Reflexionen des Genossen Fidel
LAGEBERICHT ZUR UNION
Die Rede des Präsidenten zu
diesem Thema wurde mit großem Interesse erwartet, besonders nach seinen Worten
vom 12. Januar in der Universität Tucson von Arizona über das vier Tage vorher
in jener Stadt stattgefundene Blutbad. Sechs Menschen starben und weitere 14
wurden verletzt, darunter die zum dritten Mal in den US-amerikanischen Kongress
gewählte junge demokratische Abgeordnete Gabrielle Giffords, die sich gegen das
Migrantenfeindliche Einwanderungsgesetz jenes Staates ausgesprochen hatte, der einst
Teil jenes mexikanischen Territoriums gewesen ist, das Mexiko während des
ungerechten Krieges von 1848 entrissen worden ist.
Die Tea Party, die faschistische Rechte der Republikanischen Partei,
hatte einen beachtlichen Erfolg unter jenen Wähler erreicht, die sich in jenem
Land die Mühe machen, ihr Stimmrecht bei
den Wahlen auszuüben.
Die Bevölkerung von Arizona hat
genauso empört reagiert wie der Rest der Menschen in den Vereinigten Staaten. Ihr
Verhalten war zweifelsfrei korrekt und so habe ich es auch zum Ausdruck
gebracht.
Ich habe nie an den ethischen
Faktoren gezweifelt, die - unabhängig von der Regierungspolitik - die Völker für
gewöhnlich auszeichnen.
So nachlässig auch die Rede von
Obama bezüglich des unglaublichen Ausdrucks eines primitiven Verhaltens war, der
sich im verallgemeinerten und fast unbegrenzten Gebrauch von tödlichen Schusswaffen
widerspiegelt, verdient der Lagebericht zur Union doch eine politische und
ethische Analyse, denn die Vereinigten Staaten sind eine Supermacht, von der -
unabhängig davon, wer der Präsident bzw. wer im Kongress ist - unter anderen wichtigen
Faktoren das Schicksal der menschlichen Gattung abhängig ist.
Kein Land hat isoliert und für
sich allein die Antwort auf alle die Probleme, denen heute die Welt
gegenübersteht, und kann es auch nicht haben.
Zunächst einmal ist Obama in
einen Wahlprozess verwickelt. Er muss mit seiner Rede die Demokraten und die
Republikaner erreichen; diejenigen, die wählen und diejenigen, die nicht
wählen; die Multimillionäre und die Bettler; die Protestanten und die
Katholiken; die Christen und die Muslime; die Gläubigen und die Nicht-Gläubigen;
die Schwarzen und die Weißen; diejenigen, die für die Forschungen mit Stammzellen
sind und diejenigen, die dagegen sind; die Homosexuellen und die
Heterosexuellen; jeden Staatsbürger und seinen Gegenpol ansprechen, um am Ende auszurufen,
dass alle US-Amerikaner sind, als ob die 95,5%, d.h. die weiteren 6,9 Milliarden
Einwohner des Planeten, nicht existieren würden.
Auf den ersten Seiten seines
einstündigen Redebeitrags ist er zur Sache gekommen, indem er behauptete:
„In diesem Augenblick steht nicht
gerade auf dem Spiel, wer die nächsten Wahlen gewinnen wird […] Was auf dem
Spiel steht, ist, ob neue Arbeitsplätze und neue Industrien geschaffen werden
[…] ob wir die Führerschaft, die aus den Vereinigten Staaten nicht nur einen
Punkt auf der Weltkarte sondern auch das Licht der Welt machte, beibehalten
können.
Wir sind bereit für den
Fortschritt. […] die Börse hat sich eifrig erholt. Die Gewinne der
Korporationen sind höher. Die Wirtschaft wächst wieder.“
Unmittelbar nach diesen Worten
versucht er unsere Rührung mit einer Passage zu erreichen, die dem bekannten
US-amerikanischen Film „Vom Winde verweht“ entnommen zu sein scheint, an den
sich die Menschen meiner Generation erinnern und der über den schrecklichen
Bürgerkrieg zwischen dem industriellen Norden und dem die Sklaverei ausübenden
Süden handelt, der zu Zeiten von Abraham Lincoln, jenem außerordentlichen Mann,
vollkommen landwirtschaftlich ausgerichtet war.
„Jene Welt hat sich verändert.
