Reflexionen des Genossen Fidel
DIE NATO IN DER VÖLKERMORD-ROLLE
(Fünfter Teil)
Am 9. März dieses Jahres habe ich unter dem Titel „Die NATO, der Krieg, die Lüge und die
Geschäfte“ eine neue Reflexion über die Rolle dieser kriegerischen Organisation
veröffentlicht.
Hier nun die wichtigsten Abschnitte jener Reflexion:
„Wie
einige wissen, hat Muammar al-Gaddhafi, ein arabisch-beduinischer Militär von
eigentümlichem Charakter und von den Ideen des ägyptischen Führers Gamal Abdel
Nasser inspiriert, im September 1969 eine Bewegung innerhalb der Streitkräfte
gefördert, die König Idris I. von Libyen stürzte, ein Land, dessen Territorium
fast vollkommen aus Wüste besteht, das wenig bevölkert ist und im Norden von
Afrika, zwischen Tunesien und Ägypten liegt.“
„In einer beduinischen nomadischen Schäferfamilie in der
Wüste der Region Tripolis geboren, war Gaddhafi ein großer Gegner des
Kolonialismus.“
„…die Gegner von Gaddhafi versichern, dass er sich als
Student durch seine Klugheit auszeichnete. Wegen seiner antimonarchischen
Aktivitäten wurde er vom Lyzeum verwiesen. Es ist ihm gelungen, sich in einem
anderen Lyzeum einzuschreiben und später, mit 21 Jahren, an der Universität von
Bengasi sein Jurastudium abzuschließen. Danach tritt er in die Militärschule
von Bengasi ein, in der er die so genannte Geheime Bewegung der Freien
Offiziere gründete. Er beendete sein Studium an einer britischen
Militärakademie.“
„Er hat sein politisches Leben mit unbestreitbar
revolutionären Taten begonnen.
Im März 1970, nach massiven nationalistischen
Demonstrationen, erreichte er den Abzug der britischen Soldaten aus seinem
Land, und im Juni räumten die Vereinigten Staaten den großen
Luftwaffenstützpunkt in der nähe von Tripolis und übergaben ihn Militärberatern
aus Ägypten, einem mit Libyen verbündetem Land.
1970 sind einige westliche Öl- und Bankgesellschaften mit
ausländischem Kapitalanteil durch die Revolution beeinträchtigt worden. Ende
1971 erlitt die gut bekannte British
Petroleum das gleiche Schicksal. Im Agrarsektor wurden alle italienischen
Güter beschlagnahmt und die Siedler und deren Angehörige aus Libyen verwiesen.“
„Der libysche Führer verstrickte sich in extremistische Theorien, die sich
sowohl dem Kommunismus als auch dem Kapitalismus entgegen stellten. Das war
eine Phase, in der sich Gaddhafi der Theoretisierung widmete, die es sich nicht
lohnt, in diese Analyse einzubeziehen. Erwähnenswert ist lediglich, dass im Ersten Artikel der Verkündung der
Verfassung des Jahres 1969 der ‚sozialistische’ Charakter der ‚Großen Sozialistischen Libysch-Arabischen
Volksrepublik’ festgeschrieben wurde.
Ich möchte betonen, dass die Menschenrechte für die
Vereinigten Staaten und deren Verbündete in der NATO niemals von Interesse
waren.
Das Tohuwabohu, das im Sicherheitsrat, auf der Tagung des
Ausschusses für Menschenrechte mit Sitz in Genf und auch auf der
Generalversammlung der UNO in New York ablief, war reines Theater.“
„Die USA beabsichtigen jetzt, […] militärisch in Libyen
zu intervenieren und der revolutionären Welle, die in der arabischen Welt ins
Rollen gekommen ist, einen Schlag zu versetzen.“
„Der latent vorhandene libysche Widerstand ist von den
Nachrichtendiensten der Yankees und durch Fehler von Gaddhafi selbst gefördert
worden, aber es ist wichtig, dass sich die Völker nicht täuschen lassen, da die
Weltöffentlichkeit sehr bald über genügend Elemente verfügen wird, um zu
wissen, woran sie ist.“
„Genau wie viele Länder der Dritten Welt ist Libyen Mitglied
der Bewegung der Blockfreien Staaten, der Gruppe der 77 und anderer internationaler
Organisationen, über welche Beziehungen ungeachtet des Wirtschafts- und
Sozialsystems der jeweiligen Länder hergestellt werden.“
„In großen Zügen: Die Revolution in Kuba, inspiriert von
den marxistisch-leninistischen Prinzipien und denen von Marti, siegte im Jahre
1959, nur 90 Meilen von den Vereinigten Staaten entfernt, die uns das
Platt-Amendment aufgezwungen haben und die Besitzer der Wirtschaft unseres
Landes waren.
