärgert
gefragt, ob Panetta das im vorangegangenen Monat stattgefundene Gespräch mit
ihm ignoriert hatte. Hayden hat sich mit Jeff Smith
Hayden hat sich später mit Panetta getroffen und ihm gesagt, dass er seine
Schriften gelesen habe, wo er geschrieben hat, dass die Bush-Regierung die
beste Geheimdienstinformation ausgewählt habe, um vorzubringen, dass es im Irak
Massenvernichtungswaffen gibt. Panetta hatte die von Rumsfeld eingerichtete
Spezialeinheit des Pentagons dessen beschuldigt. Panetta antwortete, dass es
nicht wahr sei, und ein Fehler von ihnen gewesen sei und akzeptierte, dass in
diesem Fall der demnächst von ihm zu leitenden Agentur ein katastrophaler
Geheimdienst-Irrtum unterlaufen ist.
Am 13. Februar traf sich der Präsident nochmals mit dem Nationalen Sicherheitsrat,
um über die vier Optionen zum Aufmarsch der Truppen in Afghanistan zu
debattieren.
1. Erst nach der Festlegung einer Strategie eine Entscheidung
treffen;
2. Unverzüglicher
Versand von 17.000 Mann;
3. 17.000 Mann
senden, aber in zwei Kontingenten;
4. 27.000 Mann
senden, womit dem Antrag des Generals McKiernan nachgekommen würde.
Clinton, Gates
KAPITEL 10
Das Ziel war klar für die Obama Regierung: Al Qaeda und deren
extremistische Verbündete zu zerschlagen und endgültig zu besiegen, sowie deren
Hilfsstrukturen und Sanktuarien in Pakistan, und ihre Rückkehr nach Pakistan
oder Afghanistan zu verhindern. Jones
Bei einer Beratung mit dem Nationalen Sicherheitsrat sagte Obama, dass er
mindestens zwei Jahre lang eine Volksunterstützung für seine Strategie erwarte.
Biden sagte, dass die Würfel gefallen seien, obwohl er bemerkte, dass er diese Ansicht nicht teilte, aber trotzdem die
Strategie des Präsidenten unterstützen würde.
KAPITEL 11
Petraeus zeigte sich besorgt. Er
machte sich Sorgen darum, Opfer seiner vorigen Erfolge im Irak zu werden. Eine
Aufstandsbekämpfung war vielleicht nicht die korrekte Strategie in Afghanistan,
aber Petraeus hatte einer Expertengruppe im Bereich geheimdienstliche
Operationen und Aktivitäten, welche einer anderen Meinung waren, die Aufgabe
gegeben, das Thema zu untersuchen. Anscheinend hatte der Präsident ihre
Argumente für eine Aufstandsbekämpfungsoperation nicht akzeptiert. Der
Präsident hat in einer Rede seine Strategie bekannt gegeben, Al Qaeda zu
zerschlagen und zu besiegen. Ein Leitartikel
der Tageszeitung The Washington Post hat den Plan mit folgender
Schlagzeile gelobt: ,Der Preis des Realismus’.
Die Rede hat einige überrascht. Der Präsident selbst hatte einige
Veränderungen am Text vorgenommen.
Obama hatte sich nicht vollkommen zur Entsendung von allen von der Armee
verlangten Truppen verpflichtet. Obama
hat gesagt, dass er diese Frage nach den Wahlen in Afghanistan erneut auswerten
würde.
Dem Verteidigungsminister Gates schien die Entscheidung gelegen: Zwei Tage
später hat er erklärt, dass er es nicht für nötig halte, weitere Truppen zu
verlangen oder den Präsidenten darum zu ersuchen, sie zu bewilligen, bis nicht
sichtbar würde, wie sie ihre Rolle erfüllen.
Der Präsident von Pakistan traf sich mit Obama in seinem Büro. Obama hat
ihm gesagt, dass er Pakistan nicht gegen
Indien bewaffnen wolle. Er hat
anerkannt, dass sie in Swat vorgerückt waren, jedoch hatte der Waffenstillstand
verursacht, dass die Extremisten die Legitimität der pakistanischen Regierung
untergraben haben und dass die Regierung so den Eindruck vermittelt, als ob
niemand sein Amt ausüben würde. Obama hat anerkannt, dass Pakistan nun
entschlossener handele, was schon wegen seinem Vorgehen in Swat eindeutig
geworden war und weil es zugelassen hat, dass die CIA im vorangegangenen Monat
im Durchschnitt alle drei Tage einen Angriff mit unbemannten Flugzeugen
ausführen konnte. Die Pakistaner waren mit 15 000 Mann eine der bis jetzt
größten Operationen gegen die Taliban angegangen.