Und diese Veränderung war schmerzhaft für viele“ - sagte uns Obama - „Ich habe es an den zugemauerten Fenstern der
einst blühenden Fabriken und an den leeren Schaufenstern der einst gut
besuchten Hauptstrassen gesehen. Ich habe es der Frustration der US- Amerikaner
entnommen, die die Verringerung ihrer Löhne und das Verschwinden ihrer
Arbeitsplätze erlebt haben; Männer und Frauen, die stolz auf ihre Arbeit sind, die
denken, dass man ihnen nach der halben Spielzeit die Spielregeln geändert hat.“
„Die Eisenindustrien, die einst
1.000 Arbeiter brauchten, können heute dieselbe Arbeit mit nur 100 machen.“
„Währendessen haben Länder wie
China oder Indien gemerkt, dass sie mit einigen inneren Veränderungen in dieser
neuen Welt konkurrieren können. […] Vor kurzem wurde China zum Sitz der größten
privaten Anlage für die Solarforschung
und dem schnellsten Computer der Welt.“
„…aber die Vereinigten Staaten
haben noch die größte und erfolgreichste Wirtschaft der Welt.“
„Wir wissen schon, was die
Konkurrenz um die Industrien und die Arbeitsplätze unserer Zeiten erfordert. Wir
müssen im Vergleich zu dem Rest der Welt innovativer sein, unsere Menschen besser
ausbilden und mehr bauen. Wir müssen die Vereinigten Staaten in den besten Ort
der Welt zum Geschäftemachen verwandeln. […] Und heute Abend würde ich gern
darüber sprechen, wie wir dazu kommen können.“
Obama spricht nie über die großen
Monopole, die heutzutage die Ressourcen der Welt kontrollieren und ausplündern.
Er erwähnt nie das Bretton-Woods-Abkommen, das einer aufgrund des Krieges zerstörten
Welt aufgezwungene System, mit dem die Vereinigten Staaten die Kontrolle der Finanzeinrichtungen
und den Internationalen Währungsfonds übernahmen, in denen sie eisern das
Vetorecht beibehalten. Nicht ein Wort spricht er jemals über den kolossalen
Betrug von Nixon im Jahre 1971, als dieser den Umtausch des Dollars in Gold einseitig einstellte, unbegrenzte Mengen von
Geldscheinen drucken ließ und weltweit unzählige Güter und Reichtümer erwarb,
die er hauptsächlich mit Papierscheinen bezahlte, deren Wert innerhalb von 40
Jahren auf 2,5% des damaligen Wertes gefallen ist.
Anstatt dessen erzählt Obama
gern lyrische Geschichten über kleine Unternehmer, welche angeblich die
Zuhörer, die sich der Realität vielleicht nicht bewusst sind, blenden,
entzücken und tief bewegen. Seine Beredsamkeit, sein Stil und Ton scheinen dafür
entworfen zu sein, um wie disziplinierte Kinder seinen rührenden Geschichten zuzuhören.
„Robert und Gary Allen sind zwei
Brüder, die eine kleine Dachdeckerfirma in Michigan haben. Nach dem 11.
September boten sie ihre besten Arbeiter an, um einen Beitrag zum Wiederaufbau
des Pentagons zu leisten. Aber die Rezession hat sie stark betroffen und ihre
Fabrik wurde nur mit halber Leistung betrieben. Heutzutage werden jene
Einrichtungen mit Hilfe eines Regierungsdarlehens für die Herstellung
fotovoltaischer Dachplatten genutzt, die landesweit verkauft werden. Wie Robert
es ausdrückt: ‚Wir haben uns neu erfunden’.
Wir verkünden hiermit eine
Herausforderung. Wir sagen zu allen Wissenschaftlern und Ingenieuren der
Vereinigten Staaten, dass wir, wenn sie mit den besten Genies auf ihren jeweiligen
Gebieten Teams bilden und sich auf die schwierigsten Probleme der sauberen
Energie konzentrieren, die Apollo- Projekte unserer Ära finanzieren werden.“
Unmittelbar danach nimmt er uns den
Atem:
„Das California Institute for Technology entwickelt gerade eine Methode,
um Solarenergie und Wasser in Treibstoff für unsere Fahrzeuge zu verwandeln.“
Der Planet ist gerettet! Oder
zumindest wird er nicht wegen Übermaß an CO2 oder an Energiemangel
sterben. Das ruft mir eine über 40 Jahre alte Geschichte ins Gedächtnis zurück,
als eine Gruppe von aktiven jungen Wissenschaftlern mir sehr begeistert auf der
Basis von theoretischen Grundsätzen über dieselbe Idee sprachen, und ich in
einer Handlung meines blinden wissenschaftlichen Glaubens versuchte, ihnen
alles zu besorgen, worum sie baten, einschließlich die isoliert gelegene Einrichtung,
wo sie jahrelang mit solchem Mut
blieben, dass sogar ein Motor explodierte, wobei eine Gruppe von ihnen fast ums
Leben kam, und sie trotzdem weiter an der Aufgabe arbeiteten.
