Reflexionen
des Genossen Fidel
DAS
IMPERIUM VON INNEN
(DRITTER
TEIL)
„KAPITEL 15
Zwei Tage nach der
ersten Strategiesitzung erschien Admiral Mullen vor dem Ausschuss der
Bewaffneten Dienste des Senats zur Anhörung im Hinblick auf ein zweites Mandat
von weiteren zwei Jahren. Im seinen Plädoyer bezog sich der Admiral auf die von
McChrystal vorgeschlagene Strategie und fügte hinzu, dass das ‚möglicherweise
einen größeren Truppeneinsatz bedeutet’.
Als Obama von Mullens
Erklärung erfuhr, ließ er seinen Mitarbeiterstab wissen, wie unzufrieden er
war, als er hörte, dass Mullen öffentlich die McChrystal-Strategie unterstützt.
Der Admiral erklärte, dass ‚die Taliban-Bewegung sowohl an Größe als auch an
Komplexität gewachsen sei’, und er deswegen die Bemühungen in Richtung einer
Aufstandsbekämpfung mit geeigneten Mitteln unterstütze. Wusste der Admiral etwa
nicht, was Obama nur zwei Tage zuvor gesagt hat? Hat der Präsident nicht allen Anwesenden,
also auch Mullen, gesagt, dass keine der Optionen zu passen scheint, und dass
es notwendig sei, dass sie ihre eigenen Annahmen in Frage stellen und in vier
oder fünf Sitzungen über diese Angelegenheit debattieren sollten? Was also hat der Oberste Militärberater des
Präsidenten getan, indem er diese vorläufigen Schlussfolgerungen öffentlich
bekannt machte?
In der Sitzung der Chefs
des Nationalen Sicherheitsrates war offensichtlich, dass sie wütend waren. Die
Generäle und Admiräle versperren dem Präsident ständig den Weg.
Emmanuel kommentierte,
dass das Verhalten untereinander zwischen Admiral und Petraeus nicht korrekt
sei, dass alle öffentlich den Gedanken unterstützt haben, dass es notwendig
sei, mehr Truppen zu senden. Der Präsident hatte nicht die geringste Chance.
Morrell war der Meinung,
dass Mullen die Gegensätze bei seiner Audienz hätte vermeiden können, wenn er
ganz einfach nur gesagt hätte, dass er der Oberste Militärberater des
Präsidenten der Vereinigten Staaten und des Verteidigungsministers sei, und
dass er beiden seine Empfehlungen zuerst im privaten Gespräch mitteilen würde,
bevor sie öffentlich bekannt gegeben würden, und dass er es nicht für
angemessen halte, sie zuerst dem Ausschuss mitzuteilen.
Morrell dachte, dass
alles sei Teil des zwanghaften Mitteilungsbedürfnisses, unter dem Mullen litt,
um sich hervorzutun und das Wertmaß seiner Stellung zu stärken. Er hatte eine
Webseite in Facebook, ein Account in Twitter
Mullen selbst bemerkte,
als er in die Lobby ging, dass er der Mittelpunkt einer hitzigen
Auseinandersetzung war.
Emmanuel und Donilon
fragten ihn: ‚Wie sollen wir dieser Angelegenheit nun gegenüber treten? Du hast
das gesagt, und was sollen wir nun sagen?’
Emmanuel fügte hinzu,
dass dieser Satz in allen Abendnachrichten Schlagzeilen machen würde.
Mullen war erstaunt. Das
Weiße Haus wusste im Voraus, was er sagen wird, aber in seiner Erklärung hatte
er keine Zahlen über die Truppen genannt. Er war so allgemein geblieben, wie er
nur konnte. Aber bei seiner Anhörung hatte er die Wahrheit zu sagen, und die
Wahrheit war, dass er die Vorstellung über die Notwendigkeit einer Aufstandsbekämpfung
unterstütze. ‚Das ist, was ich denke’, sagte er. Welche Alternative hatte er?
Donilon fragte sich,
warum Mullen das Wort ‘möglicherweise’ benutzt hat, und warum er nicht gesagt
hat: ‚Ich weiß es nicht.’ Das wäre besser gewesen.
Die Schlagzeile der
ersten Seite der The Washington Post am nächsten Morgen
lautete: ‚Mullen: ‚Möglicherweise’ werden mehr Truppen benötigt.’