Der Befehlshaber des Gemeinsamen Generalstabs merkte, dass die Lösung der afghanischen Frage direkt vor allen Augen
war, sie streifte auf den Fluren des Pentagons herum. McChrystal war schon eine Legende. Er hatte
mehr als jemand anders an der Lösung von Problemen gearbeitet, ohne sich zu
beschweren. Er führte alle Befehle genauestens aus. Schließlich hat Gates bekannt gegeben, dass
McChrystal der neue Kommandeur der Truppen in Afghanistan sein würde. Er hat
gesagt: ,Unsere Mission dort bedarf neuer Ideen und neuer Betrachtungsweisen
seitens unserer militärischen Führungskräfte.’ Nachher hat Obama ausgedrückt,
dass er mit dieser Entscheidung einverstanden gewesen sei, weil er Gates und
Mullens Meinungen vertraue, dass er aber keine Gelegenheit gehabt hatte,
persönlich mit ihm zu sprechen.
Am 26. Mai 2009 ist im Bericht an den Präsidenten einer der empfindlichsten
Berichte über tiefgründigen Geheimdienst aufgetaucht. Sein Titel war folgender:
Die Al Qaeda-Rekruten in Nordamerika könnten die Ziele und Taktiken in den
Vereinigten Staaten und in Kanada ändern. Laut dem Bericht, trainierten etwa 20
Al Qaeda-Anhänger mit US-amerikanischen, kanadischen oder europäischen Pässen
in den Sanktuarien von Pakistan, um in ihre Heimatländer zurückzukehren und
hochprofilige terroristische Handlungen
auszuüben. Zu ihnen gehörten ein halbes Dutzend aus dem Vereinigten
Königreich, mehrere Kanadier, einige Deutsche und drei US-Amerikaner. Ihre
Namen waren nicht bekannt. Dennis Blair dachte, dass die Berichte alarmierend
genug und glaubhaft wären, um den Präsidenten darüber in Kenntnis zu setzen.
Aber Rahm Emmanuel war damit nicht einverstanden. Blair hat als
Geheimdienstberater des Präsidenten geantwortet, dass er ernsthaft besorgt sei
und Emmanuel hat ihn beschuldigt zu
versuchen, ihn und den Präsidenten dafür verantwortlich zu machen.
Als Blair das Weiße Haus verlassen hat, war er überzeugt, dass beide auf
verschiedenen Planeten hinsichtlich dieses Themas lebten. Er sah jedes Mal mehr
einen Defekt in der Regierung.
KAPITEL 12
Der General Jones pflegte selber nach Afghanistan zu reisen, um seine
eigenen Einschätzungen vorzunehmen. Er war der Meinung, dass die Vereinigten
Staaten diesen Krieg nicht verlieren dürften, weil die Leute sagen würden, dass
die Terroristen gewonnen hätten, und so würde man diese Art Aktionen in Afrika,
in Südamerika und an anderen Orten sehen. Organisationen wie die NATO, die
Europäische Union und die Vereinten Nationen könnten auf den Müllabladeplatz
der Geschichte geraten.
Jones besucht die verwundeten Soldaten, kommt mit den Obersten zusammen und
führt ein Gespräch mit McChrystal.
McChrystal gesteht ihm, dass Afghanistan in einer schwierigeren Lage sei
als er erwartet hatte. Er hat darauf hingewiesen, dass es übermäßig viele Gründe
gäbe, um sich Sorgen zu machen und dass die Lage, wenn sie nicht bald umgekehrt
würde, irreversibel werden würde. Jones hat darum gebeten, ihm die Probleme
aufzuzählen und McChrystal hat begonnen, eine ganze Litanei von ihnen
vorzubringen: die Anzahl von Talibanen im Lande sei viel höher, als man dachte (25.