Ich bestreite nichts, erst recht
nicht einem Super-Institut aus Kalifornien, aber, bitte, Herr Präsident,
informieren sie die Welt über diese Möglichkeit, damit viele andere
Wissenschaftler in derselben Richtung arbeiten können. Es ist nicht eine Sache
der Gewinne, die Menschheit wird bereit sein, ihren Wissenschaftlern alles zu
zahlen, was diese wollen, und ich bin fast sicher, dass sogar Michael Moore es begrüßen
würde, dass man Ihnen 10 Nobelpreise verleihen würde.
Sofort, und nach einem weiteren ermutigenden
Kommentar über Oak Ridge National
Laboratory und Supercomputer, damit die nuklearen Einrichtungen mehr
Energie erzeugen, versicherte uns der Präsident Folgendes: „Mit mehr
Forschungen und Anreizen können wir unsere Erdölabhängigkeit mit Biotreibstoffen
ein Ende setzen und zum ersten Land mit einer Million elektrischer Fahrzeuge in
Betrieb bis zum Jahr 2015 werden. (Beifall)“
Unerschütterlich fährt der
Präsident fort:
„Denken Sie darüber nach. In den
nächsten zehn Jahren werden fast die Hälfte aller neuen Arbeitsplätze Hochschulausbildung
und nicht nur Mittelschulbildung erfordern. Jedoch beenden bis zu einem Viertel
unserer Schüler nicht einmal die Mittelschule. Die Qualität unserer Ausbildung
in Mathematik und Naturwissenschaften hat ein niedrigeres Niveau als das vieler
anderer Länder. Die Vereinigten Staaten sind in Bezug auf das Verhältnis der
jungen Leute, die die Hochschulausbildung abgeschlossen haben, auf Platz neun
gelandet. Dann besteht die Frage also darin, ob wir als Staatsbürger und Eltern
dazu bereit sind, das Nötige zu tun, um jedem Kind die Möglichkeit zu geben,
Erfolg zu haben.“
„…wir
werden das Ziel, das ich vor zwei Jahren gesetzt habe, erreichen: dass die USA
zum Ende dieses Jahrzehnts weltweit den höchsten Anteil an
Universitätsabsolventen hat. (Beifall)”
„Andere
kommen aus dem Ausland, um an unseren Hochschuleinrichtungen und Universitäten
zu studieren. Aber sobald sie ihr Diplom bekommen, schicken wir sie in ihre
Länder zurück, damit sie uns Konkurrenz machen. Das hat keinen Sinn.”
Selbstverständlich
sollen wir unserem Freund Obama diesen außergewöhnlichen und erklärten Raub der
besten Köpfe oder Braindraining, an dessen Verbergen er nicht das geringste
Interesse hat, in Anbetracht seiner Leidenschaft für die Wissenschaft und die
gesunde Konkurrenz verzeihen.
„Der
dritte Schritt, um für uns die Zukunft zu gewinnen, besteht darin, die USA neu
aufzubauen. Um neue Unternehmen an unsere Küsten anzuziehen brauchen wir die
schnellsten Wege für die Beförderung von Personen, Produkten und Information,
angefangen bei Höchstgeschwindigkeitszügen bis zu
Höchstgeschwindigkeits-Internet.
Unsere
Infrastruktur ist einst die Beste gewesen, aber wir sind nicht mehr die Ersten.
Die Wohnungen in Südkorea haben jetzt besseren Internet-Zugang als unsere.
Russland und europäische Länder investieren mehr in ihren Landstraßen und
Eisenbahnnetzen als wir. China stellt schnellere Züge her und baut neuartigere
Flughäfen.”