Am 16. September hat
Obama Collin Powell, General a.D., zu einem Privattreffen ins Ovale Büro
einberufen. Als Republikaner hatte Powell Obamas Wahlkampagne sehr stark
unterstützt.
Bezüglich Afghanistans
sagte Powell zu ihm, dass es sich nicht um eine Entscheidung handle, die man
einmal getroffen hat. Das wird eine Entscheidung sein, die Konsequenzen für
einen großen Teil der Regierung haben wird. Er empfahl ihm: ‚Herr Präsident,
lassen Sie sich nicht von der Linken unter Druck setzten. Die wollen, dass Sie
nichts tun. Lassen Sie sich nicht von der Rechten unter Druck setzen. Die
wollen, dass Sie alles tun. Denken Sie in aller Ruhe nach und entscheiden Sie
selbst.’
Und er sagte ihm
außerdem, er solle sich nicht von der Presse unter Druck setzen lassen, sondern
sich die Zeit nehmen und alle Informationen sammeln, um sicher zu gehen, dass
er sich dann mit der getroffenen Entscheidung eins fühlt.
‚Falls Sie entscheiden,
mehr Truppen zu senden, oder wenn Sie denken, dass das das Notwendige ist, vergewissern
Sie sich genau, was diese Truppen dort tun werden, und versuchen Sie eine
Gewissheit zu erlangen, dass dieser zusätzliche Truppeneinsatz auch zum Erfolg
führen wird. Sie können den Erfolg auf einem so komplizierten Schauplatz wie
Afghanistan nicht garantieren, der mit dem Problem von Pakistan nebenan eher
komplizierter wird.’
‚Sie müssen garantieren,
dass die Basis für Ihr Engagement dort solide ist, denn im Moment ist sie ein
bisschen aufgeweicht’, sagte Powell in Bezug auf Karzai und die allgemeinen
Korruption in dessen Regierung.
Der Präsident hat einen
Gegenaufstand nicht voll unterstützt, denn das würde bedeuten, die
Verantwortung für Afghanistan für einen längeren Zeitraum zu übernehmen.
Der Präsident sagte,
dass, wenn die Einschätzung von McChrystal fertig sei, es unumgänglich sei,
dass sich alle in einem Saal zusammensetzen müssen um zu gewährleisten, dass
alle dasselbe Lied aus dem Gesangsbuch singen.
KAPITEL 16
Am 29. September berief
Jones die leitenden Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates zu einer zweistündigen
Debatte als Probe für die Sitzung am nächsten Tag ein, ohne die Anwesenheit des
Präsidenten.
Jeder, der ein Video der
Sitzung gesehen hätte, würde vermutlich in Aufruhr geraten. Acht Jahre nach
Beginn des Krieges wurde noch immer darüber debattiert, welches die Hauptziele waren.
Biden hatte ein sechsseitiges Memorandum
ausschließlich für den Präsidenten geschrieben, in dem er die Berichte des
Nachrichtendienstes über die Taliban-Bewegung in Frage stellt. Die Berichte stellte
die Taliban als die neue Al-Qaida vor.
Da die Talibans diejenigen waren, die gegen die US-Amerikaner kämpften,
wurde es zur Gewohnheit, dass Araber, Usbeken, Tadschiken und Tschetschenen anlässlich
ihres so genannten Jihad-Sommers nach
Afghanistan kamen.
Biden wies darauf hin,
dass die Zahlen übertrieben waren, dass die Anzahl ausländischer Kämpfer in
keinem Fall 50 bis 75 überschritten.
Am Mittwoch, dem 30.
September, führte der Präsident eine zweite Sitzung durch, um das Problem
Afghanistan und Pakistan zu analysieren.
Diesmal war der Teilnehmerkreis größer. Petraeus war anwesend.
Der Präsident fragte: ‚Gibt
es jemanden, der der Auffassung ist, dass wir uns aus Afghanistan zurückziehen
sollten?’ Alle schwiegen. Keiner hat etwas gesagt.
‚Gut’, sagte der Präsident,
‚da wir das jetzt geklärt haben, machen wir weiter!’
Obama wollte sich auch
während der restlichen Sitzung vom Thema Afghanistan fern halten.
‘Beginnen wir damit, was
uns wirklich interessiert, und zwar Pakistan, nicht Afghanistan’, sagte
er. ‚In der Tat, wenn Sie wollen, können
Sie den pakistanischen Führern sagen, dass wir aus Afghanistan nicht weggehen.’