000). Jones hat erläutert, dass das
Ergebnis des von Pakistan mit seinen Volkstämmen unterzeichneten Vertrages
sei, denn dort könnten die Taliban ohne
Störungen trainiert werden. Die Anzahl
der Taliban-Angriffe erreichte fast 550 wöchentlich und in den letzten Monaten
hatte sich das fast verdoppelt. Im Unterschied zu den acht Toten des vorigen
Jahres töteten die Bomben am Straßenrand jeden Monat etwa 50 Mann der
Koalitionstruppen.
Jones bestand darauf, dass die neue Strategie drei Etappen habe:
1.- Die Sicherheit;
2.- Die wirtschaftliche Entwicklung und den Wiederaufbau;
3.- Die Regierbarkeit durch die Afghanen unter Geltung des Gesetzes.
Jones bestand darauf, dass der Krieg nicht nur von der Armee gewonnen
würde, dass während des nächsten Jahres der Teil der Strategie, der zu
funktionieren beginnen sollte, die wirtschaftliche Entwicklung sei, und dass in
dem Fall, wenn man das nicht gut tun würde, es nicht genügend Truppen auf der
Welt geben würde, um den Sieg zu
erreichen. Jones hat aufgeklärt, dass dies eine neue Epoche sei, und dass Obama
den Armeekommandeuren nicht alle von ihnen verlangte Kräfte geben würde, wie es
Bush während des Kriegs im Irak zu tun pflegte. Jones hat hinzugefügt, dass der
Präsident wisse, dass er auf des Messers Schneide ginge, was nicht nur bedeute,
dass es schwierige und gefährliche Zeiten seien, sondern auch, dass die Lage
sich in die eine oder andere Richtung entwickeln könne.
In der Provinz Helmand hat Jones erklärt, dass Obamas Strategie die
Verringerung der Beteiligung und der Verpflichtung der Vereinigten Staaten
bezwecke, dass er nicht meine, dass der Krieg in Afghanistan allein der Krieg der Vereinigten Staaten sein
sollte, dass es aber einen Trend, ihn zu amerikanisieren, gegeben habe.
Nach seiner Rückkehr teilte Jones Obama mit, dass die Lage bestürzend sei;
dass das, was ihm in den letzten Monaten gesagt wurde, mit dem, was General
McChrystal zu konfrontieren habe, nichts zu tun habe. Obama fragt ihn
schließlich, wie viele Truppen man brauche und Jones informierte ihn, dass es
noch keine endgültige Zahl gebe. Er sei
der Meinung, dass es nötig sei, die zwei ersten Etappen der Strategie zu
vervollständigen — wirtschaftliche Entwicklung und Regierbarkeit —. Sonst würde
Afghanistan einfach jegliche zusätzliche Anzahl von Truppen schlucken.
Im Pentagon war die Reaktion ganz anders. Jones wurde beschuldigt, die
Anzahl der Truppen einschränken zu wollen.
Dieser brachte vor, dass es nicht gerecht sei, dass der Präsident jene
Entscheidung getroffen habe, die er im März treffen musste, und dass er, bevor
die 21.000 Mann dort vervollständig
seien, entscheide, dass die Lage dort so schlimm sei, dass man 40.000 bis
80.000 Mann zusätzlich brauche.
Zwischen dem Weißen Haus und dem Pentagon existierte eine immer größere
Kluft, und dies geschah knapp vier Monate nachdem der Präsident seine neue
Strategie bekannt gegeben hatte.
KAPITEL 13
Einige Beamte der US-amerikanischen Regierung beschrieben die Regierung
Obamas indem sie die afghanische Terminologie verwendeten und sagten, die
Präsidentschaft sei von „Stämmen“ bevölkert, was ihre Spaltungen
widerspiegelte. Hyllarys Stamm wohne im State Department; der Stamm von Chicago
besetze die Büros von Axelrod und Emmanuel; der Stamm der
Präsidentschaftskampagne besetze den Nationalen Sicherheitsrat, welcher vom
Kabinettschef Mark Lippert und vom Direktor für strategischen Kommunikationen,
Denis McDonough geleitet sei. Diese Gruppe nannten sie die ‚Aufständischen'.
Die Niederlage der Taliban forderte mehr Truppen, Geld und Zeit als ihre
Zerlegung. Die Niederlage bedeutete eine bedingungslose Kapitulation, eine
totale Kapitulation; den Sieg, das Gewinnen im weitesten Sinne des Wortes, d.h.
die Taliban völlig zu zerstören.