“…in
den letzten zwei Jahren haben wir begonnen, ein Projekt für das 21. Jahrhundert
erneut aufzubauen, das Tausende von gut bezahlten Arbeitsplätzen in dem sehr
betroffenen Sektor des Bauwesens geschaffen hat. Und heute Abend schlage ich
Ihnen vor, diese Anstrengungen zu verdoppeln.”
„Unser
Ziel für die nächsten 25 Jahren ist es, 80 % der US-Bürger Zugang zu den
Hochgeschwindigkeitszügen zu schaffen.”
„In
den nächsten fünf Jahren werden wir ermöglichen, dass die Unternehmen 98 % der
US-Bürger Zugang zu der darauf folgenden Generation drahtloser
Hochgeschwindigkeits-Technologie verschaffen. […] Das bedeutet, dass aus einer
ländlichen Gemeinde in Iowa bzw. Alabama die Arbeiter und Kleinunternehmer ihre
Produkte auf der ganzen Welt verkaufen können werden.”
„…sie
werden ermöglichen, dass die USA ein besserer Ort wird, um Geschäfte zu machen
und Arbeitsplätze zu schaffen.”
„…ein
Heer von Lobbyisten hat ermöglicht, das der Steuerkodex bestimmte
Gesellschaften und Industrien begünstigt.”
„…wir
haben uns das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2014 unsere Exporte zu verdoppeln,
denn je mehr wir exportieren, desto mehr Arbeitsplätze werden im Lande geschaffen
werden. […] Kürzlich haben wir mit Indien und China Vereinbarungen
unterzeichnet, die über 250.000 Arbeitsplätze hier in den USA unterstützen
werden.”
„…ich
habe klargestellt, dass […] ich nur Abkommen unterzeichnen würde, die die
US-Werktätigen begünstigen und Arbeitsplätze und in den USA fördern. […] das
ist es, was ich bei den vorgesehenen Vereinbarungen mit Panama und Kolumbien
beabsichtige …”
Einige
der von Obama erzählten Sachen geben eine Vorstellung über die dramatischen
Leiden, welche die Ärmsten in seinem eigenen Land noch jetzt, schon ganz im 21.
Jahrhundert, zu ertragen haben. Er erzählt uns zum Beispiel Folgendes:
„Ich
bin nicht bereit, James Howard, einem Hirnkrebs-Patienten aus Texas, zu sagen,
dass die Möglichkeit besteht, dass die Kosten für seine Behandlung nicht
gedeckt werden.”
„Wir
leben mit dem Erbe eines Haushaltsdefizits, das vor ca. einem Jahrzehnt
begonnen hat. Und nach der Finanzkrise war etwas davon notwendig, um den
Kreditfluss fortzusetzen, die Arbeitsplätze zu schützen und Geld in die Taschen
der Leute zu legen.”
„…heute
Abend schlage ich vor, dass wir ab diesem Jahr die jährlichen nationalen
Ausgaben für die nächsten fünf Jahre einfrieren.”
„Der
Verteidigungsminister hat auch akzeptiert, Dutzende Milliarden US-Dollar von
jenen Ausgaben zu kürzen, auf die er und seine Generäle verzichten zu können
der Auffassung waren.”
„Und
wenn unser Defizit wirklich irgendeine Bedeutung für uns hat, dann können wir
uns einfach nicht den Luxus einer dauerhaften Beibehaltung von Steuerkürzungen
für die 2 % jener US-Bürger mit den größten Vermögen leisten. Bevor wir unseren
Schulen oder Stipendien Geld abziehen, sollten wir verlangen, dass die
Millionäre auf ihre Steuerkürzung verzichten.”
„Da
ihr zu wissen verdient, wann sich eure öffentlichen Funktionäre mit den
Lobbyisten treffen, werde ich den Kongress darum bitten, das Gleiche zu tun,
was das Weiße Haus schon gemacht hat: diese Information im Internet zu
veröffentlichen.”
Ich
bin der Meinung, dass das einfache Vorhandensein eines Lobbyisten-Heers, das
auf die Kongress-Abgeordneten einwirkt und mit ihnen verhandelt, eine
beschämende Tatsache für jedes zivilisierte Land darstellt.
„…das
moralische Vorbild der USA soll stets für alle jene erstrahlen, die sich nach
Freiheit, Gerechtigkeit und Würde sehnen”, sagt uns Herr Obama, und geht sofort
danach zu einem anderen Thema über.