Obama legte die Geschäftsordnung
für den Rest der Sitzung fest. ‚Tatsächlich möchte ich mich auf die Vereinigten
Staaten konzentrieren. Ich bin der Auffassung, dass drei Schlüsselziele existieren.
Eins davon ist der Schutz der Vereinigten Staaten, der Verbündeten und der
Interessen im Ausland. Zwei, die Sorge um die Stabilität und die Nuklearwaffen
in den Händen von Pakistan. Wenn ich meine Aufmerksamkeit auf die Vereinigten
Staaten lenke, gibt es da einen Unterschied zwischen den Gefahren, die von der Al-Qaida
oder der Taliban ausgehen?’
Lavoy und Petraeus haben
ihrerseits das Wort ergriffen.
MacChrystal stellte in einer Präsentation
‚Den Weg’ vor, seine erste Einschätzung.
Obama sagte: ‚Gut, Ihr
habt eure Arbeit gemacht, aber es gibt drei neuen Ereignisse: Die Pakistaner haben
ihr Verhalten positiv verändert; die Lage in Afghanistan ist viel ernster, als
wir annahmen; und die afghanischen Wahlen haben nicht die erwartete Wende
gebracht - eine legitimere Regierung.’
Biden befürwortete die
vom Präsidenten angefochtene Vermutung, dass sich Pakistan auf die gleiche
Weise wie Afghanistan entwickeln würde.
Robert Gates schlug vor,
die Interessen im Ausland und die der Verbündeten zu berücksichtigen.
Zum Ende der Sitzung hat
Hillary gefragt, wie die zusätzlichen Truppen eingesetzt werden sollten, wohin
sie gebracht werden, ob sie als Berater dorthin entsandt würden, und wie man mit
den Lehren aus dem Irak umgehen würde.
‚Die Analysen des
Nachrichtendienstes auf höchster Ebene waren über eine Aktion in Afghanistan
zurzeit niemals schlüssig. Ein vollkommen unstabiles Afghanistan würde früher
oder später Pakistan destabilisieren. So lautete die Frage an den Präsidenten
und seine Mitarbeiter wie folgt: „Können die Vereinigten Staaten dieses Risiko
eingehen?’
Gates traf sich mit dem
pakistanischen Botschafter Haqqani in den Vereinigten Staaten. Er sollte ihm
eine ausdrückliche Botschaft des Präsidenten überreichen: ‚Wir werden nicht aus
Afghanistan weggehen.’ Haqqani stellte eine lange Liste von Dingen vor, die die
pakistanische Armee brauchte. Der Kongress hatte im Mai einen Fonds von 400
Millionen US-Dollar zur Verbesserung des Arsenals der Aufstandsbekämpfung
genehmigt. Haqqani sprach das Problem
der 1,6 Milliarden an, die die Vereinigten Staaten der pakistanischen Armee
dafür schuldeten, dass sie die gesamte Grenze entlang militärischen Operationen
durchführen können. Nach dem 11. September haben die Vereinigten Staaten eine
Kostenrechnung zugunsten Pakistan und anderer Länder eröffnet, die sie Unterstützungsfonds
für die Koalition nennen, aus dem sie den Verbündeten die geleistete Hilfe
zurückerstatten.
KAPITEL 17
Obama trifft sich mit
einer Zweiparteien-Gruppe von ungefähr 30 Führern des Kongresses zwecks einer
aktualisierten Information über die Revision der Strategie.
Mehrere Abgeordnete
kritisierten den vom Biden verteidigten Standpunkt einer antiterroristischen
Offensive. Sie legten ihn als eine Art Reduzierung der Präsenz der Vereinigten
Staaten aus.
Biden erläuterte, dass
er nicht eine Politik verteidigt, die bei der Durchführung einer Operation nur auf den
Einsatz von Spezialtruppen setzt.
Der Präsident musste
klarstellen, dass niemand vom Weggehen aus Afghanistan spricht.
McCain sagte, er erwarte
nur, dass die Entscheidung nicht unüberlegt getroffen wird und die Tatsache
beachte, dass die Entscheidung von Obama als Oberbefehlshaber getroffen werden muss.