Richard Holbrooke zeigte sich pessimistisch bezüglich der Wahlen vom 20.
August in Afghanistan und erklärte: ‚Wenn es 10 mögliche Ergebnisse in
Afghanistan gäbe, dann sind 9 von ihnen schlecht. Alle schwanken zwischen dem
Bürgerkrieg und der Regellosigkeit.’
Sobald die Wahllokale am 20. August geschlossen wurden, gab es Berichte
über Betrug an den Wahlurnen. Aus Sicherheitsgründe verließen viele der Beamten
der Vereinten Nationen und des State Department nicht ihre Wohnhäuser, um die
Wahllokale zu besuchen.
Am Folgetag der Wahlen hatten Holbrooke und der US-amerikanische
Botschafter eine Zusammenkunft mit Karzai und fragten ihn, was er tun würde,
wenn es eine zweite Runde gäbe. Karzai sagte, er sei wieder gewählt worden und
es werde keine zweite Runde geben.
Nach der Zusammenkunft rief Karzai das Operationszentrum des State
Department an und bat darum, mit Obama oder Hillary zu sprechen. Der
US-amerikanische Botschafter empfahl dem Präsidenten, den Anruf nicht
anzunehmen, denn Karzai sei in die Defensive gegangen, indem er sagte, dass
eine zweite Runde unmöglich sei. Obama war damit einverstanden, nicht mit ihm
zu sprechen.
Die Geheimdienstberichte beschrieben Karzai als eine in immer höherem Grade
wahnsinnige und paranoische Person. Karzai sagte zu ihnen: ‚Sie sind gegen
mich. Es ist ein Komplott zwischen den US-Amerikanern und den Briten.’
Im August wurde eine Gruppe gebildet, um die Mitglieder der strategischen
Gruppe von General McChrystal, die gerade aus Afghanistan zurückgekommen waren,
zu interviewen und herauszufinden, was vor Ort gerade geschieht, wie der Krieg
läuft, was funktioniert und was nicht. McChrystal übergab der Gruppe drei
Fragen, die sie als Richtlinien untersuchen sollten: Ist es möglich, die
Mission zu erfüllen? Und wenn ja, was muss geändert werden, um die Mission zu
erfüllen? Sind mehr Ressourcen nötig, um die Mission zu erfüllen?
McChrystal bat die Gruppe darum, pragmatisch zu sein und sich auf jene
Sachen zu konzentrieren, die wirklich funktionierten.
Die Gruppe war zu dem Schluss gekommen, dass die Armee das afghanische Volk
relativ wenig verstand. Sie konnte nicht begreifen, wie sehr die von den
Taliban geführten Einschüchterungskampagnen die Bevölkerung schädigten. Die
Sammlung von Geheimdienstinformation war eine Katastrophe. Die Gruppe fand
heraus, dass 70 Prozent der Geheimdienstanforderungen auf den Feind hinzielte.
Einige Gruppenmitglieder dachten, dass innerhalb von ein oder zwei Jahren der
Krieg völlig amerikanisiert sein wird. Die US-Amerikaner bevorzugten, dass die
Verbündeten der NATO Geld und Berater für die afghanischen Sicherheitskräfte
einbringen anstatt dass sie im ganzen Land herumstreichen und Luftunterstützung
anfordern, um die verdächtig aussehenden Afghanen anzugreifen.
Die Gruppe hatte nur schlechte Nachrichten für McChrystal. Es könnte die
beste Kampagne der Weltgeschichte gegen die Aufständischen geführt werden, und
selbst so würde diese wegen der Schwäche und der Korruption innerhalb der
afghanischen Regierung scheitern. McChrystal sah aus, als ob er von einem Zug
überfahren worden wäre. Trotzdem bedankte er sich bei der Gruppe.
McChrystal teilte Gates mit, er brauche 40. 000 Mann mehr. Nach langen
Diskussionen versprach ihm Gates, er werde ihm so viele Truppen geben, wie er
könne, solange er könne. Und sagte zu ihm: ‚Sie haben ein Kampffeld dort und
ich habe ein Kampffeld hier.’