„Seht
den Irak, aus dem ca. 100.000 unserer tapferen Männer und Frauen mit
hocherhobenem Haupt zurückgekommen sind.”
Mission
erfüllt!, erinnerte ich mich.
„Dank
der Bewilligung des Neuen START-Vertrages durch
Republikaner und Demokraten“ ― setzt Obama fort ― „werden
viel weniger Waffen und nukleare Trägerraketen stationiert werden.”
„Infolge
der diplomatischen Bemühungen, darauf zu bestehen, dass Iran seinen
Verpflichtungen nachkommt, ist die iranische Regierung jetzt mit Sanktionen
konfrontiert, die noch härter, noch strikter als je zuvor sind. Und auf der
koreanischen Halbinsel unterstützen wir unseren Verbündeten Südkorea und
bestehen darauf, dass Nordkorea seine Verpflichtung einhält, die Atomwaffen
aufzugeben.”
Wie
ersichtlich erwähnt der Präsident kein einziges Wort über die selektiven Morde
an iranischen Wissenschaftlern, die von den US-Geheimdienst-Organen und deren
Verbündeten verübt wurden und die ihm genauestens bekannt sind.
Dagegen
erweitert er die Information:
„Das
sind kaum einige wenige der Formen, in denen wir eine Welt schmieden, die den Frieden und den Wohlstand
fördert. Mit unseren Verbündeten in Europa revitalisieren wir die NATO und
erhöhen unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen, von der
Terrorismus-Bekämpfung bis zur Raketenabwehr.”
Selbstverständlich
sagt unser erlauchter Freund kein einziges Wort über die dringende
Notwendigkeit, das Fortschreiten der beschleunigten globalen Erwärmung, oder
der katastrophalen Regen- und Schneefälle zu verhindern, von denen gerade die
Welt hart betroffen wurde, auch nicht über die Ernährungskrise, die gegenwärtig
80 Länder der Dritten Welt bedroht, selbstverständlich auch nicht über die
Dutzenden Millionen Tonnen Mais und Soja, die die großen US-Unternehmen der
Produktion von Bio-Kraftstoff widmen, während
die Weltbevölkerung, die bereits
6,900 Milliarden Einwohner beträgt, sich in den nächsten 18 Monaten auf
7 Milliarden erhöhen wird.
„Im März“ ― setzt Obama
fort ― „werde ich nach Brasilien, Chile und El Salvador reisen, um neue
Bündnisse auf dem ganzen amerikanischen Kontinent aufzubauen.”
In
Brasilien wird er natürlich die Zerstörungen, die Todesopfer und die Vermissten
besser wahrnehmen können, die durch die nie da gewesenen Regenfälle entstanden
sind, die sich in Rio de Janeiro und Sao Paulo ereignet haben. Es wird ohne
Zweifel ein günstiger Anlass zur Selbstkritik an der Tatsache sein, dass sich
die USA geweigert haben, die Kyoto-Vereinbarung zu unterzeichnen, und schon
unter seiner eigenen Regierung die selbstmörderische Politik von Kopenhagen
gefördert haben.
In
Chile wird die Politik jetzt kompliziert. Es ist anzunehmen, dass jemand
Salvador Allende und den Tausenden Chilenen, die durch Pinochets
Gewaltherrschaft ermordet wurden, einer Tyrannei, die die Vereinigten Staaten
Chile aufgezwungen haben, Tribut zollen soll. Hinzu kommt das, was ich im
Nachfolgenden erklären werde. Eine andere unangenehme Situation wird sicherlich
in El Salvador auftreten, wo die von den Vereinigten Staaten gelieferten Waffen
und die in den Militärschulen zur Aufstandsbekämpfung der Vereinigten Staaten
trainierten und erzogenen Streitkräfte, schreckliche Gräueltaten gegen die
Kämpfer des FMLN begangen und diese gefoltert haben, jenes FLMN, dessen Partei
vor kurzem die Wahlstimmen der großen Mehrheit gewonnen hat.