Fast unmittelbar danach entfesselte das Imperium einen
schmutzigen Krieg gegen unser Volk, mittels konterrevolutionärer Banden, der
kriminellen Wirtschaftsblockade und der söldnerischen Invasion in der
Schweinebucht (Playa Girón) im Schutze eines Flugzeugträgers und mit
landungsbereiter Marine-Infanterie, die zum Einsatz kommen sollte, sobald die
söldnerischen Kräfte bestimmte Ziele erreicht hätten.“
„Alle lateinamerikanischen Länder, mit Ausnahme von
Mexiko, beteiligten sich an der kriminellen Blockade, die bis heute andauert,
ohne dass sich unser Land jemals ergeben hätte.“
„Im Januar 1986, die Idee ins Feld führend, dass Libyen
den so genannten revolutionären Terrorismus vertreten würde, ordnete Reagan den
Abbruch der wirtschaftlichen und kommerziellen Beziehungen mit diesem Land an.
Im März 1986 haben Flugzeugträger im Golf von Syrte, der
von Libyen als ein ihm zugehöriges Hoheitsgewässer angesehen wird, Angriffe
durchgeführt, die die Vernichtung mehrerer Marine-Einheiten verursachten, die
mit Raketenwerfern und Küstenradarsystemen ausgerüstet waren, die in der UdSSR
erworben worden waren.
Am 5. April wurde eine Diskothek in Westberlin, die
häufig von US-Soldaten besucht wurde, Opfer eines Plastikbomben-Anschlags, wo
drei Personen, zwei davon US-amerikanische Militärangehörige, ums Leben kamen
und viele verletzt wurden.
Reagan beschuldigte
Gaddhafi und befahl, dass die Luftwaffe darauf antworten sollte. Drei
Geschwader starteten von den Flugzeugträgern der VI. Flotte und Stützpunkten im
Vereinigten Königreich von Großbritannien und griffen sieben militärische Ziele
in Tripolis und Bengasi mit Raketen und Bomben an. Etwa vierzig Personen kamen
ums Leben, 15 von ihnen Zivilisten […] als eine Rakete direkt in der Residenz
(des libyschen Staatsoberhaupts) einschlug;
seine Tochter Hanna starb und zwei weitere Söhne wurden verletzt. Diese Tat
erfuhr eine starke Ablehnung; die UNO-Generalversammlung verabschiedete eine
Resolution zur Verurteilung wegen Verletzung der UNO-Charta und des Völkerrechts.
Ebenso energisch äußerten sich die Bewegung der Blockfreien Staaten, die
Arabische Liga und die Organisation der Arabischen Einheit (OAU).
Am 21. Dezember 1988 ist eine Boeing 747 der Fluggesellschaft Pan Am, die von London nach New
York flog, während des Fluges durch eine Bombenexplosion zerborsten…“
„Den US-amerikanischen Untersuchungen zufolge waren zwei
Agenten des libyschen Geheimdienstes darin verwickelt.“
„Unter Beteiligung von Reagan und Bush Senior wurde eine
finstere Legende über Gaddhafi erfunden.“
„Der Sicherheitsrat hat Sanktionen über Libyen verhängt,
die aufgehoben wurden, nachdem Gaddhafi akzeptierte, den zwei Angeklagten des
über Schottland explodierten Flugzeuges unter bestimmten Bedingungen den
Prozess zu machen.
Man begann, libysche Delegationen zu innereuropäischen
Treffen einzuladen. Im Juli 1999 hat London nach einigen zusätzlichen Zugeständnissen
die Wiederherstellung voller diplomatischer Beziehungen mit Libyen in die Wege
geleitet.“
„Am 2. Dezember hat Massimo D’Alema, Premierminister von
Italien, als erster europäischer
Regierungschef Libyen einen Besuch abgestattet.
Nach der Auflösung der UdSSR und des europäischen
sozialistischen Lagers hat Gaddhafi entschieden, die Forderungen der
Vereinigten Staaten und der NATO zu akzeptieren.“
„Anfang 2002 informierte das State Departement, dass es
zu diplomatischen Gesprächen zwischen den Vereinigten Staaten und Libyen
gekommen sei.“
„Anfang 2003 hat der Sicherheitsrat der UNO die
Sanktionen von 1992 gegen Libyen angesichts der Unterzeichnung des
Wirtschaftsabkommens über Entschädigungen zwischen Libyen und den Antrag
stellenden Ländern, d.h. dem Vereinigten Königreich und Frankreich, aufgehoben.