KAPITEL 14
Biden hatte fünf Stunden lang versucht, eine Alternative für McChrystal zu
entwerfen, die er ‚Antiterrorismus Plus’ genannt hat. Statt einer großen Menge
Soldaten zu senden, war der Plan darauf konzentriert, was er als die echte Bedrohung
ansah: Al Qaeda. Diese Strategie betonte
die Zerstörung der terroristischen Gruppe mittels der Ermordung oder der
Ergreifung ihrer führenden Köpfe. Biden
dachte, dass es möglich sei, Al Qaeda zu überzeugen, nicht nach Afghanistan
zurückzukehren, und so zu vermeiden, die kostspielige Mission zum Schutz des
afghanischen Volkes in Angriff zu nehmen.
Biden dachte, dass Al Qaeda jenem Weg folgen würde, wo sie den geringsten
Widerstand antreffen würde, und dass sie unter folgenden Voraussetzungen nicht
zu ihren Herkunftsplätzen zurückkehren würden:
1. Wenn die Vereinigten Staaten
mindestens zwei Stützpunkte (Baram und Khandahar) halten, damit die Special
Force überall im Land handeln können;
2. Wenn die Vereinigten Staaten genug Soldaten haben, um den afghanischen
Luftraum zu kontrollieren;
3. Wenn die menschlichen
Geheimdienstnetze in Afghanistan ihnen Informationen über die von den
Spezialstreitkräften anzugreifenden Ziele geben;
4. Wenn die CIA-Elite, eine Streitkraft aus 3.000 Afghanen für antiterroristische
Operationen, sich frei bewegen kann.
Afghanistan müsste zu einer etwas feindlichere Umgebung für Al Qaeda werden
als Pakistan, damit sie sich entscheiden, nicht zurückzukehren.
Obama brauchte jemand, der ihm eine Richtschnur ist. Er war nur vier Jahre
lang im Senat gewesen und Biden 35. Der
Präsident dachte, dass die Militärs ihn nicht unter Druck setzen könnten, aber
sie konnten einen unerfahrenen Präsident fertig machen. Biden kam zu Obama, und dieser sagte zu ihm:
‚Du bist derjenige, der diese Leute kennt. Du hast grünes Licht. Stelle sie
unter Druck’.
Später hat Obama gestanden, dass er wollte, dass sein Vizepräsident
ein aggressiver Lästerer wäre, der genau
sagt, was er denkt, und die schwierigsten Fragen stellt, weil er davon überzeugt
war, dass dies die beste Art und Weise sei, dem Volk und den Truppen zu dienen,
in dem man eine heftige Debatte über diese Themen von Leben oder Tod führt.
Obama hat eine kleine Gruppe der erfahrensten Mitglieder seines Nationalen
Sicherheitsrates aufgerufen, den von McChrystal ausgearbeiteten vertraulichen
Bericht von 66 Seiten zu analysieren, der zusammenfassend sagte, dass der Krieg
möglicherweise in den nächsten 12 Monaten scheitern würde, wenn keine weiteren
Truppen geschickt würden. Der Präsident fügte hinzu, dass die Optionen in
diesem Fall nicht gut seien und erklärte, dass er die vom General oder anderen
Personen vorgeschlagene Lösung nicht automatisch akzeptieren wird. ‚Wir müssen
das mit dem Geist, unserem eigenen Dünkel zu trotzen, in Angriff nehmen´.
Peter Lavoy, stellvertretender Analytik-Leiter des Direktorbüros der DNI,
war der Meinung, dass Bin Laden und seine Organisation nach den Angriffen von
unbemannten Flugzeugen Schläge erlitten hatten und belagert, aber nicht
zunichte gemacht worden waren, und dass Al Qaeda zum Blutsauger der Taliban
geworden ist.
Obama wollte wissen, ob es möglicht sei oder nicht, Al Qaeda zu besiegen
und wie; ob es nötig sei, die Taliban zu zerstören, um Al Qaeda zu vernichten;
was könnte man in den nächsten Jahren erreichen; welche Art der Präsenz braucht
man in Afghanistan, um dort eine effiziente antiterroristische Plattform zu
besitzen.
Was nicht gesagt wurde und alle wussten, war, dass ein Präsident einen
Krieg nicht verlieren kann und auch nicht zeigen kann, dass er davor steht, ihn
zu verlieren. Obama sagte, dass es nötig sein wird, fünf Jahre lang zu
arbeiten, und schlug vor, andere Prioritäten des Landes zu berücksichtigen.”
Fidel Castro Ruz
11. Oktober 2010
18:00 Uhr