Es ist kaum zu glauben, was man
im Folgenden liest, wenn der Präsident wie folgt sagt:
„Rund um die Welt unterstützen
wir diejenigen, die Verantwortung übernehmen, indem wir den Bauern helfen, mehr
Lebensmittel anzubauen; indem wir Ärzte bei der Betreuung der Kranken
unterstützen…“ Vielen Leuten ist
bekannt, was die Vereinigten Staaten mit unseren Ärzten in Venezuela und in
anderen Ländern von Lateinamerika gemacht haben, indem sie Pläne geschmiedet
haben, um die Desertionen zu fördern und ihnen Visum und Geld in den
Vereinigten Staaten geboten haben, damit sie ihre harte und opferbereite
Aufgabe aufgeben sollten. Auch kann sich niemand den Freihandelsabkommen und
den übermäßigen Subventionen für die Agrarprodukte der Vereinigten Staaten mit
dem Ziel, die Produzenten von Getreide und anderen Kornfrüchten in
Lateinamerika zu ruinieren, verschließen. Mit diesen Methoden haben sie die
Maisproduktion und die von anderen Getreidearten in Mexiko ruiniert, sodass das
Land jetzt von der US-amerikanischen Landwirtschaft abhängig ist.
In so armen Ländern wie Haiti,
das sich beinahe selbst mit Reis versorgen konnte, haben die transnationalen
Unternehmen die Produktion mittels subventionierten Überschusses ruiniert und
damit haben sie verhindert, dass das Land sich selbst mit diesem Erzeugnis
versorgen und tausenden Haitianern zunehmend Arbeit anbieten konnte. Nun stellt
sich heraus, dass die Vereinigten Staaten gemäß Obamas Rede die Olympiasieger
der ärztlichen Betreuung und der verwaltungsmäßigen Ehrlichkeit auf der Welt
sind. Diese Themen sind umfangreich und es ist schwer, sie in einer einzigen
Reflexion auszuschöpfen.
Wir wollen daran erinnern, dass
die industrialisierten Länder die wichtigsten Plünderer von Ärzten und
Wissenschaftsforschern der Länder der Dritten Welt sind. Der Militäretat der
Vereinigten Staaten übertrifft den aller anderen Länder zusammen; ihre
Waffenexporte sind doppelt oder dreifach so groß, wie die von den anderen
Ländern; ihre entfalteten nuklearen Arsenale zählen mehr als 5.000 strategische
Waffen; ihre Militärstützpunkte im Ausland sind mehr als 500; ihre nuklearen
Flugzeugträger und Seeflotten beherrschen die Meere des Planeten. Kann etwa der
amerikanische Traum „das Modell für die Welt“ sein? Wen versucht der Präsident
der Vereinigten Staaten mit dieser Rede zu trügen?
Auf den letzten Seiten seiner
Wahn-vorstellerischen Botschaft rief er aus:
„Für diesen Traum stehe ich
heute Abend vor Ihnen. Wegen dieses Traumes kann ein Junge der Arbeiterklasse
von Scranton sich hinter mich setzen. Wegen dieses Traumes kann jemand, der am
Anfang den Fußboden der Bar seines Vaters in Cincinnati fegte, der Präsident
des Abgeordnetenhauses in dem großartigsten Land der Welt sein.“
„Und dieser Traum ist der Fall
eines kleines Unternehmers namens Brandon Fisher.“
„Brandon gründete eine Firma in
Berlin, Pennsylvania, die sich auf eine neue Art von Abteufungstechnik
spezialisiert hat. Und eines Tages im letzten Sommer sah er die Nachricht, dass
auf der anderen Seite der Welt 33 Männer in einem Bergwerk in Chile gefangen
waren und niemand wusste, wie man sie retten konnte.
Aber Brandon hat gedacht, dass
seine Firma helfen könnte. Und dann hat er einen Rettungsplan gemacht, der als
Plan B bekannt wurde. Seine Mitarbeiter haben Tag und Nacht gearbeitet, um das
nötige Abteufungsgerät herzustellen. Und Brandon ist nach Chile losgefahren.
Zusammen mit anderen hat er angefangen, im
Erdreich eine Grube von 2.000 Fuß zu
bohren. Sie haben drei oder vier Stunden - drei oder vier Tage gleichzeitig,
ohne zu schlafen, gearbeitet. Siebenunddreißig Tage später hat der Plan B
Erfolg gehabt und die Bergarbeiter wurden gerettet. (Beifall) Aber da er nicht
alle diese Aufmerksamkeit wollte, war
Brandon nicht da, als die Bergarbeiter an die Erdoberfläche herauskamen. Er war
schon wieder zu Hause, um an seinem nächsten Projekt zu arbeiten.