Obama erwiderte: ‚Ich
versichere Ihnen, dass ich keine unüberlegte Entscheidung treffe. Und Sie haben
vollkommen Recht. Ich muss die Entscheidung treffen, ich bin der
Oberbefehlshaber.’
Obama fuhr fort: ‚Niemandem
liegt diese Entscheidung so am Herzen ―und zwar auf ordnungsgemäße
Weise― wie mir.’
An demselben Tag, um 15.30
Uhr berief Obama erneut sein Team zusammen,
um die Lage in Pakistan zu analysieren.
Der Konsens innerhalb
der Nachrichtendienste bestand darin, dass die Lage in Afghanistan nicht gelöst
wird, solange keine stabilen Beziehungen zwischen Indien und Pakistan bestehen.
Mullen wies darauf hin,
dass sich die Programme zur Zusammenarbeit zwischen den Armeen der Vereinigten
Staaten und Pakistan für Ausrüstungen, Ausbildung und sonstige Vorhaben auf
fast 2 Milliarden pro Jahr erhöht haben.
Es gab Vorschläge über
die Eröffnung neuer Einrichtungen in Pakistan mit dem Ziel, Informationsquellen
in die Stammesgemeinschaften zu infiltrieren und militärische Berater der
Vereinigten Staaten in pakistanische Einheiten einzubeziehen.
Obama
stimmte allen Aktionen vor Ort zu. Es
war unüblich, einen Befehl unmittelbar vom Präsidenten zu erhalten, denn bis
zum heutigen Zeitpunkt hat man in den Arbeitsberatungen viel gesprochen, aber keine
Entscheidungen getroffen.
KAPITEL 18
Endlich erhielt McChrystal
am 8. Oktober die Möglichkeit, seinen
Vorschlag zur Erhöhung der Truppenanzahl im engsten Personenkreis vorzutragen
(Obama war nicht zugegen).
Das Wesentliche seines Vortrags mit 14 Dias bestand
darin, dass die Bedingungen in Afghanistan schlimmer waren als man dachte, und
dass nur eine offensive und gut vorbereitete Aufstandbekämpfung die Lage ändern
könne.
Jones sagte, dass noch
nicht alle Fragen geklärt seien, und hat in seinem Notizbuch vermerkt, dass es
unmöglich sei, irgendeine Strategie in Afghanistan in die Tat umzusetzen, die
das Thema der Heiligtümer in Pakistan nicht berücksichtige.
McChrystal schlug drei Varianten vor:
1. 10.000 bis 11.000 Soldaten, um die Sicherheitskräfte
in Afghanistan zu trainieren
2. 40.000 Soldaten zum Schutz der Bevölkerung
3. 85.000 Soldaten zum selben Zweck.
McChrystal hat klargestellt, dass das Ziel in diesem
Fall nicht in der Niederschlagung der Taliban-Bewegung
bestehe, sondern in deren Herabsetzung, d.h., das
Ziel besteht darin zu verhindern, dass sie erneut die Kontrolle über Schlüsselgebieten
des Landes in die Hand bekommen.
Hillary fragte, ob es möglich sei, eine solche Herabwürdigung mit einer
geringeren Truppenanzahl zu erreichen. Der General verneinte, er sei für
die 40.000 Soldaten.
Am nächsten Morgen
erwachte Obama mit der Nachricht, dass er mit
dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.
Am gleichen Nachmittag
um 14.30 Uhr war eine Arbeitssitzung des
gesamten Nationalen Sicherheitsrates mit dem Präsidenten vorgesehen. Er hat die
Sitzung mit der Frage an alle begonnen, wie es mit dem Krieg weiter gehen soll.
Lavoy begann
über Pakistan und dessen Besessenheit
gegenüber Indien zu sprechen und darüber, dass die Pakistaner
Vorbehalte hinsichtlich der Verpflichtungen der US-Amerikaner hätten.
McChrystal sagte, er würde, solange der Auftrag nicht geändert
wird, weiter die gleichen Varianten vorschlagen.
Eikenberry fasste seine
Darlegungen in zehn Minuten zusammen, die allerdings ziemlich pessimistisch
waren. Er stimmte damit überein, dass die Lage sich weiter verschlechtere, und dass
es notwendig sei, mehr Mittel zu schicken, jedoch meinte er, dass eine Aufstandbekämpfung
zu ehrgeizig wäre.