Noch vor Ende des Jahres 2003 kündigten Bush und Tony
Blair eine Vereinbarung mit Libyen an, ein Land, das den Geheimdienstexperten
des Vereinigten Königreiches und Washington Unterlagen über seine Programme
nicht konventioneller Waffen sowie über die ballistischen Raketen mit einer
Reichweite von über als
Gaddhafi hat seine Abrüstungsversprechen erfüllt. In
wenigen Monaten hat Libyen die fünf
Scud-C-Raketeneinheiten mit einer Reichweite von
Ab Oktober 2002 begann ein Besuchermarathon nach
Tripolis: Berlusconi im Oktober 2002; José María Aznar im September 2003;
Berlusconi erneut im Februar, August und Oktober 2004; Blair im März 2004; der
Deutsche, Schröder, im Oktober jenes Jahres; Jacques Chirac im November 2004.“
„Gaddhafi hat Europa im Triumph durchreist. Er wurde im
April 2004 von Romano Prodi, dem Vorsitzenden des Europarates, in Brüssel
empfangen. Im August jenes Jahres hat der libysche Führer Bush eingeladen, sein
Land zu besuchen; Exxon Mobil, Chevron Texaco und Conoco Philips haben für die
Wiederaufnahme der Rohölförderung Joint Ventures abgeschlossen.
Im Mai 2006 kündigten die Vereinigen Staaten die
Entfernung Libyens von der Liste terroristischer Staaten sowie die Aufnahme
voller diplomatischer Beziehungen an.
In den Jahren 2006 und 2007 haben Frankreich und die
Vereinigten Staaten Verträge über die friedliche Nutzung der Kernenergie
unterzeichnet. Im Mai 2007 stattete Blair erneut Gaddhafi in Syrte einen Besuch
ab. Wie veröffentlicht wurde, hat British Petroleum einen “enorm wichtigen”
Vertrag über die Erkundung von Gaslagerstätten unterzeichnet.
Im Dezember 2007 hat Gaddhafi Frankreich zweimal besucht
und Verträge über militärische und zivile Ausrüstung in Höhe von 10 Milliarden
Euro unterzeichnet. Er besuchte auch Spanien, wo er sich mit dem
Regierungschef José Luis Rodríguez
Zapatero traf. Es wurden Verträge in Millionenhöhe mit wichtigen Ländern der
NATO unterzeichnet.
Warum wurden jetzt plötzlich die Botschaften der Vereinigten
Staaten und der übrigen Mitgliedstaaten der NATO zurückgezogen?
Das alles ist äußerst merkwürdig.
George W. Bush, der Urheber des dummen
Antiterror-Krieges, erklärte den Kadetten von West Point am 20. September 2001
Folgendes: ‚Unsere Sicherheit wird […] die von Ihnen angeführte militärische Streitkraft
benötigen, eine Kraft, die in der Lage sein muss, unmittelbar jedweden dunklen
Winkel der Welt anzugreifen. Unsere Sicherheit wird erfordern, dass wir zu
einem präventiven Angriff bereit sind, wenn es nötig ist, unsere Freiheit […]
verteidigen zu müssen.’“
„‚Wir müssen terroristische Zellen in 60 oder mehr
Ländern aufdecken […] Zusammen mit unseren Freunden und Verbündeten müssen wir
uns der Ausbreitung solcher Regimes entgegen stellen, die den Terrorismus
fördern, je nach dem, wie es jeder Fall verlangen wird.’“
Heute füge ich noch hinzu, dass Afghanistan, ein
historisch gesehen rebellisches Land, überfallen wurde; die nationalistischen
Stämme, ehemals Verbündete der USA bei
ihrem Kampf gegen die UdSSR, wurden bombardiert und massakriert. Die
schmutzigen Machenschaften wurden auf die ganze Welt ausgedehnt. Irak wurde unter
Vorwänden überfallen, deren Falschheit später bewiesen wurde, seine reichen
Erdölressourcen befinden sich jetzt in den Händen der Yankee-Unternehmen,
Millionen Menschen haben ihre Arbeitsplätze verloren und waren gezwungen,
innerhalb des Landes umzusiedeln oder außer Landes zu gehen, seine Museen wurden
ausgeplündert und unzählige Bürger haben das Leben verloren bzw. wurden von den
Invasoren massakriert.