Und später hat einer seiner
Angestellten über die Rettung gesagt:
‘Wir haben bewiesen, dass Center
Rock zwar ein kleines Unternehmen ist, wir aber trotzdem große Sachen machen’.
(Beifall)”
Obama hat in der Nacht vom 25.
auf den 26. Januar gesprochen. Heute, am 27. Januar, hat die US-amerikanische
Nachrichtenagentur AP der Weltpresse Folgendes mitgeteilt:
„Der Leiter der Rettungsleute,
die die 33 während 69 Tage am Grund eines Bergwerks in Chile verschütteten
Bergarbeiter lebendig geborgen haben, hat Präsident Barack Obama über die Rolle
eines US-Amerikaners bei der Rettung korrigiert.
‘Ich denke, dass es vollkommen
übertrieben ist, zu glauben, dass sie die einzigen Beteiligten am Erfolg waren.
Das scheint mir nicht fair’, erklärte der chilenische Ingenieur Jorge
Sougarret, von dem im Oktober die Rettungsarbeiten der Bergarbeiter geleitet
wurden, an die Morgenzeitung El Mercurio.”
“Obama hat geäußert, dass -
Brandon Fisher - ‘… eine Nachricht gesehen habe, die von der anderen Seite der
Welt kam, und zwar darüber, dass 33 Männer in einem Bergwerk verschüttet waren
und Niemand wusste, wie sie gerettet werden
könnten’.
… Fisher ‘hat einen Rettungsplan, der als Plan
B bekannt wurde, gewählt. Seine Angestellten
haben unter Zeitdruck gearbeitet,
um die notwendige Ausrüstung für die
Rettung zu bauen. Siebenunddreißig Tage später hatte der Plan B Erfolg und die
Bergarbeiter wurden gerettet’.
Sougarret hat klargestellt, dass
nicht Fisher den Rettungsplan - einer der drei, der angewandt wurde, um die
Bergarbeiter an die Oberfläche zu bringen - entworfen hat, sondern dass sein
Unternehmen die von den Bohrern benutzten Hämmer eingebracht hat. Und ihm wurde
für die Hämmer 100.000 Dollar bezahlt.
‘Was sie gemacht haben, war, uns
eine Technik zur Verfügung zu stellen, wie es andere auch gemacht haben. Das
war kein Exklusivrecht. Deshalb wurde es Plan B genannt. Und die Pläne A und C
haben weiter funktioniert. Deshalb ist es keine exklusive Operation, was sie
gemacht haben. Zweifellos hatte ihr gesamtes Team eine Beteiligung, die es
schließlich erlaubt hat, dass wir erfolgreich waren’, deutete Sougarret an.
Der Leiter der
Rettungsmannschaft, Geschäftsführer einer der fünf großen staatlichen
Kupfervorkommen, sagte, dass das Fachkraftteam, das sich aus Mitarbeitern der
staatlichen Gesellschaft Codelco und zwei großen privaten Bergwerk-Unternehmen
zusammensetzte, die Ausführung des Plan B gelöst hat, der am 13. Oktober
erfolgreich mit der Rettung mittels einer durch die Bohrung eingeführten Sonde geendet hat.”
Nach der Verherrlichung der
Großtat des kleinen Unternehmens Center Rock, unabhängig von den persönlichen
Verdiensten und der Fähigkeit, die der junge
Mensch Brandon Fisher haben kann, hat Obama, in seiner übermäßigen
Apologie, die ihn nicht einmal die
Anstrengung der chilenischen Rettungsleute erwähnen ließ, die wochenlang mühsam
gearbeitet haben, um die verschütteten Bergarbeiter zu retten, seine feurige
Tirade zu Ende geführt:
“Die Idee der Vereinigten
Staaten überdauert. Unser Schicksal ist weiterhin das, was wir entscheiden, das
es sei. Und in dieser Nacht, mehr als zwei Jahrhunderte später, ist es so, dass
unsere Zukunft Dank unserer Leute voller Hoffnung ist, unsere Reise weiter geht
und die Lage unserer Nation solide ist.
Danke! Gott segne Sie und Gott
segne die Vereinigten Staaten! (Beifall)”
Ich glaube kaum, dass Gott so
viele Lügen segnen kann.
Fidel Castro Ruz
27. Januar 2011
19:12 Uhr