Gates hat darauf hingewiesen,
dass sich alle auf drei Varianten geeinigt hätten:
1. Aufstandbekämpfung, d.h., Wiederaufbau der
Nation
2. Antiterrorismus, von
dem viele Leute denken, dass bedeute, Raketen von einem Schiff auf dem Ozean
aus abzuschießen
3. Antiterrorismus plus
Natürlich gab es mehr
Varianten, nicht nur diese drei. Gates fügte hinzu, es sei notwendig, das Ziel
neu zu definieren, und dass die USA womöglich mehr zu erreichen suchen als erreichbar
ist.
Petraeus sagte am Ende
seiner Darlegung: ‚Wir werden die
Taliban-Bewegung nicht vernichten, aber wir müssen ihr den Zugang zu den bevölkerten Gebieten und zu den
Schlüssel-Kommunikationsmitteln verwehren, um sie aufzuhalten.’
Biden fragte hartnäckig:
‘Wenn sich die Regierung nicht bessert und Sie die Truppen empfangen, wo bliebe
dann die Wirkung? Wenn es nach einem Jahr keinen offenbaren Fortschritt gibt,
was machen wir dann?’
Es gab keine Antwort.
Biden beharrt
darauf: ‘Falls die Regierung sich nicht bessert
und Sie die Truppen empfangen, wie wäre dann die Auswirkung?
Eikenberry antwortete
darauf, dass, obwohl die letzten fünf Jahre nicht hoffnungsreich waren, es doch
einige kleine Fortschritte gäbe und man davon profitieren könne, obgleich keine
bedeutenden Fortschritte in den nächsten
sechs bis zwölf Monaten zu erwarten seien.
KAPITEL 19
Bei der Versammlung am
9. Oktobers war Hillary an der Reihe. Sie sagte, das Dilemma sei zu
entscheiden, was man zuallererst braucht, ob weitere Truppen oder eine bessere
Regierung; um einen Zusammenbruch zu vermeiden, brauche man mehr Truppen, aber
das gewährleiste nicht den Fortschritt.
Sie hat gefragt, ob es
möglich sei, die Ziele in Afghanistan und Pakistan zu erreichen, ohne die
Verpflichtung, weitere Truppen zu entsenden. Sie hat selbst die Antwort gegeben,
dass die einzige Möglichkeit für eine Veränderung der Regierung die Entsendung
weiterer Truppen sei, dass das aber keine Garantie sei, dass die Sache
gelinge.
Sie fügte hinzu, dass
alle Optionen schwierig und nicht zufriedenstellend seien, und sagte außerdem: „Es liegt im Interesse
unseres Landes, die Sicherheit zu gewährleisten, dass die Talibans uns nicht
besiegen. Dasselbe geschieht mit der Zerschlagung der Al-Qaida, was ohne
Afghanistan schwierig wäre. Es ist eine extrem schwierige Option, aber die
Optionen sind eingeschränkt, es sei denn, wir nehmen uns vor, einen
psychologischen Vorteil zu erreichen.’
Mullen hat sich auf die
Seite der Hardliner gestellt. Dennis Blair gab zu bedenken, dass die innere
Politik wegen der Anzahl der Toten ein Problem darstellen könne, denn im
vorangegangenen Monat war die Zahl auf 40 gestiegen, doppelt soviel wie im
vorigen Jahr. Er fragte sich, ob das der Mühe wert sei. Die Antwort war, dass das Volk dahinter
stehen würde, solange es glaubt, dass es Erfolge gäbe.
Er sagte: ‚Zum ersten
Mal würde der Präsident eine vom Kriegskabinett ausgearbeitete Strategie haben,
und wir werden dem Volk der Vereinigten Staaten sagen können, was wir tun.’
Panetta meinte
Folgendes: ‚Sie dürfen nicht gehen. Sie können die Talibans nicht besiegen.’ ‚Sie
haben nicht von der Möglichkeit gesprochen, eine Demokratie im Stil Jeffersons
in Afghanistan durchzusetzen’, sagte Panetta, er denke, dass eine solche
Demokratie die Grundlage wäre, um die Mission der Vereinigten Staaten zu verkleinern
und Karzai trotz seiner Fehler zu akzeptieren. Laut Panetta bestehe die Aufgabe
darin, gegen die Al-Qaida zu kämpfen und zu gewährleisten, dass es keine Heiligtümer
gäbe.
Es sei nötig, mit Karzai zu arbeiten.