Und weiter habe ich in jener Reflexion geschrieben:
„Eine Agenturmeldung von AFP aus Kabul […] enthüllt
Folgendes: ‚Letztes Jahr gab es die meisten Toten unter den Zivilisten in den
neun Kriegsjahren zwischen Taliban-Kämpfern und internationalen Truppen in
Afghanistan, mit fast 2.800 Todesfällen, 15% mehr als im Jahr 2009“, legte am
Mittwoch ein Bericht der UNO dar, der die Kosten an Menschenleben für die
Bevölkerung bei diesem Konflikt betonte’.“
„Mit genau 2.777 getöteten Zivilisten im Jahr 2010 stieg die Zahl um 15% gegenüber 2009, erläutert der gemeinsame
Jahresbericht der Betreuungsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan…“
„Präsident Barack Obama sprach am 3. März dem afghanischen Volk sein
‚tiefes Beileid’ für die neun ums Leben gekommenen Kinder aus, ebenso wie es
auch US-General David Petraeus, Oberbefehlshaber der ISAF-Truppen (International Security Assistance Force)
und Verteidigungsminister Robert Gates getan haben.“
„…Der Bericht der UNAMA hebt hervor, dass die Zahl der getöteten Zivilisten
im Jahr 2010 vier mal höher war als der im Kampf gefallenen Soldaten der
internationalen Kräfte im selben Jahr.“
Bezüglich Libyens habe ich geschrieben:
„Zehn Tage lang wurden in Genf und in den Vereinten
Nationen mehr als 150 Reden über die Verletzungen der Menschenrechte gehalten,
die Millionen Mal im Fernsehen, Rundfunk, Internet und in der Presse wiederholt
wurden.
Der Außenminister Kubas, Bruno Rodríguez, äußerte am 1.
März
‚Das menschliches Bewusstsein lehnt den Tod unschuldiger Personen unter
jeglichen Umständen und an jeglichem Ort ab. Kuba teilt voll und ganz die Sorge
der Welt über die Verluste an Zivilleben in Libyen und wünscht, dass dieses Volk
eine friedliche und souveräne Lösung für
diesen Bürgerkrieg findet, ohne jegliche ausländische Einmischung, und dass
diese Lösung die Integrität dieser Nation garantiert’.“
„‚Wenn das menschliche Grundrecht das Recht auf Leben ist, ist der
Sicherheitsrat denn dann bereit, das Mitgliedsrecht jener Staaten aufzuheben,
die einen Krieg entfesseln?
Wird er die Mitgliedschaft jener Staaten aufheben, die
Militärhilfe finanzieren und liefern, wenn diese vom Empfängerstaat für
massive, flagrante und systematische
Verletzungen der Menschenrechte benutzt wird sowie für Angriffe gegen
die Zivilbevölkerung, wie es in Palästina der Fall ist?
Wird er diese Maßnahme gegen die mächtigen Länder anwenden, die im
Staatsgebiet anderer Länder außergerichtliche Hinrichtungen mit
Spitzentechnologie wie intelligenter Munition und unbemannten Flugzeugen
durchführen?
Was wird mit jenen Staaten passieren, die auf ihrem Staatsgebiet illegale,
geheime Gefängnisse akzeptieren, den Verkehr von Geheimflügen mit entführten
Personen bewilligen oder an Folterhandlungen teilnehmen?’“
“Wir sind gegen den inneren Krieg in Libyen, für den sofortigen Frieden und
für die volle Respektierung des Lebens und der Rechte aller Bürger, ohne
ausländische Einmischung, die nur zur Verlängerung des Konflikts führen und den
Interessen der NATO dienen wird.”
Gestern, d.h. am 31. Oktober, ist ein Ereignis vorgekommen, das, wie viele
andere, den totalen Mangel an Ethik der Yankee-Politik beweist.
Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation hat gerade eine
mutige Entscheidung getroffen: sie hat dem heroischen Volk von Palästina das
Recht erteilt, als aktives Mitglied bei der UNESCO teilzunehmen. 107 Staaten
haben dafür gestimmt, 14 dagegen, 52 haben sich ihrer Stimme enthalten. Jedermann
weiß ganz genau warum.
Die Vertreterin der Vereinigten Staaten bei dieser Einrichtung hat auf
Anweisungen des Nobelpreises für den Frieden sofort erklärt, dass ihr Land ab
diesem Augenblick an die ganze wirtschaftliche Hilfe für diese Organisation
einstellt, die von der UNO für Bildung, Wissenschaft und Kultur bestimmt war.
Die dramatische Betonung, mit der die Dame die Entscheidung angekündigt
hat, war überhaupt nicht nötig. Niemand war über die erwartete und zynische
Entscheidung überrascht.
Und falls dem nicht genug wäre, würde die heutige AFP-Agenturmeldung von
16:05 Uhr aus Washington ausreichen:
„‚Nach dem G20-Gipfel (...) werden der Präsident (Obama) und Präsident Sarkozy in Cannes an einer
Zeremonie teilnehmen, um die Allianz
zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich zu begrüßen’, informierte die US-Präsidentschaft,
sie präzisierte noch, dass die Staatsmänner
sich auch mit ‚US-amerikanischen und französischen Soldaten treffen
werden, die zusammen an den Aktionen’ in Libyen ‚teilgenommen haben’.“
Fortsetzung demnächst.
Fidel Castro Ruz
1. November 2011
16:32 Uhr