Susan Rice sagte, dass
sie immer noch keine Entscheidung getroffen habe, sie denke aber, es sei nötig,
die Sicherheit in Afghanistan zu verstärken, um die Al-Qaida zu zerschlagen.
Holbrooke sagte, dass
man weitere Truppen brauche; die Frage sei, wie viele und wozu man sie
einsetzen wolle.
John Brennan fragte, was
man eigentlich zu erreichen suche, denn die Entscheidungen hinsichtlich der Sicherheitsfragen,
die hier getroffen würden, könne man dann auch auf andere Regionen anwenden.
Wenn es sich nicht um eine korrupte Regierung handeln würde, sondern der ganzen
Bevölkerung dienlich sein würde, würde man das nicht schaffen, solange er am
Leben sei. Er sagte: ‚Das ist der Grund,
weshalb die Worte Erfolg, Sieg und Gewinnen unsere Aufgabe verkomplizieren.’
Schon waren zweieinhalb
Stunden vergangen. Der Präsident sagte, dass diese Versammlungen zum dem
Ergebnis geführt haben, das wir jetzt über eine nützliche Definition des
Problems verfügen.
‚Das werden wir nicht
heute lösen’, sagte Obama. ‚Wir haben bereits erkannt, dass wir die Talibans
nicht vollständig niederschlagen können.’
Obama sagte, auch wenn
er die Entsendung von 40.000 Truppen bewillige, würde das für eine das ganze
Land umfassende Strategie der Aufstandsbekämpfung nicht ausreichen.
Obama fragte, ob man es
schaffen könne, die Afghanen zu dem Punkt zu bringen, dass es den Vereinigten
Staaten möglich wäre, in einem Zeitraum von zwei, drei oder vier Jahren
abzuziehen.
‚Wir können in den
Vereinigten Staaten keine Mission unendlich fortführen’, sagte Obama. ‚Wir
werden die interne Unterstützung und die unserer Verbündeten nicht beibehalten
können, ohne eine Erklärung zu geben, die nicht auch die Zeitgrenzen mit
einschließt.’
Holbrooke ist in sein
Büro im State Departement zurückgekehrt, wo das Personal sich beschwerte, dass es
die ganze Nacht wach bleiben und Analysen machen musste, die niemand lese.
Holbrooke antwortete,
dass die Person, an die sie gerichtet waren, sie auch gelesen habe, dass die schlaflosen
Nächte nicht vergeblich seien, und dass sie einen weiteren Satz von Berichten
für den Präsidenten vorbereiten müssen.
So endet die Zusammenfassung der Kapitel 15 bis 19 von den insgesamt 33, die in dem Buch ‚Obama’s wars’ enthalten
sind.
Gestern hat man die fast
simultane Veröffentlichung eines anderen Buches angekündigt: ‚Ich spreche mit
mir selbst’, mit einem Vorwort von Barack Obama. Aber diesmal wird die Ausgabe
in 20 Sprachen das Licht der Welt erblicken. Es
heißt, die Ausgabe enthalte wichtige Briefe und Dokumente aus dem Leben des
Autors: unseres bekannten und verehrten Freundes Nelson Mandela.
In den letzten Jahren
seiner grausamen Einkerkerung haben die Vereinigten Staaten das unheilvolle
Apartheid-Regime zu einer nuklearen Macht gemacht, indem sie ihm mehr als ein halbes
Dutzend von nuklearen Bomben geliefert haben, die zur Niederschlagung der
internationalistischen kubanischen Streitkräfte bestimmt waren, um ihr
Vorrücken durch Namibia, besetzt von Südafrika, zu verhindern. Die vernichtende
Niederlage der Apartheid-Armee im Süden von Angola hat dazu beigetragen, das infame System zu
vernichten.
Unsere Repräsentanten in
Spanien haben versprochen, umgehend Exemplare des Buches zu erwerben und zu
senden. Die Buchpräsentation war für heute, den 12. Oktober, vorgesehen. Aber
gegen sechs Uhr Abends wusste man noch nichts, weil in Spanien Feiertag war und
die Buchhandlungen nicht aufmachten. Es war der 518. Jahrestag, an dem sie uns
entdeckt haben und Spanien sich in ein Imperium verwandelte.
Morgen wird fortgesetzt.
Fidel Castro Ruz
12. Oktober 2010
19.12 Uhr